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URBAN BIKES

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Ein relativ junges Segment sind die Urban Bikes, wobei der Begriff sich explizit nicht als Synonym für Citybike versteht, sondern eine eigene Fahrradklasse definiert: sportliche Fahrräder mit schlankem, minimalistischem Design. Sie verzichten auf Ausstattungsdetails wie Schutzbleche, Lichtanlagen und Gepäckträger, sind leicht, zeichnen sich in der Regel durch eine Kettenschaltung und Scheibenbremsen aus. Teurere Modelle sind mit Nabenschaltungen ausgestattet, die etwas mehr Wartungsfreiheit bieten. Diese Räder sind auf Tempo getrimmt und haben meist profillose Reifen, die kaum breiter als 30 oder 32 Millimeter sind. Bei ihnen sitzt man stärker nach vorn geneigt als auf Trekkingrädern. Trotz des Minimalismus sind in den meisten Rahmen auch Ösen vorgesehen, damit man im Bedarfsfall einen Gepäckträger oder Schutzbleche anschrauben kann.

Die Urban Bikes haben in der Regel einen kürzeren Radstand als Trekkingbikes und einen geringeren Nachlauf (siehe Kapitel 3 „Rahmen, Gabel, Lenker, Vorbau“, ab Seite 82), das macht sie wendiger als Trekkingbikes.

Das Modell „Supermetro“ des Herstellers Koga ist ein gutes Beispiel für diese Art des puristischen Stadtflitzers: schwarzer Alurahmen, Schutzblechstummel, fehlender Gepäckträger, Gates Riemenantrieb zu einer 8-Gang-Hinterradnabe, hydraulische Scheibenbremsen und profillose Slicks (Reifen) machen es zum sportiven Alltagsbike für stilbewusste Minimalisten.

Der Aluminiumpionier Cannondale bietet sein Urban Bike „Bad Boy“ mit nur einer Gabelscheide an – die rechte spart man sich aus Gewichtsgründen. Und die polnische Firma „Rondo“ weitet ihre Stahlrahmenbikes mit Naben- oder Kettenschaltung und breiten Reifen in den Gravel-Bereich hinein aus. Man sieht: Die Grenzen sind fließend.

Im E-Bike-Segment dieser Kategorie finden sich seit Kurzem Räder, die vom Design und der Technik her sehr innovativ sind. Trendsetter war die Heidelberger Firma Coboc mit leichten E-Bikes, denen man ihren Charakter kaum mehr ansieht.


Urban Bike als E-Bike: das „Souplesse“ von MTB Cycletech

Schon 2011 begannen David Horsch und der heute ausgeschiedene Pius Warken in ihrem Start-up mit leichten Fahrradrahmen und E-Antrieben zu experimentieren. Sie wollten weg vom barocken Design der klobigen Tiefeinsteiger-E-Bikes mit Gepäckträger-Akkus. Ihre Modelle sollten schicke Urban Bikes sein, die auch ein jüngeres Publikum ansprächen. Die Räder sollten leicht und so auch bei leerem Akku noch fahrbar sein. Der Clou: Die Stromzellen wurden im Unterrohr untergebracht, der Motor in der Nabe hinten – auf den ersten Blick sieht man nicht, dass es sich um Pedelecs handelt. Als kritische Marke für ihre Räder betrachteten sie die 18-Kilogrammgrenze – darüber werde ein Rad zu schwer, der Akku müsse größer werden, äußerten sie einst. An diese Maßstäbe hat sich Coboc gehalten, denn in der aktuellen Produktpalette wiegt kein E-Bike mehr als 18 Kilogramm.


Konventionelles Urban Bike

Oder das holländische VanMoof mit seinem Unisexrahmen aus Aluminium und dem charakteristischen, vorn und hinten überstehenden Oberrohr gibt es in zwei verschiedenen Größen: S 3 für Körpergrößen zwischen 170 und 210 Zentimeter, X 3 für Menschen zwischen 155 und 200 Zentimeter Körpergröße.

Beide Fahrräder sind mit einem Frontmotor mit 250 Watt ausgestattet, den manche Nutzer als zu geräuschvoll kritisieren. Der Akku bietet 540 Wattstunden und ist in vier Stunden vollständig aufgeladen. Die Reichweite beträgt je nach Nutzung zwischen 60 und 150 Kilometer. Untergebracht ist er im Oberrohr und kann zum Aufladen nicht entfernt werden. Im Hinterrad werkelt eine automatische 2-Gang-Schaltung von Sram. Sie schaltet bei etwa 19–20 Kilometern pro Stunde in einen höheren Gang.

Das Fahrerlebnis des Bikes wird von Radlern im urbanen Umfeld als sehr angenehm beschrieben, wobei der Frontmotor den Fahrer ein bisschen zieht – man muss somit aufpassen, dass er auf losem Untergrund nicht durchdreht.

Schlicht und minimalistisch ist auch der Lenker: Es gibt zwei Bremsgriffe für die mechanischen Scheibenbremsen, einen Knopf für eine Klingel, die mit einem internen Lautsprecher gekoppelt ist, und einen kleinen Booster-Knopf, mit dem man die Akkuleistung kurzfristig auf 500 Watt erhöhen kann. Im Oberrohr findet sich zudem ein LED-Display, das Fahrstufen und Akkuladung anzeigt. An den Enden des Rohres sitzen jeweils der Front- beziehungsweise der Rückscheinwerfer, die über den Akku betrieben werden.


Trendsetter: das holländische VanMoof

Die rund 20 Kilogramm wiegenden VanMoof-Bikes treiben die Verbindung mit dem Internet und Smartphone voran. Das mitgelieferte Schloss wird über Bluetooth mit dem Handy oder einer Fernbedienung gesteuert. Dank eines eingebauten Chips und GPS-Senders kann zudem der Standort des Fahrrads ermittelt werden. Damit bietet der Hersteller einen Diebstahlschutz an: Sobald man sein Fahrrad bei VanMoof als gestohlen meldet, macht sich ein „Hunter Team“ auf die Suche danach. Der Schutz kostet derzeit 290 Euro für drei Jahre. Der Clou: Wenn das Rad unauffindbar ist, garantiert der Hersteller gleichwertigen Ersatz.

Das ebenfalls mattschwarze belgische Modell Cowboy geht in die gleiche Richtung. Es wird als „elektrisches Fahrrad für Urban Riders“ vermarktet. Zunächst sieht man kaum, dass man es mit einem Pedelec zu tun hat. Der Hinterradmotor mit 250 Watt versteckt sich in der Nabe, der entnehmbare Akku mit 360 Wattstunden im Sitzrohr des Aluminiumrahmens. Je nach Fahrweise soll er für bis zu 70 Kilometer reichen. Das Cowboy gibt es nur in einer Einheitsgröße für Fahrer von 170 bis 195 Zentimeter Körpergröße, in einheitlichem Diamantrahmen, und es wiegt 16,4 Kilogramm – sehr wenig für ein Pedelec. Es hat ein Automatikgetriebe, die Kraft kommt über einen Riemenantrieb ans Hinterrad. Gebremst wird mit hydraulischen Scheibenbremsen, und der Motor unterstützt in nur einer Stufe – „Eco“ oder „Power“ gibt es nicht.


„iPhone“ auf Rädern: Das minimalistische „Cowboy“

Das Cowboy kann nur mit einer Smartphone-App gestartet werden, was eben auch bedeutet: Bei leerem Handyakku können weder Motor noch Licht genutzt werden, dann ist das Cowboy nur ein konventionelles Fahrrad. Andererseits gibt es auch beim Cowboy ein GPS-Tracking, was Dieben das Leben schwerer machen dürfte. Auf der Handy-App kann man eine Navigationsansicht sehen, das Licht anschalten, die Tageskilometer oder den Akkustand ablesen. Der Motor unterstützt bis 25 km/h harmonisch und sanft – weil es keine Übersetzung gibt, wird eine darüber liegende Geschwindigkeit zur unangenehmen Kurbelei.


Angenehm dürfte der herausnehmbare Akku sein – Berufspendler können ihn im Büro aufladen (wo das erlaubt ist). Ob er wirklich 70 Kilometer lang hält, hängt von der Fahrweise ab.

Der Name der belgisch-polnischen Kooperation BZen soll sich an den Zen-Buddhismus anlehnen und dem Radfahrer eine ähnliche Entspanntheit ermöglichen. Es sind drei Modelle im Angebot, eines mit Diamantrahmen und zwei mit Trapez- beziehungsweise modifiziertem Berceau-Rahmen, den es in Blau, Rot, Weiß, Gold und Grün gibt. Alle Modelle sind aus Aluminium. Auch hier sieht man kaum, dass es sich um E-Bikes handelt, weil der Akku im Sitzrohr versteckt ist. Bei BZen kann er zum Aufladen aber nicht entnommen werden. Der Hinterradmotor hat die üblichen 250 Watt, der Akku wahlweise 252 oder 380 Wattstunden. Auch das soll für gut 70 Kilometer Reichweite genügen. Zum Hinterrad läuft ein Riemen, der eine Single-Speed-Nabe oder eine 9-Gang-Alivia-Nabe antreibt. Der Motor kann mit einem kleinen Lenkerdisplay in fünf Stufen geregelt werden. Das Rad wiegt nur 14,2 Kilogramm, Schutzbleche, Gepäckträger und Licht sind je nach Modell vorhanden oder können nachgerüstet werden.


Leichtes E-Bike: das „Milano“ von BZen

Auch die Modelle des estnischen Start-ups Ampler gehören zu diesen sportlich-minimalistischen Urban Bikes. Den Alurahmen gibt es in Diamant- und Trapezform, das Leichtmodell Curt verfügt über eine Carbongabel. Die Modelle sind entweder mit Riemenantrieb und Single-Speed-Naben oder Kettenschaltung und 10-Gang-Schaltung kombiniert. Der 336-Watt-Akku befindet sich im Sitzrohr (und ist nur für Reparaturen entnehmbar), der Hinterradmotor leistet die üblichen 250 Watt, seine Kraftabgabe wird über Sensoren gesteuert, die Unterstützungsstufen können mit dem Smartphone eingestellt werden. Schutzbleche und Licht sind im Lieferumfang enthalten. Das Gewicht schwankt zwischen 14 und 17,2 Kilogramm.

Für Touren sind die Akkus etwas klein – aber für den urbanen Pendler, der stilvoll und mit einem leichten Pedelec unterwegs sein will, das er an U- oder S-Bahn auch mal die Treppe hochtragen kann, sind die Ampler-Räder eine Überlegung wert.

Aus Graz kommen die E-Bikes der Firma Geero. Sie sind im Retrolook gehalten mit braunem Sattel und Lederimitathandgriffen und mit Diamant- und Trapezrahmen und verschiedenen Kettenschaltungen zum Hinterrad verfügbar. Dort werkelt ein selbst entwickelter 250-Watt-Motor, der von einem hübsch im Unterrohr versteckten 404-Wattstunden-Akku gespeist wird. Er ist entnehmbar und soll mindestens 85 Kilometer weit reichen. Fünf Unterstützungsstufen bietet das Steuerungssystem an. Auf einer Probefahrt war festzustellen, dass der Motor mit einer minimalen Verzögerung einsetzte. Positiv dürfte sich das Geero mit seiner Schaltung von den Konkurrenten abheben.


Weiteres leichtes E-Bike von der österreichischen Firma Geero

Der spanische Fahrradhersteller Orbea hält ebenfalls interessante Varianten in seinem Programm bereit. Die Gain-Serie zum Beispiel versteckt einen Akku in einem Alurahmen und bietet einen „Range Extender“: Ist der erste Akku leer, kann man den zweiten, der in den Trinkflaschenhalter passt, mit 208 Wattstunden dazuschalten. Insgesamt stehen dem Nutzer somit 450 Wattstunden zur Verfügung.

Urban Bikes

·Gewicht

·Vernetzung

·Akku fest oder entnehmbar

Wie weit die Kategorie Urban Bikes inzwischen ausgedehnt wird und sich diese damit verwischen, zeigen Hersteller wie auch die Firma Cube aus dem oberpfälzischen Weiden. Sie hat drei elektrifizierte Mini-Bikes mit 20-Zoll-Rädchen im Programm, die sie Urban Bikes nennt. Das Unternehmen will damit eine neue, flexible Art innerstädtischer Mobilität mit geschrumpften Fahrrädern befördern, die zwar noch keine Klappräder sind, aber sich ein bisschen so anfühlen.

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