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Konstantinopel (Prokopos von Kaisareia, De aedificiis I 5, 2–3; Übers. O. Veh, Prokop Bauten, München 1977, S. 49–51).

Zu allem Glück hinzu legt sich auch das Meer anmutig dicht um seine Mauern; es bildet Buchten, verengt sich zu Durchfahrten und ergießt sich in die weite See und verleiht so der Stadt einen gar prächtigen Anblick, den Schiffern aber Schutz in windstillen Häfen; es macht sie zu einem Platz, wohl ausgestattet mit Lebensmitteln und auch reich an nützlichen Dingen. Denn zwei Meere, die Byzanz umschließen, das Ägäische und das sog. Schwarze, vereinen sich östlich davon, und indem sie mit dem Wirbel ihrer Flut aufeinander treffen und durch diesen Ansturm das Festland zusammendrängen, verschönern sie ringsum die Stadt.

Von der Stadtbebauung Konstantinos’ ist das meiste (bis auf seine Säule) nur durch schriftliche Quellen bekannt. Vor Kurzem wurde im Zuge der Ausgrabungsarbeiten am ehemaligen theodosianischen Hafen allerdings der südliche Endpunkt der von ihm errichteten Stadtmauer entdeckt.

Heroon und Apostelkirche

Ein zentrales Bauwerk war das Heroon, welches bis zum Tode Konstantinos’ 337 fertiggestellt war. Es lag auf dem höchsten Punkt der damaligen Stadt eigentlich innerhalb der Ummauerung, was für eine Grabstätte außergewöhnlich ist. Wahrscheinlich unter Konstantios II. wurde die anliegende Apostelkirche fertiggestellt oder erst errichtet (Abtragung durch Sultan Mehmed II. 1461 und Errichtung der Fatih Camii). In der Mitte der zwölf halbkreisförmig aufgestellten Kenotaphe (= leere Gräber) der Apostel stand ein dreizehnter, den er für sich bestimmt hatte. Möglicherweise wollte sich Konstantinos dadurch mit Christus, dem Apostelführer, gleichsetzen. 356 wurden in der Apostelkirche Reliquien des Apostels Andreas sowie der Apostelschüler Lukas und Timotheos deponiert. In den folgenden Jahrhunderten wurden die meisten Kaiser dort bestattet. Auch in Rom initiierte Konstantinos die Errichtung von Kirchen (Lateranbasilika, Petersbasilika sowie die Paulus- und Marcellinus-Kirche).

Bereits 326 taucht das Epitheton Nea Rhomē („Neues Rom“) auf, wodurch das entstehende urbane Zentrum mit dem Ewigen Rom verglichen wurde. Bei der Stadteinweihung am 11. Mai 330 war noch vieles unvollendet.

Konstantinos und das Christentum

Konstantinos hatte die neue Religion tief greifender durch Ossius oder Hosius, den Bischof von Cordoba (= Elvira oder Iliberri), 309 in Spanien kennengelernt. Bereits 306 hatte in der Hauptstadt der Provinz Baetica eine Synode stattgefunden, auf welcher diskutiert wurde, inwieweit Christentum und Staatsdienst miteinander vereinbar wären. Konstantinos verfolgte im Gegensatz zu Diocletian Christen nicht, sondern versuchte, Anhänger unter ihnen zu finden. Auch nach seinem Erfolg über Maxentius war sein Vorgehen von einem geschickten Lavieren und Konsens zwischen den Lagern geprägt. Er dachte noch an eine Wiederbelebung der alten Religion, gleichzeitig aber auch an die Integration der christlichen Strömung am Kaiserhof. Als ein Zeichen seiner indifferenten Einstellung kann sein Triumphbogen in Rom verstanden werden, auf dem an prominenter Stelle die Sonnensymbolik (bis 322 auch auf Münzen) verwendet, auf eine eindeutig christliche oder heidnische Ausrichtung aber verzichtet wird. In Konstantinopel ließ sich Konstantinos als strahlenbekränzter Herrscher statuarisch darstellen, die Sonnenkrone entwickelte sich in der kaiserlichen Ikonografie zum Nimbus. In der kaiserlichen Lobrede blieb die Sonne ein fixer Bestandteil: Wie diese sieht und überstrahlt der Kaiser alles.

Helena

Die Mutter Konstantinos’ konvertierte zum Christentum und bereiste die heiligen Stätten im östlichen Mittelmeerraum wahrscheinlich 327/328. Vielleicht wollte sie dadurch kaiserliche Präsenz zeigen, da Konstantinos verhindert war. In Jerusalem veranlasste sie Grabungen unter einem Venustempel (errichtet von Kaiser Hadrian 135 über frühchristlichen Kultstätten). Gefunden wurden angeblich Reste des Kreuzes Christi, welche zu einem Teil nach Konstantinopel gebracht und dort in der Stephanos-Kapelle im Kaiserpalast verwahrt wurden. Ein anderer Teil gelangte nach Rom (deponiert in Santa Croce in Gerusalemme). Die Legende von der Kreuzesauffindung lässt sich seit dem Ende des 4. Jahrhunderts nachweisen. An der vermuteten Stelle von Golgota und dem vermuteten Grab Christi wurde von Konstantinos eine Basilika errichtet und am 13. September 335 eingeweiht („Grabeskirche“).

Donatisten

Eine der ersten kirchenpolitischen Aufgaben für Konstantinos bedeutete die Lösung der Streitigkeiten mit den Donatisten in Nordafrika. Nach Donatus von Karthago sollten seine Anhänger eine Gemeinschaft von Heiligen bilden, die ohne Sünde lebten. Kritisiert wurden Christen, die von ihrem Glauben im Zuge der Verfolgungen abgefallen waren und dann wieder in die Gemeinschaft aufgenommen wurden. Konstantinos ließ eine Synode in Arles einberufen, auf der er persönlich die Anhänger des Donatismus verdammte (314). Trotzdem blieben die Donatisten in Nordafrika aktiv, bis das Christentum insgesamt zurückgedrängt wurde.

Konstantinos’ Kirchenpolitik

Die Annäherung zwischen dem Kaiser und den kirchlichen Strukturen ging schrittweise voran. Christen wurden in vielen Bereichen begünstigt. Der Klerus wurde der Steuerpflicht enthoben und ab 321 durften sogar Erbschaften und Stiftungen angenommen werden. Das Asylrecht der Tempel wurde auf die Kirchengebäude übertragen. Am 3. Juli 321 wurde die (bis heute existierende) Sonntagsruhe per Gesetz eingeführt. Dieser Tag galt ursprünglich den Sonnenanbetern als Feiertag; da Christus aber an einem Sonntag auferstanden war, galt Gleiches für die Christen. Am Tag des Sol/Helios durften keine Arbeiten verrichtet werden, ab 386 waren keine öffentlichen Unterhaltungen wie Theater oder Pferderennen mehr gestattet. Konstantinos beging den Sonntag mit einem Gottesdienst am Hof, für heidnische Teile der Gesellschaft wurde ein monotheistisches Sonntagsgebet verfasst. Die sieben Tage der Woche hatten heidnische Namen, wogegen kirchliche Kreise polemisierten. Während des 4. Jahrhunderts verdrängte der dies dominicus den dies Solis/Sonntag. Der Kirchenvater Augustinus (354–430) schlug vor, die Tage durchzuzählen, was man heutzutage in Griechenland (Kyriake = Sonntag, Deutera [„zweiter Tag“] = Montag etc.) und Portugal (Montag: segunda-feira etc.) findet. Das Fest der Geburt Christi wurde am 25. Dezember begangen (ab 335/337 in Rom nachweisbar). An diesem Tag verehrte man auch die Gottheit Sol invictus (seit Kaiser Aurelian staatskultische Funktion). Von Rom gelangte das Weihnachtsfest zunächst nach Ägypten, in Byzanz ist es ab 534 nachweisbar.

Konzil von Nikaia

Nachdem Konstantinos die innenpolitische Lage gefestigt hatte, musste er sich als Beschützer der Kirche abermals einer theologischen Streitigkeit annehmen. Die Christen im Osten debattierten über die Natur Christi. Arius, Priester in Alexandreia († 336), meinte, dass Jesus nicht mit Gottvater gleichursprünglich sei und keine Wesenseinheit mit ihm bilde. Sein Gegner Alexandros, Erzbischof von Alexandreia, verbannte Arius 318. Er begab sich nach Nikomedeia zu Bischof Eusebios. Der Konflikt dauerte an und Konstantinos sandte im Oktober 324 Bischof Hosius von Cordoba als Vermittler – ohne Erfolg – an die Streitparteien. Eine Versammlung von Kirchenvertretern (300 aus dem Osten und sieben aus dem Westen) aus allen Reichsteilen wurde im Mai 325 in Nikaia organisiert. Konstantinos leitete die Verhandlungen dieses Konzils in der kaiserlichen Residenz und betonte damit den kaiserlichen Anspruch, Schutzherr und Fürsprecher in kirchlichen Angelegenheiten zu sein. Neben der Berechnung des Ostertermins, der Bußordnung und der Priesterweihe beschäftigte man sich mit der Formulierung eines Glaubensbekenntnisses. Die orthodoxen Vertreter beharrten auf dem Dogma der Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater (homousios tō patri), während Arius nur eine Ähnlichkeit der beiden akzeptieren wollte (homoiusios tō patri).

homousios/homoiusios

Arius war vom Gedankengut des Origenes (184/185–253/254) beeinflusst, bei dem die Problematik formuliert wird: Wenn Vater und Sohn zwei Personen seien, dann widerspreche das dem Monotheismus, wenn Vater und Sohn gleichen Wesens seien, dann müsse man von zwei Göttern ausgehen. Die Diskussion um die Wesenheit/Wesenseinheit dauerte bis ins 7. Jahrhundert an.

Arius und seine Anhänger wurden von dem Konzil verurteilt. Die nikänische Formel löste die theologische Problematik nicht endgültig, denn eine Wesensgleichheit konnte ja auch bedeuten, dass der Sohn keine eigene Wesenheit besitze und gleichsam Teil des Vaters sei. Diese Unschärfe nutzten die Arianer für sich und fanden vor allem in den östlichen Provinzen viele Anhänger. Arius wurde noch von Konstantinos rehabilitiert, sein Nachfolger Konstantios II. war ein eifriger Anhänger dieser Strömung. Kaiser Theodosios I. machte das orthodoxe Christentum zur einzig tolerierten Reichsreligion, die keine Abweichungen duldete, das 2. Ökumenische Konzil von Konstantinopel (381) bedeutete das Ende der Religionsfreiheit im Römischen Reich.

In der Verwaltung setzte Konstantinos auf die Trennung von militärischer und ziviler Gewalt, in der Heeresstruktur führte er Diocletians Reform fort (mehr bewegliche Truppen, comitatenses, und Grenztruppen, limitanei) und stockte das Heer durch Anwerbung von Söldnern, insbesondere Germanen, auf. Wirtschaftspolitisch erneuerte Konstantinos die Währung (Solidus), was letztendlich auch dem Heerwesen zugutekam.

Das Byzantinische Reich

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