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EIN LUKRATIVES ANGEBOT

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Francesco«, stellte sich der so um die 60 Jahre alte, groß gewachsene Mann bei ihm vor, nachdem Gabriele Schillaci dem nicht mehr ganz taufrischen Fiat Cinquecento seiner Freundin Giulia entstiegen war. Auf dem ebenso unscheinbaren wie verwaisten Parkplatz des rund 75 Kilometer von Bologna entfernten Provinzflughafens von Forli standen nur vereinzelt Autos. Ohne Umschweife wollte der Fremde von Schillaci wissen, ob es denn seine persönlichen Lebensumstände erlaubten, dass er sich in den kommenden drei bis sechs Monaten einzig und allein diesem einen Projekt widme. Davon war am Telefon, als ein Treffen wegen »eines lukrativen Auftrags« vereinbart worden war, freilich keine Rede gewesen. Nur davon, dass es sich um eine aufwändige und diffizile Kopie eines Renaissancegemäldes handle. Und dass man ihn, Schillaci, empfohlen habe, da er an der Fakultät für Restaurierung von Kulturgütern an der Universität Bologna zu den besten Studenten seines Fachs gehöre und mit gelungenen Kopien alter Werke von sich reden gemacht habe. Wenn das Honorar stimmt, male ich dir, was immer du willst, hatte sich Schillaci damals gedacht. Und wenn er sich darüber hinaus in der Wiederherstellung von alten Gemälden weiterentwickeln könnte, umso besser. Warum ihn Francesco, der eine unaufdringliche Eleganz ausstrahlte, für 23.00 Uhr auf den Parkplatz des Flughafens von Forli beordert hatte, war dem angehenden Restaurator allerdings schleierhaft. Aber gut, wer zahlte, schaffte schließlich an.

»Signore Schillaci!«, holte ihn der Mann namens Francesco wieder ins Hier und Jetzt und blickte rundum, als wollte er sich vergewissern, dass niemand in der Nähe sei. »Können Sie sich vorstellen, für mich zu arbeiten? Wenn ja, kann es in einigen Tagen losgehen.«

Die volle Konzentration auf dieses eine Projekt, das, wie Francesco ausdrücklich betonte, mit einem sehr gut dotierten Honorar belohnt werden würde, bedeutete zum einen, dass niemand auch nur ein Sterbenswörtchen darüber erfahren dürfe. Zweitens würde die Arbeit an besagtem Gemälde fernab von Bologna vonstatten gehen, und drittens müsste er sich für die Zeit des Projekts aus seinem normalen Leben ausklinken.

»Inwiefern ausklinken?«, wollte der schlanke, hochgeschossene Kunststudent von Francesco wissen.

»Sie sind für die Zeit des Projekts an einen Ort gebunden und werden keinen Kontakt nach außen haben«, erklärte Francesco. »Erzählen Sie Ihrer Freundin etwas von einem Forschungspraktikum in Buenos Aires. Dort hat Ihre Fakultät doch eine Außenstelle, oder?«

Dieser Francesco hatte sich anscheinend vorbereitet. Und das gefiel Gabriele Schillaci.

Die Geschichte hatte nun eine Wendung genommen, an der geklärt werden musste, was Francesco unter einem sehr gut dotierten Honorar verstand.

»50.000.«

»Wie bitte?«, wäre es fast aus Schillaci hervorgesprudelt. Stattdessen fragte er nur: »Euro, oder?«, um irgendetwas Sinnvolles von sich zu geben. »Natürlich. Netto. Bar auf die Hand. Und steuerfrei«, konterte Francesco trocken.

Gegenüber Giulia würde ihm schon eine glaubwürdige Ausrede einfallen, dachte sich Schillaci. Und außerdem müsste es doch möglich sein, Mittel und Wege zu finden, um ab und an mit seiner Freundin in Kontakt zu treten. Schließlich sah ihm dieser Francesco nicht gerade wie jemand aus, der sein Tun auf Schritt und Tritt verfolgen würde. Andererseits könnte sein Arbeitsort auf einer Bohrinsel liegen oder auf einem Frachtschiff oder in einer Höhle in den Bergen, einem Zelt in der Wüste … egal, 50.000 Euro waren ein Argument, das man nicht in den Wind schlagen konnte, und schließlich würde auch Giulia davon profitieren. Für eine jener Miniaturen berühmter Gemälde, die er an Wochenenden in der Innenstadt von Florenz oder in San Gimignano an Touristen verkaufte, bekam er gerade mal 150 Euro. Und davon musste er schließlich noch Material- und Fahrtkosten abziehen. Selbst die eher seltenen Aufträge, eine originalgetreue Kopie eines Caravaggio, Raffael, Leonardo oder Filippo Lippi herzustellen, brachten ihm bestenfalls 500 Euro ein. Aber er wollte sich nicht beklagen, immerhin musste er nicht für 7,50 Euro die Stunde Bistecca florentina mit Pommes frites servieren oder für noch weniger im Weingarten schuften. Brutto, wohlgemerkt, sinnierte Schillaci, während sich Francesco daranmachte, den Ort des Geschehens zu verlassen. Wie er ihn erreichen könne, wollte Schillaci noch von ihm wissen, während sie vom Lichtkegel eines Autos gestreift wurden, das gerade in den Parkplatz eingefahren war.

»Ich melde mich bei Ihnen, wenn es so weit ist«, erklärte Francesco knapp, wünschte ihm einen schönen Abend, setzte sich in einen schwarzen Jeep Cherokee und entschwand in Richtung Autobahn.

Und wenn dem jungen Schillaci die 50.000 Euro im Laufe der Wochen zu wenig sind, dann erhöhe ich eben um 10.000 Euro, dachte er sich. Und dann noch einmal um 10.000, und wenn es sein muss, um weitere 10.000. Am Geld sollte es nicht liegen. Schillaci hatte auch im persönlichen Gespräch einen guten Eindruck bei ihm hinterlassen. Sein Auftritt bestätigte nur das, was er schon über ihn in Erfahrung gebracht hatte. Und die Arbeit des 25-jährigen jungen Mannes sprach ohnehin für sich. Auch sonst wirkte der Kunststudent solide und formbar. Und Linkshänder war er auch noch. Als er zwei Stunden später in die Einfahrt zu seinem Anwesen einbog, hatte Francesco ein rundum gutes Gefühl.

Die Anbetung der Könige

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