Читать книгу Niki Lauda "Es ist nicht einfach, perfekt zu sein" - Maurice Hamilton - Страница 5

VORWORT VON NICO ROSBERG

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Ich erinnere mich noch, wie ich Niki zum ersten Mal begegnet bin. Ich muss etwa sechs Jahre alt gewesen sein. Nikis Familie und meine Eltern waren beide oft auf Ibiza und haben sich dort gelegentlich getroffen. Ich war noch sehr klein, aber ich erinnere mich an diesen Moment genau. Wie beeindruckt ich war, als ich dieser großen Rennfahrerlegende gegenüberstand. Ich war schon immer ein Riesenfan der Formel 1 und habe bereits als kleines Kind vor dem Fernseher gesessen, wenn ein Rennen lief, und mit Formelautos gespielt. Die Formel 1 war alles für mich. Nie hätte ich mir damals träumen lassen, dass ich eines Tages selbst in der Königsklasse des Motorsports fahren, eine Weltmeisterschaft gewinnen und dass es Niki Lauda sein würde, der mir anschließend zu meinem Sieg gratuliert. Dieser Moment, als ich aus dem Auto stieg und Niki seine rote Kappe vor mir zog, mir seinen Respekt erwies, das wird für immer ein herausragender Augenblick meiner Karriere sein.

Niki war immer ein großes Vorbild für mich. Er beendete seine Karriere im Jahr 1985, meinem Geburtsjahr. Ich habe ihn selbst nie live auf der Rennstrecke erlebt. Aber ich habe mir als junger Fahrer zahlreiche Videos von seinen Rennen angesehen und mir viel von ihm abgeschaut. Niki war immer sehr kalkuliert, er ging wenig Risiko ein und war unheimlich fleißig. Er ist mit dem Kopf gefahren und wollte stets alles genau analysieren und verstehen. Vorbereitung und Setup waren alles bei ihm. Er hat gezeigt, dass man als Fahrer bei weitem nicht immer gewinnen, nicht immer der Schnellste sein muss. Aber man muss konstant liefern, sollte Dummheiten vermeiden und sich nie auf seinen Erfolgen ausruhen. Diese Herangehensweise hat mich sehr beeinflusst. Später bin ich an meine eigene Karriere ähnlich herangegangen. Nikis unglaublicher Drive und sein Lebensweg hat viele beeindruckt, auch mich. Wenn es jemanden gab, der niemals aufgegeben hat, dann war das Niki. Was er für Rückschläge eingesteckt hat. Wie er sich da wieder herausgekämpft hat. Und schließlich, wie er wieder ganz oben stand. Das ist beeindruckend, das ist riesig. Für diese Inspiration können wir alle dankbar sein, denn wir alle haben etwas von Niki mit auf unseren Weg genommen und werden ihn auch dafür in Erinnerung behalten.

Niki war ein sehr leidenschaftlicher Mensch. Es gab in seinem Leben drei Dinge, die er mit Feuer und Flamme gelebt hat: die Formel 1, das Fliegen und seine Familie. In seinen Interessen war er immer sehr gradlinig, immer aufrichtig, manchmal brutal direkt, aber stets fair und ehrlich. Wenn man eine Antwort haben wollte, gab er sie einem. Auch wenn sie wehtat. In meiner Zeit bei Mercedes gab es viele schwierige Momente, vor allem zwischen Lewis und mir. Niki hat dabei oft als Mediator fungiert und sich mit uns beiden hingesetzt, um unsere Probleme zu besprechen. Da waren auch Momente dabei, in denen die Fetzen flogen. Aber auch in diesen Augenblicken war Niki derjenige, der versucht hat, alle Parteien zu verstehen. Er hat immer als Vermittler agiert, damit wir wieder zueinanderfinden. Das hat er für den Team-Erfolg gemacht. Niki konnte wütend werden, aber er hat auch immer dafür Sorge getragen, dass wir zusammenhalten und uns wieder annähern. Und er war überhaupt nicht nachtragend. Egal, was passiert ist, Niki und ich haben uns immer wieder gefunden. Niki hatte die Stärke, dass bei ihm immer die Tür offen stand und auch für ihn immer alle Türen offen standen. Er hat keine verbrannte Erde hinterlassen. „Man trifft sich immer zweimal im Leben“, das war ein großes Motto nicht nur von Niki, sondern auch von meinem Vater Keke. Dieses Motto habe ich tief verinnerlicht. Auch in dieser Hinsicht habe ich viel von Niki mit auf meinen Weg genommen.

Als ich mich entschieden habe, meine Karriere als Fahrer zu beenden, war Niki zuerst alles andere als begeistert. Für ihn und das Team war mein Rücktritt zunächst ein Rückschritt: Ich war gerade Weltmeister geworden, war ein starker Fahrer und wichtig für das Team. Ich hatte nicht unbedingt Verständnis für seine Reaktion auf meinen Abtritt, aber ich konnte sie zum Teil nachvollziehen. Niki hat einfach alles, was er getan hat, mit unglaublicher Leidenschaft getan. Deshalb hat er es auch abseits der Rennstrecke zu etwas gebracht. Er war einer der wenigen Fahrer, die es geschafft haben, ihren Erfolg aus der Formel 1 zu nutzen und in einem ganz anderen Bereich gewinnbringend einzusetzen. Das ist selten. Heute, wo ich selbst Unternehmer bin, denke ich daher umso häufiger an Niki, auch wenn wir zwei grundsätzlich verschiedene Ansätze verfolgen. Niki hat sich für das Fliegen begeistert und ein erfolgreiches Airline Business aufgebaut. Ich selbst möchte mit meinen Projekten positiven Wandel vorantreiben und Unternehmertum und Wohltätigkeit vereinen. Dabei bin ich oft mit Herausforderungen konfrontiert, bei denen ich Nikis Rat gebrauchen könnte. Sein ehrliches Feedback hat mir in meiner Formel-1-Karriere immer geholfen. Heute dient mir sein Lebensweg als Inspiration. Und manchmal stehe ich vor Entscheidungen und frage mich, was Niki wohl dazu sagen würde. Dann kann ich seine Stimme immer noch laut und deutlich hören, und sie ist noch genauso direkt und unverblümt wie eh und je.

Ich werde Niki für immer dankbar sein für alles, was er mir für mein Leben gegeben hat. Er hatte einen Riesenanteil an meinem sportlichen Erfolg und hat mein Leben für immer bereichert. Das ist riesig und ich bin sehr, sehr dankbar für seine Unterstützung.


Niki Lauda

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