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Kapitel 2
ОглавлениеGrünwasser, Siedlung der Hanari, zweihundert Tausendschritte nordwestlich der Hauptstadt Harinagar
Die Hanari nannten den See Grünwasser, obwohl sein Wasser eigentlich kristallklar war. Man konnte Schwärme von Flossengleitern und Wasserstoßern erkennen. Bunte Schwimmblüten trieben an der Oberfläche und wurden von Insekten umschwirrt. Der Name des großen Sees beruhte auf dem dichten Algenbewuchs, der Sauerstoff produzierte und zugleich als Nahrungsgrundlage für viele seiner Bewohner diente. Er bedeckte den Grund wie ein grüner Teppich. Die grünen Blattnadeln der nahen Bäume spiegelten sich in seinem Wasser.
In der Nähe des Sees lag die gleichnamige Siedlung.
Einst war sie ein eher unwichtiger Ort, hatte dann aber an Größe und Bedeutung gewonnen. Dies war nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken, dass der verehrte Vereiniger, der große Haldar – mochten die Wolken ihm gewogen sein – hier einst gelagert hatte, bevor er in eine heldenhafte Schlacht der Vereinigungskriege zog. Die Bewohner von Grünwasser interessierte dies eigentlich wenig. Im Gegenteil, ihnen war es eher ein Ärgernis, denn für die besonders eifrigen Anhänger des großen Haldar – mochten die Wolken ihm gewogen sein – wurde Grünwasser zu einer regelrechten Pilgerstätte. Es gab sehr viele eifrige Anhänger, weit mehr als die Siedlung Bewohner aufwies und viele der Gäste kannten wenig Rücksicht, wenn es galt, ihre Verehrung für den Verehrungswürdigen zu zeigen. Lediglich der Besitzer des Gasthauses war über die Pilgerschar beglückt, obwohl er sich weniger Gewissensbewahrer unter ihnen gewünscht hätte. Selbst wenn man nichts gegen die Gewissensbewahrer haben mochte, denn sie dienten dem Volk mit großem Eifer, so rief es doch keine Begeisterung hervor, dass sie ihre Riechorgane überall hineinsteckten – eine instinktive Angewohnheit, die ihrer Berufung entsprach, denn nach den furchtbaren Vereinigungskriegen sollte nie wieder Zwietracht im Volk der Hanari entstehen.
Das einstige Lager des großen Vereinigers und allerhöchsten Befreiers Haldar – mochten die Wolken ihm gewogen sein – verhalf Grünwasser zudem zu einer kleinen Garnison. Auch dies sahen die Bewohner mit gemischten Gefühlen. Ein Ort gewann an Bedeutung, wenn Krieger in ihm stationiert waren. Allerdings waren diese nicht unbedingt für ihre gepflegten Manieren gerühmt. Es kam immer wieder zu kleineren Reibereien zwischen den Bauern und Arbeitern einerseits und den Gepanzerten andererseits. Der Kommandant – ein adeliger Schärpenträger, der eine gewisse Missstimmung darüber empfand, so weit von Orten größerer Bedeutung dienen zu müssen – hatte alle Klauen voll zu tun, um für ein halbwegs harmonisches Miteinander zu sorgen.
Barek 17 Grünwasser gehörte, wie es sein Name schon verriet, der siebzehnten Familie an, die in Grünwasser gesiedelt hatte. Inzwischen lebten mehr als dreihundert Familiengruppen in dem Ort, doch der Tradition der Hanari entsprechend galten die ersten fünfzig als Älteste und somit als besonders angesehen. Barek war ein Jungmann, der dicht an der Schwelle zum Brutmann stand und sein Interesse galt daher in der letzten Zeit verstärkt dem weiblichen Geschlecht – vor allem der hübschen Enala 32 Grünwasser, nach seiner Auffassung das wohl schönste Jungweib der ganzen Siedlung. Leider stand er mit dieser Meinung nicht alleine, was auch daran liegen mochte, dass die Auswahl an Jungweibern nicht unbedingt groß war.
Barek stand vor drei Aufgaben, die er gleichzeitig bewältigen musste: Es galt, Enala von seinen Vorzügen zu überzeugen, die Konkurrenz aus dem Feld zu schlagen und das Wohlwollen von Enalas Mutterweib und Vatermann zu erhalten. Vor allem von ihrem Mutterweib, denn dieses stand jedem männlichen Hanari kämpferisch gegenüber, der mehr als einen flüchtigen Blick auf die schöne Enala riskierte. Barek wusste nicht, ob Enala seinem Werben nachgeben würde. Bemerkt hatte sie es sicherlich, aber sie erwies ihm kaum mehr Freundlichkeit als allen anderen Hanari.
Dieser Tag sollte das ändern.
Der Bilderzeiger Fallet war nach Grünwasser gekommen und Enala hatte überraschend zugestimmt, sich von Barek zu der Vorführung begleiten zu lassen. Vielleicht war sie ja einfach nur neugierig auf das, was der berühmte Bildmagier wohl vorführen würde, doch Barek hoffte, dass er zumindest einen Teil ihres Interesses fand. Immerhin, davon war er fest überzeugt, war er ein besonders stattliches Exemplar eines Jungmanns.
Seine Schnauze schimmerte in seidigem Schwarz und war weit davon entfernt, die rosa Furchen des Alters aufzuweisen. Sein Körper war schlank und doch beeindruckend muskulös, und seine Bauchschuppen zeigten prachtvolle und intensive Farben. Der lange und sehr buschige Schwanz war von dichtem rotbraunem Fell besetzt und wies zwei umlaufende weiße Ringe auf. Ringe, wie sie in solcher Reinheit nur selten zu finden waren. Ja, er war unbestreitbar ein sehr attraktiver Hanari, aber er musste in Enalas Gegenwart auf seinen Kehlsack achten. Wenn er im falschen Augenblick die intensive rote Färbung eines Hormonschubes zeigte, dann mochte sich das empfindsame Jungweib bedrängt fühlen. Barek wollte ihr jedoch beweisen, dass ihm mehr an ihrer Gemeinsamkeit lag als rasch sein Legerohr in ihre Bruttasche zu stecken. Er hatte ihre ablehnenden Blicke bemerkt, als Mark 214 Grünwasser mit seinem Kehlsack geprotzt hatte. Nein, dieser Abend sollte der intellektuellen Erbauung und – natürlich mit der gebotenen Behutsamkeit – der vorsichtigen Annäherung dienen.
Barek hatte, wie es üblich war, auf dem Bauch geschlafen, damit sein schöner Schwanz nicht litt. Nun erhob er sich von seinem Bett und reckte sich ausgiebig, kratzte sich die Bauchschuppen und beugte sich dann zur Seite, um die Sandharke aus ihrer Halterung zu nehmen. Nachdenklich betrachtete er sein Bett. Die einfache Holzverschalung und die feinkörnige Sandeinlage waren typisch für die Schlafstätte eines Jungmanns. Vielleicht kam ja bald die Zeit, in der er eine größere beziehen durfte, eine mit Enala an seiner Seite.
Sorgfältig glättete er die feinen Körner für die kommende Nacht. Früher hatten die Hanari in Höhlen gelebt. Barek wusste dies aus dem Geschichtsunterricht der Wissenden. Heute war das anders, aber der Sand diente immer noch der Bequemlichkeit und der Reinigung des Schuppenkleides.
Er blickte auf das runde Fenster. Der Schatten, den der Rahmen auf die dort angebrachten Markierungen warf, verriet ihm die Zeit. Es ging auf den Abend zu. Rasch ging er zu der Waschgelegenheit seines Zimmers, rieb sich den Schweiß mit Sand vom Leib und reinigte Gesicht und Schnauze mit Wasser.
Mit Enala beim Bilderzeiger Fallet …
Er würde ein paar Kupfermünzen benötigen und sollte sich ein wenig herausputzen, aber nicht zu sehr. Der schwarze Federhut würde sich gut machen und dazu die Weste mit den feinen Stickereien. Er hatte jede der Glasperlen selbst angenäht und es konnte nicht schaden, wenn der Traum seiner Nächte bemerkte, dass er handwerkliches Geschick besaß.
Barek kleidete sich an, bürstete sorgfältig über seinen Schwanz und verließ dann sein Zimmer. Er trat auf die Balustrade hinaus, die das Stockwerk umgab. Hier oben gab es drei Räume für ihn und seine beiden Geschwister. Jeder Raum war so angelegt, dass er das Drittel eines Kreises bildete und die Tür auf den Rundgang führte. Jedes Haus hatte drei Ebenen: die untere Gemeinschaftsebene (in der sich die Familiengruppe traf), dann die mittlere (die den Eltern vorbehalten war) und schließlich die des Nachwuchses. Wenn sich Bareks Hoffnungen erfüllten, dann würde er bald ein eigenes Haus beziehen müssen. So geschickt er auch sein mochte, war er doch froh, dass der Bau eines neuen Gebäudes stets von der Gemeinschaft durchgeführt wurde.
Der Jungmann trat an die fein geschnitzte Balustrade. In den großen Städten hatte man sie angeblich durch Schmiedeeisen ersetzt, doch er selbst schätzte das Gefühl der Wärme, das echtes Holz vermittelte. Zudem konnte ein übermütiges Jungwesen an einem solchen Geländer seine Schnitzkunst üben oder seine Meinung verewigen. Davon abgesehen war Eisen teuer und Holz gab es in den umliegenden Wäldern reichlich.
Barek legte die Pfoten auf das Holz und sah sich um, wie er es jedes Mal tat, wenn er hinaus ins Freie trat. Sein Geschichtslehrer – einer der Wissenden von Grünwasser – hatte ihm erklärt, dies sei ein uralter Instinkt. Früher haben sich die Hanari immer nach Feinden umsehen müssen, wenn sie ihren Bau verließen. Seine Brutmutter behauptete, zu ihrer Jungzeit sei es ebenfalls ratsam gewesen, zunächst einen Blick von der oberen Balustrade ums Heim herum zu werfen. Damals gab es oft Überfälle und gelegentlich sogar Kriege. Damals, bevor der große Haldar – mochten die Wolken ihm gewogen sein – den Kämpfen ein Ende setzte und das Volk endlich vereinte. Jetzt war der Rundblick nur eine Gewohnheit, denn kein Feind bedrohte das Leben der Bewohner von Grünwasser.
Das Haus von Familiengruppe 17 lag nahe der Ortsmitte. Der Kern der Siedlung wurde natürlich von den Gebäuden der Gründergruppen gebildet. Alle Häuser ähnelten einander in der Grundform. Sie glichen einem Pilz mit einem kegelförmigen „Stamm“, der sich nach oben verjüngte und von einem weit ausladenden Runddach bedeckt war. Um den Stamm zogen sich die beiden Gänge der oberen Ebenen. Während die Fenster eine kreisrunde Form aufwiesen, waren die Türen in der eines Fünfecks gehalten. Allesamt wirkten massiv und waren mit Schnitzereien versehen. Die Türen der bedeutenden Familiengruppen hatte man sogar mit Kupfer beschlagen. Alle Häuser waren weiß, da sie aus dem Holz des Weißbaums gebaut wurden. Damit hörte die große Ähnlichkeit auf, denn die Familiengruppen schmückten ihr Heim nach individuellem Geschmack und verzierten es mit Anbauten, stützenden Säulen und kleinen Erkern. Die Rahmen der Eingangstüren wurden in verschiedenen Farben angestrichen. Dies erlaubte die zweifelsfreie Identifikation, wer das Haus bewohnte. In Grünwasser kannte man einander, aber in den großen Städten sollte dies anders sein.
Die ersten Häuser waren entlang der Hauptstraße errichtet worden. Dabei folgte die Siedlung dem Lauf des kleinen Baches, der im See seinen Ursprung hatte und weit im Norden in den großen Fluss mündete. Für die Häuser der ersten Familien war dies von Vorteil gewesen, da man so leicht an Wasser herankam. Als Grünwasser größer geworden war, hatte man schließlich Leitungen verlegen und Pumpen aufstellen müssen. Inzwischen schien der Ort, wenigstens für Fremde, jegliche Ordnung verloren zu haben.
Neben der Hauptstraße waren im Verlauf der Jahre viele weitere Wege angelegt worden, um alle Häuser mit dem Gemeinwohl zu verbinden. Die Wege wurden sorgfältig mit bunten Steinen gepflastert – manche so kunstvoll, dass sich am Boden verschlungene Muster oder richtige Bilder formten. Die erforderlichen Hartsteine hatte man aus dem entfernten Steinbruch heranschaffen müssen, damals ein mühseliges Handwerk mit Handkarren oder Gespannen. Nun rollten Dampfwagen über jene Straßen, die die Orte und Städte miteinander verbanden.
Durch die Neubauten hatte Grünwasser eine sehr unregelmäßige Grundform angenommen. Eigentlich konnte man kaum von einem Zentrum sprechen, aber es gab den großen Platz der Gründergruppen. Und dort standen auch jene wichtigen Bauten, die von der sonst üblichen Bauweise abwichen.
Da gab es das Gemeinschaftshaus, in dem Rituale, Verehrungen und gemeinsame Feierlichkeiten abgehalten wurden. Hier tagte der Ältestenrat und entschied über die Geschicke der Siedlung oder sprach in Streitfällen Recht. Der Bau war nur eingeschossig, aber er verfügte über einen sehr großen Innenraum und ein noch größeres Dach, das ringsum von geschnitzten Säulen gestützt wurde.
Für die Wasserschleudern gab es ein eigenes Gebäude. Im Fall eines Brandes eilten die Bewohner Grünwassers hierher und rüsteten sich mit den Löschgeräten aus. Ursprünglich waren es Handkarren mit Schwengelpumpen gewesen, doch seitdem das einstige Lager des großen Haldar – mochten die Wolken ihm gewogen sein – als verehrungswürdige Attraktion galt, waren aus der Hauptstadt zwei Dampfpumpen herbeigeschafft worden.
Das wichtigste Gebäude war jedoch, wenigstens aus der Sicht von Barek 17 Grünwasser, der kuppelartige Bau der Bilderzeiger. In regelmäßigen Abständen zogen diese Zauberer durch die Siedlungen und zeigten den faszinierten Bewohnern ihre magischen Bilder. Die Kuppel war groß genug, um alle Bewohner Grünwassers und auch ein paar zusätzliche Betrachter aufnehmen zu können.
Barek hatte lange geschlafen, denn in der letzten Nacht war er zur Wache auf den Feldern eingeteilt gewesen. Ein Rudel Werven machte die umliegenden Wälder unsicher und während der Nachtruhe kamen sie gelegentlich zu den Anbauflächen, wühlten sich durch die sorgfältig angelegten Furchen und gruben die Wurzeln der Stachelsträucher aus. Eigentlich bevorzugten die Raubtiere Fleisch, doch sie verschmähten auch die mineralreichen Wurzeln der Anbaupflanzen nicht. Für die Dorfbewohner war das ein Ärgernis, denn Stachelbeeren waren ein wichtiger Bestandteil der Grundnahrungsmittel. Zudem gab es in der Nähe auch die kleinen Kragenechsen, deren räuberisches Wesen sattsam bekannt war.
Der Jungmann ergriff eine der Langpflanzen, die vom Dach des Hauses herabhingen. Seine feinen Krallen ertasteten eine der Knollen, in denen das Gewächs sein Wasser speicherte und drückte sachte von unten dagegen. Die Pflanze reagierte auf die Berührung und versuchte instinktiv, ihren Speicher zu schützen. Rasend schnell dehnte sich die seilartige Pflanze aus und trug Barek dem Boden entgegen. Kaum berührten seine Beine den Grund, ließ er die Pflanze los, die sich – kaum dass der Druck nachließ – wieder zusammenzog. Für den umgekehrten Weg würde Barek eine der Speicherknollen in der entgegengesetzten Richtung pressen.
Er betrat den Gemeinschaftsraum der untersten Ebene. Er war alleine, denn seine Eltern halfen derzeit beim Bau eines neuen Hauses und seine Geschwister erhielten ihre Lektionen bei den Wissenden. Barek trank etwas Gewürzsaft und schlang hastig eine Handvoll Schlupfinsekten hinunter. Sie waren getrocknet und schmeckten nicht mehr besonders gut, aber es würde seinen gröbsten Hunger stillen. Die Hauptmahlzeit wollte er, wenn alles gut ging, mit Enala teilen. Sicherlich würde man im Bau der Bildermagier ein paar schmackhafte Bissen erwerben können.
Er vergewisserte sich, dass der Federhut richtig saß. Gerade verwegen genug, um sich ein wenig von den alten Traditionen abzuheben, aber doch nicht derart schief, dass die Erwachsenen Anstoß daran nehmen konnten.
Dann steckte er sich ein paar Kupfermünzen ein und verließ endgültig das Heim seiner Familiengruppe.
Auf der Straße herrschte wenig Betrieb. Die meisten der Dorfbewohner waren noch bei der Feldarbeit oder gingen der Jagd nach. Von der Dorfschmiede her war das Hämmern des Schlagwerks zu hören. Der Schmied hatte immer zu tun: Werkzeuge für die Feldarbeit, Messer, Nadeln und dergleichen für die Hausarbeit und Beschläge oder Nägel für die zahlreichen Tätigkeiten, die der Erhalt von Grünwasser oder seine Erweiterung erforderlich machten. Barek mied es, dort vorbeizugehen, denn der Schmied konnte immer eine helfende Pfote gebrauchen. Es wäre unhöflich gewesen ihm diese zu verweigern, wenn man keinen triftigen Grund dafür hatte. Die Betrachtung magischer Bilder zählte für die Erwachsenen sicher nicht dazu, obwohl sie selbst gerne in die Kuppel traten.
Barek 17 Grünwasser ging langsam die Straße entlang in Richtung auf das Haus der Familiengruppe 32. Nicht zu schnell, damit niemand auf den Gedanken kam, wie begierig er darauf war, die hübsche Enala endlich auszuführen. Doch auch nicht zu langsam, da man ihn sonst für einen Müßiggänger halten mochte. Die Hanari waren ein fleißiges Volk und immer strebsam und die einfachen Bewohner von Grünwasser hielten viel von ihrer Hände Arbeit. Dass man auch mit dem Kopf arbeiten konnte, akzeptierten sie nur widerwillig. Vor allem, wenn man unsinnigen Gedanken nachhing, die keinen unmittelbaren Nutzen für die Gemeinschaft brachten. Lediglich die Wissenden wurden akzeptiert, da diese wichtige Kenntnisse vermittelten, auch wenn mancher Grünwasser-Bewohner die Kunst der Mathematik als wenig nahrhaft erachtete.
Barek hob seine lange Schnauze in den Wind und schnüffelte. Es würde trocken bleiben. Das war nicht besonders gut für die Felder und man würde wohl die Bewässerungsgräben öffnen müssen, aber es war gut für eine sternklare Nacht. Er liebte solche Nächte und die heutige würde er womöglich an Enalas Seite genießen.
Die Sonne begann, lange Schatten zu werfen. Die überall von den Dächern hängenden Seilpflanzen reagierten darauf. Sie begannen, sich zu strecken, denn nun bestand nicht mehr die Gefahr, dass die Hitze ihre Speicherknoten austrocknen würde. Unter einigen Häusern wurde es schon so dunkel, dass die Bewohner ihre Kerzenlampen anzündeten. Barek empfand dies als übertriebene Zurschaustellung von Wohlstand, denn ein Hanari sah recht gut in der Dunkelheit.
Ein Stück voraus sah er endlich das Haus, in dem Enala wohnte. Seine Schnauze zuckte unmerklich, als er seine Angebetete unter dem weit ausladenden Dach stehen sah. Barek war erleichtert, denn es ersparte ihm die Begegnung mit ihrem Mutterweib. Er strich sich unauffällig über die Schnauze und war erleichtert, dass es keinen verräterischen Speichelfluss gab. Um Enalas Herz zu erobern, war es wichtig nicht zu deutlich zu zeigen, wie sehr man sie begehrte. Zumindest hatte sein Schwesterweib dies beteuert, aber Barek war sich nicht sicher, ob er sich auf sie verlassen konnte. Manchmal liebte sie es, ihn an der Schnauze herum zu führen.
Enala war fraglos ein prachtvolles Jungweib. Auch ihre Schnauze schimmerte in seidigem Schwarz, doch Barek bemerkte einen leichten grauen Schimmer an der Nase. Offensichtlich hatte sich die Angebetete geschminkt. Ganz dezent und nicht in dem aufdringlichen Weiß, das ältere Weibchen gerne nutzten, um sich attraktiver zu machen. Nein, Enalas Grau hob sich kaum vom Schwarz ab – nur gerade so weit, dass man es bei näherem Hinsehen bemerkte.
Barek knickte höflich in der Hüfte ein, um Enala zu begrüßen. Sein sorgfältig einstudierter Satz, mit dem er gleichermaßen seine Freude über das gemeinsame Ausgehen und eine gewisse Beherrschtheit hatte betonen wollen, blieb ihm in der Kehle stecken.
„Du hast doch sicher nichts dagegen, dass Mark uns begleitet, nicht wahr?“, fragte sie eher beiläufig und ihre tiefblauen Augen schienen unergründlich zu glänzen.
Ausgerechnet Mark 214 Grünwasser, der Aufschneider, der so gerne mit seinen angeblichen Vorzügen protzte! Barek hätte lieber in einen vergammelten Garg gebissen, doch er wusste, dass er gute Miene zum bösen Spiel machen musste. Es wäre nicht gut gewesen seine Eifersucht zu zeigen.
„Aber natürlich nicht“, beteuerte er und verzog die Schnauze zu einem breiten Lächeln. Er achtete darauf, die Lefzen geschlossen zu halten und seine Zähne nicht zu zeigen, um so seine wahren Gefühle zu verbergen. „Mark wird sicher begierig sein, durch den Magier etwas Bildung hinzuzugewinnen.“
Das war höflich und zugleich doppeldeutig genug. Barek machte ein unverfängliches Gesicht. Enala lächelte ebenfalls, wohingegen Mark eine Schnauze zog, als habe er in eine saure Frucht gebissen.
„Es wird Zeit“, fügte Barek hinzu. „Der Bilderwerfer wird pünktlich zum Einsetzen der Dunkelheit beginnen. Wir sollten zur Kuppel gehen.“
„Dann los!“ Enala hakte sich bei ihnen beiden unter. Das schien Mark zu versöhnen, während in Barek wieder die Eifersucht aufflammte. „Wir gehören aber bestimmt zu den Ersten. Die meisten kommen gerade erst von den Feldern und heute wollen doch sicher alle in die Kuppel, um die Bilder zu sehen.“
„Bilder sind immer schön“, warf Mark ein.
„Vor allem die von Fallet“, wusste Barek zu ergänzen. Es konnte nicht schaden, ein wenig Wissen preiszugeben. „Er gehört sicher zu den größten und berühmtesten Bilderwerfern. Selbst in der Hauptstadt Harinagar reißt man sich um ihn. Ich finde es höchst erfreulich, dass der Magier immer wieder zu uns nach Grünwasser kommt.“
„Das ist seine Aufgabe“, erwiderte Mark. „Dafür bekommt er schließlich auch ein stattliches Sümmchen Kupfermünzen.“
„Ich habe seine Bilder schon einige Male gesehen“, meinte Enala. „Sie sind so intensiv und plastisch, als wäre man unmittelbar im Geschehen.“
„Ja, das schaffen nur die besten Bilderwerfer.“ Mark überlegte kurz. „Man braucht eine besondere magische Gabe, um ein Bilderwerfer zu werden. In allen Ländern wird nach solchen Talenten gesucht und wenn man es hat, dann kommt man an die Akademie der Wissenden in Harinagar und wird dort unterwiesen.“
„Ach, so toll sind diese Leute nun auch nicht“, brummelte Mark.
Erfreut stellte Barek fest, dass sein Konkurrent damit auf den Widerspruch der schönen Enala stieß. „Also ich finde es schon sehr beeindruckend. Man darf ja nicht vergessen, dass die Bilderwerfer überall im Land die gleichen Bilder zeigen müssen. Dabei dürfen sie ihre eigenen Gedanken ja nicht einfließen lassen, weil dies die Magie verfälschen würde.“
„Jaja, und Fallet gehört zu den Größten“, grummelte Mark, der wohl spürte, dass er ein wenig an Boden verlor.
Inzwischen hatten sie sich dem Zentrum genähert und immer mehr Dorfbewohner füllten die Straßen und strebten der Kuppel zu. Einige hatten sich ein wenig herausgeputzt, aber die meisten trugen noch die Kleidung, die sie während ihres Tagewerks getragen hatten. Nur die für diese Nacht eingeteilten Feldwachen waren vom Besuch ausgenommen, aber da man sich bei den Wachen abwechselte, musste jeder einmal in diese Sauerfrucht beißen.
Sie erreichten den Schatten des Runddaches und hier mussten sie sich in eine Schlange einreihen, die sich bereits gebildet hatte. Gespräche schwirrten durcheinander, während man langsam vorrückte und schließlich seine Kupfermünzen als Eintritt entrichtete.
Innerhalb des Rundbaus zog Mark sofort in Richtung der Erfrischungsstände los, die von Gehilfen des Bilderwerfers betrieben wurden. Barek hatte den Verdacht, dass man das Bilderwerfen immer sehr früh ansetzte, so dass ein normaler Dorfbewohner kaum die Zeit fand, vor dem Besuch der Kuppel seine Abendmahlzeit zu sich zu nehmen. Umso eifriger sprach man dem Angebot der Stände zu. In jedem Fall wechselten eine stattliche Anzahl Münzen den Besitzer.
Barek hatte beabsichtigt Enala einzuladen, doch Mark kam ihm zuvor und besaß sogar die Unverfrorenheit, auch Barek einzuschließen. Der konnte nicht ablehnen, da dies eine zu offensichtliche Beleidigung gewesen wäre.
„Die wurden aber schon vor ziemlich langer Zeit aus der Rinde gepult“, stellte Barek fest, nachdem er eine getrocknete Larve aus der Packung probiert hatte.
„Wenigstens sind sie anständig gewürzt“, wiegelte Enala ab. „Und das Schaumwasser ist schön kalt. Wie schaffen die das nur? Zu Hause haben wir nie so kaltes Schaumwasser.“
Barek tauchte die Zunge in den Becher mit dem kühlen Getränk und schlürfte genussvoll. „Ja, das ist wirklich gut. Beim Bau der Kuppel hat man ein sehr tiefes Loch in den Boden gegraben. Da halten sie die Vorräte frisch und kühl.“
„Die Larven sind jedenfalls nicht mehr frisch“, gab Mark erneut zu bedenken. „He, die machen die Tür auf. Lasst uns einen guten Platz suchen.“
Es gab eine Doppeltür, die sich in den Hauptsaal öffnete. Alle strömten nun hinein und Bareks Hoffnung, Mark werde abgedrängt, erfüllte sich nicht. Gemeinsam traten sie in den großen Kuppelraum. Er war pyramidenartig in drei Stufen angelegt, die zur Mitte des Raumes hin anstiegen. Auf jeder der Stufen befand sich ein Ring gepolsterter Liegen. Man lag auf dem Bauch und da die Kopfteile erhöht waren, hatten alle Besucher einen gleichermaßen guten Blick zum Zenit der Kuppel. Dort stand eine einzelne Liege, auf der bereits der berühmte Fallet Platz genommen hatte. Fallet war einfach Fallet, denn die magischen Bilderwerfer gehörten zu keiner Familiengruppe und lebten an keinem festen Ort. Seiner Berufung entsprechend musste er die Unbequemlichkeit auf sich nehmen, auf dem Rücken zu liegen, damit er seine Gedanken zu Bildern und Tönen formen und unter das Dach des Saales projizieren konnte.
„Ich bin gespannt, was wir erleben werden“, raunte Mark.
„Sei still! Fallet muss sich konzentrieren“, zischte einer der anderen Besucher.
Barek gönnte dem anderen Jungmann die Anfuhr. Er sah zu Enala, die auf der Liege zwischen ihnen lag, genüsslich von den Larven naschte und gelegentlich geräuschvoll von dem Schaumwasser trank.
„Heute werde ich die verehrten Bewohner von Grünwasser erleben lassen, wie der große Haldar – mögen die Wolken ihm gewogen sein – die Völker Hanaris vereinte“, war die Stimme Fallets zu vernehmen, die die Kuppel auszufüllen schien.
„Schon wieder so ein patriotischer Dung“, raunte Barek enttäuscht. „Das kennen wir doch schon alles aus dem Geschichtsunterricht. Wen interessiert denn das noch? Das ist doch schon sechzig Jahre her.“
„Halt deine Zunge in der Schnauze, Jungmann!“, zischte ein altes Männchen neben ihnen. „Ich war Krieger in den Vereinigungskämpfen und habe mein Blut für unsere Zukunft vergossen. Zeige gefälligst Respekt, denn ohne den großen Haldar – mögen die Wolken ihm gewogen sein – und die Opferbereitschaft von meinesgleichen würdest du jetzt nicht hier liegen und vorlaute Bemerkungen machen.“
Barek legte entschuldigend die Ohren an. Hoffentlich war kein Gewissensbewahrer in der Nähe. Diese reagierten instinktiv empfindlich, wenn man dem Herrscher nicht den gebührenden Respekt zollte. „Ich wollte die Verdienste von Haldar – mögen die Wolken ihm gewogen sein – und seiner Kämpfer nicht schmälern, ehrwürdiger Krieger.“
Der Alte ließ ein leises Schnauben hören und wandte sich dann wieder Fallet zu.
„Was würdest du denn lieber sehen?“, wisperte Enala.
„Ein Abenteuer oder ein Sternenmärchen.“
Mark stieß ein belustigtes Kichern aus, verkniff sich aber einen Kommentar, denn nun kam gleich von mehreren der anderen Besucher ein warnendes Knurren. Die Lampen in der Kuppel erloschen und andächtiges Schweigen senkte sich über den Saal. Unter der Decke entstand ein sanftes Flimmern. Schatten huschten durcheinander und undefinierbare Laute waren zu hören. Dann verdichtete sich alles. Klare Bilder und Töne entstanden und dann – unvermittelt – befanden sich die Betrachter inmitten eines vergangenen Ereignisses. Der Bilderwerfer projizierte diese mit der Kraft seiner Gedanken und es war wirkliche Magie, da jeder der Betrachter, gleichgültig auf welcher Liege er lag, das Gleiche sah.
Der Vereinigungskrieg lag nun rund sechzig Jahre zurück und war für die Jungwesen eine Geschichte, die sie eher erduldeten, als dass es sie noch interessierte. Aber da Haldar noch immer der Regent der Hanari war und er begreiflicherweise großen Wert darauf legte, dass seine Verdienste und die seiner Anhänger nicht in Vergessenheit gerieten, waren die Bilderzeiger immer wieder damit beschäftigt, die einstigen Ereignisse auferstehen zu lassen.
Zunächst zeigte Fallet das Elend der vergangenen Zeit. Das Volk der Hanari lebte in verschiedenen Ländern, die jedes für sich von einem eigenen Herrn regiert wurde. Und was waren das für Herren! Sie knechteten das Volk und beuteten es aus und jeder nahm sich Jungweiber nach Belieben. Eines dieser Jungweiber war eine Jungherrin von ungewöhnlicher Schönheit, die vor ihrem grausamen Schicksal floh und in dem kleinen Land des gütigen Herrschers Haldar – mochten die Wolken ihm gewogen sein – Zuflucht fand. Auch Haldar war ungewöhnlich stattlich und er besaß ein außergewöhnlich gutes Herz – und vor allem die Vision eines geeinten und glücklichen Volkes. Noch musste er dem eigenen Glück mit der schönen Jungherrin entsagen, denn das Elend all der Völker berührte ihn sehr. Haldar ersann einen schlauen Plan. Er lud einige der herzlosen Regenten zu einem Mahl und führte ihnen vor Augen, wie sehr sie ihre Bevölkerung unterdrückten. Natürlich konnten seine mahnenden Worte ihre Herzen nicht erweichen, aber Haldar hatte ja einen klugen Plan. In weiser Voraussicht hatte er die Gäste vergiftet und dies war schlau, denn so verloren ihre Länder ihre Führer. Der gütige Haldar – mochten die Wolken ihm gewogen sein – hatte auch seine Kämpfer gut vorbereitet und so gelang es ohne großes Gemetzel, die Unterdrückten zu befreien und unter seinem Banner zu vereinen. Aber die übrigen Herren waren nicht gewillt, dem Ruf ihrer Völker, denen es nun noch mehr nach Freiheit dürstete, Folge zu leisten. Sie zwangen ihre Männer und Jungmänner unter Waffen und schickten sie gegen Haldar. Doch auch diesmal hatte das Schicksal einen klugen Plan ersonnen. Am frühen Morgen vor der Schlacht zogen fünf Sternenschweife über den Himmel. Fünf, was der verehrungswürdigen Zahl entsprach und Haldar erkannte darin das Zeichen, dass ihm der Himmel gewogen war. Er lockte das feindliche Heer in die große Ebene und gewährte ihm scheinbar den Vorteil, die Sonne im Rücken zu haben. Dergestalt vom grellen Licht geblendet wären seine eigenen Kämpfer wohl unterlegen gewesen, doch das Schicksal stand auf der Seite der Gerechten. Zum richtigen Zeitpunkt schoben sich dichte Wolken vor die Sonne und der siegesgewisse Feind wurde bezwungen. Glücklich warfen die zuvor verfeindeten Kämpfer ihre Waffen fort und umarmten sich. Ja, einige rieben sogar ihre Schwanzbüsche aneinander und ließen Haldar, dem die Wolken gewogen waren, hochleben. So konnte dieser nun alle Völker vereinen und sie in die Zeit des Friedens und des Wohlstandes führen und sich, was wohl nur angemessen war, mit der geliebten Jungherrin vereinen.
Es war eine lange Geschichte – getragen von eindrucksvollen Bildern und untermalt von Lauten, die die Sinne berührten.
Als sich das letzte Bild – das des glücklich vereinten Paares – verflüchtigte und die Lichter im Kuppelsaal langsam heller wurden, herrschte andächtiges Schweigen, dem schließlich tosender Applaus folgte, als sich die begeisterten Zuschauer gegen die Brust schlugen. Der sichtlich erschöpfte Fallet erhob sich und deutete eine kurze Verbeugung an. Dann ließ er sich von zwei Gehilfen aus dem Saal führen.
Barek, Enala und Mark schoben sich geduldig mit der Menge in Richtung Ausgang, bis sie den Kuppelbau verlassen konnten.
„Es war ja so romantisch …“, schwärmte Enala und hakte sich bei Barek ein.
Romantisch? Die meisten Szenen hatten ausgiebig gezeigt, wie die Feinde des großen Haldar abgeschlachtet worden waren. Barek empfand herumspritzendes Blut und herausquellende Innereien keineswegs als romantisch. Doch vielleicht bezog sich Enala auf die Bilder am Ende, bei denen Haldar endlich seine geliebte Jungherrin in die Arme schloss. Wenn Barek in der Geschichtsstunde des Wissenden allerdings richtig aufgepasst hatte, so war der Herrscher noch immer nicht fest gebunden, sondern unterhielt einen ganzen Stall voller Weibchen. Der Wissende hatte behauptet, dies sei verständlich und kein Zeichen fehlender Moral, da Haldar – mochten die Wolken ihm gewogen sein – große Verantwortung trage, die Richtige zu erwählen. In diesem besonderen Fall sei es nur angemessen, dass er sich damit etwas Zeit lasse. Bareks Wissen mochte ihn um ein oder zwei Jahre trügen, doch nach seiner Rechnung hielt Haldars Unentschlossenheit nun schon gute sechzig Jahre an und der Herrscher musste längst die grauen Furchen des hohen Alters an der Schnauze aufweisen.
Allerdings fand Barek es höchst unpassend, Enala auf diese Gegebenheiten hinzuweisen. Nicht jetzt, da sie sich so sanft in seinen Arm schmiegte. So sanft, dass sich Marks Schnauze vor verborgenem Grimm kräuselte. Barek lächelte den Rivalen besonders freundlich an und genoss dessen Eifersucht.
Inzwischen war es dunkel. An den meisten Häusern flackerte das Licht der Fettlampen und die Fenster waren erhellt. Die Mehrheit der Dorfbewohner war in der Kuppel gewesen und strebte nun ihrem Heim zu. Es war spät und mit dem Sonnenaufgang würde ein neuer Tag anbrechen und die übliche Arbeit mit sich bringen.
Sie schlenderten langsam durch die Straße in Richtung auf Enalas Haus. Mark war immer noch verstimmt, da sich das schöne Jungweib so sehr an den Rivalen schmiegte.
„Sternenmärchen sind etwas für Dünnhirne“, grummelte er.
Enala legte ihren Kopf zur Seite und kratzte sich mit der freien Pfote hinter dem Ohr. „Ich habe noch kein Sternenmärchen gesehen. Was ist das?“
„Der Wissende für Physik hat uns in einer Unterrichtsstunde erklärt, in den großen Städten seien sie sehr beliebt. Eine ganz neue Art von lebendigen Bildern. Dabei geht es um Wesen, die auf fernen Sternen leben.“
Mark kicherte. „Wie ich schon sagte, es ist etwas für Dünnhirne.“
Barek sah ihn empört an. „Die Wissenden sagen, dass Hanari um seine Sonne kreist und dass die Sterne andere Sonnen sind, um die ebensolche Welten kreisen können.“
„Unsinn. Es gibt keine anderen Welten, auf denen Hanari leben. Wir sind die einzigen Hanari. Das weiß doch jeder.“
„Ja, das kann sein“, räumte Barek widerwillig ein. „Aber einige der Wissenden vermuten, dass es vielleicht andere Lebewesen auf fernen Planeten gibt.“ Er leckte sich über die Schnauze. „Vielleicht sind darunter Lebewesen, die uns eines Tages besuchen kommen.“
Jetzt lachte Mark ungehemmt auf und die Laute hallten zwischen den Gebäuden wider.
„Ruhe da unten, ihr Jungwesen!“, bellte eine Stimme von der mittleren Ebene eines Heims. „Ihr solltet lieber schlafen und euch ausruhen. Morgen gilt es, das Tagewerk zu verrichten.“
Enala blickte zu dem prachtvollen Sternenhimmel empor, der sich über Grünwasser ausbreitete. „Also ich weiß nicht, ob in den Sternen andere Wesen leben. Offen gesagt, ist es mir auch egal. Ich finde die Sterne jedenfalls sehr hübsch.“
„Seid ihr immer noch da unten?“ Die Stimme aus dem Dunkel nahm einen drohenden Unterton an. „Haltet endlich Nachtruhe oder ich rufe einen Gewissensbewahrer!“
Enala seufzte. „Die Stimme kenne ich“, raunte sie. „Das ist der alte Hormas 5. Der macht seine Drohung wahr. Wir sollten jetzt wirklich zur Ruhe gehen, bevor er einen Bewahrer ruft.“
Enala löste sich aus Bareks Arm, nickte ihm und Mark zu und eilte dann zu ihrem Haus.
Barek seufzte nun ebenfalls. Er glaubte noch immer, die Nähe des Jungweibs zu spüren. Auch wenn Mark sie beide begleitet hatte, so sah er sich in Enalas Gunst doch deutlich im Vorteil. Es war ohne Zweifel ein vielversprechender Abend gewesen und er war gespannt, was die nächsten Tage bringen würden.