Читать книгу 50 Dinge, die ein Oberösterreicher getan haben muss - Melanie Wagenhofer - Страница 10
Filmschauplätze im Salzkammergut
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Atemberaubend
In 3 Tagen bist du tot, Filmszene
In diesem Ambiente bezauberte „Sissi“ Romy Schneider Millionen Menschen in der Welt, geriet Peter Alexander als Oberkellner Leopold in turbulente Verwicklungen, organisierten Klaus Wildbolz und Albert Fortell ein Schlosshotel und hier drehte Andreas Prochaska den ersten Slasher-Film Österreichs. Im Salzkammergut gaben und geben sich Stars und Sternchen, Schnuppen und Puppen der Film- und TV-Szene ein Stelldichein. Ganz abgesehen von den zahlreichen Dokumentationen, die hier gedreht wurden.
Ein zufälliges Zusammentreffen in Bad Ischl, bei dem der Kaiser gar nicht weiß, mit wem er es zu tun hat, ist der Ausgangspunkt von Ernst Marischkas „Sissi“-Trilogie, die in den 1950er Jahren im Salzkammergut entstand. Hier wurde Kaiser Franz Joseph einmal nicht mit weißem Bart gezeigt, sondern von Karlheinz Böhm als junger Mann dargestellt. Bad Ischl und das Salzkammergut waren prädestiniert für k. u. k.-Zuckerguss, aber auch für weniger rosarot gefärbte Produktionen wie den 1957 gefeierten Streifen „Skandal in Ischl“ mit O. W. Fischer. Im Mittelpunkt steht ein eigenwilliger Modearzt im kaiserlichen Bad Ischl (1910), der einem schwangeren Mädchen nach einem Selbstmordversuch „geholfen“ haben soll. Niveauvolle Unterhaltung bot die Anfang der 1990er Jahre entstandene TV-Miniserie „Der Salzbaron“ von Bernd Fischerauer. 1,5 Mio. Zuseher ließen sich beim Auftakt via ORF nach Bad Ischl entführen, um dem Treiben der mehr oder weniger hochwohlgeborenen Figuren – der Baronesserln und Barönchen, des Gesindes und Gesindels – beizuwohnen.
In den 1950er Jahren war das Salzkammergut ein Durchhaus für filmisches Treiben. Heimatfilme brachten der Region jede Menge Aufmerksamkeit, so warb Harald Reinl mit „Almenrausch und Edelweiß“ (1957) für wunderschöne Ferien im Salzkammergut. Franz Antel gehörte zu den Dauergästen, die meinten, dass im alten Europa die Kunst viel zu exklusiv betrieben werde. Also drehte er 1951 mit Maria Andergast, Gunther Philipp und diversen Bikini-Maiden „Eva erbt das Paradies“. Und 1954 war er mit Peter Alexander, Hans Moser und Oskar Sima samt Auto und Wohnwagen schon wieder im Salzkammergut unterwegs, reisten doch „Verliebte Leute“ in den Urlaub. Später huldigte Antel mit Streifen wie „00-Sex am Wolfgangsee“ (1966) und „Außer Rand und Band am Wolfgangsee“ (1972) der Region. Unvergessen ist die Verfilmung von Ralph Benatzkys Operette „Im weißen Rössl“ (1960). Die Außenaufnahmen mit Peter Alexander, der als Oberkellner Leopold seine Chefin Josepha Vogelhuber (Waltraud Haas) umgarnt, wurden in St. Wolfgang gedreht, die Innenaufnahmen in Bad Ischl. 1975 war Hollywood in Gmunden zu Gast: Cyril Frankel inszenierte den Spionagethriller „Vollmacht zum Mord“, in dem Dirk Bogarde als zwielichtiger Geheimagent werkt, auch Ava Gardner war mit von der Partie.
Fernsehmäßig war Klaus Wildbolz als Hotelchef Wenzel Hofer maßgeblich am Erfolg des Dauerbrenners „Schlosshotel Orth“ beteiligt, der ab dem Frühjahr 1996 in Gmunden und Umgebung gefertigt wurde. Feschak Wildbolz meinte einmal: „Das ist eine der schönsten Gegenden der Welt, weil optisch nichts verhüttelt und kaputtgemacht worden ist. Ich liebe das Salzkammergut.“ 2000 übernahm Albert Fortell die Leitung des Hotels und steuerte das Haus durch die Unbilden serienmäßiger Intrigen. Im Herbst 2004 wurde nach neun Staffeln oder 144 Folgen, die bis China verkauft wurden, Abschied gefeiert.
„Vier Frauen und ein Todesfall“
Nicht minder wirkungsvoll war die 2004 vor der malerischen Kulisse Hinterstoders, Windischgarstens, Viechtwangs und anderen Orten entstandene ARD-Neuverfilmung des Heimatdramas „Die Geierwally“. „Wir drehen die tierisch wahre Version“, meinte Hauptdarstellerin Christine Neubauer. Der Volksmund habe zu allen Greifvögeln Geier gesagt. „Bei uns ist der Geier ein Adler“, sagte Neubauer. Auch „Bullen“-Mama Ruth Drexel war 2004 zu Gast im Salzkammergut: Bad Goisern, Gosau, Hallstättersee … „Die Region ist atemberaubend schön, aber ich bin zum Arbeiten hier und bekomme leider viel zu wenig mit“, sagte sie. Sie spielte höchst erfolgreich in „Die Heilerin“ eine Frau, die durch Auflegen ihrer Hände und durch die Kraft ihrer Gedanken kranke Menschen zu heilen vermochte. Um Heilung geht es in dem 2005 in und um Ebensee verwirklichten Teenie-Horror „In 3 Tagen bist du tot“ wahrlich nicht. Hier wurde Maturanten nach SMS-Warnung das Licht ausgeblasen. Blutige Beiträge dieser Art sind im idyllischen Ambiente des Salzkammerguts aber die Ausnahme. Zu diesen gehört auch das MondSee-Land, wo die Begräbnisweiber in „Vier Frauen und ein Todesfall“ bis 2012 serienmäßig nach Todesfällen ob deren Ursachen schnüffelten. Früher hatte schon Doris Schretzmayer als „Die Neue“ in dieser Gegend Kriminalfälle gelöst.
Ein Beispiel für gelungene Kinokost lieferte Julian Roman Pölsler 2012 mit seiner grandiosen Verfilmung von Marlen Haushofers Roman „Die Wand“. Gedreht wurde im Gebiet Gosau. „Ich wollte diese schönen Bilder einfach kollidieren lassen mit den seelischen Zuständen der Frau“, sagte Pölsler damals. Und dass Iris Berben 2013 für „Der Clan. Die Geschichte der Familie Wagner“ vom Hügel in Bayreuth stieg und den Schauplatz nach Gmunden verlegte, spricht nicht zuletzt für die besondere Atmosphäre des Salzkammerguts als Drehort.
INFO: Salzkammergut Tourismus
Salinenplatz 1, 4820 Bad Ischl
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