Читать книгу IF TH€R€'$ MON€¥ - Max Adolph - Страница 3
Kapitel 2
ОглавлениеAls ich das Essen zurück brachte hatte Garry bereits einen Plan ausgearbeitet. Wie erwartet störte sich niemand an meiner Wahl. Orvik schaute zwar etwas irritiert, als er entdeckte, dass sein Essen frisches Gemüse enthielt, doch nach dem ersten Bissen überwand er auch diesen Schock.
„Ich bin die Sache mal durchgegangen“, setzte Garry an, als wir unser Mittagessen beendet hatten.
Er breitete eine kleine Karte der Heights auf dem Tisch aus und zog einen roten Fineliner aus der Brusttasche seines geschmacklos bunten Hemdes.
„Laut den Informationen bringen die Typen den Transporter in eine ehemalige Werkhalle in den Scavarn Heights. Es gibt zwei Routen über die sie kommen können. Die nördliche kommt direkt aus der Stadt.“
Er zeichnete mit dem Stift eine Linie auf die Karte, die aus dem Norden von Newport, durch Ridewood, zu einem kleinen Plateau in den Heights führte, auf dem er besagte Werkhalle einkreiste. Die Heights waren bis auf die Villen der Orphan Hills nur dünn besiedelt und so weitläufig, das Polizei nahezu kein Problem darstellte.
„Die östliche kommt von den Plains direkt durch das Gebirge.“
Damit meinte er die Hallard Plains, die im Osten an Mardigard anschlossen.
Orvik schien ihm kaum zuzuhören. Stattdessen rauchte er geistesabwesend seine Zigarette und wartete darauf, dass Garry konkrete Befehle herüberwachsen ließ.
„Du und Orvik“, sagte er und sah mich nun direkt an, „ihr begebt euch in die Werkhalle bevor der Transporter eintrifft. Ich beziehe hier Stellung.“
Sein Finger glitt zu einer Anhöhe, die sich etwa einen halben Kilometer nördlich der Halle befand.
„Hältst du das für nötig?“, raunte Orvik, der die Andeutung sofort verstand.
Garry hatte schon des Öfteren als Scharfschütze unseren Rücken gedeckt. Vielleicht war das ganze etwas übertrieben für den kleinen Überfall, aber auf Nummer sicher zu gehen hatte noch niemandem geschadet.
„Nichts für ungut“, sagte Garry lächelnd, „aber da das hier nicht wirklich mein Job ist, will ich bei der Sache besondere Vorsicht walten lassen.“
„Meinetwegen“, murmelte ich beiläufig und wartete auf weitere Anweisungen.
Tatsächlich machte mich die Tatsache, dass Garry nun das Steuer in die Hand nahm, sogar deutlich ruhiger.
„Ich schätze die werden den Transport von den Landstraßen klauen und dann von Osten kommen. Sollten sie jedoch aus Norden anrücken und es gibt auch nur das kleinste Anzeichen von Polizei, will ich, dass ihr die Sache abbrecht. Das Ganze ist mir so schon wackelig genug, auch ohne Gesetzeshüter an den Hacken.“
„Was meinst du mit wackelig?“, hakte ich verdutzt nach.
„Fangen wir mal damit an, dass du nicht einmal weißt, wieso Corry dir die Infos gegeben hat“, antwortete Garry.
Natürlich hatte er von selbst herausgefunden, von wem ich das alles hatte. Dass er mich nicht einfach gefragt hatte kränkte mich ein wenig. Wahrscheinlich wollte er mir so heimzahlen, dass ich Orvik zuerst von dem Coup erzählt hatte. Das mag kindisch klingen, aber manchen Dingen entwächst man eben nie ganz.
„Wie dem auch sei“, wechselte er wieder das Thema, „wenn die Typen eintreffen halten wir unsere Position und lassen sie arbeiten. Ich habe nämlich keine Ahnung, wie man so einen Laster aufbekommt. Wir schlagen zu, wenn der Transporter offen ist.“
„Was heißt das genau?“, beteiligte sich nun auch endlich Orvik am Gespräch.
„Wir legen die Typen um“, gab Garry klar zu verstehen.
Orviks Mund formte sich zu einem entspannten Grinsen, als hätte er die ganze Zeit auf genau diese Aussage gewartet. Ich nickte nur knapp, als Garry mit einem Blick mein Einverständnis prüfte.
Ich war nicht unbedingt scharf darauf Leute umzulegen, aber ein Job war ein Job und ich war mir im Klaren darüber, was zu meinem Aufgabenbereich gehörte. Es war ja auch bei weitem nicht mein erster Raubzug.
„Dann wäre es das fürs erste“, schloss Garry die Besprechung ab, „ich werde versuchen noch ein paar Details aufzutreiben und feile ein wenig am Ablauf, aber ihr wisst jetzt, was zu tun ist.“
Mit diesen Worten faltete Garry die Karte wieder zusammen und erhob sich vom Tisch.
„Und danke für den Döner“, fügte er noch hinzu, „war nett mal eine Abweichung von Orviks Essenplan zu haben.“
„Asiatisch is gesund“, gab Orvik zurück.
„Wenn es mehr als einen Fünfer kostet und nicht in einer Plastiktüte kommt...“, kommentierte Garry und verschwand dann aus dem Sichtfeld.
„Ich renn bestimmt nich jeden Tag durch die halbe Stadt...“, brummte Orvik und sah mich scharf an.
Ich erwiderte nichts, sondern freute mich nur innerlich, dass ich Orvik tatsächlich korrekt eingeschätzt hatte.
Während Garry noch weiter an der Planung arbeitete, begaben ich und Orvik uns ins Waffenlager, das wir im Keller eingerichtet hatten. Die Kammer war wahrscheinlich der sauberste Raum des ganzen Hauses. Während unsere Besteckschublade nicht einmal Sektionen für Messer und Gabeln hatte, fand sich hier ein Regal für jeden Waffentyp und seine zugehörige Munition. Natürlich war keine der Waffen registriert, aber wenn man erst einmal seinen ersten Menschen erschossen hatte, kam einem der Besitz illegaler Schusswaffen wie eine Lappalie vor.
Die einzige Waffe, die sich nicht hier unten befand war Garrys Scharfschützengewehr. Stattdessen bewahrte er seine Parraviz-7G oben in seinem Zimmer auf.
Die Waffe meiner Wahl war eine Orrasiv Crow-6T. Die handliche Pistole verschoss gewöhnliche 9mm-Kugeln, war zuverlässig, lag gut in der Hand und hatte das nötige Gewicht, das ich bei vielen anderen Faustfeuerwaffen vermisste.
Orvik hingegen setzte auf einen modifizierten Wart'n'Coll Revolver 91B, den er mit 12mm-Kugeln bestückte. Ich hielt es nach wie vor für dämlich, sich auf eine Magazingröße von acht Schuss zu verlassen, aber diese Diskussion hatten wir zu oft geführt, um sie noch für sinnvoll zu halten.
„Ne Weile her, dass der Auslauf hatte“, murmelte Orvik lächelnd, als er den Revolver aus seiner Halterung hob.
Tatsächlich war unser letzter Schusswechsel bereits zwei Monate her. Das hieß nicht, dass wir seitdem keine Waffen bei uns getragen hätten, doch die letzten paar Jobs hatten wir sie im Halfter lassen können. Auch wenn Orvik seinen Revolver noch so sehr mochte, war er klug genug keine unnötige Schießerei zu provozieren. Leichen machten einen Job immer unnötig kompliziert und auch sonst war es klug sein Glück nicht allzu oft herauszufordern, denn egal wie man es auch sah, um aus einer Schießerei heil herauszukommen brauchte man immer auch ein wenig Glück.
„Was denkst du?“, fragte Orvik, der mich beobachtete, während ich regungslos vor meiner Waffe stand.
„Nichts Wichtiges“, murmelte ich beiläufig und nahm die Waffe in die Hand.
Der mit Holz verkleidete griff schmiegte sich an meine Handfläche wie eine zweite Haut und meine linke Hand legte sich wie aus Reflex auf den Schlitten. Ich zog ihn nach hinten und schloss die Augen, während ich auf das vertraute Klicken des Hammers wartete. Als der erwartete Klang ertönte ließ ich den Schlitten zurück schnappen und öffnete die Augen wieder. Das Ganze entfaltete eine fast schon meditative Wirkung und Orvik konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, während er mir bei meinem Ritual zusah.
Auch er überprüfte seine Waffe indem er die Trommel ausklappte und sie rotieren ließ, während er auf das Klacken der Kammern achtete. Keiner von uns erwartete einen Fehler an seiner Waffe zu finden, denn wir hatten sie bereits überprüft, bevor wir sie das letzte Mal hier abgelegt hatten, doch es gab schlechtere Neurosen als die Ausrüstung zu prüfen, der man sein Leben anvertraute.
„Ich find Garrys Plan immer noch übertrieben“, sagte Orvik und begutachtete weiter die Trommel seiner Waffe.
„Weil er den Scharfschützen spielt?“
Orvik nickte matt.
„Ich hab nichts gegen schlagkräftige Rückendeckung“, erwiderte ich, während ich das leere Magazin der Waffe auswarf und es in meine linke Hand gleiten ließ.
„Faustwaffen sind das eine“, widersprach er mir, „aber sein Prachtstück macht mir n wenig zu viel Wind für so nen kleinen Job.“
„Er will einfach auf Nummer sicher gehen“, merkte ich an, „vielleicht hat er gar nich vor, nen Schuss abzugeben.“
„Das glaubst du doch selbst nich“, lachte Orvik, „selbst ich vermisse es ma wieder ne Kugel abzufeuern und ich nehm meine Waffe nich mit mir ins Bett.“
„Meinst du er macht das?“
Tatsächlich war es mir seit jeher suspekt, dass Garry derart erpicht darauf war seine Parraviz bei sich im Zimmer aufzubewahren.
„Würd‘s dich überraschen?“, raunte Orvik spöttisch.
„Ausreden wirst du‘s ihm nich können“, schmetterte ich das Thema kurzerhand ab und legte die Pistole wieder in ihre Halterung, um mich den Magazinen zu widmen.
„Hatte ich auch nie vor.“
„Also willst du einfach nur Kritik äußern, ohne wirklich was zu bewirken?“
Orvik nickte zustimmend, während er sich ein Paket mit Patronen aus dem Schrank fischte und damit anfing die Revolvertrommel zu beladen.
Den Rest des Tages verbrachte ich mit Sport. Ein wenig körperliche Ertüchtigung half mir meist dabei besser zu schlafen. Wie einfach der Job auch war, es würden höchstwahrscheinlich Kugeln fliegen und da konnte es nie schaden, ausgeschlafen zu sein. Orviks Schlafmittel der Wahl war hingegen die dunkelbraune Füllung einer Whiskeyflasche und ob und wann Garry ein Auge zu machte, konnte ich beim besten Willen nicht sagen.
„Donut?“, fragte Orvik lächelnd und hielt mir eine Pappschachtel vors Gesicht.
„Kannst du nich anklopfen?“, fragte ich desorientiert, da ich mich immer noch im Halbschlaf befand.
„Es is halb elf, da ging ich davon aus, dass du wach bist.“
„Halb elf?“, murmelte ich überrascht.
Abendlicher Sport schien tatsächlich ein extrem effektives Schlafmittel zu sein.
„Willst du jetz einen oder nich?“
Ohne zu antworten griff ich in die Box und holte einen Donut mit Schokoladenglasur hervor.
„Ha, die haben keine Füllung“, lachte Orvik und zog die Schachtel weg, damit ich meine Wahl nicht mehr ändern konnte.
„Wieso holst du welche ohne Füllung?“, fragte ich verständnislos und beäugte den Teigring in meiner Hand, der einen trockenen Start in den Tag abgeben würde.
„In der Box sind zwei von jeder Sorte. Denkst du ich schmeiß die einfach weg?“
„Nein, du jubelst sie lieber mir unter“, antwortete ich und biss in mein Frühstück.
Immerhin machte die Glasur das ganze einigermaßen erträglich. Orvik nickte grinsend und erhob sich von meiner Bettkante.
„Geh duschen und zieh dich an“, sagte er, während er die Schachtel mit den restlichen Donuts zuklappte, „Garry will noch was besprechen.“
„Ich habe noch ein paar Nachforschungen angestellt“, eröffnete Garry, als ich die Küche betrat, auf deren Tisch wieder die Karte der Scavarn Heights ausgebreitet war.
Er schien seine Scharfschützenstellung überdacht zu haben und hatte sie noch etwas weiter nach Norden verlegt.
„Erst einmal habe ich versucht herauszubekommen, was für einen Geldtransporter die Typen eigentlich knacken wollen, doch mein Netzwerk hat nichts ausgespuckt, was die Frage aufwirft wie diese Punks davon Wind bekommen haben“, sagte er und sah mich dabei fragend an.
„Das musst du schon Corry fragen“, gab ich schulterzuckend zurück, „alles was ich weiß, stand auf dem Zettel.“
„Apropos Zettel“, fuhr er fort, „du hattest eine Waffenladung erwähnt, die vor einiger Zeit abgefangen wurde. Ich weiß wer die hat und sie hat nichts mit der Sache hier zu tun. Wenn die Bande sich ihre Waffen nicht persönlich besorgt hat, muss irgendwer sie ausrüsten.“
Früher hätte ich gefragt, ob er uns nicht vielleicht sagen wollte, wer besagte Waffenlieferung eingesackt hatte, so aus reiner Neugier. Mittlerweile wusste ich jedoch, dass Garry uns keine Informationen gab, die für uns nicht relevant waren.
„Was soll das heißen?“, hakte Orvik nach.
Wir beide wussten, dass Garry damit auf etwas hinauswollte.
„Es soll heißen, dass wir es wahrscheinlich mit mehr als ein paar Kleinkriminellen zu tun haben“, erklärte er.
„Corry meinte das Team besteht fast nur aus Schlägern, die sich nen schnellen Dollar dazuverdienen wollen“, gab ich das wieder, was mir gesagt worden war.
„Kann sein“, stimmte Garry zu, „aber irgendwer hat diesen Hohlköpfen einen Strohhalm hingeschmissen, den sie selbst nie gefunden hätten.“
„Dann überfallen wir halt Marionetten“, sagte Orvik teilnahmslos, „was macht das für‘n Unterschied?“
„Vielleicht keinen“, pflichtete Garry ihm bei, „oder vielleicht einen verdammt großen.“
Orvik konnte seine Bedenken nicht verstehen und sah ihn ungläubig an.
„Ein paar Schläger machen heute Nacht den Coup ihres Lebens und alles was wir tun müssen, is diesen Kindern vorher ihren Lolli wegzunehmen. Es is vollkommen egal wer hinter ihnen steht, denn keiner wird je wissen, dass wir überhaupt da waren“, erklärte er ruhig.
„Das fehlende Geld und die toten Gangster werden ihnen sicher ins Auge stechen“, gab ich zu Bedenken.
Ich hielt den Job nach wie vor für eine gute Gelegenheit, aber wenn Garry Bedenken hatte, sollte man das im Allgemeinen ernst nehmen.
„Wir lassen einfach die Leichen zusammen mit dem Zaster verschwinden. Dann denken die, sie wären von ihren Söldnern beschissen worden und wir sind nach wie vor aus dem Schneider“, schlug Orvik vor.
„Du willst Leichen verschwinden lassen?“, fragte ich skeptisch, „nichts für ungut, ich bin sicher, dass du dich mit Leichen auskennst, aber keiner von uns versteht sonderlich viel davon Tote verschwinden zu lassen.“
„Tara hat Recht“, murmelte Garry, der sich fieberhaft über die kurz geschorenen Stoppeln seiner Glatze strich, „ich mag die Idee, aber ich weiß nicht, ob wir das drauf haben.“
„Wir können das Ding jederzeit abbrechen“, wandte Orvik ein, „das hast du selbst gemeint. Es spricht also nichts dagegen da aufzukreuzen und die Sache zu beobachten. Vielleicht haben diese Spinner einfach den Glücksgriff ihres Lebens gemacht und dann will ich verdammt sein, wenn ich ihnen den nich versaue. Wir reden hier von sechsstelligen Beträgen verdammt. Da kann ich auch damit leben, wenn hier und da n paar Variablen offenbleiben.“
Ich hatte Orvik selten so enthusiastisch für etwas argumentieren hören, doch er schien sich mit der Aussicht auf einen ordentlichen Gewinn wohl schon zu sehr angefreundet zu haben, um jetzt einfach so auszusteigen. Auch ich und Garry mussten ihm Recht geben. Vorsicht war eine schöne Sache und ein paar der Informationen passten tatsächlich nicht so ganz zusammen, doch wir trugen nun einmal keine Schusswaffe bei uns, weil wir auf sichere Geschäftsmodelle setzten.
Garry hob schließlich den Kopf und nickte zögerlich.
„Meinetwegen“, stöhnte er, „aber sobald ich das Signal zum Abbruch gebe will ich, dass ihr alles stehen und liegen lasst und euch aus dem Staub macht.“
Ich nickte zustimmend und schaute zu Orvik, der nur ein mattes „von mir aus“ von sich gab, was Garry jedoch zufrieden stellte. Zum Plan selbst hatte Garry nicht mehr viel zu sagen, da sich grundsätzlich nichts geändert hatte.
Wir nutzten den Rest der Zeit dazu unsere Ausrüstung vorzubereiten. Unsere Kevlar-Westen hatten alle schon die ein oder andere Kugel gesehen, doch man wollte mit ihnen ja auch keinen Schönheitswettbewerb gewinnen.
Beim Anblick der Druckstelle im Brustbereich meiner Weste erinnerte ich mich unweigerlich an die dazugehörige Kugel und den geprellten Brustkorb. Das war sicherlich besser als ein Loch im Körper, aber selbst eine abgefangene Kugel war weit von einer schönen Erinnerung entfernt.
Garry hatte sein Gewehr ebenfalls mit in den Keller gebracht und bestückte behutsam die Magazine mit Kugeln. Wahrscheinlich war es einfach vorausschauend sich ein paar Magazine vorzubereiten, doch ich hoffte stark, dass er nicht einmal das aufbrauchen würde, das er gerade klickend in der Waffe einrasten ließ.
Ich hatte ihn seine Parraviz-7G erst einmal benutzen sehen und selbst in den Scavarn Heights würde die Schüsse aus diesem Monster garantiert jemand hören.
Außer unserer Standartbewaffnung befand sich auch noch eine Menge anderes Zeug hier unten. Granaten, Minen, abgesägte Schrotflinten, ein breites Sortiment an Messern und allerhand Kram, der sich mehr zufällig angesammelt hatte, ließen wirklich kaum Wünsche offen. Wir hatten keine wirklichen Intentionen das meiste davon zu benutzen, aber es zu verkaufen oder verschwinden zu lassen würde uns nur unnötigen Stress bereiten, weshalb wir es einfach als stille Reserve behielten. Abgesehen davon würden wir bereits für den Besitz unserer normalen Bewaffnung lebenslänglich hinter Gitter wandern, weshalb es keinen Unterschied mehr machte wie viel illegale Ausrüstung wir sonst noch besaßen.
Während der Vorbereitungen wechselten wir kein Wort. Nicht nur, dass wir ohnehin alles geklärt hatten. Die Zeit vor einem Einsatz nutzen wir üblicherweise um alles andere auszublenden. Während ich die Patronen in das mittlerweile zehnte Magazin schob vergaß ich nach und nach alles um mich herum. Die Dusche von heute Morgen, der trockene Donut, die Anspannung, die mein erster selbst an Land gezogener Job mit sich gebracht hatte und jeder Gedanke an meinen Bruder und den Verlauf meiner Karriere verschwanden aus meinem Kopf und als ich das Magazin schließlich in den Lauf steckte, bis der Taster des Mechanismus klickend einrastete, dachte ich an nichts als den Geldtransporter und Garrys Plan.
Orvik war da weniger diszipliniert. Er zählte beim Bestücken seiner Revolvertrommel vermutlich bereits imaginäre Scheine. Garry hingegen besaß eigentlich gar keinen Modus außer Arbeit.
„Alles bereit?“, fragte Garry und zog den Hebel des Patronenauswurfs seines Gewehrs, der scheppernd wieder nach vorn schnellte.
Orvik nickte matt, brachte die Revolvertrommel ein letztes Mal zum rotieren und klappte sie dann mit einem Schwung seines Handgelenks ein. Meiner Meinung nach hatte der Mann zu viele Western gesehen, aber wenn es ihm dabei half sich vorzubereiten, konnte mir das egal sein.
„Bereit“, antwortet ich knapp und verstaute meine Crow-6T im Hüfthalfter, dessen Lederriemen über dem hellblauen Hemd verliefen, dass ich über dem Kevlar und unter meiner schwarzen Jacke trug.
Orvik hatte seine Schussweste über sein schwarzes Shirt gezogen und eigentlich war es tatsächlich sinnlos Kleidung über das Kevlar zu ziehen. Ich hatte es jedoch schon immer so gehandhabt und ein Loch im Hemd konnte mir im Vergleich zu einer Kugel im Körper gleichgültiger nicht sein.
Garry trug seine Weste ebenfalls über der Kleidung. Im Gegensatz zu mir, die Hemd und Jeans trug und Orvik, der sein Shirt in eine Cargohose gesteckt hatte, trug er eine alte Armeeuniform, die er nur für bewaffnete Einsätze anzog. Keiner von uns wusste so recht, woher er sie hatte und warum er sie anzog, aber anscheinend hatten wir einfach alle unsere Rituale.
„Dann los“, sagte er matt und steckte sich den Lautsprecher des Intercoms ins Ohr, über den wir während des Jobs in Kontakt bleiben würden.