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Forellenzirkus in St. Ägidi

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Akrobatik im Mühlbach


In St. Ägidi springen Forellen durch einen Reifen

Alaba springt durch einen Reifen, Müller nimmt Anlauf und köpfelt den Ball ins Tor. Nein, die Rede ist nicht von Artisten oder Fußballern, sondern von Forellen. Seit 1947 betreibt die Familie Luger in St. Ägidi ihren österreichweit einzigartigen „Forellenzirkus“.

In St. Ägidi bei Engelhartszell im Sauwald fließt der Mühlbach an der alten Erledt-Mühle vorbei, die übrigens auch ein Museum über die Müllerei beherbergt. „Meine Mutter hat neben dem Bach immer ihre Wäsche aufgehängt und die Forellen gefüttert: Da sind sie dann bei ihr stehen geblieben“, erinnert sich Bernadette Sageder-Luger. Den Buben hätte die Mutter verboten, die zahmen Fische aus dem Bach zu holen. Die ersten Bande mit den sonst so scheuen Wassertieren waren geknüpft. Als in den 1950er Jahren das Kraftwerk Jochenstein gebaut wurde, kamen immer wieder Ingenieure vorbei, die dort im Einsatz waren. Sie entdeckten die zahmen Tiere, legten ihnen kleine Bälle auf eine Leiter über dem Wasser, von wo sie die Fische herunter schubsten. So kam die Idee auf, mehr daraus zu machen. Karl und Otto Luger – Vater und Onkel von Bernadette – begannen, die Forellen zu dressieren und schon bald war der „Forellenzirkus“ zur Attraktion geworden.

Heute sind es Bach- und Regenbogenforellen sowie Saiblinge, die den „Dompteuren“ gehorchen, insgesamt etwa zehn Tiere, die Fußball spielen oder durch Reifen springen. „Mein Mann Markus sagt immer, das sei unsere technische Abteilung“, meint Sageder lachend, „unsere sportlichen Angestellten.“ Eigentlich sind sie wohl noch ein bisschen mehr: Da treffen Tierliebe und die Freude daran, sich mit Tieren zu beschäftigen, auf fruchtbaren Boden: Die ganze Familie – federführend „Zirkusdirektor“ Markus Sageder und dessen Vater – ist leidenschaftlich dabei, erkennt jedes einzelne Tier an der Zeichnung und gibt den Fischen Namen zum Beispiel von Fußballern. Gehalten werden sie in einem abgegrenzten Bereich des Baches, Holzlatten sollen sie vor Raubvögeln schützen. Angelockt werden die Fische, die bis zu zehn Jahre alt werden können, mit Futter, nach und nach lernen sie ihre kleinen Kunststücke. Aber nicht jede Forelle und jeder Saibling ist geeignet. „Manche sind einfach zu scheu dafür“, weiß Luger. Begonnen wird mit dem Abrichten, wenn die Tiere etwa drei Jahre alt sind. Auch andere Wasserbewohner werden den Besuchern nahe gebracht: „Wir zeigen heimische Bach- und Steinkrebse“, erklärt Luger, leider seien die Tiere durch das Einsetzen von amerikanischen Flusskrebsen in heimische Gewässer in ihrem Bestand mehr und mehr dezimiert worden.

Nicht nur Fische haben bei den Lugers besondere Talente, auch Hähne neigen zur Akrobatik: „Meine Mutter beschäftigt sich mit ihnen und bringt sie mit viel Geduld so weit, dass sie sich auf den Kopf eines Menschen setzen und von dort aus in aller Ruhe die Umgebung betrachten“, erzählt Luger.

Die alte Mühle, die erstmals 1348 urkundlich erwähnt wurde und sich seit 1905 im Besitz der Familie Luger befindet, ist heute noch zu besichtigen, Wohnräume der einstigen Müllersfamilie zeigen viel vom Leben von einst. „Wir verfügen über eine Getreide- und eine Sägemühle mit venezianischem Sägegatter, eine Technik, die aus Venedig stammt und für die Herstellung von Schiffsbrettern verwendet wurde.“

Übrigens: Wenn Sie sich selbst in der Dressur von Hähnen versuchen möchten: In St. Ägidi sind die Artisten Sulmtaler- und Cochin-Hähne.

INFO: Forellenzirkus und Mühlenmuseum

Familie Sageder-Luger

Mühlbach 3, 4725 St. Ägidi

+43 (0)7717/​75 52

Öffnungszeiten:

April – Oktober (Di und So 10 – 12 und 14 – 17 Uhr und nach Voranmeldung)

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