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Theodosios I. (379–395)
ОглавлениеDer aus einer angesehenen spanischen Familie stammende Flavius Theodosios wurde am 19. Januar 379 von Gratianus in Sirmium zum Mitregenten und Augustus erhoben; sein Aufgabenbereich betraf die östliche Reichshälfte, und er residierte zunächst in Thessalonike (379–380). Eines der dringlichsten Vorhaben war zunächst, die großen Truppenverluste wieder auszugleichen.
Goten
380 zog Theodosios in Konstantinopel ein, wo er am 11. Januar 381 den Gotenkönig Athanarich empfing, der mit ihm ein Bündnis geschlossen hatte. Der König starb plötzlich und der Kaiser ließ ihn prunkvoll bestatten. Der nicht immer friedliche Zuzug von arianischgläubigen Goten konnte nicht mit Gewalt verhindert werden, Theodosios entschloss sich zur Unterzeichnung eines Vertrags (3. Oktober 382), in dem er den Partnern steuerfreies Land auf römischem Reichsgebiet zubilligte. Sie bekamen zwar die Reichsangehörigkeit, nicht aber die Gleichstellung mit den römischen Bürgern zugesprochen. Sie waren zur Waffenhilfe verpflichtet (foederati), erhielten dafür aber Sonderzahlungen und ein eigenes Kommando (über ihre gut 20000 Mann starke Streitkraft). Kurzfristig sicherte dieser Vertrag das friedliche Nebeneinander.
Magnus Maximus
Der spanische Feldherr Magnus Maximus usurpierte die Herrschaft gegen Gratianus (getötet am 25. August 383). Gratianus hatte durch seine rigorose Einstellung gegen die Heiden, die sich etwa in der Entfernung des Victoria-Altares aus der römischen curia (= Versammlungsgebäude) manifestierte, viele Feinde. Zwar regierte Valentinianus II. (383–392) im Westen, Theodosios akzeptierte zunächst aber Maximus, bis dieser 387 in Italien einmarschierte. 388 feierte Theodosios seine Decennalien in Thessalonike, das heute in Madrid aufbewahrte Silbermissorium (Real Academia de la Historia) zeugt von diesem Ereignis. Zwischen 388 und 391 hielt er sich in Italien auf und überließ die Verwaltung der östlichen Reichsgebiete seinem Sohn Arkadios. Theodosios ließ den Usurpator Magnus Maximus in Aquileia hinrichten.
Religionspolitik Theodosios’
Schon am 27. Februar 380 erließ Theodosios in Thessalonike ein Edikt, in dem die Einheit aller Christen im Sinne der Glaubensformel von Nikaia betont wurde. 381 berief er eine Versammlung unter Leitung des Meletios, Bischofs von Antiocheia, ein, die sich primär der arianischen Frage und der kirchlichen Ordnung widmete (Mai–9. Juli 381) (1. Konzil von Konstantinopel/2. Ökumenisches Konzil). Es wurden das nikänische Glaubensbekenntnis und die Göttlichkeit des Heiligen Geistes anerkannt. Die Kanones betrafen sowohl die Aufwertung Konstantinopels als zweiten Sitz als auch die Ehrenrangstellung Konstantinopels nach Rom („Neues Rom“ wegen seiner zunehmenden politischen Machtstellung).
Mailand 390
Auseinandersetzungen entstanden zwischen dem Mailänder Bischof Ambrosius und Theodosios, welcher gegen orthodoxe Fanatiker vorging. Nachdem ein homosexueller Wagenlenker in Thessalonike in Haft genommen worden war (Erlass vom 14. Mai 390 gegen Päderasten), tötete eine aufgebrachte Menge Butherich, einen gotischstämmigen General des Theodosios; der Kaiser täuschte zunächst Milde vor und ließ die im Hippodrom von Thessalonike versammelte Bevölkerung niedermachen. Als Konsequenz verweigerte Ambrosius Theodosios den Zutritt in die Kirche. Um den Konflikt aus der Welt zu schaffen, musste der Kaiser in einem einfachen Gewand Buße tun (Weihnachten 390), was deutlich macht, dass die kirchliche Autorität jetzt in moralischen Dingen das letzte Wort hatte und auch den nach christlicher Deutung überhöhten Kaiser in die Knie zwingen konnte. Der Vergleich mit dem späteren Canossagang Heinrichs IV. (1076) ist nur bedingt möglich, da es hier keineswegs um die Legitimation des Herrschers ging. Dem Ansehen des Kaisers bzw. des Kaisertums schadete dieser Vorfall nicht. Die antiheidnische Religionspolitik ging weiter, von Konstantinopel aus untersagte Theodosios pagane Opferhandlungen und Besuche von Tempeln. Eine Folge dieses Erlasses waren gewalttätige Aktionen; auch das Serapeion in Alexandreia, der berühmte Tempel mit einer großen Bibliothek, ging in Flammen auf (391), wurde aber als Kirche wiederaufgebaut. Libanios redete erfolglos zum Kaiser, um die Tempel zu schützen.
Eugenius
Im Sommer 392 bestimmte der Heerführer Arbogast den christlichen Rhetor Eugenius zum Nachfolger Valentinianus II., welcher in Vienne erhängt aufgefunden worden war. Eugenius hatte die Unterstützung der römischen Senatsaristokratie, da er einen proheidnischen Kurs verfolgte. Von Theodosios wurde er aber nicht anerkannt. Aus der Aktion Arbogasts wird deutlich, dass die mächtigen Heermeister die politischen Abläufe lenken konnten, aufgrund ihrer Herkunft selbst aber nicht als augusti infrage kamen. Am 5./6. September 394 wurde Eugenius am Frigidus (Wippach) an der Grenze zwischen Italien und Dalmatien besiegt. Theodosios erkrankte nach diesem Sieg schwer und blieb nur für kurze Zeit alleiniger Herrscher über alle römischen Reichsteile († 17. Januar 395 in Mailand). Die Leichenrede hielt Ambrosius.