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Kapitel 5

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Es dämmerte bereits, als wir das Quartier erreichten. Garry saß mit einem Fußbad im Wohnzimmer, da auch er diese Nacht mehr gelaufen war, als er vorgehabt hatte.

„Wir haben...“, setzte Orvik an, wurde jedoch sofort von Garry unterbrochen.

„Ich will bis heute Abend kein einziges Wort über heute Nacht hören, klar?“, sagte er emotionslos und legte den Kopf wieder zurück auf die Lehne des Sofas.

Ich wusste nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, aber ehrlich gesagt hatte ich gerade sowieso keine Lust über irgendetwas zu reden. Stattdessen schnappte ich mir ein kaltes Bier und nahm es mit unter eine heiße Dusche, bevor ich mich erschöpft in mein Bett schmiss.

„Keine Donuts?“, begrüßte ich Orvik, als ich nach ausgiebigem Schlaf am späten Nachmittag die Küche betrat.

Er schüttelte matt den Kopf und widmete sich wieder seiner Schüssel Cornflakes.

„Wusste gar nich, dass wir Milch haben“, merkte ich verwundert an.

„Haben wir nich“, erwiderte Orvik und präsentiert mir demonstrativ einen trockenen Löffel Frühstücksflocken.

Trotz dieser ernüchternden Aussicht öffnete ich den Kühlschrank, fand jedoch tatsächlich nichts, was man als wirkliche Nahrung bezeichnen konnte. Stattdessen schnappte ich mir die letzte Scheibe einer Packung Schnittkäse.

„Vielleicht sollten wir mal einkaufen gehen“, sagte ich, während ich die Scheibe zusammenrollte.

Orvik nickte teilnahmslos.

„Was macht Garry?“

„Vermutlich warten, dass es Abend wird“, lachte er, wobei ihm ein paar Cornflakes aus den Mundwinkeln glitten.

„Da ich nich vermute, dass du heut das Haus verlassen willst“, sprach ich weiter und gab Orvik kurz Gelegenheit mich zu unterbrechen, was er jedoch nicht tat, „werd ich dann mal kurz rüber gehen. Soll ich was Ausgefallenes mitbringen?“

„Gummitiere wären nich übel“, antwortete Orvik, „und Klopapier wird auch langsam knapp.“

Außer Brot, Milch und allerhand anderer Sachen, die man in einem Haushalt einfach haben sollte, hatte ich Orviks Gummibärchen und ein paar Flaschen Orangenlimo im Gepäck, als ich eine Stunde später wieder unser Quartier betrat.

Orvik saß immer noch in der Küche, war jedoch von trockenen Frühstücksflocken bereits zu Bier übergegangen, von dem wir komischer Weise immer genug vorrätig hatten.

Er freute sich sichtlich über die prallen Einkaufstüten, da es eine Weile her war, dass unsere Küche wirklich mal mit Essbarem gefüllt gewesen war. Meist besorgten wir nur kurzerhand das Nötigste und hofften, dass jemand anders sich für eine große Besorgung bereit erklärte.

Ich warf ihm eine Tüte Gummitiere auf den Tisch, die er sofort aufriss und sich genüsslich die Süßigkeiten in den Mund stopfte.

„Also warten wir jetz einfach ab, bis die Bombe platzt?“, fragte ich, da ich tatsächlich keine Ahnung hatte, was ich bis heute Abend machen sollte.

„Wer sagt denn, dass eine hochgeht?“, gab Orvik zurück.

Statt zu antworten sah ich ihn nur schief an und wartete darauf, dass er die Dummheit dieser Aussage selbst einsah.

„Wir haben das Geld doch, oder?“, fuhr er fort, als wäre er sich keiner Schuld bewusst.

„Dabei willst du also bleiben?“

Er zuckte nur mit den Schultern und widmete sich wieder den Gummitieren.

„Und noch haben wir das Geld genau genommen nich“, redete ich weiter.

Orvik schnaufte genervt, wollte sich jedoch auf keine weitere Diskussion einlassen.

„Falls du dir noch nen besseren Standpunkt überlegen willst“, sagte ich lächelnd und griff mir nun ebenfalls ein Gummitier aus der der Tüte, „noch hast du n paar Stunden Zeit.“

Garry hielt sich tatsächlich an seine Aussage und tauchte erst gegen einundzwanzig Uhr im Wohnzimmer auf, in dem ich und Orvik es uns mit je einem Bier bequem gemacht hatten.

„Also, wo fangen wir an?“, fragte er trocken und schaute zu Orvik.

„Du könntest uns für die saubere Arbeit loben“, erwiderte er.

„Ich könnte dir auch eine Kugel dafür in den Arsch jagen, dass du meine Befehle missachtet hast!“, schlug Garry vor.

„Die Gelegenheit hast du verstreichen lassen“, lachte Orvik spöttisch.

„Oh, die wird sich wieder ergeben...“

„Na dann genieß die Vorfreude“, sagte Orvik, für den das Thema damit gegessen war.

„Danke übrigens für die Rettung, Garry“, warf ich ein, um das Thema wenigstens ein wenig abzuändern.

Er nahm den Dank nickend entgegen und setzte sich dann ebenfalls auf eines der Sofas, bevor er endlich seine Augen von Orvik nahm. Es war nicht ungewöhnlich, dass die beiden sich nach einem Auftrag anfeindeten, doch der Groll hielt nie lange an.

„Ich habe mich ein wenig schlau gemacht“, sagte er ruhig, „bezüglich der Kassetten und der Typen, die auf uns geschossen haben.“

„Ne Ahnung wie wir an das Geld kommen?“, fragte Orvik.

Garry nickte.

„Ich kenne da ein... zwei Leute, aber das schieben wir besser auf. Ich will ungern Öl ins Feuer gießen während das Ganze noch brennt.“

Orvik gefiel die Antwort zwar nicht, doch er musste sich damit zufriedengeben.

„Viel interessanter fand ich jedoch, wer die Typen waren“, fuhr Garry fort.

Diesmal war ich diejenige, die interessiert aufhorchte.

„Ich habe die Nummernschilder überprüft. Sind auf eine Werkstadt in Crows Pit zugelassen, die Verbindungen zu ein paar Waffenschiebern und Drogendealern hat.“

„Wir haben uns also mit nem Kartell angelegt?“

„Wenn dem so wäre, hätten die für den Job keine Amateure angeheuert“, widersprach Garry, „vermutlich wollte sich da einfach jemand ein paar Scheine dazu verdienen und hat seine Verbindungen spielen lassen.“

„Moment mal“, warf ich ein, „Corry war selbst mal n Waffenschieber.“

Garry nickte lächelnd.

„Dann wissen wir auch woher er den Drahtzieher kannte.“

„Einer von den Typen, die wir erschossen haben?“, fragte Orvik.

„Der wird sich wohl kaum selbst die Hände schmutzig gemacht haben“, widersprach Garry.

„Dann hat Corry uns also benutzt, um nem Kartellmitglied ans Bein zu pissen“, fasste ich zusammen.

„Auf sehr lukrative Art und Weise, muss ich hinzufügen“, lachte Orvik.

Garry schien mit meiner Schlussfolgerung einverstanden.

„Und jetzt?“, fragte ich.

Garry hatte mir das alles sicher nicht erzählt, um mich auf dem Laufenden zu halten. Mehr zu wissen als andere war Garrys Job und das galt für Freunde und Feinde gleichermaßen. Ich machte mir nicht einmal die Illusion, dass er mir wirklich alles erzählt hatte, denn das ein oder andere Detail behielt er immer in der Hinterhand.

„Er ist dein Informant“, sagte Garry matt, „es ist deine Entscheidung.“

Ich nickte zögerlich.

„Wissen wir, wessen Geld wir da eigentlich haben?“, mischte sich Orvik ein, den diese Kassetten tatsächlich mehr zu interessieren schienen als alles andere.

„Nein“, antwortete Garry knapp, doch sein Blick verriet mir, dass genau das eines der Details war, die er sich einfach gern im Ärmel behielt.

„Also“, wandte er sich wieder mir zu, „bekommst du das hin?“

Ich nickte und starrte ziellos auf den Boden vor dem Sofa. Garry hatte Recht. Das hier war mein Job, also musste ich ihn auch zu Ende bringen.

Orvik hatte sich bereiterklärt mir zu helfen, als wir am nächsten Abend Corry einen Besuch abstatteten.

Er lebte im östlichen Teil von Peasbridge. Nah genug an Crows Pit im mit der illegalen Seite von Mardigard in Kontakt zu bleiben und weit genug davon weg, um einen friedlichen Alltag zu genießen. Peasbridge selbst bestand fast ausschließlich aus Wohnblöcken. Die Hauptstraße, die vom Stadtkern hierher führte, verlief weiter östlich über die namensgebende Brücke, die die kleine Talsenke überspannte, in der Crows Pit lag, direkt nach Sellbourne und raus in die Hallard Plains. Eigentlich existierte der ganze Bezirk nur um Crows Pit von den Stadtteilen abzugrenzen, die tatsächlich bewohnbar waren. Dafür waren die Mieten annehmbar und die Verkehrsanbindung exzellent. Die Einbruch- und Diebstahlrate war ein wenig höher als im Rest der Stadt, aber die Polizei arbeitete tatsächlich hart daran die demografische Grenze zwischen Crows Pit und Peasbridge zu gewährleisten. Ein Unterfangen, dass ihnen bereits in Newport aus den Händen zu gleiten schien, aber über Lokalpolitik zu reden zählt nicht wirklich zu meinen Hobbys.

Alles in allem hatte sich Corry einen der netteren Plätze im illegalen Netz Mardigards herausgesucht, aber ein paar nett bepflanzte Hinterhöfe und saubere Parks hielten Leute wie uns eben noch lange nicht davon ab den Ärger direkt zu ihm zu bringen.

„Hey Corry“, begrüßte ich meinen Informanten, während er gerade einen Müllbeutel in die Sammeltonne seines Blocks schmiss, „lange nich gesehen.“

„Hey, Tara“, rief er hastig und machte einen Satz vom Müllcontainer weg, „nett dich zu sehen... aber ich muss wieder hoch... hab ne Suppe auf dem Herd.“

Er drehte sich um und rannte ungebremste gegen Orvik, der unbeeindruckt stehen blieb und Corry auf den Boden der gepflasterten Straße schickte.

„Die wird dann wohl dicker als erwartet“, knurrte er und gab ihm mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass er wieder zu mir zu schauen hatte.

„Du weißt also, wieso ich hier bin“, sagte ich ruhig und knöpfte meine Ärmel auf um das Hemd hoch krempeln zu können.

„Ich hab von der Schießerei gehört...“, stammelte er.

Die Nachrichten hatten kurz angerissen, dass es einen Schusswechsel in den Heights gegeben hatte, doch die Polizei war wie immer darum bemüht einen Bogen um gefährliche Konflikte zu machen.

„Gut, das spart Zeit“, lachte ich und ging weiter auf ihn zu.

Er machte keine Anstalten sich vom Boden der gepflasterten Gasse zu erheben, sondern sah mich nur ängstlich an.

„Was denkst du passiert jetzt?“, fragte ich lächelnd und blieb gute fünf Meter von ihm entfernt stehen, „Denkst du ich stech dich hier einfach ab?“

Corry riss geschockt die Augen auf.

„Das wär nich fair oder?“, murmelte ich amüsiert, „immerhin hast du uns ja auch nich töten wollen. Du hast uns lediglich für unseren Lohn kämpfen lassen.“

Corry verstand nicht worauf ich hinaus wollte.

„Also will ich dir dieselbe Chance lassen“, fuhr ich fort.

„Was?“, fragte er verwirrt und schaute zu Orvik, der keine Miene verzog.

„Drei Minuten Corry. Du musst einfach nur durchhalten.“

Ich schüttelte meine Arme aus und ging ein wenig in die Knie um meine Gelenke vorzubereiten. Das Ganze war weit von einer Erwärmung entfernt, aber die hatte ich hierfür nicht nötig.

„Das meinst du nich ernst, Tara“, sagte Corry entrüstet und erhob sich langsam vom Boden.

„Falls du rennen willst“, erklärte ich ruhig und ballte meine Hände zu Fäusten, „davon würd ich abraten. Denn Orvik hier wartet nur auf ne Gelegenheit mit einzusteigen und ich weiß nich, ob er die Sache mit den drei Minuten so genau nimmt.“

„Das is doch lächerlich“, gab Corry zurück.

„Leg mich einfach nochmal aufs Kreuz“, raunte ich, „dann wird das ganze sicher weniger lachhaft.“

Mein erster Schlag traf seinen rechten Unterarm, den Corry aus Reflex vor sein Gesicht gehoben hatte. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerzen und er schüttelte sich fluchend den Arm aus.

„Bitte Corry, das war doch noch gar nichts“, raunte ich und schnellte auf ihn zu.

Diesmal hob der den linken Arm, den ich mir kurzerhand mit der Rechten griff und ihm dann meine Linke in den Bauch trieb. Seine Beine wurden weich, während er rückwärts stolperte und auf den gepflasterten Boden spie.

„Ihr habt doch das Geld“, hustete er verzweifelt und machte einen Satz nach hinten, als ich einen weiteren Angriff antäuschte.

„Das ist auch der einzige Grund, wieso du deine Zähne nicht längst vom Boden aufsammelst“, stellte ich klar und setzte meinen abgebrochenen Angriff nun doch in die Tat um.

Auf seine lasche Deckung musste ich gar nicht mehr achten. Stattdessen trat ich ihm seitlich gegen das rechte Knie und zwang ihn zu Boden, bevor ich eine Gerade auf seine Nase landete.

„Ich hab keine Verwendung für nen Informanten, dem ich nicht trauen kann“, redete ich weiter, während ich mich zu ihm herunter beugte und mir seinen Kragen packte.

„Kommt nich wieder vor Tara, ich versprech's!“, stammelte er, während ich ihn wieder auf die wackeligen Beine zog.

„Ich nehm dich beim Wort“, erwiderte ich zufrieden und ließ ihn los.

Corry atmete erleichtert durch und lehnt sich an die Häuserwand hinter seinem Rücken, da seine Beine kurz davor waren vor Angst und Schmerz den Geist aufzugeben.

„Aber apropos Ehrlichkeit“, fügte ich lächelnd hinzu, „ich hatte dir ja drei Minuten versprochen.“

Meine Faust landete in seinem Gesicht, noch bevor er den Sinn meiner Aussage ganz begriffen hatte und er sackte bewusstlos an der Häuserwand zu Boden.

„Is noch ne Minute übrig“, merkte Orvik an, als ich zurücktrat und die Ärmel meines Hemdes wieder zuknöpfte.

„Ich glaube nicht, dass er das mitkriegen wird“, antwortete ich, „und ich denke er hat die Nachricht auch so verstanden.“

Ich wollte ihm nichts antun, was nicht in ein paar Tagen verheilen würde. Ein Informant, der Angst vor einem hatte, war eine gute Sache. Ein Informant, der sich an einem rächen wollte, war hingegen ein Problem.

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