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Den Stau im Gehirn auflösen – mit Fett

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Egal, ob wir gerade eine Präsentation durchgehen, die Steuern machen oder entscheiden, was wir uns auf Netflix anschauen wollen – unsere Gedanken sind das Endergebnis einer Reihe zahlloser chemischer (und elektrischer) Reaktionen, die verteilt über die Billiarden Neuronenverbindungen in unserem Gehirn stattfinden. Und der Erfolg dieser Prozesse hängt letztendlich von einem wesentlichen, verkannten Helden unserer kognitiven Funktion ab: der Zellmembran.

Abgesehen davon, dass sie schützende Barrieren bilden, umfassen sie die Rezeptoren verschiedener Neurotransmitter. Neurotransmitter sind chemische Boten und es befinden sich Dutzende davon im Gehirn (vielleicht haben Sie bereits von Serotonin und Dopamin gehört, Neurotransmittern, die mit guter Stimmung und Belohnung in Verbindung gebracht werden). Die meiste Zeit sitzen die Rezeptoren für diese Botenstoffe unter der Membranoberfläche und warten auf das richtige Signal, um an der Oberfläche aufzutauchen, wie eine Boje im Wasser.

Ein richtig funktionierendes Neuron muss die Fähigkeit haben, seine Empfänglichkeit gegenüber Signalen von außen zu verstärken oder zurückzunehmen, und das tut es, indem es die Anzahl von Bojen, die es an die Oberfläche lässt, vermehrt oder zurücknimmt. Um das zu ermöglichen, muss die Zellmembran über Fließfähigkeit verfügen. Das gilt für die meisten Zellen in unserem Körper, ist für Neuronen aber von besonderer Bedeutung. Ist die Membran der Nervenzellen zu steif, ist die Verfügbarkeit von Rezeptoren gestört, was wiederum die Signalwirkung stören kann und damit unsere Laune, unser Verhalten und unser Gedächtnis beeinflusst.

Die gute Nachricht ist, dass unsere Ernährung im Fall von Entzündungen die Fließfähigkeit unserer neuralen Membranen direkt beeinflusst. Membranen bestehen hauptsächlich aus Phospholipiden, chemischen Strukturen, die dafür sorgen, dass wichtige Bausteine wie DHA in der Zellmembran an der richtigen Stelle verbleiben. Wenn diese Strukturen ausreichend DHA enthalten (z. B. aus fettigem Fisch), ist die Fließfähigkeit der Membranen höher, sodass verschiedene Rezeptoren an die Oberfläche der Zellmembran steigen können, um die Nachrichten der verschiedenen Neurotransmitter zu empfangen. Leider sind Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren große Konkurrenten im Kampf um die gleiche Trophäe – in diesem Fall den begrenzten Grundbesitz an Zellmembranen. Bei einer Ernährung, in der Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren in vergleichbaren Mengen konsumiert werden, wird die ideale strukturelle Balance des Gehirns bedient. Doch heutzutage konsumieren die meisten von uns viel zu viel Omega-6-Fettsäuren. Wir stoßen Omega-3-Fettsäuren quasi aus dem Weg und reichern die phospholipiden Strukturen stattdessen mit Omega-6-Fettsäuren an. Das führt zu einer steiferen Membran, was es den wichtigen Signalrezeptoren schwerer macht, an die Oberfläche zu steigen.15 Wenn das geschieht, leidet unsere mentale Gesundheit – und unsere Intelligenz.

BDNF: DER ULTIMATIVE WACHSTUMSFAKTOR

Omega-3-Fettsäuren und vor allem DHA unterstützen das Gehirn direkt, indem sie dessen Versorgung mit einem Protein vergrößern, das Wachstumsfaktor BDNF (von engl. brain-derived neurotrophic factor, deutsch etwa Vom Gehirn stammender neurotropher Faktor) genannt wird. BDNF wird manchmal als „Dünger für das Gehirn“ bezeichnet und ist bekannt dafür, nicht nur die Bildung neuer Neuronen im Gedächtniszentrum des Gehirns zu fördern, sondern auch als Leibwächter der existierenden Gehirnzellen zu fungieren und so deren Überleben zu sichern. Die erstaunliche Leistungsfähigkeit von BDNF wird deutlich, wenn das Protein in einer Petrischale auf Neuronen gestreut wird: Es bewirkt, dass die Neuronen die strukturellen Verästelungen entstehen lassen, die für das Lernen notwendig sind – wie Kresse auf einem Terrakotta-Igel. Das könnte erklären, warum der Verzehr von Fisch, der zu höheren Blutwerten von Omega-3-Fettsäuren (inkl. DHA) führt, mit einem größeren Gehirnvolumen insgesamt in Zusammenhang gebracht wird.16

Höhere Werte von BDNF fördern kurzfristig das Gedächtnis, die Laune und die exekutiven Funktionen und sind langfristig ein wirkungsvoller Förderer der neuronalen Plastizität.17 Plastizität ist hier der Begriff, den Neurowissenschaftler verwenden, um die Fähigkeit des Gehirns zu beschreiben, sich zu verändern. Unter Bedingungen, in denen diese Fähigkeit nachlässt, z. B. Alzheimer und Parkinson, ist auch der Wachstumsfaktor BDNF geringer. Ein Alzheimer-Gehirn könnte verglichen mit einem gesunden Gehirn nur über den halben BDNF-Wert verfügen, d.h. die Vermehrung des Proteins könnte das Ausbreiten der Krankheit verlangsamen.18 Selbst Depressionen könnten das Ergebnis geringer BDNF-Werte sein und deren Steigerung könnte auch hier zu einer Linderung der Symptome führen.19

Ausdauertraining ist eine der besten Möglichkeiten, dieses wirkungsvolle und schützende Wachstumshormon zu fördern, und im Bereich Ernährung ist der Verzehr von Omega-3-Fettsäuren, insbesondere DHA, besonders förderlich für den Wachstumsfaktor BDNF. DHA ist für ein gesundes Gehirn derart wichtig, dass Wissenschaftler der Meinung sind, dass es der Zugang zu diesem speziellen Fett war, der es möglich machte, dass die frühen hominiden Gehirne sich zur aktuellen Größe entwickeln konnten. Doch sollte man EPA, den üblichen Kumpan von DHA, nicht außer Acht lassen: Es ist wohlbekannt, dass Entzündungen dem Gehirn BDNF abziehen – und EPA ist ein wirkmächtiger Entzündungs-Dämpfer.

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