Читать книгу Mit Anlauf nach Berghimmel - Melanie Weber-Tilse - Страница 11
Kapitel 7
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ina, nun überleg doch mal. Es hätte für uns beide Vorteile.“
Daniel und ich saßen in der Küche in meinem Elternhaus. Weihnachten und Silvester waren vorbei und das neue Jahr war eingeleitet worden. Nun hieß es aber auch für mich, endlich mit der Planung meines Cafés zu beginnen.
„Aber dafür reichen dann meine 25000 Euro nicht. Das übersteigt mein Budget bei Weitem.“
„Jetzt hör doch erst einmal zu. Die Wohnung ist schon Teilsaniert. Den Rest würde ich noch übernehmen, immerhin bin ich der Vermieter. Genauso sieht es mit dem Laden aus.“
Ich nagte auf meiner Unterlippe und war noch nicht überzeugt.
„Ich hatte damals nicht den ganzen Teil des Stalles zum Laden umfunktioniert. Das würde ich jetzt aber machen. So könntest du dort dein Café einbringen und im hinteren Teil würde es auch die vorgeschriebenen sanitären Anlagen geben. Diesen Umbau würde ich finanzieren, da ich auch hier als Vermieter fungiere und dir nicht einen Stall hinklatschen kann und sage: Mach draus, was du möchtest.“
Es war wirklich verlockend. Daniel bot mir einmal eine schöne 3-Zimmer Wohnung in seinem Hof an. Diese lag genau über dem jetzigen Laden, und dem Stallteil, der zu meinem Café umgebaut werden sollte. So konnte ich die Treppe hinuntergehen und war an meiner Arbeitsstelle. Der Haken an der ganzen Sache war allerdings, dass die Wohnung nur teilweise und der Stall darunter, noch gar nicht saniert waren. Einmal kostete es weit mehr, als ich hatte, andererseits würde es auch noch eine Weile dauern, bis es fertig war.
„Das Angebot ist verlockend Daniel. Aber mit den Kosten bin ich immer noch nicht einverstanden. Und der Zeitfaktor spielt auch noch eine große Rolle.“
„Dein Geld kannst du nachher in den Innenausbau stecken Nina. Du brauchst eine Kühltheke, Tische, Stühle, Innendeko, Anstrich und so weiter und so fort. Auch die Renovierung der Wohnung ist deine Sache. Aber ich werde dir den Laden und die Wohnung schlüsselfertig übergeben. Der Zeitfaktor ist gar nicht so extrem. Einmal ist der Innenausbau nicht wetterabhängig, so dass die Firmen direkt loslegen können und ich kann nach Feierabend auch noch mithelfen. Auch wenn ich Informatik studiert habe, bin ich handwerklich genauso versiert.“
Ich wusste auch nicht, was mich abhielt, bei dem Angebot nicht sofort zuzuschlagen. Bis ich meinen Laden eröffnete, konnte ich ohne Probleme weiter bei meinen Eltern wohnen. Hatten mich vielleicht die Kurznachrichten von Jan aus dem Konzept gebracht? Bis Neujahr hatte er sich nicht mehr bei mir gemeldet. Seit drei Tagen allerdings, bekam ich jeden Tag mehrere Nachrichten von ihm.
„Hörst du mir überhaupt zu Nina?“
Ich seufzte und strich mir durch die Haare, die mittlerweile richtig lang geworden waren – für meine Verhältnisse. Normalerweise trug ich immer einen kinnlangen Bob, aber bisher war ich noch zu keinem Friseur gekommen und so durften meine Haare im Moment wuchern, wie sie wollten.
„Tut mir leid. Ich bin irgendwie abgelenkt. Jan hat sich gemeldet und das wirft mich nun doch ein wenig aus der Bahn. Aber du hast Recht. Das Angebot ist unschlagbar. Vor allen Dingen könntest du auch mehr Zeit für die Tiere aufbringen, weil ich den Teil deines Ladens mitbetreuen könnte.“
„Warum hast du nichts gesagt, dass sich dein Ex wieder gemeldet hat. Wir hätten das Gespräch auch verschieben können!“
Daniel legte seine Hand auf meine und schaute mich mit nachdenklichem Blick an.
„Ach quatsch. Mein Ex-Depp kann mich mal. Ich möchte endlich etwas Eigenes machen und er soll mich einfach in Ruhe lassen. Er wird schon Ruhe geben, wenn ich weiterhin nicht antworte. Aber nun zurück zum Thema Wohnung und Laden.“ Bei dem Gedanken, dass ich bald etwas Eigenes aufziehen würde und mich auch in der Gestaltung meiner eigenen Wohnung austoben konnte, fing es endlich an zu kribbeln. „Ich bin dabei“, rief ich daher mittlerweile euphorisch aus.
Für Daniel kam der jetzige Ausbruch nicht wirklich überraschend. Mein jahrelanger Freund kannte meine abrupten Stimmungsschwankungen. Daher stand er nur auf und zog mich von meinem Stuhl in seine Arme hoch.
„Uhh, nicht erdrücken, ansonsten hast du keinen Mieter mehr.“
Wir beide lachten ausgelassen und endlich kam die ersehnte Vorfreude bei mir auf. Daniel hatte sogar schon einen Mietvertrag für den Laden und die Wohnung vorbereitet, obwohl beides noch gar nicht fertig war.
„Hier, du kannst dir die Formulare in Ruhe anschauen. Sollten noch Änderungswünsche von deiner Seite aus sein, sag Bescheid. Morgen ist dann Innenausbaubeginn.“
„Morgen geht es schon los?“ Ich boxte ihm auf den Arm. „Du hast also schon gewusst, dass ich zusage!?“
Er grinste mich verschmitzt an und nun sah er deutlich jünger als 27 Jahre aus.
„Sagen wir mal so. Ich habe es ganz stark gehofft und die Arbeiter auch.“
Ich scheuchte Daniel raus, machte mir einen Kaffee. Dann setzte ich mich mit den Mietverträgen an den großen Küchentisch. Die SMS, die gerade wieder eingetrudelt war, löschte ich, ohne sie vorher gelesen zu haben. Mich interessierte nicht mehr, was Jan wollte, oder auch nicht wollte. In diesem Moment war mir klar, er war mir wirklich egal!
Daniel hatte nicht zu viel versprochen. Keine 5 Wochen später, war der Innenausbau meines Ladens fertig. Im hinteren Teil kam neben den zwei Toiletten, noch ein kleines Büro für mich dazu. Durch mein Büro konnte ich direkt auch in das große Hinterzimmer gehen, was schon Daniel als Töpferstube und mir seit einiger Zeit auch als Backstube diente. Allerdings würde er seine Töpferei in einen anderen Raum verlagern, der auch noch ausgebaut worden war, damit die Hygienevorschriften auch eingehalten wurden. Die Wand zwischen altem Laden und neuem Café wurde zugunsten des Ladens versetzt und in der Mitte befand sich mit einem Rundbogen, der Durchgang zum gemütlichen Essensbereich.
Wir hatten uns nämlich entschieden, dass der Verkauf auch weiterhin im Altladen stattfinden sollte, so dass die essenden Gäste im Café nicht durch ständigen Publikumsverkehr gestört wurden. Damit wir hier aber Ladentisch und Kühltheke hinbekamen, musste der Teil vergrößert werden. Das stellte auch überhaupt kein Problem dar. Für ein paar Tage wurde der Laden geschlossen, damit wir diesen umgestalten konnten.
Nun stand ich in meinem Café und baute mit Daniel Tische und weich-gepolsterte Stühle zusammen. In der Wand zum Straßenbereich, war ein großes Fenster eingebaut worden, welches auch noch auf eine schöne Gestaltung meinerseits wartete. Regale, Stühle, Tische, Hochtische, Kartons mit Dekorationen – alles stand und lag hier herum. Nachdem wir alles zusammengebaut hatten, ging es nun für mich ans Eingemachte. Daniel verschwand wieder hinüber in den Laden, um dort weiter umzuräumen und die Regale mit Töpferwaren und Gemüse neu zu strukturieren.
Für einen Hetero-Mann war er wirklich kreativ und geschickt. Vor allen Dingen, wenn man wusste, dass er eigentlich mal vorgehabt hatte, irgendetwas im Bereich Computer zu machen.
Ich schob die Regale an die mir schon überlegten Positionen. Zwei kamen in den hinteren Bereich und grenzten so die Toiletten und mein Büro optisch vom Café ab. An sich hatte ich im Kopf mein ganzes Café schon eingerichtet. Daher hielt ich mich an den Plan, der, ich musste zugeben, nicht ganz den Abmessungen des Raumes entsprachen. Daher musste ich dann doch einige Tische umstellen, damit nicht alle aufeinander hockten und es zu gedrückt wirkte.
Aber nach zwei Stunden war ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden und stand mitten im Raum und drehte mich langsam im Kreis, um die Gestaltung auf mich wirken zu lassen.
„Sieht gut aus. Aber ich dachte, du wolltest das Regal und den Tisch dort, woanders hinstellen?“ Daniel kam, mit dem Tablet in der Hand, in das zukünftige Café.
„Hat doch nicht so ganz gepasst“, nuschelte ich.
Daniel grinste, sagte aber kein Ton. Er wusste, jetzt das Falsche gesagt, und ich ging ab wie eine Rakete. Er kannte mich einfach zu gut.
Er stellte sich an einen Stehtisch ab und winkte mich heran.
„Ich möchte dir etwas zeigen. Ich hoffe, es gefällt dir.“
Ich trat neben Daniel und er legte das Tablet vor mir ab. Auf diesem war eine Homepage mit dem Namen „Ninas Cake Heaven“ zu sehen. Die Seite war in wunderschönen Pastelltönen gehalten und es zeigte meine Kreationen. Daniel hatte Bilder gemacht, diese ausgeschnitten und dann waren sie wunderschön in Szene gesetzt worden. Auf der Startseite waren einige ausgewählte Cupcakes zu sehen. Auch die Eiskönigin-Torte durfte nicht fehlen. Das Menü der Homepage war schon angelegt und ich konnte mich durch meine Kreationen klicken. Im Moment waren es noch viele weihnachtliche und die, die ich zu Silvester und vor kurzem angefertigt hatte. Hier gab es noch viel zu tun.
Aber es war fantastisch.
„Die Seite sieht phänomenal aus.“ Ich freute mich riesig.
„Es kann und muss natürlich noch einiges ergänzt werden, aber das Grundgerüst steht“, erklärte Daniel.
„Warum hast du deine Töpfersachen nicht mit auf die Homepage gebracht? Ich fände es wirklich schön, wenn dein Laden auch mit erwähnt wird. Vielleicht lohnt sich sogar irgendwann bei dir ein Online-Shop.“ Nun war ich Feuer und Flamme.
„Wow, langsam Nina. Ich töpfere sehr gerne. Aber im großen Stil, ich weiß nicht. Aber ich kann gerne meinen angeschlossenen Laden mit auf deiner Homepage einbauen, wenn das für dich in Ordnung ist.“
„Auf jeden Fall! Und nun geht es ans Dekorieren für mich.“ Ich öffnete die Arme und drehte mich einmal im Kreis. Das warme Gefühl von Zufriedenheit breitete sich in meinem Bauch aus und ich hätte jetzt auf der Stelle die ganze Welt umarmen können. Nun gut, fast die Ganze. Jan, der immer noch nervte, ganz sicher nicht.
Aber an den Idioten wollte ich jetzt nicht denken, sondern lieber den Raum fertig bekommen. Denn morgen war die Eröffnung und ich wollte auch noch einiges Backen, was nicht frisch zubereitet werden musste. Da ich morgen sehr früh loslegen wollte, musste ich mich heute sputen, sonst wäre die Nacht für mich wirklich viel zu kurz.
Während Daniel die neu installierte Musikanlage testete, fing ich singend und tanzend an, im Raum herum zu wirbeln und Dinge zu platzieren, wieder umzuräumen, um sie dann doch wieder an ihren ursprünglichen Platz zu stellen.
Mein bester Freund half mir, wo er konnte und auch Judith trudelte nach ihrem Spätdienst noch herein, um den letzten Schliff zu geben. Todmüde, aber sauglücklich fiel ich diesen Abend ins Bett und freute mich auf die morgige Eröffnung.