Читать книгу Prophezeiung - Melanie Baumann - Страница 5
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Ich erwache mit leichten Kopfschmerzen, aber die sind nichts im Vergleich zu gestern Abend. Mit etwas frischer Luft sind sie leicht zu ertragen. Meinen Füßen geht es tatsächlich besser, als ich es nach meiner Nachtwanderung erwartet hätte.
Ein Blick auf mein Handy verrät mir, das es bereits 1 Uhr mittags ist und ich 8 Nachrichten, sowie ein 10 verpasste Anrufe habe. Na, da hat wohl jemand ein richtig schlechtes Gewissen. Absichtlich stelle ich auf stur und ignoriere mein Handy.
Es wird Zeit, dass ich mich umziehe und meinen Eltern gegenübertrete, die bei diesem Wetter sicherlich im Garten sitzen. Mom liegt bestimmt in der Hängematte und Dad sonnt sich neben ihr im Sessel, wie immer.
In einem einigermaßen respektablen Zustand stecke ich meinen Kopf durch die Tür und finde sie genauso vor, wie ich es erwartet habe.
>> Hallo ihr beiden. <<
>> Ahh, hallo Liebling. Wir haben schon überlegt, wann du wieder unter den Lebenden weilst. Und war es schön gestern? Was habt ihr denn gemacht? <<will meine Mutter wissen.
Schön? Eher nicht.
>> Ja, war ganz in Ordnung. <<
Ja ich lüge, aber ich will es einfach nur hinter mich bringen. Wenn ich Glück habe, unterzieht sie mich diesmal nicht ihrer mütterlichen Inquisition.
>> In Ordnung? Das ist genauso eine Aussage wie „schön“ oder „toll“, aber das sind wir ja gewöhnt.
Richtig Schatz?<< stichelt sie.
>> Ja, wie immer eben. Tamara hat übrigens vorhin angerufen und nach dir gefragt. <<
Dad zieht die Augenbrauen fragend in die Höhe.
>> Ach ja? Wann genau? << hake ich alarmiert nach. Unschuldig spiele ich mit dem Bündchen meines Shirts, vielleicht kann ich ihm so etwas länger ausweichen.
>> Vor ungefähr 15 Minuten, länger sollte es nicht her gewesen sein, oder? <<
Er beobachtet mich genau, während er das Gespräch wieder an meine Mom abgibt. Mir fällt ein Stein vom Herzen, als meine Mutter die Zeiteinschätzung meines Vaters bejaht.
>> Da war ich noch auf den Weg nach Hause. Ich rufe sie nachher an. <<
>> Ja tu das Schätzchen. Ich verstehe gar nicht, wie ihr nach der ganzen Zeit immer noch Gesprächsstoff haben könnt. << Sie schüttelt den Kopf und legt sich zurück, sodass ihr Kopf wieder in der Hängematte verschwindet.
>> Könntest du mir bitte etwas zu trinken mitbringen, wenn du dir etwas holst? Am liebsten Wasser aus dem Kühlschrank. <<
Habe ich gesagt, dass ich in die Küche gehe? Soweit ich mich erinnern kann nicht, aber ich will mal nicht so sein.
>> Natürlich. <<
Eine Wahl habe ich ja so wie so nicht, also entschwinde ich in die kühle Küche. Dad meint plötzlich mir helfen zu wollen. Mit spontanem Durst, folgt er mir auf dem Fuße. Er lehnt sich an die Theke während ich Gläser heraussuche und zum Kühlschrank gehe.
>> Du solltest eigentlich langsam wissen, dass du eine miserable Lügnerin bist und bei uns die Wahrheit sagen kannst. <<
>> Ich habe nicht gelogen. <<
>> Du hast aber auch nicht die Wahrheit gesagt, oder? Also, was verschweigst du uns? Und es wäre höflicher mich mal anzusehen. <<
Super, er lässt den ehrlichen und verständnisvollen Dad heraushängen.
>> Ja entschuldige. Ich habe mich ein wenig mit Tami gestritten und werde sie erstmal nicht zurückrufen. Außerdem bin ich gestern Nacht schon Nachhause gekommen und habe hier geschlafen. <<
Dad’s Reaktion ist, wie nicht anders zu erwarten, nicht die typische Reaktion eines Vaters, der erfährt, dass seine Tochter mitten in der Nacht nach Hause gekommen ist.
>> Du erzählst mir nichts Neues Schatz. Ich wusste, dass du hier warst. <<
Ach echt?
>> Ich schätze mal, du bist so gegen 4 hier aufgeschlagen? Das mit Tamara geht mich nichts an, aber wenn du mit jemanden darüber reden willst, sind deine Mom und ich für dich da. Ach übrigens, sollte ich noch einmal erfahren, dass du zu Gott schlafender Stunde allein nach Hause läufst, werde ich böse. Wir hätten dich abgeholt. << leichter Groll schwingt in seiner Stimme mit.
Ich starre ihn an und bringe das Einzige heraus, was mir in dem Moment durch den Kopf schießt.
>> Woher wusstest du das? Hat Tami… <<
>> Nein, Sie hat nichts gesagt. Sie hat nur gefragt, ob du schon Zuhause bist und ich habe mitgespielt. Ach, zur Info, wenn du schon meinst dich in dein eigenes Zuhause schleichen zu müssen, solltest du, wenn du durch irgendwelchen Acker marschierst, deine Spuren beseitigen. Ich habe die Abdrücke verfolgt und bin vor deiner Zimmertür gelandet. Du kannst von Glück reden, dass deine Mutter morgens zu nichts zu gebrauchen ist und ihr die Schlammklumpen nicht aufgefallen sind. <<
Verdammt und dabei habe ich die Schuhe extra ausgezogen.
>> Bevor du dir den Kopf zerbrichst. Ich habe deine Mutter nicht eingeweiht und werde ihr auch nichts verraten.<<
Dankbar lächle ich zurück und schüttele leicht den Kopf. Wie durchschaubar ich für meinen Vater bin. Das war schon immer so, ich konnte ihm noch nie etwas vor machen.
>> Danke Dad, sollte ich noch einmal nach Hause wollen und keine Mitfahrgelegenheit haben, rufe ich an. Versprochen. <<
Schwungvoll umarme ich ihn und er erwidert ebenso liebevoll die Umarmung. Er lächelt mich noch einmal an, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und dreht mir den Rücken zu, um in den Garten zurückzukehren.
Ich packe die Gläser, das Wasser und ein Buch für mich auf ein Tablett und bringe alles nach draußen, wo die beiden in trauter Zweisamkeit in der Sonne brutzeln.
Manchmal ist es schon fast unerträglich, beide immer noch so verliebt zusehen. Es ist nicht so, dass bei ihnen immer eitler Sonnenschein herrscht. Wenn die Fetzen fliegen, dann richtig. Ich verkrümle mich dann am liebsten in mein Zimmer, mache die Musik an und flüchte mich in eine fiktive Welt, in der es keine Streitereien gibt.
Zum Glück kommt das nicht oft vor und ich weiß, es ist wie bei einem ordentlichen Gewitter. Sie werfen sich alles an den Kopf, was sie 364 Tage nicht gesagt haben und an diesem einen Tag explodieren sie. Danach gibt es wieder Sonnenschein mit ab und an kleinen Wölkchen.
Ich setze mich Dad gegenüber und beginne mein aktuelles Buch weiterzulesen, doch wirklich konzentrieren, kann ich mich nicht. Immer noch geistert mir der gestrige Abend im Kopf herum.
Als es an der Tür klingelt, gebe ich komplett auf. Weder Dad noch Mom reagieren darauf.
>> Ich gehe schon. Ihr müsst nicht aufstehen. << sage ich leicht genervt und erhebe mich.
>> Ist eh für dich. << erhalte ich als gemeinsame Antwort zurück. Tatsächlich steht Tami mit verheulten Augen vor der Tür und sieht mich mitleidig an.
Bei diesem Anblick kann ich einfach nicht hart bleiben.
>> Warte kurz. << befehle ich, informiere meinen Eltern und trete vor die Tür. Wir laufen die ersten 10 Minuten schweigend nebeneinanderher. Nur ein Schniefen ihrerseits, unterbricht die Stille zwischen uns gelegentlich und ich warte darauf, dass sie den ersten Schritt macht.
Ich habe ihr schließlich nicht die Tür vor der Nase zugeschlagen, das reicht im Moment an Freundlichkeit, für meine Verhältnisse. Als wir den Spielplatz erreicht haben, dreht sie sich endlich zu mir um.
>> Es tut mir so leid. Ich habe mich gestern wirklich schrecklich verhalten. Bitte verzeih mir! Ich habe mir riesige Sorgen um dich gemacht und dich überall gesucht. Als Ella sagte, dass sie dich Ewig nicht gesehen hat, sind wir los um dich zu suchen. Ich hatte Angst direkt bei deinen Eltern anzurufen. Deswegen habe ich mich erst heute Mittag bei euch gemeldet. Als dein Vater meinte, du wärst gerade Heim gekommen, war ich unendlich erleichtert. Wo warst du denn nur? <<
Ach. Das hat er gesagt?
Sie redet ohne Punkt und Komma, sodass mir prompt der Kopf zu schwirren beginnt.
>> Es tut mir leid, dass ich mich nicht zurückgemeldet habe. Ich wollte nicht auf euch warten und bin nach Hause gelaufen, sorry. Mir war das alles zu viel. Was war das gestern Abend? Du machst mit irgendeinem Austauschschüler rum, hintergehst Michael, schiebst mich zu deiner Schwester ab und sagst mir kein Sterbenswörtchen von der ganzen Sache? Du hast mir echt weh getan. Ich dachte, wir würden über alles reden. <<
Wäre ich an ihrer Stelle gewesen, hätte ich vor Sorge letzte Nacht wahrscheinlich kein Auge zu machen können. Betrübt sieht sie mich an und Tränen laufen ihr über die Wangen.
>> Das mach ich auch. Es tut mir unendlich leid, dass musst du mir glauben. Es ging einfach nur so unheimlich schnell. Die Ereignisse haben sich irgendwie überschlagen und ich wusste nicht, wo ich beginnen sollte. Außerdem dachte ich, du verachtest mich für die Sache mit Max.<<
Weitere Tränen fließen und sie schaut zu Boden. Sie wirkt ehrlich verstört und reumütig auf mich, so kann ich ihr nicht länger böse sein.
>> Lass uns rüber auf die Schaukeln und dann erzählst du mir alles. <<
Sie sieht mich hoffnungsvoll an und nickt eifrig, also laufen wir hinüber und sie beginnt zu berichten.
>> Ich habe ihn vor 2 Tagen kennengelernt. Du weißt, dass ich mit Ella shoppen war?
Naja, wir sind uns in diesem kleinen Secondhand-Shop in der Stadt begegnet. Du weißt schon, wo es diese heißen Klamotten von Modedesignern zum Schnäppchen Preis gibt. Ella ist gerade in der Umkleide verschwunden und ich bin durch die Gänge gestreift, als er plötzlich dastand. Ich habe keine Ahnung was passiert ist. Als er mir in die Augen gesehen hat wusste ich, dass er der Mann meiner Träume ist. <<
>> Und was war Michael bisher? <<
>> Das ist was Anderes. Ich kann es ja selbst nicht erklären. Als ich ihn gesehen habe war es irgendwie, magisch. Ich dachte immer, ich würde Michael lieben, doch jetzt, nachdem ich Max kennen gelernt habe, weiß ich das es nie richtig tief ging. <<
Sie wirkt niedergeschlagen und tut mir leid, auch wenn ich die Sache immer noch nicht ganz verstehe.
>> Versteh mich nicht falsch. Michael war schon der Richtige, irgendwie. Ich bin froh, dass wir zusammen waren, aber nachdem Maxwell in mein Leben getreten ist, geht das nicht mehr. Es ist wie ein Zauber zwischen uns. Ich muss bei ihm sein und habe fast körperliche Schmerzen, wenn wir nicht miteinander reden können. Ich weiß, dass das nicht fair war Michael gegenüber, aber ich habe vorhin mit ihm gesprochen und Schluss gemacht. Ich habe ihm aber nicht gesagt, dass es mit einem neuen Mann zu tun hat. Ich wollte ihn nicht noch mehr verletzen. <<
Wieder kullern die Tränen und ich kann nicht mehr tatenlos neben ihr sitzen bleiben. Ich nehme sie in die Arme und jetzt heult sie richtig los.
>> Ach Tami, ist schon gut. Das war das Richtige. Es passt nicht zu dir, jemanden zu belügen. Wenn dieser Max der Richtige ist, glaube ich dir das. Ich bin mir sicher, Michael wird es irgendwann verstehen. <<
Sie trötet nicht besonders damenhaft in ihr Taschentuch.
>> Tut er ja jetzt schon. Er sagte, er könne mich verstehen und dass er nicht böse ist oder so. Er war nicht sauer, hat aber sonst nichts weitergesagt und das schockiert mich am meisten.
Ich dachte, wenn ich es ihm sage, würde er ausrasten, aber es war als hätte er förmlich darauf gewartet. <<
>> Na vielleicht hat er das ja auch. Vielleicht hat er bereits gefühlt, dass es auf das Ende eurer Beziehung zu geht und sich selbst nicht getraut Schluss zu machen. Es ist doch schön, dass ihr beide so Erwachsen damit umgehen könnt. <<
Obwohl ich selbst ein wenig überrascht bin, über so ein vernünftiges Verhalten. Tamara schnieft noch einmal laut und sieht mich von unten mit ihrer Schnute an.
>> Kannst du mir verzeihen? Ich weiß, dass war alles andere als eine Glanzleistung gestern Abend. Ich wollte dich nicht an Ella abschieben. Ich habe mich kurz nach euch von Ali verabschiedet und nach euch gesucht. Dann habe ich zufällig Max gesehen und konnte mich einfach nicht von ihm los reisen. Das Ella jemanden kennenlernt,habe ich mir ja gedacht, aber nicht so schnell. Eigentlich dachte ich, ihr würdet etwas zusammen trinken und tanzen und ich würde dann einfach später dazu stoßen. Doch was soll ich sagen?
Er küsst einfach unverschämt gut und irgendwie haben diese Küsse sucht potenzial. Ich bin nicht von ihm losgekommen. Wir hatten eine Pause eingelegt und uns auf der Empore einen Drink geholt, als du plötzlich aufgetaucht bist. Es war echt nicht ok von mir, wie ich mich verhalten habe.
Ich war nur so überrascht, dass du auf einmal da warst und dann hast du auch noch gesehen, dass ich und Max mehr als nur geredet haben. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Außerdem wollte ich auch nicht, dass du mich für eine schlechte Freundin hältst. Da bin ich einfach total durchgedreht und hab dich so angefahren. Es tut mir wirklich leid. <<
Sie sieht mich aus ihren rotgeränderten Augen, bittend an.
>> Schon gut. Wir verbuchen das einfach mal unter hormongesteuerte Verliebtheit. << sage ich und sie atmet erleichtert auf.
Sie erzählt mir, was ihr neuer Schwarm ihr bisher über seinen Auslandsaufenthalt gesagt hat. So erfahre ich überrascht, dass die beiden zwischen Verliebtheit und Zungenakrobatik doch noch recht viel miteinander gesprochen haben.
Er bleibt mit seiner Klasse ein ganzes Jahr bei uns und geht mit seinen Mitschülern, tatsächlich alles Jungs, ab morgen auf unsere Schule. Seine Klasse wird wohl auf unsere beiden im Jahrgang aufgeteilt. Da wir eher kleine Klassen haben, kommen wir mit der Anzahl von neuen Schülern vielleicht auf eine übliche Klassengröße.
Bisher hatte jeder das Privileg, mit nicht mehr als 10 Schülern pro Klasse, sich wie an einem Elite Collage zu fühlen. Sie sollen in diesem Jahr fließend Deutsch lernen und wir sollen vom Englischanteil profitieren. Mich würde ja echt mal interessieren, wer auf diese Idee gekommen ist. Sie klärt mich darüber auf, dass alle aus einem teuren Internat aus Schottland kommen, doch den Namen konnte sie sich nicht merken. Für sie war wichtig, dass anscheinend alle gut aussehen, zumindest nach Tami’s Maßstäben.
Ich befürchte, das gibt unter den Mädels an der Schule einigen Beef, bei so viel Testosteronüberschuss. Plötzlich fallen mir die grauen Augen wieder ein und ich schaue meine Freundin fragend an.
>> Sag mal der Typ, der sich gestern in der Warteschlange so rüde vor uns gedrängelt hat, ist nicht zufällig auch in der Klasse? <<
Ich kann sehen, wie es in ihrem Kopf förmlich zu rattern beginnt, als sie versucht sich zu erinnern.
>> Das weiß ich gar nicht, der war so schnell wieder weg. Gut möglich, aber ich habe ihn nicht noch einmal gesehen. <<
Irgendwie lässt mich der Gedanke nicht los, dass die grauen Augen, der breite Rücken meines ungewollten Retters und der Drängelfuzzi vom Eingang ein und dieselbe Person sind.
>> Hast du gestern zufällig jemanden mit grauen Augen gesehen? <<
Sie sieht mich mit einem schrägen, süffisanten Lächeln an, ohne zu antworten.
>> Gibt es endlich jemanden der dir gefällt? <<
Sofort verdrehe ich die Augen.
>> Nein, ich will es einfach nur wissen. Also hast du? <<
Immer noch ein wenig überlegen lächelnd, beginnt sie sich in Gedanken die Bekanntschaften und Gesichter des vergangenen Abends abzurufen, doch schüttelt nach einigen Augenblicken den Kopf.
>> Nein, ich glaube nicht, dass ich jemanden gesehen oder kennengelernt habe, sorry. <<
Auf dem Rückweg läuft sie neben mir her und fragt noch einmal spezifischer nach, was gestern passiert ist. Ich erzähle ihr von den grauen Augen und von dem Gefühl, beobachtet wurden zu sein.
Sie ist bestürzt über den angetrunkenen Jungen und das sie nicht bei mir war, um mir zur Seite zu stehen. Ich versichere ihr, dass es halb so schlimm war und der Unbekannte mich schließlich gerettet hat. Als wir bei mir Zuhause angekommen sind, überlegt sie gerade, ob der Alkohol daran schuld sei, dass ich mich nicht an ein genaues Gesicht zu den Augen erinnern kann und ich bereue ihr davon erzählt zuhaben.
>> Ja kann schon sein, dass ich einfach zu viel getrunken habe. <<kanzle ich sie ab und wir verabschieden uns.
Der Abend, verläuft Gott sei Dank unspektakulär und ich bin froh, als ich endlich allein in meinem Zimmer bin. Gerade als ich mir noch mein Outfit für den nächsten Tag raussuche, klopft es an der Tür.
>> Oh. <<
Meine Mom steckt überrascht ihren Kopf in mein Zimmer und sieht mich an.
>> Willst du schon schlafen gehen? Ich dachte, wir machen es uns noch ein wenig gemütlich. <<
Verwundert über dieses Harmoniebedürfnis lehne ich ab.
>> Tut mir leid, ich bin total erledigt und wollte heute früh zu Bett. <<
Mom sieht im ersten Moment ein bisschen enttäuscht aus, setzt aber sofort ein fürsorgliches Lächeln auf.
>> Das verstehe ich, Schatz. Aber es ist doch alles in Ordnung bei dir, oder? <<
>> Klar Mom. Alles Bestens. Wie gesagt, ich bin nur müde. <<
Sie schaut mich noch einmal prüfend an, nickt dann aber.
>> Ok, aber du weißt, wenn irgendwas ist, kannst du jederzeit mit mir reden. Schlaf schön Liebling. <<
Völlig verwirrt schaue ich auf die geschlossene Tür, was war das denn? Meine Mutter ist manchmal sonderbar. Manchmal ist sie besonders gefühlsduselig, aber so etwas kam meiner Erinnerung nach noch nie vor. Ob Dad ihr doch etwas von meinem Streit mit Tami erzählt hat?
Ich lege mich hin und versuche mein Gedanke abzustellen, doch natürlich gelingt mir das nicht. Erst überlege ich, wie ich mich fühlen würde, wenn jemand so reagiert wie Michael. Hätte ich mit ihm Schluss gemacht, hätte er dann genauso reagiert? Irgendwie komme ich nicht auf den Gedanken, den er haben musste, um so cool mit der Situation umzugehen. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass die Geschichte mit Tamara, Max und Michael einfach zu glatt abgelaufen ist. Das mit Max kann ich auch noch nicht richtig nachvollziehen. Klar, Liebe auf den ersten Blick. Meinetwegen, aber es kann einen doch nicht so erwischen, oder? Und dann ist da immer noch dieser Fremde mit den grauen Augen.
Nach wie vor bin ich davon überzeugt, dass ich sie mir nicht eingebildet habe und alle drei Ereignisse von Gestern eine Person ergeben. Doch wie sieht er aus? Und warum sollte er mich beobachten?
Was stimmt nicht an dieser Geschichte?
Als ich die Lider schließe, schlafe ich mit dem Bild der grauen Augen vor mir, unvermittelt ein.