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Arbeiter und NSDAP in Burghausen

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Insgesamt betrachtet konnte der Nationalsozialismus vor 1933 bei den Arbeitern bis auf bestimmte Ausnahmen nicht Fuß fassen. Zwar gab es Überläufer wie das ehemalige SPD-Mitglied Ludwig Malcomeß, welcher am 1.1.1931 von der SPD zur NSDAP übertrat und der erste Kreisleiter der Nazis im Landkreis Altötting wurde, aber dies war eine Ausnahme. Malcomeß wurde von den Arbeitern verachtet und „Lumpenproletarier“ genannt. Es fällt auf, dass fast alle leitenden Kader von SPD und KPD einfache oder gelernte Arbeiter waren. Das Bürgertum in Burghausen blieb bis in den März 1933 hinein mehrheitlich der „Bayerischen Volkspartei“ (BVP) verbunden.

Es gab mit der Entwicklung der Wacker-Chemie sozusagen eine zweigeteilte Stadt Burghausen. Das neue Proletariat in Burghausen-Neustadt – oft in Augsburg und Nürnberg angeworben – Neustadt war politisch rot und wurde von der Bürgerschaft argwöhnisch beäugt. Die Nazis gewannen eine gewisse Stärke von den gegen Ende der Weimarer Republik zerfallenen anderen bürgerlichen Parteien wie DVP, DDP, und der „Deutschnationalen Volkspartei“ (DNVP). Die erste Ortsgruppe der Nazipartei entstand 1921 mit 9 Gründungsmitgliedern. Ihr Ideologe war der aus Tittmoning stammende Buchschreiber Albrecht Wirth. Dieser nazistische Ideologe mit Zweitwohnsitzen in Burghausen und München schrieb nicht nur Bücher, sondern auch Artikel für die von Dietrich Eckhart herausgegebene antisemitische Wochenschrift „Auf gut deutsch“.

Die Burghauser Bürgerschaft blieb jedoch lange Zeit hindurch konservativ oder deutschnational. Die Nazibewegung rekrutierte sich zuerst aus einigen Lehrern des örtlichen Gymnasiums. Ihr erster Vorsitzender war der Lohnbuchhalter der Wacker-Chemie, Hubert Maier.

Einige örtliche Honoratioren aus der gerade entstandenen Nazibewegung hielten sich im Hintergrund. Dazu kamen junge Gymnasiasten, speziell der Gymnasiast Hans Bayerlein. Letzterer trat 1930 aus der Nazibewegung aus und versuchte eine Otto-Strasser-Gruppe 1930 in Burghausen zu gründen. Dieser Versuch blieb erfolglos. 1931 zog der talentierte Redner Hans Bayerlein von Burghausen (er studierte in München) ins Rheinland. Dort war er im Umfeld der KPD tätig.

Im April 1926 kam der Teilnehmer am Hitlerputsch Dr. Georg Basel nach Burghausen. Der Chemiker arbeitete in der Abteilung O der Wacker-Chemie. Die Abteilung 3 des Labors wurde zur starken Keimzelle der Nazibewegung in Burghausen. Dr. Basel konnte allerdings keine normalen Arbeiter ansprechen.

Innerhalb der Arbeiterklasse blieben die „Laboranten“ isoliert. Nur in Ansätzen gelang es dem Nazi Malcomeß, ab 1931 Jugendliche und einige wenige verblödete Arbeiter zu gewinnen. Die Wacker-Chemie setzte auf ihren Chemiker, den SS Mann Dr. Zabel. Dieser Dr. Zabel wurde von der Wacker-Direktion in diversen Auseinandersetzungen innerhalb der Nazibewegung mit dem herumsaufenden „Proleten“ Ludwig Malcomeß unterstützt.

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