Читать книгу Back to Italy! Und der Wahnsinn geht weiter! - Melanie Huber - Страница 13

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Kapitel 7

ZeichenerklÄrung

„Herr Salvatore ist wirklich nett“, sagte ich, als wir schon wieder einige Zeit auf der Straße unterwegs waren.

Verbissen konzentrierte er sich auf den Verkehr. Als ich heute Morgen aufwachte, war ich allein – ich hatte wohl ziemlich lange geschlafen. Tom war bereits unten. Ich hörte, wie er sich mit Giannis Onkel im Hof unterhielt. Gemeinsam mit den Salvatores genossen wir noch ein kräftiges Frühstück in der Weinlaube und nach einer herzlichen Verabschiedung, waren wir um die Mittagszeit auch schon wieder aufgebrochen. Die ganze Nacht waren wir uns so nah, jedoch war jetzt die Stimmung ziemlich getrübt. Dass diese unglaubliche Vertrautheit plötzlich wieder verschwunden war, hatte vielleicht auch damit zu tun, dass unser Schwips ebenfalls verdunstet war.

„Ja, das ist er. Ich muss ihn wirklich wieder öfter besuchen kommen, er ist in den letzten Jahren ganz schön alt geworden.“

Wir übten uns im Small Talk, was ja nicht gerade unser Ding war. Nur das Radio im Hintergrund summte. Anscheinend hatten auch die italienischen Radiomoderatoren etwas gegen mich. Denn die Songwahl drückte nochmals kräftig nach unten. Seitdem wir unterwegs waren, stützte er seinen Kopf auf den Arm und fuhr gedankenverloren die Straße entlang. Die ganze Zeit über merkte ich schon, dass er so komisch herumdruckste, als würde er über etwas angestrengt nachdenken. Er schien so weit weg zu sein, so unerreichbar für mich. Das machte mich unsicher. Sein Blick war traurig und in seinen Augen zeigte sich wieder dieser unerklärliche, matte Ausdruck. Nur manchmal lächelte er mir halbherzig zu und in mir keimte das Gefühl, dass er mir etwas sagen wollte. Aber da kam nichts. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Ich kam mir so endlos blöd vor, und mein Gefühlsausbruch wurde mir von Minute zu Minute peinlicher.

Wie konnte ich nur so doof sein und vor ihm heulen?!

Tom Corneli muss mich für eine jämmerliche Heulsuse halten.

Eine andere Möglichkeit wäre aber auch … Nein – ich weigerte mich, zu glauben, dass er sich doch mehr erhofft hätte und heute Morgen die klägliche Bilanz zog.

„Es tut mir leid …“, platzte ich heraus, ohne groß nachzudenken. Bestürzt guckte er mich an.

„Dass du mitgekommen bist?“, fragte er zögernd.

„Nein, dass ich dir meine Probleme an den Kopf geknallt habe.“

„Das muss es nicht, bella.“ Tröstlich lächelte er mich süß an. Aber unser Gespräch führte uns in eine erneute Sackgasse.

Warum sagte er mir nicht einfach, was los war?

Schützend verschränkte ich meine Arme und starrte stumm aus dem Fenster, wobei ich insgeheim die Sekunden zählte, bis wir endlich da waren.

Zurück im Grand Hotel Paradiso.

Zurück in unserem Job.

Zurück bei Giulia.

Mensch, die gestrige Nacht war erst seit ein paar Stunden vorbei, aber gefühlsmäßig lag sie schon weit hinter uns. Trotzdem konnte ich immer noch seine Nähe spüren, die mich die Nacht hindurch gewärmt hatte. Unsere Lage war wie so oft aussichtslos.

„Was hast du nun vor?“, beendete er meinen Gedanken-Kuddelmuddel.

„Du meinst heute?“

„Ähm … ich dachte eher, welchen Plan du für deine Zukunft hast.“

Oh, okay … Mensch war ich blöd. Jetzt hielt er mich nicht nur für eine Heulsuse, nein – sicher auch noch für eine doofe Nuss.

„Naja, irgendeinen reichen Schnösel heiraten und mindestens zehn Kinder kriegen.“ Er lachte.

„Jetzt im Ernst, was hast du vor?“

„Ich weiß nicht … Planen bringt doch nicht wirklich was. Ich denke, ich werde mein Leben erst mal alleine genießen, hier noch ein bisschen bleiben … oder vielleicht reise ich auch ein bisschen herum, und wenn mir das Geld ausgegangen ist, muss ich mir eine neue Arbeit suchen oder wirklich einen reichen alten Knacker heiraten. Mit dicker Rente und fettem Sparbuch.“

„Dass du auf faltige Hinterteile abfährst überrascht mich.“

„Nachts ist es ja finster und zum Glück gibt es Lichtschalter …“ Er grinste.

„Da spielt dann zu schlank und zu italienisch auch keine Rolle mehr, was? Wie berechnend du sein kannst, sieht man dir auf den ersten Blick gar nicht an.“

„Ach weißt du, auch Frauen lernen dazu.“

Kopfschüttelnd lächelte er mich an und hielt an einer Kreuzung.

„Also … ich geh mal davon aus, dass du bis Dezember noch hier bist.“

„Dezember?“, rief ich verblüfft, und starrte ihn fragend an. Bis Weihnachten waren es nur noch zwei Monate.

„Ja, ich denke schon.“

Das war´s?

Schweigend fuhren wir weiter.

Wir sahen bereits das Hotel der Salvatores und ich hatte den Eindruck, als wäre Tom richtiggehend angespannt. Als er sein Auto in eine freie Lücke lenkte, wirkte er noch immer matt. Zwar nicht mehr so schlimm wie vorher, aber er war ehrlich bemüht, sich ständig ein höfliches Lächeln abzuringen. Es war kaum in Worte zu fassen, wie ich mich fühlte. Ich wollte einfach nur endlich raus aus diesem Wagen.

„Na dann …“, sagte er und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss.

Tja, das war es dann wohl!

Dezember hin oder her?!

„Du hattest recht damit.“ Irgendetwas musste ich ja sagen, wenn er es schon nicht tut.

„Womit?“

„Es hat mir sehr gefallen … danke.“

„Das freut mich.“

Völlig benommen stiegen wir beide aus und niedergeschlagen schlichen wir ums Auto herum. Dieser verkorkste Abgang passte überhaupt nicht zu diesem Ausflug. Da standen wir nun, und Tom reichte mir meinen Rucksack aus dem Kofferraum heraus. Ganz so, als wollte er mich nicht gehen lassen, hielt er den Riemen noch fest. Für einen Moment berührten sich unsere Hände, stumm starrten wir darauf. Ich merkte, wie er angespannt sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte.

Warum ließ er den Riemen nicht los und ließ mich einfach gehen?

Was wollte er denn noch von mir?

Ich verstand die Zeichen nicht.

Kurz kam mir in den Sinn, ob er mich vielleicht doch küssen möchte.

„Mia?“

„Mmh?“

„Kann ich dich was fragen?“ Okay, kein Kuss nur eine Frage.

„Hat es was mit Dezember zu tun?“, gespannt wartete ich ab. Anfangs schaute er zum Himmel hoch, bis sich dann doch irgendwann unsere verirrten Blicke trafen.

„Naja, war es eigentlich dein Ernst, als du sagtest, ich hätte etwas gut bei dir?“

Tom Corneli klang nicht nur leicht verlegen – er war komplett verlegen.

Meinetwegen?!

[…]

Ich fasste es nicht!

„Kommt darauf an?“

„Ich weiß, du hast mir mehr als nur einmal zu verstehen gegeben, dass ich nicht dein Typ bin und du mich für Abschaum hältst, das ist mir auch klar. Nebenbei auch noch für ein Problem. Aber, naja, da wäre so eine Sache, bei der ich dich gern an meiner Seite hätte.“ Abschätzend musterte er mich, ließ den Riemen los, steckte seine Hände in die Hosentaschen, und da ich nichts sagte, fuhr er fort. „Also mein Neffe Nico, Ales Sohn ist bei einem Tanzverein und die veranstalten kurz vor Weihnachten einen Tanzball. Nebenbei ist das auch eine tolle Werbung für unsere Tanzschule. Sämtliche Leute die Rang und Namen haben, werden da sein. Auch meine ganze famiglia. Tja und ich … ähm … ich bräuchte eine Begleitung“, er räusperte sich, „hättest du vielleicht Lust, mit mir dahin zu gehen? Ich meine natürlich nicht als Paar, sondern vielleicht als gute Kollegen oder so …“

„Oh …“, seufzte ich. Ein Ball mit seiner ganzen Familie … Nun waren wir beide verspannt.

„Gianni, Malou und noch ein paar Bekannte kommen auch mit … sag doch bitte was.“

Mein Verstand: Mach es nicht! Das ist ein fixes Date.

Er sucht doch nur nach einer passablen Begleitung.

Ist mir auch klar, aber guck ihn dir doch mal an, er wirkt doch echt geknickt.

„Mmh … ja, warum nicht“, flüsterte ich leise und grinste verstohlen.

„War das wirklich ein Ja oder hab ich mich verhört?“, fragte er mich überrascht mit weit aufgerissenen Augen.

„Ja, ich gehe sehr gerne mit dir auf diesen Ball.“

Mein Verstand: Also ICH bin dann mal weg!

Mit einem Ja hatte er sichtlich nicht gerechnet. Vor Freude hob er mich hoch und wirbelte mich herum. Ich wusste nicht, wie mir geschah und war völlig überrumpelt.

„Das ist toll, bella. Und eines kann ich dir jetzt schon versprechen, es wird bestimmt lustig!“

„Na, das hoffe ich doch.“ Er setzte mich wieder ab, ließ mich aber nicht los.

„Da gibt es aber noch einen Haken.“

„Einen Haken?“

„Wir müssen unbedingt deine Tanzkenntnisse auffrischen. Als Tanzlehrer kann ich es mir nicht leisten …“

„Dich zu blamieren? Ich glaub´s nicht!“, schnaubte ich. „So schlecht bin ich dann auch wieder nicht!“ Leicht gekränkt verpasste ich ihm mit geballter Faust einen leichten Schlag auf die Brust.

„Negativ aufzufallen würde ich es nennen, und die Tanzstunden sind selbstverständlich gratis.“

„Herzlichen Glückwunsch Frau Becker! Sie haben gerade Tanzstunden gewonnen! Wie toll!“

„Denk doch mal nach, …“, fragte er mich mit einem schiefen Lächeln im Gesicht, und ich schmolz dahin.

Ahhh … also das war echt fies!

„Hmm … okay“, gab ich verlegen von mir. „Na schön, ein paar Auffrischungen könnten wirklich nicht schaden – aber nur unter einer Bedingung: Bei einer klitzekleinen Anmache bin ich weg und du kannst dir eine von deinen Barbieklons suchen, die mit dir zu diesem Ball stapft! … Capito?“

„Also … das wird schwierig werden, aber ich werde mich hüten! … Und wir fangen gleich morgen damit an.“

„Morgen schon?! … Ich dachte der Ball wäre erst im Dezember?“

„Tja, wie soll ich es sagen? Es wartet eine Menge Arbeit auf uns.“

„Tooomm!“

Back to Italy! Und der Wahnsinn geht weiter!

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