Читать книгу IF TH€R€'$ MON€¥ - Max Adolph - Страница 9
Kapitel 2
ОглавлениеIm Vergleich zu unserem letzten Job klang unser jetziger Auftrag wirklich nicht sehr spannend. Elenor Aldridge, Abteilungsleiterin von Zuru-Industries, würde in den nächsten Tagen nach Mardigard kommen um ein paar Kontakte zu pflegen und brauchte daher Bodyguards.
Natürlich hatten wir Garry sofort gefragt, wieso sie sich denn nicht einfach ein paar normale Bodyguards suchte, doch Garry schien Ms. Aldridge persönlich zu kennen und sie hielt laut ihm nicht allzu viel von den üblichen Personenschützern.
Zugegeben, auch ich hatte keine hohe Meinung von derartigen Leuten. Dabei musste man jedoch eine klare Grenze ziehen. Voll ausgebildete Bodyguards waren quasi ihre eigene Art Spezialeinheit und nicht selten Ex-Soldaten, die ein enormes Wissen über urbanen Kampf hatten. Die breite Masse bestand jedoch aus Leuten, die zu undiszipliniert für das Militär waren und trotzdem einen auf hart machen wollten. Derartige Menschen wurden entweder Türsteher, Söldner, falls es ihnen nicht reichte minderjährige einzuschüchtern die nicht dem Dresscode folgten, oder Bodyguards, falls sie gern Waffen mit sich herumtrugen, aber eigentlich Angst vor Schießereien hatten.
„Sorry, aber es is nich so mein Ding mich für andere Leute in Kugeln zu werfen“, erklärte Orvik, dem eine Stelle als bewaffneter Babysitter nicht zusagte.
„Das wirst du auch nicht müssen“, beschwichtigte ihn Garry, „Elenor hat nicht vor auf sich schießen zu lassen. Sie will einfach nur zwei Leute, die ihr ein Gefühl der Sicherheit vermitteln.“
Auch das war nicht wirklich Orviks Spezialität, aber versöhnlicher hätte es Garry wohl wirklich nicht ausdrücken wollen.
„Wenn alles so friedlich wird, wieso braucht sie uns dann überhaupt?“, wandte ich ein.
„Sie ist ein ziemlich hohes Tier bei Zuru-Industries. Da gehört es allein schon zum guten Ruf sich nicht allein auf einen Ausflug zu begeben“, gab Garry zurück.
„Apropos guter Ruf“, lachte Orvik, „wieso kennt sie dich eigentlich?“
„Das ist unwichtig“, antwortete er knapp.
Ich hatte diese Antwort erwartet. Zufrieden stellte sie mich trotzdem nicht.
„Was sagen denn die Zahlen?“, fragte ich und musste lächeln, als Orviks Interesse schlagartig ansprang und er sich ein wenig gerader hinsetzte.
„Sie hat sich für den Besuch einen Wagen bereitstellen lassen, den wir behalten dürfen, wenn die Sache vorbei ist.“
„Was fürn Wagen?“, hakte Orvik nach.
„Ein silberner Harthrow Tarrin“, antwortete Garry und fügte ein, „was hast du denn erwartet?“, hinzu, als Orvik enttäuscht den Kopf hängen ließ.
Ein Tarrin war eine geläufige Familienkutsche. Mir persönlich machte das nichts aus. Die Höchstgeschwindigkeit eines Autos war selten wirklich von Belangen und ein Tarrin war immerhin ein zuverlässiger, geräumiger Wagen, der in den meisten Situationen sogar deutlich praktischer war als ein Sportwagen, von dem Orvik vermutlich geträumt hatte.
„Das sind locker fünfundzwanzig Riesen“, merkte ich an, „klingt nach n wenig viel für nen wenig Personenschutz.“
Garry nickte zögerlich.
„Arbeit mit Elenor ist immer ein wenig verschachtelt“, gab er zu, „es wird einen guten Grund für die Bezahlung geben, aber sie wollte ihn nicht nennen.“
„So wie ich das sehe haben wir gerade nen Auftrag hinter uns, der uns wegen zu wenig Informationen fast den Kopf gekostet hätte“, sprach ich weiter und machte mir dabei keinerlei Mühe, meinen Missmut zu verstecken.
„Sie heuert ne Gruppe von Kriminellen für ihren Personenschutz an. Will nicht sagen, wozu sie uns eigentlich braucht und bietet uns eine Bezahlung an, die deutlich zu hoch ausfällt...“, zählte ich die Punkte auf, die einfach nicht ins Bild passten.
„Ich kenne Elenor schon eine Weile“, warf Garry ein, „und so undurchsichtig die Sache auch sein mag, ist alles unter Kontrolle.“
„Fragt sich nur wessen Kontrolle...“
Garry mochte meine Formulierung nicht, konnte jedoch auch kaum etwas erwidern.
„Also ich steh auf der Seite des Geldes“, mischte sich Orvik wieder ein.
Mich überraschte seine Haltung nicht, doch sie hieß auch, dass ich auf verlorenem Posten stand. Garry wusste das ebenfalls, aber aus irgendeinem Grund wollte er mich davon überzeugen der Sache zu trauen, statt mich einfach zu überstimmen.
„Meinetwegen“, gab ich mich geschlagen.
Wir konnten einen kostenlosen Wagen wirklich gut gebrauchen, da unser letztes Auto mittlerweile vermutlich durch die Schrottpresse geschickt worden war, obwohl es da tatsächlich kaum noch etwas zu komprimieren gegeben hatte.
Ich und Orvik fuhren mit dem Bus zum Hearthrow-Autohaus, dass sich ein paar Blocks vom Stadtzentrum entfernt befand. Das Zentrum von Mardigard war auch als Broker Springs bekannt und beherbergte einen Kern von sündhaft teuren Geschäften, Hotels und Wohnungen, umringt von einem Wall aus Wolkenkratzern, die jede Art von Firma abdeckte, mit der sich Geld verdienen ließ.
Wir hatten beide unsere besten Anzüge angezogen. Ich hatte sogar darüber nachgedacht eine Sonnenbrille aufzusetzen, aber einerseits vermutete ich, dass das tatsächlich nur ein lächerliches Klischee war und zweitens besaß ich lediglich eine Piloten-Sonnenbrille, die wohl noch weniger zu meinem schwarzen Anzug gepasst hätte, als meine grau-blaue Krawatte, die jedoch meine einzige Option gewesen war, das nicht ganz weiße Unterhemd wenigstens ein Stück weit zu verdeckten.
Orvik hatte mit seiner Kleidung ähnliche Probleme. Größtenteils, weil er seit der Anschaffung seines Anzuges ein wenig an Muskelmasse zugelegt hatte. Irgendwann vor seiner jetzigen Karriere hatte er mal in einem stinknormalen Bürojob gearbeitet und besaß daher noch einen schnöden, dunkelblauen Anzug.
Obwohl wir in dieser Aufmachung schon ein gutes Stück vorzeigbarer aussahen als an üblichen Tagen, fühlten wir uns komisch, als wir das Autohaus betraten. Bereits der erste Verkäufer, der nur kurz zu uns herüber schaute als die automatischen Türen auf glitten, um sich dann wieder dem Ehepaar vor ihm zu widmen, sah im Vergleich zu uns aus wie der Ehrengast einer Spendengala.
Elenor hatte uns angewiesen den Neuwagen für sie in Empfang zu nehmen und sie dann an ihrem Hotel abzuholen und ich beschloss mich ganz einfach an der Rezeption zu melden.
Orviks Blick wanderte sofort zu einem Hearthrow-Elliqu. Einem schnittigen Roadster, der mitten in der großen Eingangshalle ausgestellt war.
„Das is doch n Wagen“, zischte er mit einem Anflug kindlicher Bewunderung.
Ich nickte, da der Wagen tatsächlich nicht schlecht aussah.
„Kannst ihn dir ja zulegen, sobald wir diese Kassetten geknackt haben“, gab ich zurück.
„Wenn die offen sind“, sagte er grinsend, „geh ich bestimmt nich zu Hearthrow.“
Ich war mir extrem sicher, dass Orvik bereits eine Shoppingliste mit Autos und Schusswaffen im Kopf hatte, die er dringend abarbeiten wollte.
„Sie wünschen?“, begrüßte uns der Mann an der Rezeption, dessen schlecht gebundene Krawatte mich irgendwie beruhigte.
„Wir sind hier um Ms. Aldridges Wagen abzuholen“, antwortete ich.
„Sie sind Joule und Ace?“, hakte der Mann mit gedämpfter Stimme nach.
Orvik und ich nickten und der Mann überlegte, ob und wie er dafür eine sicherere Bestätigung bekommen konnte. Garry hatte Elenor strikt verboten unsere Namen zu verwenden. Normalerweise brauchte man für so einen Deal Nachnamen und Dokumente, doch jemandem wie Ms. Aldridge schlägt man keine noch so unorthodoxen Befehle aus.
„Kriegen wir jetz den Wagen, oder was?“, fragte Orvik nach ein paar Sekunden Stille.
„Mir wäre wohler, wenn sie sich ausweisen...“, murmelte der Mann.
„Sie denken auf unseren Ausweisen steht Joule und Ace?“, fragte ich und verkniff mit ein spöttisches Lächeln.
„Richtig...“, stimmte der Verkäufer zu.
„Wenn Elenor sich hätte absichern wollen, hätte sie ihnen vermutlich mehr als unsere Spitznamen genannt. Falls wir sie also gerade aufs Kreuz legen is das n Risiko, dass Ms. Aldridge wohl willentlich in kauf genommen hat“, erklärte Orvik ruhig.
Nach einer weiteren kurzen Stille nickte der Verkäufer und umrundete die Rezeption, bevor er uns anwies ihm zu folgen.
„Nich übel“, lobte ich Orvik leise, während wir dem Mann mit etwas Abstand nachgingen.
„Die übliche Lösung für sowas zieht in nem öffentlichen Gebäude am helligsten Tag halt nich...“, gab er zurück.
Der Wagen selbst hielt wenig Überraschungen parat. Sowohl Orvik als auch ich hatten schon öfter in einem Tarrin gesessen.
„Dann gute Fahrt“, sagte der Verkäufer und ließ den Schlüssel in meine Hand gleiten.
Garry hatte mich zum Fahrer erkoren. Entweder, weil ich ohnehin einen etwas ruhigeren Fahrstil hatte, oder weil er Orvik immer noch für den letzten Job eins auswischen wollte. Orvik hatte protestiert und eingeworfen, dass der kaputte Wagen genau genommen meine Schuld gewesen war, doch es war dabei geblieben.
Ich schloss lächelnd die Hand, bevor ich mich in das weiche Polster des Fahrersitzes schwang. So gewöhnlich das Auto auch war, war es dennoch eine Weile her, dass ich in einem Neuwagen Platz genommen hatte.
„Sitz ich hinten oder auf dem Beifahrersitz?“, fragte Orvik irritiert.
Ich konnte nur matt mit den Schultern zucken. Tatsächlich hatte ich keine Ahnung, wo man einen Schützling einsteigen ließ.
„Pflanz dich einfach hinten hin“, schlug ich vor, „dann kann sie sich aussuchen, ob sie hinten oder vorn sitzen will.“
Orvik fügte dem nichts mehr hinzu und nahm hinten rechts Platz. Ich nickte dem immer noch etwas verunsicherten Verkäufer zum Abschied zu und startete dann den Motor. Die Ausfahrt der Garage mündete direkt in die Hauptstraße und ich ordnete mich in den Verkehr ein, wobei ich unterbewusst vorsichtiger vorging als üblich.
Elenor wartete nur zwei Blocks entfernt in einem kleinen Bistro auf uns. Sie hatte sich einen Fensterplatz gesucht und erblickte uns, als wir auf den Parkplatz einbogen. Wir hatten den Wagen kaum geparkt, als sich auch schon die Tür des Lokals öffnete und eine adrett angezogene Frau auf uns zu kam. Sie trug ein dunkelrotes Kleid, dass direkt in einen Rock überging, sie jedoch beim gehen bei weitem nicht so einschränkte, wie man es erwarten würde. Ihre Schuhe hatten nur einen leichten und recht breiten Absatz und ihre Haare hatte sie zu einem legeren Pferdeschwanz gebunden, dessen Ansatz von zwei langen, schwarzen Stäben durchstochen wurde, die das dunkelbraune Haar in Position hielten. Ich für meinen Teil hatte keine Ahnung wie man einen Zopf ohne einen Haargummi hinbekam und war von ihrem Auftreten durchaus beeindruckt.
Sie musste grinsen, als Orvik etwas unbeholfen das Auto verließ und sich zwischen ihr und dem Fahrzeug aufbaute.
Sie reichte ihm wortlos das Klemmbrett aus ihrer rechten Hand, in das eine dünne Akte eingespannt war.
„Ich sitz vorn“, sagte sie, als Orvik sie verwirrt anschaute.
„Wie sie wünschen... Ma'am.“
Schon dieser kurze Satz reichte aus um festzustellen, dass Orviks letztes förmliches Gespräch eine Weile zurück lag.
Elenor nickte lächelnd, ließ Orvik ganz einfach stehen und öffnete sich die Beifahrertür.
„Hallo, Ms. Aldridge“, begrüßte ich sie kaum weniger unsicher und ohrfeigte mich gedanklich, da ich ihr vermutlich die Tür hätte öffnen sollen.
„Bitte, nenn mich Elenor“, sagte sie lächelnd und setzte sich auf den Beifahrersitz.
Erst jetzt konnte ich ihr Gesicht wirklich sehen und stellte fest, dass die Frau wohl kaum älter als dreißig sein konnte.
Orvik hatte sich unterdessen wieder gefangen, das Klemmbrett auf die Rückbank geworfen und sich zurück auf seinen Platz geschwungen.
„Tara“, stellte ich mich kurz vor und reichte ihr die Hand.
Auch das schien für Bodyguards nicht üblich zu sein und Elenor verkniff sich ein weiteres mal ein Grinsen.
„Elenor Aldridge“, erwiderte sie und ergriff dann meine Hand.
„Orvik“, stellte mein Partner sich nun vor und reichte seine Hand durch die Sitze hindurch nach vorn.
„Ist Garry nicht dabei?“, fragte Elenor, während sie Orviks Hand schüttelte.
„Der spielt wie üblich Schaltzentrale“, antwortete Orvik.
Sie schien die Antwort erwartet zu haben.
„Also, wo geht’s hin, Elenor?“, fragte ich und war froh, dass unser Klient nicht allzu viel auf die üblichen Etikette gab.
Möglicherweise war das auch der Grund, dass wir diesen Job überhaupt bekommen hatten.
„Das Prawn Palace“, antwortete sie.
Das Prawn Palace war eines der Lokale, die, wie eigentlich alles in Broker Springs, ein gutes Stück außerhalb unserer Gehaltsklasse lagen. Mir störte das jedoch kaum, da ohnehin keiner von uns etwas mit überteuerten Delikatessen anfangen konnte.
Ich warf erneut einen flüchtigen Blick an mir herunter und fragte mich wie ich einen Abend im Prawn Palace überstehen sollte, wenn ich mich bereits in einem Autohaus schlecht angezogen gefühlt hatte.