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5. Misserfolge
ОглавлениеEs ist schon verrückt: Manchmal können wir genügend Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen aufbringen, um eine Herausforderung in Angriff zu nehmen, und werden dann trotzdem bestraft. Das passiert immer dann, wenn wir scheitern. Das Scheitern ist, wie wir später noch genauer beleuchten werden, grundsätzlich nichts Schlimmes. Das ändert aber nichts daran, dass es sich im ersten Moment (und vielleicht auch noch eine ganze Weile danach) grausam anfühlt. Vor allem dann, wenn es uns viel Überwindung gekostet hat, überhaupt einen Versuch zu wagen.
Wir neigen dazu, uns Misserfolge sehr zu Herzen zu nehmen. Wenn du einen Menschen mit einem schwachen Selbstvertrauen fragst, warum er nicht endlich ins Handeln kommt und etwas verändert, dann wirst du höchstwahrscheinlich eine der folgenden Antworten bekommen:
* „Das bringt doch eh nichts. Hat ja auch vorher nicht geklappt.“
* „Wenn ich bis hierhin auf keinen grünen Zweig gekommen bin, dann wird das auch jetzt nichts mehr.“
* „Wieso sollte ich? Damit ich wieder auf die Schnauze falle?“
Wann immer wir den Mut aufbringen, etwas (für uns) Großes zu tun, setzen wir natürlich hohe Erwartungen in uns und das Ergebnis unserer Handlungen. Nicht das gewünschte Resultat zu erhalten, ist ein schwerer Rückschlag, den wir nicht wieder erleben wollen. Wir fangen also an, Kompromisse zu machen und uns mit weniger zufriedenzugeben. Hierfür würde ich dir gerne ein alltägliches Beispiel mit einer fiktiven Person nennen:
Robert ist Single und hat nach ein paar Jahren ohne Partnerschaft die Nase voll davon, allein zu sein. Er ist vom Wesen her eher schüchtern und hat sich deshalb nie getraut, eine Frau offen anzusprechen. Es gab zwar hin und wieder Gelegenheiten, in denen er attraktiven und sympathischen Damen begegnet ist, aber am Ende waren seine Unsicherheit und die Angst vor der Ablehnung immer zu groß. Eines Tages jedoch ist Roberts Gefühl der Einsamkeit so stark, dass es seine Ängste überwiegt. Er fasst sich ein Herz und nimmt sich fest vor, sich die nächste Chance nicht entgehen zu lassen. Eines Abends dann, als er mit einem Freund etwas trinken geht, sieht er eine schöne Frau mit einem freundlichen Lächeln an der Bar sitzen. Er nimmt all seinen Mut zusammen, geht auf sie zu und spricht eine höfliche Begrüßung aus. Die Frau sieht ihn an, wirft dann ihrer Freundin nebenan einen ungläubigen Blick zu und die beiden brechen in Gelächter aus. Dann stehen sie auf und gehen kichernd davon. Robert ist am Boden zerstört. Das, so redet er sich ein, passiert also, wenn er versucht, mit einer Frau ins Gespräch zu kommen. Er verkriecht sich zu Hause, geht kaum noch aus dem Haus und fängt an, Kompromisse mit sich selbst auszuhandeln. Er redet sich ein, eine Partnerschaft sei ihm im Grunde nicht wichtig. Diese Ausrede bewahrt ihn vor der Notwendigkeit, erneut mutig zu sein und das Risiko einzugehen, verletzt zu werden. Die Entscheidung, sich nicht mehr seinen Ängsten zu stellen, hat für ihn einen hohen Preis: Er gibt seinen Wunsch nach einer erfüllenden Partnerschaft auf.
Kommt dir das bekannt vor oder erinnert es dich an ähnliche Situationen? Im Alltag passiert es oft, dass wir an einer Aufgabe scheitern und deshalb das Vertrauen in uns und unsere Fähigkeiten verlieren. Wir erschaffen Ausreden, die uns vor weiterem Schmerz bewahren, aber auch neue Erfolgserlebnisse und persönliches Wachstum verhindern. Wenn wir an einer Prüfung scheitern, wagen wir sie einfach nicht noch einmal. So können wir uns vor den Versagensängsten drücken, schaffen aber auch nicht den nächsten (beruflichen) Schritt. Wenn wir ein Geschäft an die Wand fahren, ziehen wir uns zurück und geben den Traum vom Unternehmertum auf, anstatt unsere Fehler zu analysieren und erneut durchzustarten. Wann immer wir glauben, einer Herausforderung nicht gewachsen zu sein, geben wir uns mit weniger zufrieden und leben unterhalb unserer Möglichkeiten. Das ist wirklich schade, denn in Wirklichkeit beginnt das Leben dort, wo deine Komfortzone endet. Mit einem starken Selbstvertrauen wird es dir möglich sein, dir das Maximum an Lebensqualität zu erarbeiten. Wenn du gänzlich selbstbewusst bist, können einzelne Misserfolge nicht an deinem Urvertrauen in dich selbst rütteln. Dies ist der Zustand, den wir gemeinsam erreichen wollen.
Was du in diesem Buch lernst, wird dir dabei helfen, dein Selbstvertrauen zu stärken, sodass es dir leichter fallen wird, Entscheidungen zu treffen und mutig zu sein. Das reicht uns aber noch nicht. Ich möchte dich darüber hinaus dazu ermutigen, dich in Ruhe mit Misserfolgen aus deiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Welche gab es? Wie sehr haben sie dein Selbstvertrauen angeknackst? Vielleicht hast du ja sogar Lust, sie dir aufzuschreiben, denn du wirst sie später noch brauchen. In ihnen steckt viel ungenutztes Potenzial, das wir uns nicht entgehen lassen wollen. Später im Buch wird es ein eigenes Kapitel über den Umgang mit Misserfolgen und Niederlagen geben, bei dem du lernen wirst, noch viel Positives aus Rückschlägen der Vergangenheit zu gewinnen.
Natürlich gibt es deutlich mehr als fünf Ursachen für mangelndes Selbstbewusstsein. Vermutlich gibt es sogar einige, die ich überhaupt nicht kenne oder verstehe. Das macht jedoch nichts, denn unser Ziel ist nicht eine detaillierte Ursachenforschung. Wir wollen ins Handeln kommen. Wir wollen endlich etwas verändern. Zu diesem Zweck reichen die bis hierhin vorgestellten Einflussfaktoren völlig aus. Mehr als das sogar! Sie helfen dir dabei, dich und die Entwicklung deiner „Drei S“ besser zu verstehen. So kannst du nicht nur die ein oder andere Blockade an der Wurzel packen, sondern dich auch künftig davor schützen, dass dein Selbstbewusstsein erneut geschwächt wird.
Als Nächstes folgt der Hauptteil des Buches, in dem du 25 Möglichkeiten zur Stärkung deines Selbstbewusstseins, Selbstvertrauens und Selbstwertgefühls kennenlernen wirst. Bevor du jedoch weiterblätterst und in den Hauptteil einsteigst, möchte ich dich bitten, dir noch einen kurzen Moment für dich zu nehmen. Denke in Ruhe über die fünf genannten Einflussfaktoren nach und frage dich, welche von ihnen am ehesten auf dich zutreffen. Worin konntest du dich wiederfinden? Die Antwort auf diese Frage wird dir dabei helfen, im späteren Verlauf deine Prioritäten effizient zu setzen, sodass du schnell die ersten Fortschritte machen kannst.
Dieses Buch ist kein Sprint. Wir müssen uns nicht beeilen. Wichtig ist, dass du dich wohlfühlst, also leg ruhig eine kleine Pause ein, bevor du fortfährst. Es wartet viel Input auf dich, aber auch mindestens genauso viele Chancen und Möglichkeiten. Wenn du dich bereit fühlst, dann mach es dir wieder gemütlich und lass uns weitermachen. Jetzt geht es ans Eingemachte!