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4.1Therapeutisch wirksame Kommunikation ist patientenzentriert

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In der S3-Leitlinie »Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatienten« einigten sich Experten darüber, die anzustrebende Form von Kommunikation als patientenzentrierte Kommunikation zu beschreiben (AWMF et al. 2014, S. 82):

»Patientenzentrierte Kommunikation bezeichnet ein kommunikatives Verhalten, das den Patienten in seiner aktuellen körperlichen und emotionalen Verfassung wahrnimmt, seine persönlichen Werte, Bedürfnisse und Präferenzen berücksichtigt und seine Selbstkompetenz, Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit fördert. [...]

Kommunikation mit Krebspatienten und ihren Angehörigen soll durch alle in der Onkologie tätigen Berufsgruppen patientenzentriert erfolgen. Sie soll sich an deren individuellen Anliegen, Bedürfnissen und Präferenzen hinsichtlich Information, Aufklärung und Beteiligung an Entscheidungen orientieren. Diese sollen wiederholt im Krankheitsverlauf, insbesondere in kritischen Krankheitsphasen (Diagnose, Rezidiv/ Progredienz), erfragt werden.«

Zur Abstimmung der Ziele und Aufgaben patientenzentrierter Kommunikation auf die besonderen Erfordernisse von Menschen mit Krebserkrankungen differenziert die Leitlinie sechs Funktionen der Kommunikation (ebd., nach Epstein a. Street 2007):

–»Fördern einer hilfreichen, ›heilsamen‹ Beziehung

–Austausch von Informationen

–Umgehen mit Emotionen

–gemeinsame Entscheidungsfindung zum weiteren Vorgehen

–Toleranz für Ungewissheit fördern

–Unterstützen von Selbstbestimmung, Kontrolle und Handlungsfähigkeit«

Diese sechs Funktionen patientenzentrierter Kommunikation bedingen einander zum Teil wechselseitig. Um wirksam zu werden, müssen sie ineinandergreifen. Man stelle sich die Situation einer Frau mit Brustkrebs vor, der empfohlen wird, nach der ersten Behandlung 5 Jahre lang einen Östrogenrezeptormodulator einzunehmen. Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass sie dieser Empfehlung folgt, müssen mehrere Faktoren zusammenspielen:

Die Patientin sollte dem klinischen Team vertrauen, Informationen über Wirkungen und Nebenwirkungen erhalten haben, Wege kennen, mit ihren Zweifeln und Ängsten umzugehen, und die Unsicherheitsfaktoren verstehen, die jeder Behandlungsempfehlung innewohnen. Sie sollte auf die von ihr bevorzugte Weise in diese Therapieentscheidung einbezogen worden sein, und sie sollte sich jeden Tag daran erinnern, das Medikament auch wirklich zu nehmen.

Die Beziehungen zwischen diesen Funktionen sind komplex und wechselseitig:

•So wird die Patientin ihren Ärzten mehr vertrauen, wenn diese ihr die notwendigen Informationen auf eine passende Weise vermitteln. Das Vertrauen wird wiederum ihre Ängste mindern.

•Im Gegensatz dazu wird eine während des Informationsgesprächs sehr ängstliche Patientin Schwierigkeiten haben, Informationen aufzunehmen. Das wiederum wird sich voraussichtlich negativ auf das Vertrauen in die Behandlung und das Behandlungsteam auswirken.

In einer patientenzentrierten Kommunikation gelingt die Dreiecksbeziehung zwischen »Behandler«, Patient und Krankheit, indem sich die Beteiligten dem gemeinsamen Thema von Krankheit und dem mit ihr verbundenen Leiden zuwenden. Über das Teilen von Aufmerksamkeitsfokus, Absicht und Zielen entsteht Resonanz und damit Verbundenheit; es konstituiert sich ein Resonanzdreieck (S. 106). Im Gegensatz dazu führen nicht gelingende Kommunikation und fehlende Resonanz zur Entfremdung, einem Phänomen, das als »Entfremdungsdreieck« benannt wurde (Rosa 2016).

Im Beziehungsdreieck zwischen Behandler (z. B. Arzt), Patient und Krankheit finden sich oft auch destruktive Dynamiken, die als Opfer-Täter-Retter-Dreieck (Petzold 2021) beschrieben, erkannt und überwunden werden können. Wenn sich Patienten als Opfer ihrer Krankheit fühlen, werden Behandler zu Rettern. Werden zur Rettung sehr eingreifende und nebenwirkungsreiche Therapien notwendig oder bleiben die angekündigten oder erhofften Erfolge aus, werden die Retter als Täter und Therapien als Verfolgung erlebt. Um sich aus der Opferrolle zu befreien, beschuldigen Patienten nicht selten ihre Ärzte oder die Medizin. Indem Patienten zu Anklägern werden, geraten die ursprünglichen Retter in die Opferrolle. Diese Dynamik neigt dazu zu eskalieren, insbesondere wenn die Behandler dann ihrerseits zu beschuldigen beginnen oder zu immer nebenwirkungsreicheren Therapien greifen, um aus der Opferrolle heraus und wieder in die Rolle des Retters zu gelangen.

Ein Ausstieg aus den in diesem Dreieck wechselnden Rollen wird durch eine patientenzentrierte Kommunikation mit ihren oben aufgeführten Funktionen möglich – indem wieder die Bedürfnisse und Werte des Patienten in den Vordergrund gerückt werden. Indem er in seiner Autonomie, aber auch mit seinen Emotionen und in seiner Verletzlichkeit gesehen und respektiert wird und erstrebenswerte Ziele Vorrang gegenüber einer Rettung bekommen, die um jeden Preis erfolgen soll.

Hypnose und Achtsamkeit in der Psychoonkologie

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