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Sommer auf Burg Clam

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Der Graf & Bob Dylan


Burg Clam

Der Weg führt eine schmale Straße entlang, die sich durch saftige, grüne Wiesen und Wald nach oben windet. Die letzten Meter legt man zu Fuß zurück, begleitet von der freudigen Anspannung vor dem, was dann kommt: Die Burg Clam – im Unteren Mühlviertel gelegen und 45 km von Linz entfernt – ist die besondere Kulisse für Auftritte von Künstlern wie Nena oder Sting. Jedes Jahr pilgern Tausende Besucher im Sommer zu den Burgkonzerten. Das ist aber noch lange nicht alles: Hier kann man auch herr(schaft)lich in die Vergangenheit eintauchen.

Die Türme der Burg markieren weithin sichtbar den Austragungsort großer Sommerkonzerte. Gleich unterhalb, in der Burgarena auf der Meierhofwiese, lassen sich die Besucher nieder, um die besonderen und mittlerweile zur Tradition gewordenen Abende zu genießen. Unter die Gäste mischt sich meist auch der Hausherr, Carl Philip Clam-Martinic: „Die Musik, die hier geboten wird, trifft genau meinen Geschmack. Meine erste Schallplatte war eine von Bob Dylan und der stand auch schon auf dem Programm.“

Seit 23 Generationen haben die Grafen Clam, österreichischer Uradel, im Unteren Mühlviertel ihren Stammsitz. Carl Philip Clam-Martinic übernahm nach längeren Auslandsaufenthalten die Rolle des Familienoberhauptes und bewohnt mit seiner Frau und den beiden Kindern das riesige Gebäude mit weit über hundert Räumen, die allesamt vollständig möbliert sind. Weil 90 Prozent der Burg nur schwer beheizbar sind, zieht die Familie im Winter in eine kleinere Winterwohnung des ehrwürdigen Gemäuers. „In letzter Zeit sind wir auch den Rest des Jahres dort geblieben, weil die Kinder noch sehr klein sind. Die weiten Wege durch die langen Gänge wären für die jungen Beinchen zu anstrengend gewesen.“ Der Herr Graf wohnt von Kindesbeinen an hier und fühlt sich sehr wohl, wenn er auch zugibt, dass ihm bei manchen Geräuschen schon ein wenig mulmig geworden sei. Aber: „Das ist ein sehr friedliches Haus. Es gibt keine untoten Vorfahren, die uns quälen. Wenn es einen Geist gibt, dann nur den Heiligen Geist.“ Auch von Gästen – Clam bietet Übernachtungen in der Burg an – sei stets zu hören, sie hätten gut geschlafen. Bei besonderen Führungen zeigt der Hausherr den Besuchern seine Lieblingsplätze, den zum großen Ahnensaal gehörenden Balkon oder die hauseigene Kapelle, vor der, so Clam, jeder Gast seinen Hut hebt. Magische Plätze sind auch die schönen Gärten und Höfe, wenn sich dort die Blumenpracht entfaltet. Von der Spitze des 41 Meter hohen Bergfrieds sieht man vom Ötscher bis zum Traunstein und bis in den Böhmerwald.

Ihren Charme verdankt die Burg den im Lauf der Jahrhunderte immer wieder durchgeführten Erhaltungsarbeiten, die einen spannenden Stilmix aus Romanik, Gotik, Renaissance und Barock ergeben haben, vor allem aber auch der Tatsache, dass das ganze Haus von ein und derselben Familie seit dem Mittelalter bewohnt wird. Clam: „Die Burg ist kein typisches Museum, es gibt keine Vitrinen, unsere Schätze werden nicht weggesperrt.“ Bei einer Führung – auf Wunsch mit Sektempfang und dem Grafen persönlich – erlebt man im Burgmuseum Ausstellung und Wohnbereich zugleich. Die Familie lebt hier zwischen und mit jahrhundertealten Möbeln und Porzellan. „Die Dinge müssen verwendet werden, sonst rosten sie ein“, lautet die Devise von Clam-Martinic. „Meine Familie besaß um 1800 zehn Schlösser, die dann enteignet oder verkauft wurden. Das gesamte Inventar wurde mit nach Clam genommen.“ Deshalb und auch weil die Burg zwar unzählige Male belagert, aber niemals eingenommen wurde, ist noch vieles erhalten: Tausende Gegenstände gibt es zu bewundern, ob im Waffenzimmer, dem Musikzimmer mit seinen kunstvoll bemalten Wänden, der Burgapotheke oder im großen Saal, wo heute noch die Familie zu Weihnachten um den vier Meter hohen Christbaum zusammenkommt.

Den Grundstein für die Burg hat Otto von Machland 1149 gelegt. 1524 hat Christoph Perger zu Clam die Anlage erworben. Und schon seit 1550 wird hier eigenes Bier gebraut. Weil die Nachfrage nach dem Gräflich Clamschen Burgbräu sehr groß sei, müsse man es mittlerweile auswärts produzieren lassen, so Clam. Die Burgschenke wartet mit Speis’ und Trank auf und bei einer Biertour geht es vor der Führung zum Verkosten ins gotische Kellergewölbe.


Carl Philip Clam-Martinic

Noch zu Zeiten seines Großvaters habe in der Burg ein großer Hofstaat mit 20 Angestellten gelebt, in ständiger Bereitschaft, Könige zu empfangen, so Clam. Neben gekrönten Häuptern wie Carl Gustav von Schweden oder dem Fürsten von Liechtenstein und berühmten Musikern zog es die schreibende Zunft hierher: August Strindberg und Thomas Bernhard ließen sich von der mächtigen Festung und ihrer Umgebung inspirieren. Filmdiva Gina Lollobrigida war in den 1960ern zur Jagd zu Gast. Von ihr erzählt man sich, dass sie beim Baden plötzlich den Urgroßvater des heutigen Grafen vor sich stehen hatte, der sie sehr bestimmt dazu aufgefordert habe, seinem Eigentum zu entsteigen. „Frau Lollobrigida berichtete beim Abendessen amüsiert davon und meinte, dass die Männer sie zumeist liebend gern in ihrer Badewanne haben würden.“

INFO: Burg Clam

Sperken 1, 4352 Saxen

+43 (0) 7269/​72 17

Öffnungszeiten:

1. Mai–31. Oktober

www.burgclam.com

50 Dinge, die ein Oberösterreicher getan haben muss

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