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7. Januar
Оглавление»Präsident Trump hat kürzlich erklärt: ›Sie wissen, was ich bin? Ich bin ein Nationalist!‹ Genau wie ich. Nationalisten können miteinander reden; seltsamerweise funktionieren Gespräche mit Internationalisten nicht so gut.« (Michel Houellebecq)
Der Berliner Politikwissenschaftler Hajo Funke meint, dass die AfD bald »in Gänze oder in größeren Teilen« vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Das sei gerechtfertigt, zitiert ihn der Tagesspiegel – und fährt fort: »Funke sieht Tendenzen zu Geschichtsrevisionismus, Relativierung des Holocausts und Antisemitismus, dazu die Entfesselung von ›Ressentiments gegen alle größeren ethnischen und religiösen Minderheiten in Deutschland – das Ganze in Verbindung mit dem Anstreben einer anderen Republik.‹«
Der Verfassungsschutz sollte also nach Ansicht dieses Experten gegen »Geschichtsrevisionismus« und die »Relativierung des Holocausts« vorgehen; man wüsste nur gern, aufgrund welches Verfassungsartikels. Außerhalb von totalitären Gesellschaften gehört der Revisionismus zur Historiographie wie der Wandel zum Klima, und die »Relativierung des Holocausts« – was auch immer damit gemeint sein mag; genügt schon der Hinweis auf die kommunistischen Lager? – ist nicht verboten.
»Ressentiments gegen alle größeren ethnischen und religiösen Minderheiten« hält Herr Funke ebenfalls für verfassungsschutzrelevant. Wenn die Schlapphüte sich auch noch mit den im Lande grassierenden Ressentiments befassen sollen, müsste die Behörde ihre Planstellen mindestens vertausendfachen. Und gegen welche »größeren religiösen Minderheiten« hegen und pflegen die rechtspopulistischen Schwefelbuben denn die ihren? Laut Funke gegen alle größeren. »Entfesselt« die AfD »Ressentiments« gegen Hindus? Gegen Buddhisten? Gegen die orthodoxe Kirche? Zeugen Jehovas? Shintoisten? Neuheiden? Die grüne Jugend? Und wie verhält es sich mit dem »Antisemitismus«, einem beliebten, aber nach dem regierungsoffiziellen Hereinwinken von Abertausenden darin geschulten religionspädagogischen Fachkräften inzwischen etwas kraftlosen Vorwurf, zumal er sich gegen die israelfreundlichste aller Bundestagsparteien, in deren Mitte sich die Gruppe »Juden in der AfD« konstituiert hat, durchaus bizarr ausnimmt?
Wahrscheinlich ist der Herr Funke bloß ein armer Huschel, der an Fascholalie leidet und sich in einer vor Publikum schreibenden Selbsthilfegruppe ähnlich Gehandicapter zu therapieren müht.
Was indes die »andere Republik« angeht: Die ist bekanntlich zwar nicht unbedingt Regierungsprogramm, aber sturheiles Regierungshandeln.
Nachschrift. Mehrere Leser weisen mich darauf hin, dass Herr Funke mitnichten ein Huscherl sei, sondern ein lupenreiner Gesinnungstäter mit extrem linker Agenda und der typischen Biographie, die unsere westdeutschen Progressisten so sympathisch macht: Vater Nazi, Sohnemann strammer 68er, SDS, AStA, Neue Linke, nie mit seinen Händen gearbeitet, Geschwätzwissenschaften studiert, zeitlebens dumpfdeutsch gegen »rechts« gekämpft. Glanzpunkt dieses couragierten Lebens dürfte Funkes Engagement für die Märchenerzähler-Familie Kantelberg-Abdullah aus Sebnitz gewesen sein, deren Kind von mehreren hundert sächsischen Skinheads im städtischen Freibad unter dem Absingen aller drei Strophen des Deutschlandliedes ertränkt wurde.
Die Spoekenkiekerei veröffentlicht einen entlarvenden Text über die »para-staatliche grüne Ideologie-Miliz« Deutsche Umwelthilfe (DUH), dem sich entnehmen lässt, dass ein gewisser Rainer Baake, der 2014 zum beamteten Staatssekretär ins Bundesministerium für Wirtschaft und Energie berufen wurde, zuvor von 2006 bis 2012 Bundesgeschäftsführer der DUH war. »Die deutsche Regierung hatte also von 2014 bis 2018 den langjährigen Chefideologen der DUH an entscheidender Stelle im Pelz sitzen – wo er fleißigst daran mitarbeiten konnte, absurde Grenzwerte und Horrorzahlen, fragwürdige Messpraktiken und in Folge dann auch bürgergängelnde Gesetze und Verordnungen auf den Weg zu bringen. Er kannte das Geschäft bestens: Denn bevor Baake 2006 DUH-Chef wurde, diente er von 1998 bis 2005 als beamteter Staatsekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – unter seinem Kumpel Jürgen Trittin.«
»(Roland) Barthes hatte lange geplant, einen Roman nach Proust’schem Vorbild zu schreiben. Stattdessen verbrachte er sein Leben damit, die Texte anderer zu analysieren. (…) Er, der unzählige Notizen für seinen ungeschriebenen Roman hinterließ und abends im Bett mit Genuss Chateaubriand las, verkündete den Tod des Autors, weil es ihm nicht gelang, selber einer zu werden. Barthes mochte keine Biographien. Aus gutem Grunde: Sie sind der Schlüssel zu jeder Theorie. Auch Foucault mochte keine Biographien. Und er hatte die gleichen guten Gründe wie Barthes.« (Michel Onfray, Niedergang, S. 576)
Das herausragende Individuum ist die Klippe für jede munter dahersegelnde Geschichtstheorie. Über ein Phänomen wie den Autor des Koran, der von sich behauptete, ein Erzengel habe ihm Gottes Wort diktiert, und dessen Gebote heute von fast anderthalb Milliarden »Lesern« (»Followern«) befolgt werden, haben Strukturalisten, Poststrukturalisten, Konstruktivisten e tutti quanti nichts zu sagen.