Читать книгу Dunkles Spiel im Elderreich - Meghan Maslow - Страница 9

KAPITEL 5

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Zwei Tage später hatte ich unsere Diskussion schon beinahe vergessen. Alles war weitestgehend wieder normal, was bedeutete, dass Bill und Quinn ihr übliches Hickhack wieder aufgenommen hatten.

„Quinn, der Hexenmeister des Zorns“, schlug Bill vor, als er und Quinn sich auf einem Berg roter und goldener Kissen in meinem Wohnzimmer ausstreckten.

Ich bemühte mich, nicht mit den Augen zu rollen. Bill versuchte immer, den perfekten Zauberer-Beinamen für Quinn zu finden. Quinns tiefem Seufzen nach zu urteilen, war er damit nicht sehr erfolgreich.

„Echt jetzt? Hexenmeister des Zorns? Die Namen werden immer schlimmer.“ Quinn fuhr mit der Hand durch sein goldblondes Haar, bis es wirr in alle Richtungen stand. Cookie, seine ständige Begleiterin, hockte auf seiner Schulter und rieb sich tröstend an seiner Wange. Zumindest interpretierte ich es so.

Bill schnaubte und stampfte sogar mit dem Fuß auf einem der Plüschteppiche auf, die ich überall in meinem Haus ausgelegt hatte. Die bockige Geste wirkte unpassend für einen zweieinhalb Meter großen Dämon, der bei weitem die furchterregendste Kreatur im Elderreich war. Auch wenn er theoretisch Vegetarier war und eine Weste, eine Fliege und eine breit gerahmte Brille trug.

„Was meinst du, Twig? Hexenmeister des Zorns klingt doch wunderbar dunkel, findest du nicht?“ Bill fuchtelte mit einem Arm herum, als stünde der Name an der Wand.

Ich hob beschwichtigend die Hände. „Hey, ich bin nur ein einfacher Privatdetektiv. Haltet mich aus eurer Auseinandersetzung raus.“

Bill schnaubte wieder. „Das ist keine Auseinandersetzung.“

Natürlich war es das. Seit Bill sich meinem Team bei Starfig Investigations angeschlossen hatte, war er von der Idee besessen.

„Warum kann ich nicht einfach Quinn Broomsparkle sein? Das ist doch ein guter Name, nicht wahr, Twig?“ Quinn lächelte mich an und ich konnte fühlen, wie mein Herz schmolz. Wenn mein Gefährte mich so anlächelte, hatte ich Mühe, meine Sprache zu finden. Also nickte ich.

„Oh Mann. Du …“ – Bill richtete einen krallenbestückten Finger auf meine Brust – „… bist deinem Zauberer hörig. Und du …“ – er deutete auf Quinn – „… machst dir Illusionen. Quinn Broomsparkle würde nicht mal einem flauschigen Wampapus Angst einjagen und jeder weiß, dass die sich vor ihrem eigenen Schatten fürchten.“

„Um fair zu sein, ihr Schatten hat auch etwas Raubtierhaftes“, sagte Quinn. „Abgesehen davon habe ich kein Interesse daran, jemandem Angst einzujagen.“

„Mann, du bist der erste Zauberer seit tausend Jahren! Zeig ein bisschen Stolz! Ich dachte, Menschen wüssten gute Beinamen zu schätzen.“

Quinn zog eine Augenbraue hoch. „Das tun wir.“ Dabei beließ er es.

Ich kicherte, als ich begann, die Schriftrollen einzupacken, die wir für das morgige Treffen des Stadtrates brauchen würden, und ignorierte den Rest ihres Geplänkels. Seit Quinn und Bill in mein Leben gekommen waren, war es deutlich lauter als ich es vorher gewohnt war. Ein Halbdrache und eine Halbfee zu sein, bedeutete, dass ich nicht wirklich ins Elderreich passte, wo es kaum Halbblüter gab. Ich war daran gewöhnt, allein zu sein. Das war nun eindeutig vorbei.

Ich sah zu Quinn und mein Herz machte einen Sprung. Gut, wir hatten unsere Verbindung noch nicht besiegelt, aber in praktisch allen Bereichen, in denen es eine Rolle spielte, waren wir Gefährten. Und deshalb nahm ich an einem weiteren Treffen des Stadtrats teil.

Mein Vater mit seiner Status-Besessenheit hatte Quinn aus den Hufen dieses vertrottelten Einhorns gerettet und erwartete im Gegenzug von mir, dass ich mich früher oder später um einen Sitz im Hohen Rat des Elderreichs bewarb. Wie der Vater so der Sohn.

Bevor ich mich den vornehmen – und unerträglich versnobten – Rängen anschließen konnte, musste ich jedoch erst Mitglied eines untergeordneten Regierungsgremiums sein. Deshalb der Stadtrat von Lighthelm oder kurz SRL. Es war die Verwirklichung eines Traums. Für meinen Vater.

Zu sagen, dass ich diese Zusammenkünfte hasste, war so, als würde man sagen, dass Drachen Orcs hassen – es war selbstverständlich.

Ich knurrte, als ich die Schriftrolle betrachtete, die meine Kandidatur für den Stadtrat ankündigte. Vielleicht würde etwas Dringendes dazwischenkommen und ich müsste es ausfallen lassen?

„Ich weiß, was du denkst“, sagte Quinn. „Wir gehen hin.“

Ich musste mich nicht erst umdrehen, um zu wissen, dass er schmunzelte. Natürlich wusste er es. Da ich sein Vertrauter war, konnte er meine Emotionen lesen. Selbst meine Gedanken, wenn wir sie nicht abschirmten. Anders als die einfachen Tiere, mit denen Hexen sich verbanden, um Zugriff auf ihre Magie zu bekommen, war das Band zwischen mir und Quinn einzigartig. Statt zu antworten, verfluchte ich in Gedanken seine Vorfahren und stellte sicher, dass dies nicht abgeschirmt wurde.

„Hey“, schnaubte er. „Das ist nicht nett, so etwas über meine Mutter zu sagen, Twig.“

Da Quinns Familie ihn praktisch im Stich gelassen und seinem Schicksal in vertraglicher Knechtschaft überlassen hatte, als er bei seiner Zauberprüfung versagt hatte, hielt sich mein schlechtes Gewissen in Grenzen.

Na schön, es führte also kein Weg daran vorbei. Wir mussten hingehen.

Ich musste meine Wirbelsäule gestreckt haben, denn Quinn und Bill sprangen auf. Quinn suchte seine Stiefel und Bill richtete seine Fliege und rückte seine schwarz gerahmte Brille zurecht. Ich verengte die Augen.

„Bill, sag mir bitte nicht, dass du Dyknor eingeladen hast.“ Oder Dickmore, wie ich ihn gewöhnlich in Gedanken nannte. Ich meine, Dyknor Dhenduge. Wirklich?

Bill erstarrte. Kein gutes Zeichen. Mistkerl. Er hatte es tatsächlich getan.

„Nun, sieh mal, er wollte teilnehmen, Boss. Ich konnte doch schlecht Nein sagen.“ Da Bill ein Red Fury war, konnte man auf seiner fleckigen Haut nur schwer erkennen, wenn er errötete. Ich war mir aber trotzdem ziemlich sicher, dass er rot wurde.

„Das hatten wir doch schon. Ich möchte nicht, dass ein Dunkelelf in Quinns Nähe ist. Sie haben diese unerfreuliche Neigung, die magischen Kräfte von Hexen anzuzapfen.“

„Ach komm schon, Twig. Du bist unfair. Dykkie hat doch niemandem was getan … bis jetzt. Er war bemerkenswert zurückhaltend. Ich glaube, er mag mich wirklich.“ Bill rückte seine Brille zurecht und seine Augen wirkten durch die Gläser groß und eulenhaft.

„Hat er dich nach deinem richtigen Namen gefragt?“ Den Namen Bill hatte ich ihm gegeben, als wir uns ein paar Monate zuvor kennengelernt hatten. Ich hatte keine Ahnung, wie er wirklich hieß, und das war auch gut so. Der wahre Name eines Dämons gab einem Macht über ihn und das letzte, was ich wollte, war jemand, der Kontrolle über einen Red Fury hatte.

„Neiiin.“ Bill sah zur Seite. „Natürlich nicht.“

Ich räusperte mich.

„Nicht mehr als einmal.“ Er trat von einem Fuß auf den anderen. „Oder … ein paar Dutzend Mal.“

„Bill …“

„Ich weiß, was du sagen wirst, Boss, also spar es dir. Ich mag Dykkie. Es könnte sein, dass er mich tatsächlich auch mag. Er kann eben nicht anders. Es liegt an seiner dunklen Seele.“

„Kannst du nicht mit jemandem ausgehen wie einem gutherzigen Gargoyle? Oder vielleicht einem sexy Zentauren? Musst du dir immer bösartige Kreaturen aussuchen?“

Bill seufzte. „Gleich und gleich gesellt sich gern.“

„Du bist nicht böse.“

„Doch. Ich gebe nur mein Bestes, um es zu unterdrücken. Das versuche ich auch Dykkie beizubringen.“

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt wissen will, wie ich mir das vorstellen soll.“

„Reden du und Quinn nicht miteinander? Er weiß alles darüber, wie ich meinen niederen Instinkten widerstehe.“

„Wir reden sehr wohl miteinander. Über alles Mögliche.“ Es konnte gut sein, dass Quinn mir davon erzählt hatte, aber er neigte dazu, sich in technischen Erklärungen zu verlieren, die mich zu Tode langweilten. Ich teilte seine Faszination, wie Magie funktionierte, einfach nicht. Das lag vielleicht daran, dass meine Magie Teil meiner Natur war und sich nicht entwickelte wie bei Quinn. Je mehr er wusste, desto mächtiger wurde er, besonders mit mir als seinem Vertrauten, von dem er Energie beziehen konnte.

Bill schüttelte den Kopf. „Es bedeutet, dass ich ihm zeige, wie er die Anteile seiner Persönlichkeit, die böse sind, abspalten und isolieren kann. Genau wie ich es mit dem mörderischen Berserker gemacht habe, der Teil meiner Natur ist. Es ist ein bisschen schwierig zu erklären. Ich habe ihn Übungen machen lassen und mehrmals täglich Meditationen und …“

„Hältst du es für schlau, einen Dunkelelfen zu einer Ratssitzung mitzubringen?“ Genug der Erklärungen. Ganz gleich, wie viel Wunschdenken Bill auch projizierte, Dickmore war nicht wie Bill. „Bei all den Sicherheitsvorkehrungen wird er gar nichts tun können.“

„Du bist kein sehr vertrauensvoller Typ, weißt du das?“

„Ich habe dich als Assistenten eingestellt. Ich glaube, das war ein ziemlicher Vertrauensbeweis. Aber …“ Ich hielt die Hand hoch und zählte an meinen Fingern ab. „Zuerst bringst du einen Orc nach Hause. Einen Orc. Du weißt, dass Drachen Orcs hassen. Und was hat er getan? Er hat versucht herauszufinden, wo ich meinen Schatz versteckt habe. Hätte ich das nicht vorausgesehen, wäre es ihm vielleicht gelungen.“

Bill hatte die Frechheit zu grinsen und alle drei Zahnreihen blitzten. „Oh ja, das war witzig.“

Ich hob einen weiteren Finger. „Dann war da die Harpyie. Sie hat Quinn in die Kehrseite gebissen.“

„Also, um fair zu sein, so sind Harpyien nun mal. Und außerdem war das ein Kompliment. Ich meine, Quinn muss sehr lecker sein, sonst wäre sie wahrscheinlich nicht in einen Fressrausch verfallen.“

„Wahrscheinlich?“

Bill zuckte mit den Schultern.

Oh Mann, Was sollte ich mit diesem liebeskranken Schwachkopf nur anfangen.

„Seid ihr bereit?“, rief Quinn von der Tür. Er schob Cookie in eine Tasche, die er an die Schulter seiner Tunika genäht hatte. Er trug weiche Lederleggings, die zu dem goldfarbenen Oberteil passten, das seine Augenfarbe gut zur Geltung brachte.

Ich konnte nicht verhindern, dass sich ein albernes Grinsen auf meinem Gesicht ausbreitete. Vielleicht waren liebeskranke Schwachköpfe ja doch nicht so schlimm.

***

„Riechst du das?“ Ich sah mich in dem großen, offenen Säulengang vor den Versammlungsräumen des Stadtrates um. Eine Spur von etwas … nein, von jemand Vertrautem lag in der Herbstluft. Nur ein Hauch, der im nächsten Moment von einer kühlen Brise weggeweht wurde.

„Ich … ach, vergiss es. Es ist nichts.“ Mein Drache war nicht meiner Meinung. Er knurrte in meinem Kopf und ging in höchste Alarmbereitschaft. Als müsste ich mein Territorium verteidigen. Was lächerlich war. Warum sollte mein Drache das Ratsgebäude verteidigen wollen?

Zugegeben, zu den Treffen des Stadtrates von Lighthelm zu kommen, war immer bemerkenswert. Als wir vor zwei Monaten zum ersten Mal teilgenommen hatten, war ein Tumult ausgebrochen. Es war nicht wirklich Bills Schuld, aber da Red Furys den Ruf hatten, alles und jeden in ihrer Reichweite zu zerstören, war die Panik verständlich gewesen.

Einen Halbdrachen beziehungsweise eine Halbfee hätte man normalerweise auch mit Spott bedacht, aber als einer der bevorzugten Nachkommen von Auric Starfig hatte ich einigen Spielraum.

Es mag sein, dass ich beim ersten Mal gekichert und den Aufruhr ein klein wenig genossen habe. Beim zweiten Mal schnappten viele nach Luft und es gab auch ein paar unterdrückte Aufschreie. Wir saßen in der ersten Reihe, die sich auf mysteriöse Weise geleert hatte. Man stelle sich das vor.

Diesmal war ich enttäuscht, dass die Reaktionen nicht annähernd so eindrucksvoll ausfielen. Ein paar scharfe Atemzüge und viele neugierige Blicke, als wir in dem Säulengang darauf warteten, dass die Türen zur Ratshalle geöffnet wurden. Bills Wirkung hatte nachgelassen, auch wenn die wachsende Menge immer noch einen ziemlich großen Sicherheitsabstand zu uns hielt.

Fokreas Flintheart, der ältere Zwerg, gegen den ich im Wahlkampf um einen Sitz im Rat antrat, winkte uns fröhlich aus dem Gedränge zu und seine Wangen waren von der Kälte ganz rot. Er war immer so … vergnügt. Und großväterlich. Sein dicker Wollmantel war leuchtend rot und ließ ihn aus jeder Umgebung hervorstechen. Er trug einen passenden Hut und sein langer weißer Bart war kunstvoll gezwirbelt. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der versammelten Menge zu, zog kleine Päckchen in Geschenkpapier aus einem großen Sack und verteilte sie lachend. Seine Schwester, die auch einen passenden Umhang und Hut trug, tat dasselbe. Aber ihr Lächeln erreichte ihre Augen nicht. Mehrere andere Zwerge, die allesamt satt grüne Umhänge mit dem Logo Flinthearts Geschenk- und Spielzeugfabrik trugen, standen um sie herum und hielten die Menge in Schach.

Wie zum Teufel ich den Kerl bei einer Wahl schlagen sollte, war mir ein Rätsel. Und ehrlich gesagt kümmerte es mich auch nicht. Ich hatte meinem Vater versprochen, mich um einen Sitz zu bewerben. Ich hatte nie versprochen, dass ich gewinnen würde. Das war seine Sorge, nicht meine.

Ich winkte zurück und legte meinen freien Arm um Quinns Taille, um ihn warm zu halten. Und um Bills Lover von ihm fernzuhalten. Dickmore schielte über Bills Schulter. Ein Bild von einem Elfen. Groß und gertenschlang mit langem, fließendem Haar, das zu komplizierten Zöpfen geflochten war. Nur statt der goldenen Farbe, die die meisten Elfen auszeichnete, war es dunkelgrau, als hätte er sich in Ruß gewälzt. Er musterte Quinn neugierig und leckte sich über die Lippen, als wäre Quinn ein Lutscher, an dem er gerne … nun ja … lecken würde.

Bevor mein Drache warnend knurren konnte, beugte Quinn sich zu mir und flüsterte: „Du weißt, dass der alte Mann verschlagener ist als ein Höllenhund, nicht wahr?“

Ich kicherte und drückte ihn an mich. „ Sei nicht so zynisch, Quinn. Er ist offensichtlich nur ein freundlicher alter Knabe.“

Von wegen. Flintheart war vermutlich der Pate der Unterwelt von Lighthelm. Ich hatte schon vor einer langen Zeit gelernt, keinem Erscheinungsbild zu vertrauen. Hübsche Zentauren waren sehr oft auch nicht das, wonach sie aussahen. Obwohl dieses Theater, wenn es denn eines war, gut gespielt war.

Flintheart und sein Gefolge kamen auf uns zu und verteilten unterwegs weiter Päckchen. Die Gewänder der Zwerge waren ja irgendwie niedlich und ihre großen Augen und runden Nasen ließen sie harmlos aussehen. Die passenden gestreiften Bänder in ihren geflochtenen Bärten unterstrichen das noch. Da ich aber wusste, dass Zwerge hervorragende Kämpfer waren und dazu neigten, eher jähzornige Persönlichkeiten zu sein, kaufte ich ihnen das nicht ab.

„Mister Starfig“, grüßte Flintheart. „Nett, Sie wieder hier zu sehen. Ich nehme an, das bedeutet, dass Sie offiziell in den Wahlkampf eintreten?“ Er strahlte mich an und sein runder Bauch wackelte beim Sprechen. Mir fiel auf, dass er vergessen hatte, Quinn, Bill und Dickmore zu begrüßen.

„In der Tat, Ratsmitglied Flintheart.“ Ich nickte seinen Begleitern zu. Flinthearts Schwester runzelte die Stirn und alle anderen Zwerge lächelten mich wie auf Kommando an, auch wenn ihre Augen etwas ganz anderes sagten. Gruselig.

„Ausgezeichnet. Ein wenig Wettbewerb ist immer gut. Bringt einen alten Zwerg dazu, wachsam zu bleiben.“ Er griff in den Sack und zog ein weiteres Päckchen hervor. „Ich habe spezielle Glücksbringer-Karamellen für Sie mitgebracht. Es gibt ja keinen Grund, nicht zivilisiert miteinander umzugehen.“

Ich griff nach dem Päckchen, aber Bill schnappte es, ehe ich es nehmen konnte.

„Das nehme lieber ich.“ Er funkelte meinen Gegner an. „Es könnte vergiftet sein, Boss.“

Mann, meine Begleiter waren alle so misstrauisch. Obwohl mir der Gedanke auch gekommen war.

„Aber, aber, mein Lieber. Ich habe mehr Ehrgefühl als das.“ Er hielt Bills Blick stand. Eindrucksvoll.

„Da bin ich sicher“, antwortete Quinn mit einem eisigen Lächeln. „Bill ist nur überfürsorglich. Er würde jeden vernichten, der Twig auch nur falsch ansieht. Aber was soll man machen, er ist nun mal ein Dämon.“

Flintheart nickte, als hätte Quinn eine große Einsicht mit uns geteilt. „Ja, natürlich. Du meine Güte, mir hätte klar sein müssen, dass er nur auf das Wohl seines Meisters bedacht ist. Dass alle seine Diener das sein würden.

Er streckte tatsächlich die Hand aus und tätschelte Bills Arm. Ich lachte einmal laut auf, ehe Quinn mir auf die Zehen trat.

Bill verschluckte sich fast. „Meister? Ich sage Ihnen mal …“

„Ja, er ist immer nur auf das Wohl anderer bedacht. Das ist eben unser Red Fury.“ Quinn packte Bill am Ellbogen und drehte ihn zum Eingang.

„Die Türen sind offen. Lasst uns gehen. War nett, Sie zu treffen, Ratsmitglied Flintheart.“

Quinn zog Bill und mich in Richtung Eingang und Dickmore eilte uns hinterher.

„Danke für die Karamellen“, rief ich über die Schulter. Als ob ich die je essen würde.

„Bill“, zischte Quinn.

Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder meinen Begleitern zu. Bill hatte die gesamte Schachtel Karamellen samt Schleife und allem in seinen Rachen geschoben und kaute hingebungsvoll.

„Ich dachte, du würdest dir Sorgen machen, dass sie vergiftet sein könnten“, sagte ich.

„Mmm, oh Boss, die sind köstlich. Dekadent, geradezu sündhaft“, sagte er mampfend. „Es ist gut, dass du nicht davon gekostet hast. Sie sind vermutlich tödlich.“

„Wow, du opferst dich wirklich für das Team“, sagte ich. Ich rollte nicht mit den Augen, aber ich war nahe dran.

„Tut mir leid“, murmelte er, immer noch kauend. „Ich habe eine Schwäche für Karamellen.“

Dickmore streichelte seinen Arm und sein Lächeln war beinahe süß, als er zu Bill aufsah.

Wir betraten den Ratssaal und gingen den Hauptgang entlang. Reihen abgenutzter hölzerner Bänke säumten den Gang zu beiden Seiten und vorne stellte ein Podium mit einem schlichten Holztisch sicher, dass die Ratsmitglieder auf das gemeine Volk herabsehen konnten. Aus unerklärlichen Gründen waren die Wände in einem düsteren Grau gehalten, ohne jede Verzierung. Keine Farbe, keine Kunst, steril.

Schließlich belegten wir wieder die vorderste Reihe und rutschen auf die lange Bank. Flinthearts Gefolge besetzte die Bänke auf der anderen Seite des Ganges, während er seinen Platz am Tisch des Rates einnahm.

„Soll ich mal fauchen oder so?“, fragte Bill und bewegte dabei kaum den Mund. „Sie ein bisschen für dich wachrütteln?“

Quinn, der zwischen uns saß, stieß Bill mit dem Ellbogen an, richtete seine spitzen Knochen dann auf mich und versetzte mir einen Stoß, der eines weit größeren Geschöpfs würdig gewesen wäre. Dickmore, der an Bills anderer Seite saß, betrachtet Quinn mit einem Glänzen in den Augen, das meinen Drachen in meinem Kopf rumoren ließ. Ich solle den Dunkelelfen zermalmen, ehe er versuchte, meinem Gefährten zu schaden.

Scheinbar war mein Knurren nach außen gedrungen, denn der gute Dykkie riss die Augen auf und drückte sich enger an Bill.

„Es … es tut mir leid. Das … das ist meine Natur.“

Bill legte schützend den Arm um seinen Dunkelelfen.

„Mach dir keine Sorgen, er wird dir nichts tun“, flüsterte Bill.

Ich beugte mich zu Quinn und flüsterte: „Doch. Doch, das werde ich.“

Das brachte mir einen weiteren Rippenstoß von Quinn ein, aber das war es wert. Verdammte, bösartige Dunkelelfen. Vielleicht mussten wir Bill überzeugen, einen Feerapeuten aufzusuchen, der ihn dazu brachte, bessere Entscheidungen zu treffen.

Ehe ich diesen Gedanken zu Ende denken konnte, schnappten einige der Anwesenden hörbar nach Luft und im Saal brach ein ehrfürchtiges Flüstern aus. Ich drehte mich um, um zu sehen, wer oder was die Unruhe verursacht hatte und stöhnte.

Ach du Scheiße. Mein Vater.

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