Читать книгу Einfach nur Fußball spielen - Michael Stilson - Страница 5

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Wir waren für elf Uhr verabredet. Jetzt war es Viertel vor zwölf, und ich hätte wissen müssen, dass es sinnlos war, zur ausgemachten Zeit am Treffpunkt zu sein. Aber jetzt war ich dort und schoss den Ball auf jenes Tor, auf das ich schon mein ganzes Leben geschossen hatte. Auf dem Bolzplatz gab es keine Linien und Markierungen. Das Tor hatte kein Netz. Es bestand einfach nur aus drei weiß gestrichenen Holzbalken vor einem mit Brennnesseln bewachsenen Hügel und für jedes Tor zahlte ich den Preis eines stechenden Schmerzes an den Beinen. Auf diesem Bolzplatz hatte alles angefangen. Ich kann mich daran erinnern, wie mein Vater und ich hierhergefahren sind, als ich etwa vier oder fünf Jahre alt war, aber vielleicht glaube ich auch nur, es sei eine Erinnerung, weil ich zu Hause auf dem Schreibtisch ein Foto von uns habe, auf dem wir zusammen Fußball spielen. Darauf sieht man, wie ich dem Ball hinterherlaufe, während er in die Kamera lächelt. Ich trage ein Rosenborg-Trikot mit Markussen und der Nummer Neun. Mama hatte immer gesagt, dass sie dieses Bild so gerne mochte, weil es das letzte Mal war, dass sie ihn glücklich gesehen habe, aber inzwischen spricht sie weder von dem Foto noch über ihn.

Ich nutzte die Zeit und zog mit dem Fuß vier Markierungen in die Asche, die erste zwanzig Meter vor dem Tor, die anderen drei schräg rechts dahinter. Ich lief los, zog vom rechten Flügel in die Mitte, dribbelte mich an den vier Markierungen vorbei, bevor ich mir den Ball auf den rechten Fuß legte und ihn auf die lange Ecke schoss. Mitten am Pfosten war die weiße Farbe an einer Stelle abgenutzt, da ich den Ball mindestens eine Million Mal in diese Ecke gehauen hatte, mindestens. Sie war zu meinem Zielpunkt geworden.

Ich lief in die Brennnesseln, um den Ball zurückzuholen, und schoss noch einmal, und noch einmal, und noch einmal, bis ich irgendwann nicht mehr traf.

Irgendwann ging es immer in die Hose. Das war das Komische an der ganzen Sache. Dass ich eigentlich immerzu denselben Bewegungsablauf hatte und dann entweder traf oder danebenschoss; aber in bestimmten Augenblicken spürte ich, dass alles stimmte. Der Punkt, an dem ich den Ball traf, die Kraft, ja der Flow in meinen Bewegungen, ohne dass ich erklären konnte, worin der Unterschied lag. Als ob mein Unterbewusstsein alles in Einklang brachte, und in genau diesen Momenten schien ich an gar nichts zu denken. Es war wie ein einziger Flow.

Ich hatte mein Ziel neun Mal hintereinander getroffen. Zehn Treffer hatte ich bisher nie geschafft. Nur Line hatte das mal auf die Reihe gekriegt.

Ich machte mich gerade bereit für den nächsten Schuss, als ich die Stimme meines Vaters hinter mir hörte.

»Lass mal sehen, ob du es auch unter mehr Druck hinkriegst.«

Ich drehte mich um und sah ihn vom Parkplatz auf mich zukommen. Es war November, aber noch war kein Schnee gefallen, also lief er natürlich in seinen Sandalen rum und trug dieselbe Hose.

Ich sagte nichts, wandte mich wieder dem Ball zu, versuchte mich zu konzentrieren, aber ich spürte bereits den Unterschied zu den ersten neun Schüssen. Eine schleichende Unruhe breitete sich in mir aus, weil ich es so gerne hinkriegen wollte, während er zusah. Ich merkte, wie mein Flow und Rhythmus nachließen, nachdem er aufgetaucht war. Ich konzentrierte mich darauf, nicht an ihn zu denken, sondern meinen ganzen Fokus auf den Ball und meinen Zielpunkt zu richten, zu dem Gefühl von vorhin zurückfinden. Aber je mehr ich mich darauf konzentrierte, nicht nachzudenken, desto klarer war mir, dass er direkt hinter mir stand.

»Vorführeffekt, was? Meine Fresse, schieß doch einfach. Komm schon. Das Tor ist offen.«

Er lachte, während er über den Platz gelatscht kam, die Hände in den Taschen der ausgeleierten, verdreckten Hose. Mir blieb keine Wahl, also nahm ich drei Schritte Anlauf und drosch auf den Ball ein, wie ich es die neun Male zuvor getan hatte. Doch dieses Mal fühlte es sich nicht richtig an. Der Moment am Ball, die Kraft, das Gefühl. Alles war falsch, obwohl ich es genauso machte wie zuvor.

Der Ball flog weit über das Tor.

»Ach herrje. Vielleicht solltest du lieber Elfmeter üben, denn mit solchen Schüssen wirst du im Finale kaum was reißen.«

Er stand da und lachte. Ich wollte etwas entgegnen, doch mir fiel keine schlaue Antwort ein, also sagte ich bloß:

»Wir werden das Spiel entscheiden, bevor es zum Elfmeterschießen kommt.«

Jetzt standen wir da, so wie damals in Dänemark. Keiner sagte etwas Vernünftiges, aber ich sah, dass er eine Tüte dabeihatte. Und es war nicht schwer zu erkennen, dass sich darin ein Schuhkarton befand. Er bemerkte meinen Blick.

»Hehe, du fragst dich wohl, was dein Vater für dich klargemacht hat«, sagte er und fischte ihn heraus. »Du hast deiner Mutter hoffentlich nicht erzählt, dass wir uns treffen?«

Er hielt mitten in der Bewegung inne, während der Karton schon halb aus der Tüte herausschaute, als würde meine Antwort darüber entscheiden, ob ich das Geschenk bekommen solle oder nicht.

»Nein. Sie glaubt, ich sei mit Mathias im Lerkendal«, sagte ich, drehte mich um und sah zu unserem Küchenfenster hinauf. Ich hoffte, dass sie noch nicht von der Arbeit zurück war.

Er grinste mich an und zog den Karton hervor. Er war orange und trug das große Nike-Logo. Ich streckte die Hand danach aus. Vater ließ die Tüte auf den Boden fallen und öffnete ihn selbst. Er holte ein Paar schwarze Nike Mercurial Superfly mit weißem Logo an der Schuhspitze hervor. Das war das Topmodell, mit dem kleinen Socken, der aus dem Schuh guckte. Ich hatte Lust, sie anzufassen, sie in die Hand zu nehmen und anzuprobieren, aber er stand einfach nur da, ohne Anstalten zu machen, sie mir zu überreichen.

»Das hier, Fredrik, sind richtig gute Fußballschuhe. Na ja, dieser Socken ist vielleicht ein bisschen feminin, aber sie sind schwarz und haben Schraubstollen. Echtes Aluminium«, sagte er und strich sich mit den Stollen über die Wange und durch seinen stoppeligen Dreitagebart.

Er sah erschöpft aus, wie immer.

»Ich habe gesehen, dass das Finale gegen Brann im Stadion stattfinden wird, und da ihr ja sonst kaum auf Naturrasen spielt, dachte ich, dass ich dir mal ein paar ordentliche Schuhe besorge, wenn Rosenborg das schon nicht auf die Reihe kriegt. Du hast keine Schraubstollen, oder?«

Endlich reichte er mir den Karton. Ich nahm einen der Schuhe und drehte ihn um. Sechs lange Schraubstollen waren an der Sohle befestigt. Zwei ganz hinten an der Sohle und vier ganz vorn. Dazwischen waren kleinere Stollen aus Plastik angebracht. Ich strich mit den Fingerspitzen darüber, so wie man mit dem Daumen über eine Messerklinge fährt und ein metallenes Geräusch erzeugt, wenn das Messer auch wirklich scharf ist.

Ich hatte diese Schuhe in der Premier League und in der Champions League gesehen und allein durch die Tatsache, sie in der Hand zu halten, fühlte ich mich wie ein Profi. Ich erwiderte seinen Blick.

»Nee. Wir haben dieses Jahr nur wenige Spiele auf Naturrasen gespielt, also gab es keinen Grund, welche zu besorgen. Und der Rasen war bisher immer so gut, dass feste Stollen gereicht haben. Aber eigentlich darf ich nur in Adidas spielen, glaub ich«, sagte ich und beugte mich nach vorn, um den zweiten Schuh aus dem Karton zu ziehen.

Mit einem Schuh in jeder Hand stand ich da, hielt sie an der Schuhspitze, ließ sie auf und ab wippen und spürte, wie leicht sie waren.

»Ich habe in Kopenhagen gesehen, dass du mit festen Stollen gespielt hast. Du bist ein paarmal ausgerutscht, statt durch die Verteidigung bis zum Torwart zu dribbeln, oder zumindest bis zum Strafraum. Ich muss zugeben, dass mich das echt genervt hat, weil es so leicht wäre, das zu vermeiden. Aber hier ist ja die Lösung und du wirst am Samstag mit richtigen Stollen einen guten Halt haben.«

»Ja, hoffen wir’s«, sagte ich und wog die leichten Schuhe noch einmal in meinen Händen. Sie waren komplett schwarz, vielleicht würde niemand bemerken, dass sie nicht von Adidas waren.

»Fredrik. Was ist denn das für eine beschissene Einstellung? Natürlich wirst du im Finale den Verteidigern davonlaufen.«

Er riss mir die Schuhe aus den Händen, packte sie in den Karton und stopfte diesen zurück in die Tüte.

»Genug von den Schuhen. Lass mal deine Ballannahme sehen.«

Vater hob den Ball leicht an, dann schoss er ihn hoch in die Luft, mit so viel Power, dass der Ball nicht einmal rotierte, sondern gerade nach oben schnellte. Sogar mit Sandalen traf er ihn perfekt.

»Stopp ihn!«, rief er mir zu.

Ich lief dorthin, wo der Ball jeden Moment herunterkommen würde, und versuchte, ihn zu stoppen. Und meine Ballannahme war perfekt. In dem Moment, in dem der Ball meinen Fuß berührte, zog ich ihn mit einer schnellen Bewegung ganz leicht nach hinten weg. Reglos blieb der Ball vor mir in der Asche liegen.

»Gut. Her mit dem Ball, gleich noch mal!«, rief er, spitzelte den Ball erneut mit dem Fuß hoch und haute ihn in die Luft, mit einem perfekten Schuss, während ich wieder dorthin lief, wo der Ball aufkommen würde. Und noch einmal, und noch einmal, und noch einmal, und fast jeder Ball blieb reglos vor meinen Füßen liegen.

»Krass, Fredrik. Deine Ballkontrolle ist fabelhaft. Das sitzt ja jedes Mal, verdammt! Genau das meine ich, dein Ballgefühl und deine Geschwindigkeit musst du im Spiel zeigen. Dann bist du nicht aufzuhalten«, sagte er.

Ich konnte ihm ansehen, dass er es wirklich so meinte, und ich versuchte, mir ein Lächeln zu unterdrücken und stattdessen nur bestätigend zu nicken, als wäre mir seine Meinung total egal. Als wäre es selbstverständlich. Doch tatsächlich war es das erste Mal, dass er mich lobte, ohne dass ein Aber folgte.

»Kommst du eigentlich zum Finale?«

Eigentlich wollte ich ihn nicht fragen. Wollte ihm nicht zeigen, dass ich es mir wünschte.

»Ob ich komme? Mal sehen. Du weißt doch, dass ich nicht so gern ins Stadion gehe, Fredrik. Ich bin seit zehn Jahren nicht dort gewesen, glaube ich.«

Er sah mich nicht an. Ging einfach nur zum Ball, hob ihn auf den Spann und lupfte ihn in seine Hände.

»Schon klar«, sagte ich.

Aber eigentlich war nichts klar. Ich trat in die Asche, scharrte mit der Schuhspitze ein kleines Loch, während ich das sagte. Schon okay, dass er nicht so gut auf Rosenborg zu sprechen war, nach dem, was zwischen ihm und dem Verein vorgefallen war, aber das war inzwischen über zehn Jahre her. Wo war das Problem, ein Spiel der U 16 mit seinem Sohn im Lerkendal-Stadion anzusehen? Ich hatte Lust, ihn das zu fragen, aber ich kannte ihn nicht gut genug.

Ich trat in das Loch und versuchte, die Enttäuschung zu verbergen, und verstand gar nicht, warum ich überhaupt so enttäuscht war. Er hatte kaum eines meiner Spiele komplett gesehen. Ich hatte doch schon vor vielen Jahren beschlossen, dass es mir egal war. Vielleicht, weil es das Finale war. Weil es das wichtigste Spiel meiner Karriere sein würde. Immerhin hatte er mir Schuhe gekauft, damit ich im Endspiel Erfolg hätte, und dann wollte er nicht mal zuschauen?

Ich schwieg etwas zu lange und er kapierte, dass ich enttäuscht war.

»Es ist ja nicht so, dass ich das Finale nicht sehen will, Fredrik. Es liegt nur an diesem beschissenen Stadion und an denselben Leuten, die da immer noch rumhängen. Du weißt doch, wie das ist, oder? Darum geht es mir, aber wir werden sehen. Ich wollte dir nach dem Länderspiel noch etwas anderes sagen, aber das Timing war schlecht.«

»Okay?«

Vater stand direkt vor mir, ließ den Ball aus den Händen auf seinen Sandalenfuß fallen, wo er samtweich landete. Ich hatte keine Ahnung, was jetzt wohl kommen würde, aber in Anbetracht der neuen Schuhe und des Lobs ging ich davon aus, dass er sich entschuldigen wollte. Ich spürte, dass er endlich kapiert hatte, wie enttäuscht ich war, dass er sich nie wirklich für mich und den Fußball interessiert hatte, oder eigentlich nur nicht für mich. Jetzt würde er alles wiedergutmachen.

Vielleicht war er deshalb nach Kopenhagen gekommen? Um mich zu sehen und mir das alles zu sagen, doch dann hatte er gemerkt, dass ich noch nicht bereit war, oder so. Oder er war derjenige, der noch nicht bereit war, und dann über sich selbst enttäuscht, dass er mich an dem Abend nicht mehr treffen wollte. Deshalb hatte er bis jetzt auf den perfekten Zeitpunkt gewartet. Eine Woche vor meinem wichtigsten Spiel. Er wollte mir die Schuhe schenken und vielleicht würde er zum Spiel kommen und wir könnten noch mal von vorne anfangen. Er könnte mir auf meinem Weg zum Profi helfen. Wenn er sich nur entschuldigen würde, wäre alles gut. Ich konnte mein Grinsen nicht mehr verbergen, als ich ihn ansah, also biss ich mir auf die Innenseite meiner Wangen, um die Mundwinkel unter Kontrolle zu halten.

Er rollte den Ball unter seinem Fuß vor und zurück, schaute in die Luft und es wirkte so, als würde er nach den richtigen Worten suchen. Ich ließ ihm die Zeit, die er brauchte.

»Beim Länderspiel, Fredrik, habe ich etwas beobachtet, was mir gar nicht gefallen hat. Du warst irgendwie nicht du selbst auf dem Platz. Mir ist aufgefallen, dass du diesem Solomon und diesem Mathias die ganze Zeit den Ball überlassen hast. Vielleicht war das auch der Plan? Dass alle anderen den beiden die Bälle zuspielen sollen, weil sie die Besten im Team sind? Kann das sein?«

Ich hatte falschgelegen. Alles war wie immer, er fand immer irgendeinen Grund zu meckern. Wieso hatte ich geglaubt, dass es diesmal anders sein würde?

»Ähm, also, Mathias ist der Kreative im Team, sicher, und uns wurde gesagt, ihn so oft wie möglich anzuspielen. Und ich hab ihm den Ball ja ziemlich oft zugepasst und der Trainer war happy mit mir. Ich hab ja auch getroffen!«

Vater ließ den Ball zur Seite rollen und schoss ihn ins Tor, mit so viel Kraft, dass er seine Sandale verlor.

»Nicht wahr? Genau das ist ja das verdammte Problem. Die Trainer waren zufrieden«, sagte er mit verstellter Stimme, während er seine Sandale aufsammelte.

»Glaubst du, Zlatan oder Ronaldo oder Messi spielen, wie die Trainer es wollen, um ihnen einen Gefallen zu tun? Wenn deine ganze Leistung während eines Spiels nur darin besteht, jemanden ins Spiel zu bringen, der besser ist als du – und ich bin mir nicht mal sicher, ob er überhaupt viel besser ist als du –, bestätigst du nur, was alle anderen denken. Denn dann bekommt Mathias den Ball und ist der Star, während du nur der Typ bist, der ihm die Vorlagen gibt. Verstehst du, was ich dir sage?«

Ich stand einfach nur da und stocherte in demselben Loch in der Asche herum. Biss mir noch fester auf die Innenseiten meiner Wangen. Diesmal war es kein Grinsen, das ich unterdrücken wollte.

»Verstehst du, was ich dir sagen will, Fredrik?«

Ich hatte keine Lust mehr, hier mit ihm zu stehen, aber ich konnte auch nicht einfach weglaufen. Das würde ihm nur bestätigen, dass ich ein Feigling war. Ich musste es ertragen, bis er fertig war.

»Ja«, murmelte ich.

»Du bist so verdammt loyal, Fredrik. Du überlässt den anderen die ganze Bühne und gibst dich damit zufrieden, nur ein Teil der Mannschaft zu sein. Okay. Vielleicht wirst du mit der Taktik ein mittelmäßiger Zweitligaspieler. Oder du schaffst es mit Ach und Krach in die erste Liga. Aber dann kannst du auch gleich aufhören, denn es ist doch Bullshit, irgendein anonymer Erstligaspieler zu sein, der ein paar einfache Pässe draufhat! Das kann jeder, der genug Ausdauer mitbringt. Verstehst du das?«

Ich sagte nichts.

»Verdammt noch mal, Fredrik! Du bist jetzt sechzehn Jahre alt, jetzt steh doch für dich ein. Du bist kein Kind mehr! Du verbringst viel zu viel Zeit mit deiner Mutter. Sie verlangt äußerste Loyalität, stimmt’s? Du machst alles, was sie sagt? Immer pünktlich zu Hause, immer schön das Zimmer aufräumen, Hausaufgaben machen, bla, bla, bla. Du musst selbst denken, Fredrik. Du musst das machen, was sich richtig anfühlt, nicht das, was andere dir sagen. Okay? Fredrik?«

Vater stand jetzt ziemlich dicht vor mir. Bäumte sich über mir auf und drückte mir mit jedem Wort, das er sagte, seinen Zeigefinger in die Brust. Ich hob den Blick und sah ihm ins Gesicht. Er schien diese Gedanken schon seit einigen Jahren mit sich rumgetragen zu haben, um sie nun endlich auszusprechen. In mir breitete sich dasselbe Gefühl aus, wie wenn er hinter mir an der Seitenlinie stand. Sein Atem in meinem Nacken. Der Blick, der nie so recht zufrieden war. Und ich hatte ihm nichts zu entgegnen. Genau wie in diesen Spielen verlor ich die Kontrolle.

»Ich weiß nicht«, sagte ich.

Er trat einen Schritt zurück und sah mich an, dann drehte er sich um und ging aufs Tor zu. Er lupfte sich den Ball in die Hände und kam zu mir zurück.

»Du weißt nicht? Wenn du mein Sohn bist, dann gibst du einen Scheiß auf die Meinung anderer. Dann tust du, was du für richtig hältst, und nicht, was die anderen wollen. Okay? Und dann werden wir ja sehen.«

Er ließ den Ball los und schoss ihn volley ins Tor. Dann hob er die Tüte mit dem Schuhkarton auf und ging wieder auf mich zu.

»Ich habe nicht dreitausend Kronen für neue Fußballschuhe ausgegeben, damit du den Ball anderen Spieler zupasst, sodass sie zu Stars werden. Wenn ich am Samstag zum Spiel komme und dich diese beschissenen Pässe spielen sehe …«

Mitten im Satz hielt er inne, baute sich vor mir auf und drückte mir die Tüte an den Brustkorb.

»… dann ist es das letzte Spiel, das ich mir ansehen werde, Fredrik.«

Einfach nur Fußball spielen

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