Читать книгу 50 Dinge, die ein Oberösterreicher getan haben muss - Melanie Wagenhofer - Страница 7
Die Bucklwehluck’n in St. Thomas
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Die Luck’n heilt den Ruck’n
Der heilbringende Stein von St. Thomas
Rund um den Wallfahrtsort St. Thomas am Blasenstein wimmelt es nur so von mystischen Orten und seltsamen Steinen wie der Bucklwehluck’n. Obendrein gibt’s dort den luftgselcht’n Pfarrer.
Ein kurzer Moment des Zögerns und dann klettert man hinein in den Spalt. Drinnen ist man erstaunt über die Stille und die glatten Innenflächen des Steines, die Abertausende, die hier schon durchgeschlüpft sind, wohl poliert haben. 40.000 sollen es übrigens jedes Jahr bis heute sein. Ein Stück weiter wird es ziemlich eng, fast muss man sich wie eine Schlange eine Kurve entlang weiterwinden. Nicht umsonst heißt es bei den Blasensteinern: Wer durch die Bucklwehluck’n durchkommt, hat zumindest die Gewähr, dass das Kreuz noch nicht ganz kaputt sein kann. Unter Platzangst sollte man aber besser auch nicht leiden. Noch einmal ducken, sich vorsichtig über den glatten Stein am Ausgang bewegen und dann ist man wieder draußen. Noch in den 1930er Jahren sollen viele Blasensteiner vor jedem Kirchgang durch den Stein gegangen sein.
Und warum tut man sich das an? Zur Erklärung: Wir befinden uns auf dem Blasenstein im Unteren Mühlviertel. Das Berglein (723 m) ist nicht nur weithin sichtbar, es bietet auch eine grandiose Aussicht über das Land: Halb Oberösterreich breitet sich an schönen Tagen vor ihm aus. Das silberne Band der Donau, die Burg Clam, der Dachstein. Der Blasenstein ist aber auch sonst ein besonderer Ort. Hier, genauer gesagt bei der Bucklwehluck’n, sollen sich seit jeher wunderliche Dinge zugetragen haben. Denjenigen nämlich, die durch den Spalt des beeindruckenden Granitfelsens kriechen, verheißt die Kraft der Luck’n Heilung bei Rückenproblemen und Rheuma und den Erlass ihrer Schulden. So schwören heute nicht nur die Bewohner von St. Thomas auf die Steinformation: Viele Besucher kommen von weit her, um einmal durchzukriechen. Für sie ist die Bucklwehluck’n also ein heiliger Ort. Ein Stein-Koloss, fünf Meter hoch, tonnenschwer und mit einem schmalen Durchlass. Auf den ersten Blick unspektakulär, bei genauerem Hinsehen, nein Hin-Spüren, ist da noch etwas: Es scheint, als strahle der Stein. Und tatsächlich haben Wissenschaftler eine leichte Radioaktivität festgestellt – Radonstrahlung. Wird wohl doch was dran sein an den Geschichten …
Der kleine Ort St. Thomas hat noch eine ungeklärte Besonderheit zu bieten: In der frei zugänglichen Unterkirche liegt die Mumie des 1746 im Alter von 37 Jahren verstorbenen Chorherrn und Pfarrvikars von St. Thomas, Franz Xaver Sydler de Rosenegg. Der Körper ist nicht verwest, obwohl er mehr als ein Jahrzehnt unter der Erde ruhte. In der tiefgläubigen Gegend galt die Mumifizierung als Wunder, das bis heute nicht geklärt werden konnte. Gruselig-schaurige Geschichten ranken sich um den Verstorbenen und den Zustand dessen, was er auf Erden hinterließ. Von Gift bis radioaktive Strahlung muss vieles als Erklärung herhalten. An anderer Stelle heißt es, der Chorherr wäre an Epilepsie gestorben, weshalb er auch als Helfer bei dieser Krankheit gilt.
Der Lederne Franzl
Die Überlieferung spricht auch davon, dass der Geistliche an einer ansteckenden Krankheit gelitten und deswegen eine „Medizin auf Leben und Tod“ bekommen habe. Die Tatsache, dass er nicht verwest ist, wurde von den Menschen jedenfalls als Fingerzeig Gottes gewertet.
Die Mumie, auch Lederner Franzl genannt, wurde von jenen Experten wissenschaftlich untersucht, die sich auch mit der Mumie aus dem Similaungletscher, vulgo Ötzi, beschäftigt haben. Es wird vermutet, dass der Tote unter Luftabschluss getrocknet ist, künstliche Mumifizierung wird ausgeschlossen. Beim Durchleuchten der Leiche wurde eine rätselhafte Kugel in der Größe eines Kirschkerns entdeckt, die an zwei Seiten „kleine Füßchen“ aufweist. War die rettende Medizin der Todesstoß für den Ordensmann? Man weiß es nicht. Und weil der Zahn der Zeit dann doch irgendwann zu nagen beginnt, soll den nun doch allmählich einsetzenden Verfall der Mumie heute eine luftdichte Vitrine aufhalten.
INFO: Marktgemeindeamt St. Thomas am Blasenstein
Markt 7, 4364 St. Thomas am Bl.
+43 (0) 7265/54 55 - 0, @ marktgemeinde@st-thomas.at