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DAS TREKKINGRAD

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Das Trekkingrad ist gewissermaßen die Königin unter den Alltagsrädern. Es stellt das meist verkaufte Modell in Deutschland und ist rundum einsetzbar: Sei es für die alltägliche Fahrt zur Arbeit, einen Wochenendausflug oder die Urlaubstour – mit einem Trekkingrad liegt man immer richtig. Dem entspricht die Vollausstattung mit Gepäckträger, Schutzblechen und Lichtanlage. Man findet häufig Federgabeln, an sportlicheren Modellen aber auch Starrgabeln. Qualitativ hochwertigere Trekkingräder verfügen über Carbongabeln statt Alugabeln, das als Material leichter und elastischer ist.

Als Rahmenmaterial wird zumeist ein konifizierter Aluminium- oder Stahlrahmen verwendet (siehe Kapitel 2 „Rahmen“, ab Seite 64). Nach hinten leicht abfallende Oberrohre haben sich durchgesetzt, die 28-Zoll-Räder rollen auf pannensicheren Reifen mit deutlichem Profil, deren Breite ab 35 Millimetern beginnt. Auf einem Trekkingrad sitzt man leicht nach vorne gebeugt, aber nicht allzu sehr gestreckt.

Verkauf von Fahrrädern und E-Bikes (kombiniert) nach Modellgruppen 2019 (Menge in Stück)

Quelle: ZIV, *inkl. E-ATB, E-Jugendrad


Voll ausgestattetes modernes Trekkingbike mit Gepäckträger, Schutzblechen, Ständer, Licht und Federgabel

Immer häufiger sind diese Modelle mit Scheibenbremsen ausgestattet. Hydraulische Scheibenbremsen sind leichter zu bedienen als mechanische und dementsprechend etwas teurer. Unter den Felgenbremsen gelten die hydraulischen Modelle von Magura als Nonplusultra, weil sie sehr hohen Bremsdruck aufbauen können.

Bei den Schaltungen ist nahezu alles vertreten, was der Markt bietet: Kettenschaltungen oder die wartungsärmeren, aber auch etwas teureren Nabenschaltungen, sei es ohne oder mit Rücktritt. Stufenlose Schaltungen von Enviolo und Shimanos elektronische Schaltung Di2 sind technische Schmankerl, die für sorgenfreies Schalten stehen. Ein wartungsarmer Riemenantrieb ersetzt bei Nabenschaltungen oftmals die Kette.

Den Strom liefern Nabendynamos, die sich im Vorderrad drehen. Nur bei einfacheren Modellen findet man auch hin und wieder Akkuleuchten. Die Seitenläuferdynamos früherer Zeiten sind nahezu ausgestorben. Nach längerer Benutzung reichte oftmals der Anpressdruck nicht mehr aus, um dauerhaft Strom zu liefern. Bei Regen schleuderten sie zudem Spritzwasser aufs Hosenbein.

Trekkingräder sind die Lastentiere im Radleralltag, deshalb lohnt es sich, auf das Gewicht zu achten. Gute Modelle müssen nicht mehr als 13 Kilogramm wiegen.

Die Gepäckträger sind oft „integriert“, was heißen soll, dass sie zumindest am hinteren Ausfallende fest angeschweißt, also nicht nur angeschraubt sind. Das soll mehr Stabilität versprechen. Aber auch angeschraubte Modelle erfüllen ihre Aufgaben gut, die Träger von Tubus sind über alle Kritik erhaben.

Soweit Schutzbleche angebaut sind, sollten sie mit Sicherheitsverschlüssen verbunden sein, die sich lösen, wenn sich Matsch, Steine oder Hölzchen zwischen Reifen und Schutzblech schieben. Der Mechanismus verhindert eine Blockade des Rades. Gute Schutzbleche sind klapperfrei montiert und aus solidem Material gearbeitet.

Trekkingbikes im Test

Im Jahr 2017 hat die Stiftung Warentest Trekkingbikes verglichen (test 3/2017). Siehe auch test.de, Stichwort „Trekkingbikes“.

An Trekkingbikes findet man immer auch Fahrradständer – entweder am Hinterbau oder am Tretlager befestigt. Die sogenannten Hinterbauständer bieten bei Belastung mit Gepäck oder Packtaschen etwas mehr Stabilität als jene am Tretlager.


Für den Laien ist die Qualität eines Rahmens nur schwer zu beurteilen. Gleichmäßige Schweißraupen ohne Einschlüsse oder Löcher deuten darauf hin, dass die Rahmenverbindungen handwerklich in Ordnung sind. Aus optischen Gründen werden die Schweißraupen oft geglättet. Ob darunter alles top ist, sieht man dann leider nicht. In der Vergangenheit zeigten unsere Tests, dass Aluminiumrahmen am Lenkkopf brachen oder Risse bekamen. Beim Test von Trekkingbikes im Jahr 2017 (test 3/2017) traten diese Phänomene nicht mehr auf. Das dürfte dafür sprechen, dass die Fertigung von Aluminiumrahmen inzwischen ein sehr hohes Niveau erreicht hat. Bei handgefertigten Stahlrahmen können Sie grundsätzlich von solider Herstellung ausgehen.

Das Trekkingrad stand auch Pate für die ersten E-Bikes. Die Akkus wurden damals noch auf dem Gepäckträger angebracht; heute dagegen sind die Modelle schicker geworden: in der Regel halb oder ganz in das große Unterrohr integrierte Akkus, kleinere, sich ans Tretlager anschmiegende Motoren, sodass man sie kaum mehr erkennt. Scheibenbremsen dominieren den Markt, weil sie gerade an E-Bikes effizienter ihre Arbeit verrichten als Felgenbremsen. Für den Betrieb mit den elektrischen Hilfsmotoren sind die Rahmen der Trekkingräder meist etwas verstärkt, etwa im Lenkkopfbereich. Dass dies manchmal dennoch nicht ausreicht, offenbarte eine Daueruntersuchung über 20 000 Kilometer in der Preisklasse zwischen 2 000 und 2 900 Euro vom Juni 2018: Von den 12 geprüften Pedelecs zeigten drei am Testende Anrisse im Rahmen beziehungsweise der Sattelstütze. Bei einem neuerlichen Dauertest von Tiefeinsteigern im Mai 2020 (test 6/2020) zeigten vier Modelle Risse im Rahmen.

Trekkingbikes

·leichter Rahmen

·leichte Laufräder

·Vollausstattung

Für Trekkingbikes reichen 250-Watt-Motoren mit 50 Nm aus, viele Hersteller bieten mehr. Man findet sie als Mittelmotor oder hinten als Nabenmotor. Auch Frontmotoren sind möglich (siehe dazu auch in Kapitel 5 „Antrieb, Schaltung, Pedale“ den Abschnitt „Umrüsten zum E-Bike“, ab Seite 165). An Schaltungen ist alles vertreten, was der Markt hergibt: Kettenschaltungen, Nabenschaltungen, Getriebeschaltungen, stufenlose Automatikschaltungen.

Dieses Segment bildet das umsatzstärkste in Deutschland, weshalb jeder Hersteller versucht, eigene Akzente zu setzen. So findet man an manchen Rädern austauschbare Akkus, mit denen sich die Gesamtkapazität auf bis zu 1 250 Wattstunden für richtig lange Touren steigern lässt. Verbaut wird gar die High-End-Reihe von Bosch, der CX-Motor.


E-Bikes: Am Anfang stand ein Schweizer Tüftler

Während Anfang der 1990er-Jahre konventionelle Mountainbikes mit immer größeren Übersetzungen die Wald- und Wiesenwege Europas eroberten, dachte ein Schweizer Tüftler weiter voraus. Philippe Kohlbrenner war als technischer Kaufmann Mitarbeiter eines Energieunternehmens in Oberburg im Kanton Bern. Er wohnte im Emmental auf dem Berg Lueg, einem bekannten Aussichtspunkt der Gemeinde Affoltern. Um sich fit zu halten, fuhr er den Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad. Ins Büro ging es bergab, doch der Nachhauseweg war hart – 300 Höhenmeter musste Kohlbrenner überwinden. Nach einigen Monaten hatte er von seinem Fitnessprogramm genug – und was Kohlbrenner dann ersann, wurde zur Urform eines neues Fahrradtyps: Er hängte einen Waschmaschinenmotor und eine Autobatterie an sein konventionelles Sportrad – das erste E-Bike war erfunden.

Zwei Jahre später gründete er mit Reto Böhlen und Christian Häuselmann die Firma BKTec und stellte seine in Kleinserien gebauten verbesserten Modelle auf Messen vor. Allein, dem Elektro-Erstling war kein Erfolg beschieden. Zu schwer die Batterie, zu gering die Reichweite, zu klobig das Styling, Investoren sprangen ab. Im Jahr 2000 dann erkannte der Unternehmer Kurt Schär das in der Erfindung Kohlbrenners schlummernde Potenzial und stieg als Geschäftsführer bei BKTec ein. 2001 wurde das Unternehmen in Flyer umbenannt.

Mit seinem Geschäftspartner und Produktentwickler Hans Furrer stellte Schär 2003 einen Tiefeinsteiger mit Elektrounterstützung vor: Die „Flyer C-Serie“ war das erste Elektrofahrrad Europas mit der Lithium-Ionen-Technologie. Es hatte einen tiefen Schwanenhalsrahmen, der dicke Akkupack saß hinterm Sitzrohr – der Durchbruch auf dem E-Bike-Markt.

Dieser Flyer war massentauglich: Er war komfortabel, das Design klassisch an bekannte Formen angelehnt. Mit Verbesserungen wurde das Modell bis Ende 2018 gebaut. Es war zunächst einzigartig auf dem Markt, und mit persönlichen Promotiontouren machten die E-Biker aus der Schweiz ihre Modelle bekannt. Die Verkaufszahlen wuchsen, aus der Firma, die man heute als Start-up bezeichnen würde, wurde ein Großhersteller. Falträder, Tandems und ab 2006 auch Mountainbikes wurden elektrifiziert, S-Pedelecs kamen hinzu. Flyer hatte sich zu einer treibenden Kraft auf dem E-Bike-Markt entwickelt. Heute arbeiten im Werk in Huttwil 300 Mitarbeiter. Rund 60 000 E-Bikes werden im Jahr verkauft. Die Firma hat Tochtergesellschaften in Deutschland, Österreich und den Niederlanden.


E-Bike-Pionier Philippe Kohlbrenner …


… und sein erstes E-Bike

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