Читать книгу DÄMONEN DER STEPPE - Michael Stuhr - Страница 10
ОглавлениеLÄUFER
Ysells Mutter machte Schwierigkeiten. Zuerst war es sehr schwer für Ysell gewesen, sie überhaupt dazu zu bewegen, sich einmal mit Bogan zu unterhalten. Tage waren darüber hinweggegangen. Dann aber, als sie schließlich doch mit Bogan und Ysell auf der Bank im Hof des Zwingers saß, entdeckte sie auf einmal die Liebe zu ihrer Tochter und machte Bogan schwere Vorwürfe, dass er ihr Kind in die Wüste locken wolle - einem ungewissen Schicksal entgegen. Ihr armes, blindes Kätzchen wolle mit offenen Augen in sein Verderben laufen, lamentierte sie und brachte es tatsächlich fertig, ein paar Tränen hervorzuquetschen. Dann verlegte sie sich unvermittelt aufs Feilschen und Fordern. Ihr Atem roch nach Wein, und Ysell schämte sich furchtbar. Nicht genug damit, dass ihre Mutter Bogan zwischen den Worten unterstellte, er habe noch andere als berufliche Absichten, was Ysell angehe, denn schließlich sei diese ja fast schon eine junge Frau - sie verlangte sogar noch Geld von ihm, damit sie ihm ihre Tochter überließ. Nur Bogans begütigenden und warnenden Blicken war es zu verdanken, dass Ysell nicht vor Scham und Wut mit erhobenen Fäusten auf sie losging.
Bogan verhandelte sehr geschickt. Mit Meisterschaft spielte er den tumben Hundezüchter, der sich das Futter für seine Tiere zusammenbetteln müsse und dabei selbst kaum etwas zu beißen habe. Er hatte sofort gemerkt, dass es Ysells Mutter nur darum zu tun war, sich in den Vordergrund zu spielen, und er machte das Spiel Ysells wegen mit. Als er sie sogar nach einer kleinen Spende fragte, zog Ysells Mutter dann auch eilig, zwar ohne Geld - aber hoch erhobenen Hauptes - von dannen. Sicherlich in dem Gefühl, diesem ärmlichen, alten Hundetreiber haushoch überlegen zu sein. Ihre Genehmigung zu Ysells Anstellung hatte sie aber gegeben - und das war das Einzige, was zählte.
Noch am Abend des selben Tages holte Ysell ihre Kleidung, ihr Bettzeug und all ihre kleinen Schätze von Zuhause ab. Bogan wies ihr ein Bett in einer Kammer direkt neben dem Zwinger an. Jetzt war sie eine Aufspürerin.
Keiner freute sich mehr über Ysells Anstellung als Läufer. Der Welpe war ganz begeistert von Ysell. Langsam begann er, sich von seiner Mutter zu lösen und sich mehr und mehr seiner neuen Freundin zuzuwenden. Nachdem er das klein gehackte Fleisch, das Ysell den Welpen täglich brachte, zunächst misstrauisch beäugt und beschnüffelt hatte, beteiligte er sich schon bald an der Rangelei seiner Geschwister um die besten Brocken. Anschließend legte er sich flach auf den Bauch und wischte sich die Schnauze mit ruckenden Bewegungen auf dem staubigen Lehmboden des Hofes ab. Ysell versuchte einmal, ihm mit einem Lappen behilflich zu sein, aber das hatte er nicht so gern. Eigensinnig legte er sich nach überstandener Prozedur flach auf den Boden und sah nach kurzer Zeit einem feuchten Maulwurf wieder ähnlicher als einem stolzen Trosshund, der er ja mal werden wollte.
Überhaupt nicht begeisternd fand Läufer auch die Behandlung, die Ysell ihm und den anderen Welpen auf Bogans Geheiß hin antun musste. Fünf Tage lang hatte sie jedem der Tierchen ein bitteres Gebräu einzuflößen, das Bogan in der Küche aus allerlei Kräutern selbst hergestellt hatte. „Entwurmen“ nannte er das und schärfte Ysell ein, nur ja recht genau damit zu sein, denn wenn die Welpen die Medizin nicht nähmen, dann würden sie bald schon sehr krank werden.
Die Kräuterbrühe schmeckte wirklich abscheulich, wie Ysell feststellte, denn sie probierte natürlich ein paar Tropfen davon. Sie konnte schon verstehen, dass die Welpen sich winselnd hinter ihrer Mutter zu verbergen suchten, wenn sie das Gefäß und den Löffel bloß sahen. Ysell hatte aber mittlerweile überhaupt keine Angst mehr vor Féira, und die dachte überhaupt nicht daran, ihre Welpen zu beschützen, denn erstens hatte sie ihre Anweisungen von Bogan und zweitens spürte sie, dass Zweibein-Welpe es gut mit ihren Kindern meinte.
Die Welpen wehrten sich nach Leibeskräften, wenn Ysell ihnen sanft, aber mit Nachdruck den randvollen Löffel zwischen die Kiefer zwängte. Sie strampelten, knurrten, zeigten die Zähne und versuchten fortzulaufen - aber es half alles nichts, Ysell war unerbittlich. Mehr als einmal musste sie den Löffel nachfüllen oder sogar neues Gebräu aus der Küche holen, wenn die Welpen die Schale wieder einmal umgeworfen hatten. - Aber so wild sich die jungen Hunde auch gebärdeten, nie versuchte einer von ihnen, Ysell wirklich zu beißen - es war nur ihre Art zu zeigen, dass sie das Zeug einfach ekelhaft fanden.
Féira sah sich das ganze Spektakel auf den Hinterbeinen sitzend ruhig an und wartete darauf, dass wieder Ruhe einkehre. Seit sich die Welpen langsam an feste Kost gewöhnten, ließ sie sie immer seltener bei sich trinken und ihr Mutterinstinkt erlosch wirklich nach und nach, genau, wie Bogan es vorausgesagt hatte.
Fast einen Mond lang dauerte es, bis Ysell dazu kam, sich abends einmal ihre mitgebrachten Kinderschätze genauer anzusehen.
Es war Regenzeit. Gewaltige, schwarze Wolkenbänke waren aus dem Norden herangezogen und schon seit Tagen stürzten solch ungeheure Wassermassen auf die Stadt nieder, dass an ein geregeltes Arbeiten nicht mehr zu denken war. Schon lange waren die Bewässerungsgräben übergelaufen, und das Wasser bahnte sich gurgelnd seinen Weg von den Feldern und Plantagen in den Fluss hinab. Die tiefer gelegenen Teile der Stadt waren nun schon kniehoch überflutet, und das Wasser stieg immer noch. Die Erwachsenen waren mürrisch. Sie hatten sich, so gut es ging, in ihre Häuser verkrochen, und nur die Kinder nutzten die ungewohnten Spielmöglichkeiten, die das Wasser ihnen bot, mit Vergnügen.
Auch das Zwingergelände war nun schon knöcheltief unter Wasser, so daß die täglichen Übungen mit den Tieren ausfallen mussten. Also hatte Bogan seinen Leuten aufgetragen, nur noch die allernotwendigsten Arbeiten durchzuführen. So kam es, dass Ysell nach getaner Arbeit schon recht früh am Tag allein in ihrer Kammer saß. Sie hatte sich umgezogen und sich trockene Sachen herausgesucht. Dabei war ihr das kleine Bündel wieder in die Hände gefallen, das sie schon fast vergessen hatte. - Die „Schätze“, die sie als Kind gesammelt und an einem sicheren Ort verborgen hatte, den nur sie kannte. Bei ihrem Umzug hatte sie die Sachen einfach zusammengerafft und in das Bündel gestopft, das nun offen vor ihr lag.
Ysell wollte nun kein Kind mehr sein, also stellte sie einen leeren Eimer bereit und fing an zu sortieren. Der getrocknete Frosch hätte ja vielleicht noch einen hübschen Wandschmuck abgegeben, aber nach längerem Überlegen wanderte er dann doch in den Eimer, wo schon der weiße Mäuseschädel und die Sammlung seltener Blätter auf Gesellschaft warteten. Die zerbrochene Kleiderspange konnte man vielleicht noch reparieren; sie würde mal herumfragen, wie man so etwas macht, und auch der Stein, der aussah wie der Kopf eines Tragtieres durfte keinesfalls wegkommen. Jeder Gegenstand, den sie berührte, hatte seine eigene Geschichte, und plötzlich stand Ysell das Bild der Stadt wieder so deutlich vor Augen, als sei sie erst gestern noch ziellos durch die Straßen gestreift. Ysell erinnerte sich an all die Fundorte und ihr war, als erwache die Stadt jenseits der Zwingermauern zu einem seltsam fremden, fast vergessenen, aber doch vertrauten und verlockenden Leben. Sie erinnerte sich an die endlosen, sonnendurchglühten Tage, an denen sie rastlos durch die Außenbezirke der Stadt gesteift war, immer auf der Suche nach einem kleinen Abenteuer. Die kleinen Diebstähle in den Obstgärten kamen ihr wieder in den Sinn, für die sie sich so manche Ohrfeige eingefangen hatte, und die Nachmittage am Ufer des Flüsschens, das die Stadt mit Wasser versorgte. Es schien Ysell fast, als könne sie hier in ihrer Kammer den Geruch der überreifen Früchte auf dem Markt wahrnehmen und sie sah vor ihrem inneren Auge die bunte Kleidung, die die Menschen in der Stadt zu besonderen Anlässen trugen. Ein Gefühl von Wehmut schlich sich in ihre Gedanken. - Sie hatte doch sehr viel aufgeben müssen, und plötzlich wurde es ihr klar, dass sie noch viel mehr verlieren würde. Die Stadt, mit allem was dazu gehörte, würde es in wenigen Jahren nicht mehr für sie geben. Sie würde mit dem Clan in die Steppe ziehen müssen, einem ungewissen Schicksal entgegen. Ysell spürte, wie Angst sich in ihr regte. Niemand, der auch nur halbwegs bei Verstand war, ging freiwillig in die Steppe, und sie war gerade dabei, ihr ganzes Leben zu verschenken.
Der Regen prasselte mit unverminderter Heftigkeit auf das Dach, und unter den Bodenbrettern gluckste ab und zu das Wasser. Ysell saß im letzten Licht des Tages auf dem Bett in ihrer Kammer und war in der Sortierarbeit erstarrt. Gedankenverloren saß sie da. Ihre Phantasie machte die Stadt noch schöner als sie in Wirklichkeit je gewesen war, und mit jedem Bild ihrer Erinnerung war ein einziger Name verknüpft: Sabé! - Es wurde nun langsam wirklich Zeit, ihn einmal zu besuchen, fand Ysell.
Läufer lernte rasch und wurde immer selbständiger. Immer seltener versuchte er sich bettelnd und fiepend bei Féira einzuschmeicheln, so dass sie sich niederlegte und ihn trinken ließ. Dafür wurde er um so rabiater, wenn die Schüssel mit dem Hackfleisch kam, und bald schon reichte nur ein Napf für die sechs Welpen nicht mehr aus. Langsam begann die Welpenpflege richtig Arbeit zu machen. Näpfe mussten geschleppt und gesäubert werden, das Wurmmittel war zu verabreichen, frisches Stroh musste aufgeschüttet werden, und die Welpen mussten lernen, ihre Notdurft nicht mehr im Schuppen zu verrichten. Ysell war von den anderen Arbeiten weitgehend freigestellt, und wenn sie ein Problem mit den Tieren hatte, dann fand sich beim Essen immer jemand, mit dem sie es besprechen konnte. Ab und an kam auch Bogan zu ihr in den Schuppen, aber das war selten. Mittlerweile hatte der Alte die Überzeugung gewonnen, dass Ysell in der Lage war, selbständig zu handeln und nicht mehr der dauernden Aufsicht bedurfte.
Immer häufiger kamen hingegen die Aufspürer, die einen von Féiras Welpen in ihr Rudel aufnehmen sollten. Sie nahmen erste Kontakte zu ihren Tieren auf und gingen mit ihnen auch schon mal vor den Schuppen, damit die anderen Hunde sie kennen lernten. Nur Läufer bekam keinen Besuch, denn er sollte ja bald Ysells Hund werden.
Es war ein ständiges Kommen und Gehen und Ysell hatte von morgens bis abends alle Hände voll zu tun. Fast einen Mond lang hatte sie nun schon keinen Fuß mehr vor das Tor des Zwingers gesetzt, dabei war sie ja keineswegs hier gefangen. - Alle guten Vorsätze halfen nichts. Sie kam einfach nicht mehr dazu, in die Stadt zu gehen. Ihr altes Leben begann zu verblassen. Es schien ihr fast, als habe jemand anderes es gelebt, und sie habe nur davon erzählen hören.
Ysells Liebling war und blieb Läufer. Nahezu täglich gewann der Welpe neue Fähigkeiten hinzu, denn mittlerweile war aus dem tolpatschigen Spiel der kleinen Hunde ein Wettstreit geworden. Es wurde um alles gezankt, was man sich denken konnte. Ob es um das größte Stück Fleisch, ein Büschel Stroh oder die Hoheit über den Wassernapf ging, nie konnten die Welpen sich friedlich einigen und keiner konnte seine Eroberungen ungestört genießen. An jedem alten Lappen zerrten mindestens drei Welpen und ein Liegeplatz an Ysells Seite musste in erbitterten Kämpfen errungen werden. Ysell machte sich Sorgen, dass einer ihrer Schützlinge bei so einer Rangelei verletzt werden könne. Ganz im Gegensatz zu Féira, die sich das Treiben ihrer Sprösslinge ungerührt ansah, war Ysell ständig auf der Hut, denn die Kleinen gingen mit ihren spitzen Milchzähnen aufeinander los und kniffen sich in Ohren, Nasen, Pfoten und Schwänze. So kam zu dem Geknurre, Gekläffe und Gefiepe auch immer wieder die Stimme Ysells, die die kleinen Racker auseinander bringen wollte, und für eine Zeit lang war es recht laut in dem Schuppen am Rande des Zwingers.
Läufer tat sich bei all diesen Spielen besonders hervor. Wo immer eine Balgerei im Gange war, da war er nicht weit, und immer häufiger setzte er sich gegen seine Geschwister durch. Ysell schimpfte zwar manchmal mit ihm, wenn er es allzu toll trieb, aber insgeheim war sie doch stolz darauf, dass Läufer - ihr Läufer - der Gewitzteste und Stärkste von allen war.
Da Läufer aber nicht nur Ysells Geschimpfe hörte, sondern auch genau wusste, was sie fühlte, machte er sich nicht allzu viel aus ihren Zurechtweisungen. Nur wenn er spürte, dass er drauf und dran war, sie wirklich böse zu machen, kam er schnell zu ihr und bat demütig um Verzeihung - um gleich darauf mit dem nächsten Blödsinn zu beginnen.
Féira hatte sich mittlerweile fast ganz von den Welpen zurückgezogen und griff nur noch selten in Ysells Erziehungsmaßnahmen ein. Der Aufspürer, dem Féira zugeteilt war, holte sie immer häufiger tagsüber ab, um sie wieder in sein Rudel einzugliedern. Ysell staunte, wie der Mann und Féira miteinander umgingen. Die Hündin reagierte auf ihn nicht mit dem Gefühlsüberschwang, den einsame Hunde ihrem Herrn gegenüber so oft an den Tag legen, sondern sie begrüßte ihn, wie Ysell ihre Arbeitskameraden begrüßte: freundlich, sachlich und sofort, ohne Umschweife, mit der Arbeit beginnend. In Féiras Fall bedeutete das, dass sie aufstand, den Aufspürer kurz mit der Nase anstupste und an seiner Seite den Schuppen verließ.
„Féira ist nicht einsam“, hatte der Aufspürer Ysell erklärt. „Sie spürt die Nähe der anderen Hunde, und auf ihre Art redet sie sicher auch mit ihnen. Während sie hier auf ihrem Lager liegt, erlebt sie vielleicht mehr als du, wenn du den ganzen Tag in der Stadt herumläufst.“
Ysell hatte da leichte Zweifel, außerdem fand sie den Mann nicht sehr sympathisch. Er redete ihr zu klug daher. Um des lieben Friedens willen fragte sie aber nur mit staunendem Gesichtsausdruck: „Wirklich?“
„Wer weiß?“, meinte der Mann geheimnisvoll und freute sich, dass sein Wissen Ysell so beeindruckte. Dann ging er mit Féira hinaus, um mit ihr ein paar Übungen abzuhalten.
Je selbständiger die Welpen wurden, desto weniger bedurften sie des schützenden Schuppens. Schon lange zogen sie sich an den Zaun des Zwingergeländes zurück, wenn sie ihre Notdurft zu verrichten hatten, und es wurde immer schwerer, die Bande in dem düsteren Verschlag zusammenzuhalten. Schließlich gab Ysell es auf, schüttete eine dicke Packung Stroh vor den Schuppen; das Hauptquartier ihrer Welpenschule war damit nach draußen verlegt. Nun begannen die Kleinen den Hof auf eigene Faust zu erforschen, krochen in Löcher, in denen sie stecken blieben, klemmten sich unter Holzstapeln ein und alle paar Augenblicke spähte einer von ihnen in die Tiefe des Brunnenschachtes und lief Gefahr, dort hineinzufallen. Die Welpen verbrannten sich die Nase an offenen Feuerstellen, gerieten mit den Pfoten unter sich öffnende Türen und waren ständig in Gefahr, totgetreten zu werden, weil sie immer gerade dann vor den Füßen der Menschen auftauchten, wenn diese nicht damit rechneten.
Dann waren da auch noch der verführerische Duft der frischen Kothaufen und die Verlockungen des stinkenden Küchenabfalls, in dem man sich so herrlich wälzen konnte, und einmal erwischte Ysell drei ihrer Schützlinge, die sich knurrend und ruckweise zerrend in Bogans besten Umhang verbissen hatten, der auf einer Leine hing.
Ysell war ein Nervenbündel. Den ganzen Tag lang rannte sie kreuz und quer über den Hof, um ihre Lieblinge vor dem Schlimmsten zu bewahren. Ständig musste sie ihre Augen überall haben, und jedes Mal, wenn einer der Aufspürer seinen Welpen für einige Zeit mit sich nahm, hätte sie ihm vor Dankbarkeit die Hände küssen können.
Bald kam jetzt auch der Tag heran, an dem die Welpen endgültig ihren Aufspürern übergeben wurden. Läufer und die anderen hatten sich dank Ysells Pflege prächtig herausgemacht. Ihre Körper ließen nun schon die typisch breiten Schultern des Troßhundes erahnen und die Köpfe waren nicht mehr welpenhaft rund, sondern fingen jetzt langsam an, kantiger zu werden. Bogan selbst war voll des Lobes über Féira, die Welpen und natürlich über Ysell. Die guten Worte, die sie heute von allen Seiten zu hören bekam, machten sie so stolz, dass sie das Gefühl hatte, eine Handbreit gewachsen zu sein. Liebevoll nahm sie Abschied von den Tieren, denn sie würde jetzt nur noch Läufer bei sich behalten. Féira war schon am frühen Morgen von ihrem Aufspürer abgeholt worden und würde nicht mehr in den Schuppen zurückkehren. Ihr Platz war jetzt wieder bei ihrem Rudel und ihre Kinder interessierten sie kaum noch.
Ysell war bei allem Stolz auf ihre Leistung doch ein wenig traurig. Dabei würde sie die Tiere ja fast täglich auf dem Zwingergelände sehen, aber für Ysell war es mehr als das Zuteilen der Hunde an die Aufspürer. Für sie war es heute so weit, dass sie ihre Schützlinge von sich gab und nicht wusste, was das Leben ihnen bringen würde. Ysell verspürte Trennungsschmerz und ein wenig Angst vor der Zukunft - denn auch ihr Leben würde sich ab heute verändern. Sie würde als vollwertige Aufspürerin für die weitere Ausbildung von Läufer zuständig sein - und Läufer würde schon heute Nacht in dem kleinen Zwinger hinter ihrer Kammer schlafen.
In dieser Nacht nahm Läufer zum ersten Mal Verbindung mit Ysells Geist auf.