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Gesättigte Fettsäuren und das Gehirn: Freunde oder Feinde?
ОглавлениеEs ist nicht einfach, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie sich gesättigte Fettsäuren auf das Gehirn auswirken. Bei der genaueren Betrachtung vieler Tierversuche zu diesem Thema stellt man fest, dass es sich bei der „fettreichen Nahrung“, mit der die Tiere gefüttert wurden, tatsächlich um eine toxische Masse aus Zucker, Schmalz und Sojaöl handelte.† Das könnte auf ein einfaches Versehen bei der Etikettierung zurückzuführen sein: Zulieferer für Laborratten-Futter zeichnen Nahrung, welche die typische amerikanische Ernährung imitieren soll, einfach als „fettreich“ aus.
Tierversuche wie diese sind unglaublich wertvoll. Dank dieser Studien haben wir einige Hinweise darauf, warum Menschen, die sich vorwiegend an die viel Zucker und Fett enthaltende typische amerikanische Ernährung halten, tendenziell einen kleineren Hippocampus (der Teil des Gehirns, in dem unsere Erinnerungen verarbeitet werden) haben.36 Diese Studien verraten uns auch, dass die Kombination von Zucker und gesättigtem Fett (die für Fast Food typisch ist) Entzündungen fördert und dem Gehirn BDNF entziehen kann.37
Das Problem ist, dass diese Nuance häufig verloren geht, wenn die Medien über die Ergebnisse berichten, was zu irreführenden Überschriften wie dieser führen kann: „How A High-Fat Diet Could Damage Your Brain“ („Wie eine fettreiche Ernährung dem Gehirn schaden könnte“) – die Überschrift eines vielgelesenen Artikels, der auf der Webseite eines bekannten Magazins veröffentlicht wurde.38 (Die Nahrung, mit der die Mäuse in dem Tierversuch gefüttert wurden, über den im Artikel berichtet wurde, enthielt 55 % gesättigte Fettsäuren, 5 % Sojaöl und 20 % Zucker.) Wenn die Leser sich nicht die Mühe machten, die ursprüngliche Studie zu finden und – im Fall, dass sie Zugang dazu bekamen – vom Fachjargon abgeschreckt wurden, konnte das leicht als Schlag gegen die Ernährung mit einem hohen Gehalt an „gesunden Fetten“ interpretiert werden, also eine Ernährung, die wenig industriell verarbeitete Kohlenhydrate und mehrfach ungesättigte Öle, dafür aber viel Omega-3-Fettsäuren und nährstoffreiches Gemüse sowie die relativ geringe Menge gesättigten Fetts enthält, das in tierischen Produkten aus artgerechter Haltung zu finden ist.
Bleibt die Frage, wie viel gesättigte Fettsäuren im Rahmen einer für das Gehirn optimalen Ernährung konsumiert werden sollten. Die Beweise, die vorgebracht werden, um uns vor gesättigtem Fett zu warnen, waren immer schon bestenfalls wackelig. Aber es gibt auch nur wenige Beweise, die dafür sprechen würden, dass es für das Gehirn von Vorteil wäre, gesättigtem Fett nachzujagen (ganz anders als z. B. im Fall von nativem Olivenöl extra, das große Mengen einfach ungesättigter Fettsäuren enthält). Während man immer noch dabei ist, die Details zu entschlüsseln, scheint uns ein integrativer Ansatz fürs Erste die besten Antworten zu geben – schließlich gilt, dass, was gut für den Körper ist, auch gut für das Gehirn ist. Was wir beginnen zu lernen, ist, dass nährstoffarme westliche Ernährungsformen, die große Mengen industriell verarbeiteter Öle mit hohem Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und schnell verdauten Kohlenhydraten beinhalten, die wahren Schuldigen nicht nur für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern auch für Adipositas und Diabetes Typ 2 sind – und, wie Studien immer deutlicher machen, auch für Gehirnerkrankungen.
Aus diesem Grund verhänge ich keine Einschränkungen für den Konsum gesättigter Fettsäuren – solange diese in vollwertigen Lebensmitteln enthalten sind oder wenn sie gelegentlich für das Garen bei starker Hitze verwendet werden. (Das vorwiegende Öl in der Ernährung sollte immer Genius Food #1 sein – natives Olivenöl extra.)