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Demen Die vier Demen (Zirkusparteien; weiß, rot, blau, grün) unterstützten Wagenrennen im Hippodrom, wobei sich die Blauen und Grünen als die wichtigsten herauskristallisierten. Die Annahme, dass die Gruppierungen auch divergierenden religiösen Strömungen folgten, kann nicht bewiesen werden. Später übernahmen die Demen eine wichtige Funktion bei der Akklamation des Kaisers (meist in Versform gehaltene Parolen).

Aufstand 512

Im November 512 kam es in Konstantinopel zu einem Aufruhr. Auslöser war abermals die Erweiterung des Trishagion. Dieses war ein Hymnos zum Lobpreis Gottes, charakterisiert durch einen dreifachen Ausruf („Heiliger Geist, heiliger Starker [= Gott], heiliger Unsterblicher [= Gott], erbarme dich unser!“), entstanden angeblich in der Zeit des Patriarchen Proklos (434–446). Die orthodoxe Auslegung bezog sich auf die Trinität insgesamt, während die Miaphysiten dieses nur auf Christus bezogen, also rein christologisch betrachteten. 471 hatte Petros Knapheus, Patriarch von Antiocheia, diese Formel mit „der für uns gekreuzigt wurde“ erweitert, was die Anhänger des Chalkedonense als Leidensfähigkeit der göttlichen Natur interpretierten (Theopaschismus). Diese Kombination sei nicht möglich, da sie im Gegensatz zur Formel von Chalkedon (siehe oben S. 21) göttliche und menschliche Natur vermische. Trotz aller Gegenstimmen wurde die theopaschitische Formel am 4. November in der Hagia Sophia verkündet. Am 5. November wurden Anhänger des Chalkedonense attackiert und getötet. Die Situation eskalierte, als der Patriarch Timotheos den Klerus anwies, in allen Gotteshäusern der Hauptstadt das Trishagion mit dem Zusatz vorzutragen. Am 7. November wurde Anastasios aufgefordert zugunsten des Areobindos, des Mannes der Patrikierin Iuliana Anikia, zurückzutreten; dieser schreckte aber vor einer Usurpation zurück.

Aerobindos

Geschickt beruhigte Anastasios die Lage am 8. November im Hippodrom, indem er dort ohne Diadem erschien, aber gedrängt wurde, es wieder aufzusetzen.

Vitalianus, der für die Anhänger des Konzils von Chalkedon eintrat, dürfte während der geschilderten Unruhen hingegen tatsächlich zum Kaiser ausgerufen worden sein.

Der in Thrakien einflussreiche Befehlshaber hatte dem magister militum per Thracias Hypatios viele Soldaten abgeworben. Hypatios hatte vom Kaiser den Auftrag bekommen, die Verfügungen bezüglich der annona durchzuführen. Anastasios versuchte, die Auseinandersetzung als Glaubenskrieg zu definieren, und ließ oberhalb der Stadttore Konstantinopels Bronzekreuze anbringen, um den Kampf zwischen den christlichen Parteien zu erschweren. Den Ernst der Lage unterstrich auch der Erlass Steuerverminderung für Bithynien und Kleinasien betreffend. Falsche Versprechungen ließen Vitalianus abziehen, doch bereits 514 stand er ein zweites Mal vor den Landmauern. Anastasios machte scheinbare Zugeständnisse, zahlte 5000 Goldpfund, dekorierte Vitalianus zum magister militum per Thracias. Für den Kaiser unangenehm und das Patriarchat von Konstantinopel brüskierend war der Wunsch, in Herakleia eine Synode abzuhalten. Vitalianus lagerte zum dritten Mal vor Konstantinopel bei Sykai am Goldenen Horn, doch wurde er nun besiegt und musste als Verlierer nach Thrakien fliehen.

Am 9./10. Juni 518 starb Anastasios, der auch den Beinamen Dikoros (doppelpupillig) trug, da seine Augen unterschiedliche Farben hatten. Dieses außergewöhnliche Kennzeichen zog Spekulationen der Zeitgenossen vom nahen Weltende bis zum Kaiser als Antichristen nach sich (491/500 endete nach byzantinischer Zeitrechnung [Beginn 1. September 5508 v. Chr.] das 6. Jahrtausend seit Erschaffung der Welt).

Anastasios konsolidierte durch seine geschickte Politik das Reich und festigte die Anerkennung als einzig verbliebenes Kaisertum im mediterranen Raum. Die Aufgabe Italiens und der Abzug der Goten aus dem südlichen Balkan ermöglichte Ostrom das Überleben. Problematisch stellte sich allerdings die Verwicklung weltlicher Macht in kirchliche Angelegenheiten dar, alle Versuche, einen Ausgleich zwischen den Glaubensrichtungen zu schaffen, scheiterten zunächst. Störungspotenzial hatten nach wie vor die starken gotischen und zunächst auch isaurischen Verbände im Reich.

Mit der Absetzung des Romulus Augustulus (476) blieb nur mehr der oströmische Kaiser als legitimer Nachfolger des Imperium Romanum im Amt. Das oströmische Gemeinwesen fußte auf einer effizienten Verwaltung und einer funktionierenden Wirtschaft. Mit den germanischen Nachfolgestaaten versuchte Ostrom, eine Politik des Ausgleichs zu führen. Innenpolitisch schuf man durch die Anwerbung isaurischer Söldner ein Gegengewicht zu den germanischen Heermeistern. Anders als ihre germanischen Kollegen konnten Isaurer Kaiser werden (Zenon). Nach wie vor stark wirkten sich die kirchlichen Streitfragen auf kaiserliches Handeln aus, öfter wurden Vermittlungsversuche unternommen, um die Patriarchate des Ostens zusammenzuhalten. Kaiser Anastasios reformierte das Münzwesen, stellte das Steuerwesen von Natural- auf Geldabgaben um und investierte in großräumige Verteidigungsanlagen, um die Ausläufer der sogenannten Völkerwanderung abfangen zu können.

Das Byzantinische Reich

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