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Vorwort

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Von Bleamön und Bleampln


Will man in die Welt der Oberösterreicher eintauchen, dann sollte man auch etwas von ihrer Sprache verstehen: Der oberösterreichische Dialekt bietet eine herrliche Vielfalt, die es zu erhalten gilt. Da kann nicht nur der „Zuagroaste“, sondern selbst so mancher Einheimische noch etwas lernen.

Zuagroaste, also jene Personen, die nicht innerhalb der oberösterreichischen Grenzen gebürtig sind, werden oft auf ihr Sprachtalent getestet, indem sie dazu aufgefordert werden, den Dialektausdruck für einen Körperteil eines scheuen Waldtieres auszusprechen: Erraten! Es geht um den berühmten Oachkatzlschwoaf. Auch sonst stellt sich die Tierwelt im oberösterreichischen Dialekt recht bunt dar: Der Bamhackl bearbeitet – fast logisch – mit seinem Schnabel den Baum und wird in der Hochsprache Specht genannt. Bienen schwirren als Bei durch die Köpfe, Enten quaken als Antn. Ein Broadling ist, breit wie er ist, eine passende Titulierung für Kröte, ein Küken wird, süß wie es ist, bei den Oberösterreichern zum Wusal oder Singal verniedlicht, ein Habicht, der es auf die Hühner abgesehen hat, gnadenlos Hehnageier genannt. Das Kalb ist ein Kaiwö, das bei der Geburt auf die Welt gezogen (Kaiwö ziagn) wird.

Manche Begriffe hören sich fast gleich an, liegen inhaltlich aber ganz weit auseinander: So ist Bleamö eine Blume, ein Mensch, der als Bleampl bezeichnet wird, ein Tollpatsch. Umgekehrt kann so mancher Ausdruck oder, man möchte fast sagen, Laut, mehrfach gedeutet werden: Na ist grundsätzlich ein Nein, in Kombination Na geh (wos d’ net sagst)! wird es zum Ausdruck der Bewunderung und des Erstaunens. Ha? wird nicht gelacht, so wird ausgedrückt, dass man etwas nicht verstanden hat. Topfn ist Quark, zugleich aber auch Blödsinn.

Sinnvoll ist es auch, sich mit richtungsweisenden Begriffen vertraut zu machen, schließlich kommt es ja vor, dass man nach dem Weg fragen muss: owa (hinunter), afi (hinauf), drent (drüben), uma (herüber), untasi (unterhalb) und übasi (oberhalb). Damit man sich nicht verläuft und einen zu langen Hadscha (Marsch) machen muss. Am besten nimmt man sich zur Sicherheit ein Bschoadbinkal (Bündel mit Essen) mit auf den Weg, damit man die Sache pomali (gemächlich) angehen kann.

Auch gegessen werden muss einmal, damit man nicht zum Krischpindal (schwaches Geschöpf) wird: Im Lande ob der Enns kommt gern ein Knon auf den Tisch, und zwar in allen Varianten: Speck, Haschee oder Grammel (Knödel). Beliebt ist auch die Mauraforön (Knackwurst). Ist das Baucherl nicht ganz fit, gibt’s ein verträglicheres Koh (Mus), gerne aus Griaß (Grieß). Und beim Abkifln (Abnagen) der Hehn sollte man aufpassen, dass man keinen Kruschpö (Knorpel) erwischt. Zum Nachtisch gibt’s einen Bunkö (Germkuchen) oder sonst einen Guazl (Süßigkeit). Wenn nur noch ein Noagal (kleiner Rest) im Glas ist, sollte man rasch für Nachschub sorgen, außer das Gewünschte ist goa (aus). Auch Früchte können so ganz anders heißen als in der Hochsprache, wie Weinbeeln (Trauben), Pamerandschn (Orangen) und Zella (Sellerie) beweisen.

Im Umgang miteinander ist es wichtig zu wissen, dass „Mensch“ Mädchen (besonders süß mit Gugaschecken = Sommersprossen im Gesicht) meint, Diandl auch Tracht. Der Hussinand ist ein Mühlviertler und steht für Overall. Und Earl ist kein englischer Lord, sondern ebenso wie der Losa das Ohr. Wenn sich der Oberösterreicher afpudelt und an Gizi kriagt (jähzornig wird), weil er pflanzt (gefoppt) wird, dann regt er sich auf, eine Unklarheit schnapst (diskutiert) man sich in Ruhe aus, damit der Bahö (Krawall) nicht zu groß wird, man keinen Puza (Verweis, Tadel) kriegt und es keine Dedschn (Ohrfeige) gibt, die womöglich einen Düwö (Beule) hinterlässt und alles zum Plazn oder Flenna (Weinen) wird. Zurück bleibt man schließlich oft dadodat (erschüttert).

Vorsicht ist auch mit einmal mehr und einmal weniger harmlosen Schimpfwörtern geboten: Blunzn (Blutwurst) meint abfällig ein Weiberleut, Funsn eine eingebildete Zeitgenossin, Bosnigl einen boshaften Menschen, Krauderer einen alten, klapprigen und Noarndattl einen närrischen Mann. Der Gscheidwaschl weiß alles besser und ist recht gschafti (geschäftig), der Haftlmacher (aufmerksamer Mensch) macht um alles ein Gschisdigschasdi (Umstände). Am besten nähert man sich zitzalweis (in kleinen Schritten) an und lässt sich auch nicht von siemseidenen (schmeichlerischen, heuchlerischen) Zeitgenossen einwickeln.

Und damit wir nicht ganz wiaflad (schwindlig) werden, hören wir an dieser Stelle auf und widmen uns im Folgenden dem, was ein Oberösterreicher oder einer, der sich hier auskennen will, getan haben muss.

Ich wünsche meinen Leserinnen und Lesern viel Vergnügen bei der Lektüre und vor allem viel Freude an den unabdingbaren Erlebnissen, die ich Ihnen hier vorstellen darf.

Ich möchte darauf hinweisen, dass ich im Sinne der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet habe (auch und vor allem im Titel dieses Buches). Dennoch sind freilich Vertreter beiderlei Geschlechts angesprochen.

Linz, im Sommer 2014 Melanie Wagenhofer

50 Dinge, die ein Oberösterreicher getan haben muss

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