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» VIELSEITIGES NORDRHEIN-WESTFALEN


Das Bundesland besticht auch durch zahlreiche Seen.


Für das hügelige Sauerland hat man am besten Wanderschuhe im Gepäck.

NRW UND SEINE REGIONEN

Nordrhein-Westfalen hat man leider viel zu selten auf dem Schirm, wenn es darum geht, in Deutschland eine Wohnmobilreise zu unternehmen. Für manch Außenstehenden scheint das Bundesland wenig attraktiv zu sein. Aus geografischer Sicht mangelt es dem einen oder anderen an einem Anschluss an die Küste, was sich in der Tat nicht von der Hand weisen lässt. Dafür besitzt NRW jede Menge Seen, Flüsse und Kanäle. Dass es aber auch keine Berge geben würde, ist schon nicht mehr so richtig. Das Sauerland, das Bergische Land, das Siebengebirge und die Eifel bringen jeden Wanderer ins Schwitzen. Es wird zwar nicht alpin, doch mit Höhen von über 800 Metern muss Nordrhein-Westfalen keinen Vergleich mit anderen Mittelgebirgsregionen scheuen.

Zu guter Letzt kommt unter Umständen noch das Argument, es sei viel zu voll und es gäbe überhaupt keinen Platz zur Erholung. Zugegeben, 18 Millionen Menschen sind nicht wenig, aber die Bevölkerungsdichte ist am ehesten mit der der Niederlande zu vergleichen. Berücksichtigt man, dass die meisten Einwohner im Ballungsgebiet des Ruhrgebiets und in der Landeshauptstadt Düsseldorf sowie der Millionenstadt Köln leben, relativiert sich das aber ganz schnell. Denn umso leerer ist es in den Landschaften des Münsterlandes oder im Sauerland. Ganz einsam kann man sogar in der Eifel oder rund um Höxter in Ostwestfalen-Lippe unterwegs sein.

Die positive Seite der hohen Bevölkerungszahl ist, dass für viele Menschen eine entsprechende Infrastruktur geschaffen wurde und es eine Vielzahl von Freizeitmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten gibt. Selbst für Einheimische wird es schwer, alle Sehenswürdigkeiten in Nordrhein-Westfalen zu kennen oder gar jemals zu besuchen.

Außerdem zeigt sich jede Landschaft Nordrhein-Westfalens mit einem ganz eigenen Charakter bzw. Gesicht. Das Münsterland gilt zum Beispiel als eher flach und ideal für Radfahrende. Zahlreiche Schlösser, Burgen und Herrensitze führten dazu, dass es rund um die Stadt Münster die 100-Schlösser-Route gibt, die namentlich nicht übertreibt. Um sie alle ausgiebig zu fotografieren, sollte man genug Platz auf der Speicherkarte haben. Im Sauerland zieht man indes die Wanderschuhe an und folgt dem ausgiebigen Wanderwegenetz durch die weiten Wälder. Tolle Fernblicke von den Hügeln und Aussichtstürmen gibt es inklusive.


Moderne Architektur zeichnet Großstädte wie Duisburg aus.

Ähnlich verhält es sich mit dem angrenzenden Bergischen Land, wo sich die malerischen Ortschaften mit Fachwerkarchitektur oder schiefergedeckten Häusern präsentieren. Nördlich davon geht man auf Städtetour und taucht ein in die spannende Geschichte des Strukturwandels. Menschen aus dem Ruhrgebiet kennen das, wenn sie Besuch von außerhalb bekommen und dieser dann überrascht feststellt, wie grün es doch im »dreckigen Kohlenpott« ist. Essen als die zentrale Stadt des Ruhrgebiets wurde nicht grundlos zur Grünen Hauptstadt Europas gewählt. Weite Landschaften durchquert man wiederum am Niederrhein, während das Rheinland im Süden seinen Abschluss in den Hügeln des Siebengebirges findet. Und die Eifel kann sich damit rühmen, einen Nationalpark zu besitzen, der auch als Internationaler Sternenpark anerkannt ist. Lichtverschmutzung in der Nacht ist dort also unbekannt.

DIE STÄDTE

Städte in Nordrhein-Westfalen? Ja, die gibt es natürlich. So manchen mag es erstaunen, aber für fast jede Stadt könnte man einen eigenen Reiseführer veröffentlichen. Für einige Städte gibt es diese natürlich auch. Man denke nur an Köln, eine klassische Touristenstadt, die nicht nur mit dem Dom oder an Karneval Besucher anzieht. Und auf der Kö in Düsseldorf flaniert man genauso gerne wie am Rheinufer oder in der Altstadt. Essen besitzt neben der Villa Hügel hoch oben über dem Baldeneysee auch das UNESCO-Weltkulturerbe Zeche Zollverein. In Duisburg schippert man bei einer Hafenrundfahrt durch den größten Binnenhafen Europas, in Xanten wandelt man auf den Spuren der Römer, Münster lockt mit einer gemütlichen Altstadt, Höxter besitzt ein weiteres Weltkulturerbe, in Aachen bewundert man den Thron von Kaiser Karl dem Großen und Bielefeld existiert doch.


Die Venusinsel in Nordkirchen begeistert ihre Besucher.

Zusammengefasst kann man also behaupten, Nordrhein-Westfalen bietet neben dem vielfältigen Naturraum auch Städtetourismus par excellence. Durch die bereits oben angesprochene Infrastruktur sind die meisten Städte untereinander auch sehr gut verknüpft und erreichbar. Nach dem ersten Frühstück in Dortmund nimmt man das zweite Frühstück in Essen ein, bevor man beim Nachmittagsspaziergang in Düsseldorf unterwegs ist und den Tag in Köln oder Bonn ausklingen lässt. Einziger Haken: Die Zeiten zur Rushhour sollte man meiden und da sollte auch nichts schöngeredet werden. Wer am Nachmittag die A 40 befährt oder sich in den Kölner Ring einreiht, der wird die mögliche Höchstgeschwindigkeit nur in den seltensten Fällen erreichen. Aber mit dem Wohnmobil auf Campingtour ist man ja zum Glück zeitlich unabhängig unterwegs.


Dem Reisenden schlägt keine Stunde.

NATIONALPARK

Der Nationalpark Eifel ist der erste und bis heute einzige Nationalpark in Nordrhein-Westfalen. Er wurde im Jahr 2004 eingerichtet und umfasst Teile des Kermeter, die Urfttalsperre und die davon südlich gelegene Dreiborner Hochfläche mit angrenzenden Wäldern. Mittlerweile sind rund 240 Kilometer Weg ausgeschildert. Darüber hinaus gibt es fünf Besucherzentren, die als Nationalpark-Tor bezeichnet werden und zahlreiche Informationen ausgeben. Jedes einzelne Nationalpark-Tor hat sich zudem einem bestimmten Thema verschrieben. Die Besucherzentren befinden sich in Nideggen, Höfen, Rurberg, Gemünd und im alten Bahnhofsgebäude von Heimbach.


Auf Schlössertour begibt man sich im Münsterland. Schloss Nordkirchen

Wer sich von der Schönheit des Nationalparks überzeugen möchte, kann dies natürlich bei einem individuellen Besuch machen oder sich auch einem Ranger bei einer Führung anschließen. Besonders schön ist der Nationalpark in der Nacht, wie die International Dark-Sky Association im Jahr 2014 festgestellt hat. Diese aus Arizona stammende Vereinigung hat es sich zum Ziel gesetzt, die weltweit immer größere Lichtverschmutzung zu bekämpfen. Da kann es fast schon als Ritterschlag gelten, wenn eine Region im dicht besiedelten Nordrhein-Westfalen als sogenannter Sternenpark geadelt wird, in dem in der Dunkelheit ein wunderbarer Blick auf den nächtlichen Sternenhimmel möglich ist.

SEHENSWÜRDIGKEITEN

Das Bundesland bietet für jeden interessierten und aktiven Menschen etwas an. Genannt wurden natürlich schon die Klassiker wie der Kölner Dom oder die Zeche Zollverein. Aber es gibt auch jede Menge Attraktionen, die eher unbekannt sind oder die man gar nicht erwartet hätte: frei lebende Flamingos zum Beispiel im Zwillbrocker Venn im westlichen Münsterland oder Wildpferde auf der Wildpferdebahn in Dülmen, ebenfalls im Münsterland.

Auch Aussichten bietet das Land jede Menge, so zum Beispiel von der Löwenburg oder der Burg Drachenfels bei Königswinter im Siebengebirge. Der Kahle Asten oder der verschnörkelte Lörmecke-Turm bei Warstein, beides im Sauerland, verwöhnen ebenso mit Blicken in die Ferne.

Tiefe Einblicke gibt es wiederum in der Braunkohleregion zwischen Köln und Aachen. Das muss einem aus ökologischer Sicht nicht gefallen, diesen Anblick hat man dennoch selten. Noch tiefer hinab geht es im Ruhrgebiet, wo man in Bergwerkstollen zu sehen bekommt, wie das Bundesland von unten aussieht. Doch es gibt auch natürliche Höhlen, so zum Beispiel die Kluterthöhle – mit Adrenalinkick, wenn man möchte – und die Attahöhle als eine der beliebtesten Schauhöhlen Deutschlands.


Auf dem Aussichtsturm in Warstein sollte man keine Höhenangst haben.

Darüber hinaus locken nicht nur die Landschaften in die Natur, sondern ebenfalls die zahlreichen Gärten und Parks der Städte ins Grüne. In Dortmund wären das zum Beispiel der Rombergpark und der Westfalenpark gleich neben der Spielstätte der Borussen, in Essen besucht man den Grugapark und in Köln den Grüngürtel. Es gibt so viele Grünanlagen, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.

Und auch für Schlechtwetter-Zeiten hat man übrigens vorgesorgt. Die Vielfalt an Museen, ob klein oder groß, ist immens. Wie wäre es mit dem Folkwang-Museum in Essen, dem rock’n’pop-Museum in Udo Lindenbergs Heimatstadt Gronau, der Deutschen Arbeitsschutz-Ausstellung in Dortmund (ist spannender, als es klingt) oder einfach mal der gesamten Museumsmeile in Bonn, unter anderem mit dem Haus der Geschichte, dem Deutschen Museum und dem Kunstmuseum? Den Durchblick hat man aber ohnehin nur im Conrad-Röntgen-Museum in Remscheid-Lennep.

KÜCHE

Eine Region, die so viele Landschaftsräume, Sehenswürdigkeiten, Städte und sogar Dialekte bietet, lässt natürlich auch kulinarisch keinen Einheitsbrei aufkommen. Der ewige Streit, ob die Currywurst nun aus Berlin oder dem Ruhrgebiet stammt, wird in NRW ohnehin klar beantwortet. Da gibt es gar keinen Zweifel. Probieren kann man sie in einer der zahlreichen Pommesbuden, wo man gleich noch Pommes Rot-Weiß dazu bestellt.

Aber es gibt selbstverständlich viele weitere regionale Speisen. So ist zum Beispiel die Westfälische Küche für Grünkohl und für Pfefferpotthast, ein Ragoutgericht, bekannt. In Köln greift man wiederum zu Himmel un Ääd, also Kartoffeln mit Wurst, oder zum Halve Hahn. Hühnerfleisch darf man dabei jedoch nicht erwarten, vielmehr ein Roggenbrötchen mit Käse und Zutaten zum Würzen. Wer es gediegener mag, fährt gleich nebenan in das Bergische Land, wo es neben Brezeln am Schloss Burg und Bergischen Waffeln auch noch die Bergische Kaffeetafel zu probieren gilt. Mit Rosinenstuten, Pumpernickel und süßen Brotaufstrichen lässt sich der Kaffee gut genießen, der aus der dickbauchigen Dröppelminna eingeschenkt wird.


Glocken sind aus Gescher nicht wegzudenken.

Apropos Getränk: Im Rheinland trifft man gleich auf drei unterschiedliche Biere. Das klassische Pils, das es in Duisburg zu trinken gibt, muss in Düsseldorf eher dem Alt weichen. Das ist wiederum in der nahen Domstadt verpönt, denn in Köln greift man typischerweise zum Kölsch.

CAMPING- UND STELLPLÄTZE

Um einen Übernachtungsplatz muss man sich keine Sorgen machen. Die Auswahl an Wohnmobilstellplätzen und Campingplätzen in Nordrhein-Westfalen ist enorm. Aber, und das muss man ehrlich sagen dürfen, so vielfältig die Regionen sind, so unterschiedlich sind auch die Angebote. Nicht immer findet man einen Wohnmobilstellplatz, der mehr bietet als nur einen Parkplatz. Gerade im städtischen Bereich muss man in Sachen Komfort, Ruhe oder Urlaubsfeeling gelegentlich Abstriche machen. Außerdem gibt es Regionen, in denen Wohnmobiltourismus großgeschrieben wird, so zum Beispiel am Niederrhein, während man im Bergischen Land in dieser Hinsicht noch in den Kinderschuhen steckt.

Das gilt allerdings nicht für Campingplätze. Die gibt es fast überall und wie üblich meistens dort, wo es landschaftlich am attraktivsten ist. Das gilt in der Regel für die Seen in Nordrhein-Westfalen, aber auch für Flussufer, wo man sein Wohnmobil aufstellen kann. Selbst in den Großstädten kann man oft ein Campingangebot wahrnehmen. In der Ruhrgebietsmetropole Essen übernachtet man zum Beispiel sehr praktisch und naturnah am Baldeneysee oder am Ufer der Ruhr. Nicht unerwähnt bleiben sollte der Wohnmobilstellplatz in Nordkirchen im südlichen Münsterland auf halber Strecke zwischen Dortmund und Münster. Er ist einzigartig in Deutschland und wurde von einem Reisejournalisten gebaut und wird auch von diesem betrieben. Besagter Reisejournalist ist zugleich Autor dieses Buches. Wenn Sie sich also mal über Campingtouren in Nordrhein-Westfalen austauschen wollen, dann kommen Sie einfach bei uns vorbei.

Nordrhein-Westfalen mit dem Wohnmobil

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