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Kapitel: 3 Die Urne
ОглавлениеNoch auf dem Heimweg überlegt Walter Broder, ob es nicht besser ist, die ganze Sache einfach abzusagen. Er könnte seinen Kollegen aus Klagenfurt bitten, ihm die Urne einfach zu schicken, vielleicht sogar auf dem Dienstweg. Anschließend würde er sich überlegen, was er mit dem guten Stück anfangen könnte. Vielleicht auf einem Berggipfel öffnen, seine Tante Fanny über den Gipfeln, bei einem leichten Aufwind davon tragen lassen ist doch keine schlechte Idee. Er ist so in Gedanken, dass er fast an seiner Haustüre vorbei gegangen wäre. Aber da stand zufällig seine Haushälterin Berta und die meinte, „Wohin denn Walter? Möchtest du nicht nach Hause kommen. Ich habe für dich eine leckere Kohlrolade vorbereitet.“
„Ach, entschuldige ich bin so in Gedanken wegen der blöden Urne, dass ich fast vorbeigegangen wäre.“
„Das musst du mir erzählen, um was für eine Urne geht es denn?“ Bevor nun Walter Broder seiner Haushälterin Berta näheres erzählt, entschließt er sich seinen Freund Gerd Wildfang in München zu kontaktieren. Schon bei den ersten Worten merkt er, dass seine Haushälterin im Nebenzimmer alles mithört. Aber er überlegt und ist der Meinung, dass es vielleicht sogar besser ist, dann muss er es nicht zweimal erzählen.
Geduldig lauscht Gerd Wildfang den Erzählungen von seinem Freund Walter. „Ja, das war es, mehr kann ich dir nicht berichten. Was hältst Du von der Geschichte?“
Gerd braucht etwas Zeit um sich eine Antwort zu überlegen. Dann meint er, „Mein Vorschlag wäre, dass wir in zwei Wochen dorthin fahren und uns das alles mal anschauen. Leider kann ich nicht früher, da ich noch einen Fall zu Ende bringen muss.“
„Ich wusste doch, dass du eine Idee hast, ich komme dann auch für die Übernachtungskosten auf.“
„Okay, dann komme ich am Vierzehnten bei dir vorbei und wir leisten uns eine Dienstreise in die Karawanken. Ich werde gegenüber meinem Vorgesetzten angeben, dass ich eine Ermittlung gegen eine slowenische Schleuserbande nachgehen muss.“
Die Zeit verfliegt und Walter Broder ist erstaunt, als er einen Anruf von Gerd Wildfang erhält, dass er bereits in einer Stunde vor seiner Haustüre stehen wird. Tatsächlich, auf Gerd ist Verlass. Als Reisefahrzeug hat er sich einen alten Opel aus dem Jahr 1968 entschieden. Gerd hat eine kleine Oldtimersammlung. Nichts wirklich wertvolles, aber lauter gepflegte ältere Fahrzeuge, die er auch öfters im Dienst einsetzt.
Ist es inzwischen halb acht am Morgen denn gegen Abend wollen sie in dem ominösen Dorf eintreffen. Mal vorausgesetzt, dass sich das mit der Urne in Klagenfurt zügig erledigen lässt. Der alte Opel tut seine Arbeit zuverlässig. Sein deutlich hörbares Brummen beruhigt. Walter ist zufrieden und sorgt dafür, dass sie beide auch auf dem richtigen Weg sind, denn ein Navigationsgerät haben sie nicht dabei. Nur eine Landkarte, die ihre besten Tage schon gesehen hat. Walter hat sie schon seit einiger Zeit im Regal liegen, so dass sie leicht angestaubt ist.
Sie treffen gegen fünfzehn Uhr auf dem Parkplatz des Reviers in Klagenfurt ein. Ein Wachposten will sie umgehend verscheuchen, aber dann zeigt Walter Broder seinen Dienstausweis und es wird ihnen ein Gästeparkplatz zugewiesen. Deutlich kann Gerd Wildfang spüren, dass man sich über sein Gefährt lustig macht. Von wegen, die Polizei in München kann sich wohl keine Dienstwagen mehr leisten, da man dort wohl so sparen muss. Oder ähnliche Frotzeleien.
Die Übergabe der Urne dauert nur wenige Minuten, nachdem Walter Broder das Formular unterschreiben hat. Die Urne ist in einer Öko-Tragetasche aus Naturleinen, die das Revier zur Verfügung gestellt hat. Der zuständige Kollege informiert Walter noch über die Möglichkeiten vor Ort zu übernachten. Das Gehöft ist hierfür nicht unbedingt geeignet, es kommt allerdings darauf an, was man für Ansprüche stellt, so meint der Kollege, dass er für die beiden Herren Schlafsäcke anbieten könnte. Zuerst lacht Gerd Wildfang noch, aber dann wird ihm klar, dass es ein perfektes Angebot ist. „Okay, wir nehmen die beiden Schlafsäcke.“
Inzwischen sind fast zwei Stunden vergangen und nun befinden sich Walter und Gerd wieder auf der Route Richtung Eisenkappel, egal wo auch immer dieser Ort liegt. Der Kommandant der Polizeistelle in Klagenfurt, wies daraufhin, dass sie beide am besten über Völkermarkt fahren sollen. „Das ist ein sicherer Weg“, meinte er, als er die Schlafsäcke übergab.
Völkermarkt hat Walter Broder und Gerd Wildfang gerade hinter sich gelassen, als auch schon ein Verkehrsschild auftaucht, dass eine größere Steigung vor ihnen liegen soll. Gerd schaltet seinen Opel sicherheitshalber mal einen Gang zurück und dann kommt auch schon die erste Kurve. Für einen gut gepflegten Opel kein Problem, nun aber muss er sich beweisen, denn es folgt eine weitere Kurve und die Steigungen nehmen stetig zu. Dann endlich die Ortstafel von Eisenkappel. „Lass uns lieber fragen, bevor wir hier lange herumsuchen“, meint Walter etwas gelangweilt.
Gerd muss lachen „zum Fragen musst du erstmal eine Person finden, der Ort wirkt wie ausgestorben.“ Aber sie haben Glück, vor ihnen liegt ein Geschäft, wie man es heute eigentlich nicht mehr kennt. „Gemischtwaren“ steht auf dem Schild.
Walter meint, „Lass mal, ich gehe ja schon.“
Es dauert nicht lange, nach drei Minuten sitzt Walter wieder im Wagen. „Durch den Ort, drei Kilometer, dann die zweite links, das letzte Haus von vier.“ Der Straßenbelag wechselt vom gepflegten Teer zu einer Schotterstraße. Viel Verkehr herrscht hier wohl nicht, da einige Felsbrocken auf der Fahrbahn liegen. Ein Hinweisschild kündigt den Schaidasattel an.
Die angebliche Höhe dieses Sattels soll 1069 betragen. Naja, sie müssen ja nicht ganz bis zur Spitze. Sie halten sich an die Schilderung des Verkäufers aus dem Gemischtwarenladen.
Das war schlussendlich einfach und ein langes Suchen hat sich somit erledigt.
„Das da vorne muss es sein, sieht eigentlich recht ordentlich aus“, meint Gerd und lacht, als er an der Eingangstüre ein Fahrrad lehnen sieht. „Du sagtest doch, sie sei in unserer Urne?“
„Sie ist sicher vorher gestorben, hatte wohl keine Zeit mehr ihr Rad in den Schuppen zu stellen.“