Читать книгу Einfach nur Fußball spielen - Michael Stilson - Страница 6

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Eins war sicher: Mama durfte die Tüte mit den Fußballschuhen nicht sehen. Dann wüsste sie, dass ich ihn getroffen hatte. Ich konnte sie in der Küche hören, als ich mich in den Flur schlich. Das Tippen ihrer Finger auf der Tastatur. Sicher irgendwas für die Arbeit. Es war immer irgendwas für die Arbeit.

Ich stellte die Tüte auf dem Boden ab, doch als ich meine Schuhe ausziehen wollte, fiel sie um. Es war nur ein leises Geräusch, doch man schien es bis in die Küche hören zu können.

Ich hielt den Atem an. Das Tippen verstummte.

»Fredrik?«

Ich sagte nichts. Ich hoffte, dass ihre Finger weitertippen würden, wenn ich einfach still blieb. Ich sah vor mir, wie Mama in dem Augenblick, als die Tüte umgefallen war, den Blick gehoben und die Ohren gespitzt hatte, obwohl zwei Wände uns trennten. Wenn nach dem Geräusch alles still bliebe, würde sie vielleicht einfach nur glauben, dass irgendwo etwas runtergefallen war. Als ich die Tastatur erneut klackern hörte, packte ich die Gelegenheit beim Schopfe. Ich griff nach der Tüte, doch als ich mich gerade wieder aufrichtete, bemerkte ich Mamas Schatten über mir. Ich sah zu ihr auf. Sie stand in der Türöffnung zur Küche.

Ihr Blick fiel auf die Tüte.

»Dann hab ich doch richtig gehört, dass du gekommen bist. Wie war’s?«

»Wie war was?«

Ich hatte versucht, ganz normal zu antworten, doch stattdessen klang meine Stimme hart. Es war klar, dass ich dieses Gespräch so schnell wie möglich hinter mich bringen wollte. Jeder hätte hören können, dass ich etwas zu verbergen hatte. Es war nur eine Tüte, konnte gut sein, dass sie das überhaupt nicht wunderte, wenn ich einfach nur entspannt wäre. Gleichzeitig hatte sie eine Nase für solche Sachen. Und nun stand sie immer noch in der Tür und betrachtete mich misstrauisch.

»Hast du dir was gekauft?«

»Was meinst du?«, sagte ich und versuchte so zu tun, als wäre nichts.

»Was hast du da in der Tüte? Ich dachte, du würdest mit Mathias zum Lerkendal fahren und trainieren.«

Sie machte einen Schritt in den Flur und stand nun direkt vor mir.

»Das geht dich doch überhaupt nichts an, was in dieser Tüte ist.«

Noch während ich diese Worte sagte, bereute ich es. Sie wurde nur noch misstrauischer.

»Was redest du denn da, Fredrik? Ich war doch nur neugierig, was du dir gekauft hast.«

Ihr Blick wanderte wieder zu der Tüte.

»Immer löcherst du mich mit irgendwelchen Fragen. Ständig willst du wissen, was ich mache und wo ich bin und was ich denke. Es ist nichts Besonderes«, fuhr ich sie an und ballte die Faust, in der ich die Tüte hielt.

»Aber Fredrik. Du erzählst nie etwas, da muss ich doch nachfragen dürfen, um überhaupt etwas von deinem Leben mitzubekommen.«

»Du musst nicht alles über mich wissen! Du bist nicht Gott!«, rief ich. Die Wut schäumte in mir.

Aber Mama ließ nicht locker, sie machte einen weiteren Schritt auf mich zu und streckte die Hand aus, als Aufforderung, ihr die Tüte auszuhändigen.

»Wie redest du denn mit mir, Fredrik? Was ist denn los? Warum bist du so sauer?«

»Ich bin nicht sauer!«, brüllte ich und versuchte an ihr vorbeizukommen, während sie sich mir in den Weg stellte und die Tüte zu fassen bekam. Ich riss an ihr, aber sie hielt einen der Griffe fest. So standen wir da und zerrten an unserem jeweiligen Ende der Tüte. Mein Körper und mein Gesicht waren dem Zimmer zugewandt, doch als ich mich umdrehte, um die Schuhe mit einem Ruck an mich zu reißen, entdeckte Mama den Karton in der Tüte.

Sie ließ die Tüte los.

»Fredrik, wo bist du gewesen?«

Einfach nur Fußball spielen

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