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1 Orbit

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Wir flogen… wir flogen wirklich!

Natürlich, das war ja genau das gewesen, was wir beabsichtigt hatten. Dennoch, ein kleiner uneinsichtiger Teil in mir erwies sich als überaus hartnäckig. Das konnte nicht gutgehen, mit diesem atemberaubendem Tempo, einer Geschwindigkeit, die mir das Blut in die Füße zerrte, wo es, wie es sich anfühlte, auch für immer bleiben wollte, gen Himmel zu rasen. Auf meiner Brust baute sich mit jeder Sekunde mehr und mehr Druck auf, als legte sich tonnenschweres Gewicht darauf, mit dem Ziel, Rippen und Rückgrat zu einer Einheit zu verschmelzen. Für atemberaubende Momente setzten alle Sinne aus, trübten grellweiße Schlieren die optische Wahrnehmung. Schon wünschte ich mir, das Bewusstsein zu verlieren, um diesem äußerst unangenehmen Zustand zu entfliehen… und dann war der Druck mit einem Schlag vorbei.

„Willkommen in der Weite des Universums“, hörte ich Gowindis Stimme aus dem Kommunikator dröhnen. „Wir haben soeben die Thermosphäre Gondwanas verlassen. Wie fühlt es sich für dich an? Ebenso befreiend wie für mich?“

Thermosphäre?

Ich wagte einen Seitenblick auf den kleinen Toorag, wobei mich im selben Moment unwiderstehliche Übelkeit packte. Angst mich zu übergeben musste ich nicht haben. Der Magen war leer, dennoch hatte ich das Gefühl, er stülpte sich soeben um, drauf und dran, auf Biegen und Brechen irgendetwas ans Tageslicht zu befördern.

„Okay, ich sehe schon, du bist augenblicklich schwer mit dir selbst beschäftigt.“ Lag da Schadenfreude in seiner Stimme? Würde zu ihm passen. Egal, ich wollte nur noch eins: dass es aufhörte. Einfach nur aufhörte.

„Gowindi…“, stöhnte ich. „Mach, dass es aufhört…“

„Keine Panik, Freund Jack, das wird es. Ganz von selbst. Immerhin sind wir mit annähernd fünf Meilen pro Sekunde gestartet. Für einen Menschen hältst du dich ganz tapfer.“

„Wie lange…?“ jammerte ich.

„Nicht mehr lange. Wir bleiben noch einige Zeit auf einer Parkorbitalbahn, damit du dich umgewöhnst.“

„Oh nein, bitte nicht!“ flehte ich. „Können wir nicht gleich in die kryptische Kapsel?“ Ich war überzeugt, keine Sekunde länger aushalten zu können, befürchtete in der Tat, den eigenen Magen oder am Ende noch einiges mehr hoch zu würgen.

„Aber das haben wir doch besprochen! Nein, dein Körper muss sich erst an die neuen Verhältnisse anpassen, bevor wir die nächste Phase angehen können. Schon vergessen?“

„Wie lange…?“ klagte ich erneut.

„Bis du dich wieder wohlfühlst. Du musst entspannen, darfst dich nicht wehren, bleib ganz locker!“

Wogegen, verdammt nochmal, glaubte er, würde ich mich soeben wehren? Mein Verdauungsorgan auszukotzen? Darauf durfte er getrost wetten! Entspannen? Beinahe hätte ich gelacht. Nie wieder würde ich entspannen,

davon war ich absolut überzeugt. Ergeben schloss ich die Augen und begann verzweifelt zu schlucken, um den rebellierenden Magen an Ort und Stelle zu halten.

„Gut so. Mach die Augen zu! Denk einfach an nichts. Es wird besser, das verspreche ich dir.“

Ich nickte schwach, glaubte dem verlogenen Toorag kein einziges Wort.

Stunden schienen vergangen zu sein, bis sich Linderung einstellte. Anfangs

hatte ich Schwierigkeiten, nur die Augen offenzuhalten, doch kehrte allmählich neue Stärke in meinen gebeutelten Körper zurück. Alle Organe waren offensichtlich an ihre angestammten Plätze zurückgekehrt, ein wohltuendes Gefühl der Leichtigkeit übernahm zögerlich. Das machte Mut. War ich etwa wirklich dabei, mich an die neuen Umstände zu gewöhnen?

„Ja, das wird langsam was.“ Gowindi sah mir prüfend in die Augen.

Ich lächelte schwach. „Wie viele Tage sind wir schon im Orbit?“

Toorags können nicht grinsen, doch hätte ich schwören mögen, in diesem Moment ein besonders breites auf seinen krötenähnlichen Zügen zu sehen.

„Tage?“ Fröhlich warf er einen Blick auf die in allen Farben blinkenden Messinstrumente. Unwichtige Einzelheiten, die mir erst jetzt auffielen. Oh ja, ich war wirklich auf dem Weg der Besserung! „Wir haben soeben die erste Umkreisung beendet, sind also noch nicht einmal zwei Stunden im Orbit. Wünschst du eine exakte Zeitangabe?“ Sein wie immer emotionsloses Gesicht flackerte im laubfroschgrünen Widerschein zuckender Konsolendioden.

„Verschone mich!“ Zum ersten Mal richtete ich meinen in sich zusammengesunkenen Körper auf und reckte den Hals, um einen Blick nach draußen zu erhaschen.

„Sehr gut, du zeigst bereits Interesse für deine Umgebung“, kommentierte Gowindi. „Warte, ich mache es dir ein wenig leichter.“ Was auch immer er tat, innerhalb von wenigen Sekunden löste sich ein Teil der Außenhaut des Raumgleiters in Nichts auf, hatte ich plötzlich nach allen Seiten unbehinderte Sicht hinaus in die grenzenlose Weite des Universums. Es verschlug mir den Atem.

„Was hast du getan?“ Der panische Unterton in meiner Stimme ließ Gowindi aufhorchen.

„Keine Bange, ich habe einzig und allein die Thermalabdeckung hochgefahren, damit du besser sehen kannst. Imposant, oder?“

Ich nickte stumm, völlig ergriffen von den unbeschreiblichen Eindrücken. Tatsächlich befand ich mich nicht mehr auf Gondwana, auf meinem Heimatplaneten, welchen ich bis dato noch nie verlassen hatte. Unter uns breitete er sich aus, ein immens riesiges, türkisfarbenes Gebilde, über und über von fantastisch geformten Wolkenbändern durchzogen. „Ist das tatsächlich Gondwana?“

Gowindi nickte. „Ja, natürlich. Du solltest mal blinzeln, damit deine Augen

nicht austrocknen.“

Ich bekam die Lider in der Tat nicht mehr geschlossen, konnte mich einfach nicht sattsehen an der gigantischen Sphäre, deren Ränder sich so scharf und deutlich von der allumfassenden Schwärze des Raums abzeichneten. Was hatte die Natur veranlasst, so etwas grenzenlos Unbegreifliches zu erschaffen? Eine durch das All rasende Kugel, in deren Innern auf welch mysteriöse Weise auch immer Leben entstanden war! Und nicht nur hier. Lebensinseln wie diese existierten, soweit ich wusste, zu Tausenden überall in der Galaxis, deren wahre Größe jenseits aller Vorstellungskraft lag.

„Dein Mund steht offen“, bemerkte Gowindi nüchtern.

Ich sah ihn überwältigt an. „Hast du je etwas Schöneres gesehen? Sieh doch nur!“

Das künstliche Glucksen in seiner Stimme sollte wohl Sympathie bekunden. „Man gewöhnt sich daran. Schade, dass du niemals Rantao aus dem Orbit sehen wirst. DAS muss ein Anblick sein! Gondwana ist ein Winzling im Vergleich zu Rantao.“ Der stolze Unterton beim bloßen Erwähnen des eigenen Heimatplaneten ließ sich schwer überhören, auch wenn Gowindi noch nie dort gewesen war. Seine Rasse stammte zwar von Rantao, er selbst allerdings hatte das Licht der Welt auf Gondwana erblickt. „Rantao hat die Größe eines Braunen Zwergs, ist damit also massereicher als Tauri, der größte Planet des Xyn-Systems.“

„Ja, ein deutlich zu groß geratener Schneeball“, konterte ich. „Warte nur, bis du dort bist, dann wirst du dich nach der Beschaulichkeit Gondwanas zurücksehnen.“

„Ah, da scheint es jemandem besser zu gehen, wenn er schon wieder lästern kann.“

„Kam das als Scherz rüber? Tut mir leid, so war das nicht beabsichtigt. Jetzt guck‘ nicht so beleidigt! Sag lieber, wie es weitergehen wird!“ Natürlich war Gowindi nicht eingeschnappt. Ich glaube, man kann einen Toorag überhaupt nicht kränken, so wie man einem Stein keine Schmerzen zufügen kann. Insofern beneidete ich die Toorags um diese spezielle Art der Unverletzlichkeit.

„Wir verbleiben noch eine gute Weile im Parkorbit, bis unsere Körperfunktionen die erforderlichen Parameter aufweisen und gehen danach

allmählich auf eine Fluchtbahn, von der aus ich den Kurs nach Sahul programmieren werde. Dann legen wir uns für die nächsten zwei Jahre

schlafen, Freund Jack.“

Es sollte also Realität werden. Zwei Jahre schlafen! Nun ja, kein ordinärer Schlaf, wohlgemerkt! Wenig Ahnung hatte ich, was es bedeutete, in einer kryonischen Hülse mittels eines Cocktails aus chemischen Substanzen, der sogenannten kryonischen Wolke, bis ins Knochenmark eingefroren zu werden. Meine Vorstellungen von mehrjährigem Schlaf waren eher romantischer Natur. Diesen Zahn sollte ich bald gezogen bekommen.

„Dann wird es jetzt wirklich wahr“, flüsterte ich in Gedanken versunken, immer noch ergriffen vom Anblick des zum Greifen nahe und doch so unerreichbar weit entfernten Heimatplaneten.

„Hast du daran gezweifelt?“

„Bis eben schon“, gab ich unumwunden zu. „Ich kann es mir noch gar nicht richtig vorstellen. Zwei Jahre Zwangsschlaf. Wie wird sich das anfühlen?“

„Auch nicht anders als normaler Schlaf. Nur tiefer. Ob du eine Nacht tief und fest durchschläfst oder ein Jahr, spielt keine Rolle. Du wirst einschlafen und wieder aufwachen. Nur eben nicht am nächsten Morgen sondern gute sechshundert Morgen später.“

„Unvorstellbar!“ Bekam ich Schiss vor der eigenen Courage?

„Findest du? Das Tollste daran kommt erst noch: du legst dich hin, schlummerst weg und wachst zwei Jahre später wieder auf, ohne einen Tag gealtert zu sein. Genial, oder?“

„Wenn alles klappt, ja“, erwiderte ich skeptisch.

„Was soll denn nicht klappen?“

„Du hast Nerven! Der Gleiter wird zwei Jahre ohne jeden Piloten mit irrsinniger Geschwindigkeit durch den Raum rasen. Zwei Jahre lang! Ich kann mir hundert Dinge vorstellen, die in diesem Zeitraum passieren könnten, ach was, tausend!“

„Ach ja? Welche?“

Ich sah Gowindi wie einen Schwachsinnigen an. „Wie viele Asteroiden werden wir in dieser Zeit passieren? Wie viele Meteoriten werden unsere Flugbahn kreuzen?“

„Zehntausend, wenn nicht mehr“, kam sogleich die völlig gelassene Antwort.

„Na siehst du! Die Gefahr, mit einem davon zu kollidieren, ist doch immens! Vielleicht rammen wir den ersten schon zehn Minuten, nachdem wir

eingepennt sind.“

„Möglich ist alles“, erwiderte Gowindi. „Ausschließen kann man nichts, da hast du ganz recht. Allerdings können wir uns felsenfest auf die Bordsysteme verlassen. Die kriegen uns durch jeden Meteoritenschwarm durch, keine Sorge. Und wenn nicht, bekommen wir sowieso nichts davon mit. Sollten wir mit 0,5 c gegen einen interstellaren Körper prallen, träumen wir einfach weiter bis in alle Ewigkeit.“

„Sehr beruhigend“, murmelte ich. „Was, bitteschön, ist 0,5 c?“

„Ich dachte, ich käme dir mit humanspezifischer Terminologie entgegen. Mein Fehler. Du bist einfach zu ungebildet, um mich zu verstehen.“ Mein drohender Blick amüsierte den Toorag nur noch mehr. „Kein Grund, auf mich einschlagen zu wollen, Freund Jack! 0,5 c bedeutet nichts anderes als halbe Lichtgeschwindigkeit. Sahul liegt gut ein Lichtjahr von Gondwana entfernt. Wenn wir mit 0,5 c reisen, erreichen wir den Planeten in zwei Jahren. Deswegen müssen wir auch zwei Jahre schlafen. Logisch?“

„Umwerfend logisch.“ Ich gab es auf. Natürlich konnte mir Gowindi keine Garantie geben, lebend am Ziel anzukommen. Hatte er nicht schon einmal gesagt, die einzige Garantie im Leben wäre der Tod? Insofern gingen wir also kein Risiko ein. Der Tod erwartete uns irgendwann und irgendwo allemal. Reduzierte man das Leben lediglich auf seine Erfüllung und ließ den Zeitraum zwischen Anfang und Ende außer Betracht, existierte plötzlich keine Angst mehr. Dennoch erschien es mir etwas zu banal, den Sinn meiner Existenz nur in seinem Ende zu sehen. Das mochte vielleicht Philosophen in Ekstase versetzen, mir rang es augenblicklich nur müdes Lächeln ab. Nein, ich hatte noch einiges vor. Deswegen traten wir ja auch die Reise nach Sahul an.

„Nun, da du dich offenbar ganz gut akklimatisiert hast, können wir allmählich die nächste Phase einleiten.“ Gowindi wurde sehr geschäftig und begann an allen möglichen Tasten und Hebeln herumzuspielen. Eine Lichtorgie in sämtlichen Spektralfarben explodierte auf der Bedienkonsole, untermalt mit akustischen Signalen, die nach Singvögeln auf einem dramatischen Drogentrip klangen.

„Das bedeutet?“ erkundigte ich mich.

„Wir steigen jetzt gemächlich höher, bis wir eine geeignete Fluchtbahn erreichen. Von dort aus programmiere ich unsere Weiterreise. Danach wird

geschlafen.“

„Und dann?“ Er hatte es mir zwar schon mehrmals erklärt, doch einmal mehr konnte nicht schaden. Gowindi gab auch geduldig Auskunft.

„Wenn wir tief und fest im Kälteschlaf liegen, übernehmen die Bordsysteme die Kontrolle. Dann geht es richtig los. Der Gleiter wird binnen kurzem auf 0,5 c beschleunigen.“

„Können wir nicht noch etwas länger wachbleiben? Würde mich interessieren, wie es sich anfühlt, mit dieser irrsinnigen Geschwindigkeit durchs All zu rasen.“

Gowindi bedachte mich mit geringschätzigem Blick. „Du bist schon beim Flug in den Orbit um ein Haar weggetreten. Was meinst du, was dich erwartet, wenn der Gleiter voll beschleunigt und du dich nicht in solidem Tiefschlaf befindest?“

Ich sah ihn direkt an. „Ist es das, was ich denke?“

„Schlimmer. Und jetzt lehn dich zurück und lass mich machen, sonst hängen wir hier noch länger untätig herum.“

Wenig sprach dagegen, noch länger untätig „herumzuhängen“. Viele weitere Stunden hätte ich ohne zu murren damit zugebracht, Gondwana aus dem All zu betrachten. Vielleicht sogar Tage. So ließ ich Gowindi hantieren und konzentrierte mich auf den Ausblick, solange er mir noch vergönnt war. In der Tat entfernten wir uns zügig von Gondwana, stiegen höher und höher, ohne uns jedoch aus dem Orbit des Planeten zu lösen. Gowindi gab völlig vertieft in seiner wenig nachvollziehbaren Tätigkeit lange Zeit keinen Ton von sich. Im Innern des Gleiters herrschte abgesehen vom Widerklang huschender Tooragfinger über klappernder Tastatur, elektronischer Fieplaute und hin und wieder wellenförmig auf- und absteigender Summtöne wohlige Stille. Als die Augen plötzlich zufielen und ich sie nur mit Mühe aufbekam, zerriss meine aufgeregte Stimme endlich die heilige Ruhe.

„Was geht hier ab? Eben war ich noch keine Spur müde und nun fallen mir die Augen zu!“

„Nur die Ruhe, ein kleines Sedativ, um dich einzustimmen“, gab Gowindi zur Antwort.

„Konntest du mich nicht darauf vorbereiten?“ rief ich vorwurfsvoll. „Wie hast

du es mir überhaupt verabreicht?“

„Über die Oxygenversorgung natürlich. Was dachtest du denn? Ich will verhindern, dass du in Panik gerätst, wenn dich nachher die kryonische Kapsel

umschließt.“

Ich wollte protestieren, doch gelang es mir nicht einmal mehr, den Mund zu öffnen. Angenehme Gelassenheit kam über mich. Mochte kommen was wollte, es war mir mächtig egal, solange ich nicht den Blickkontakt zu meinem geliebten Gondwana verlor. Doch auch das wurde mir relativ schnell schnuppe. Irgendwann bemerkte ich, mich in der Horizontalen zu befinden und nur noch blind nach oben zu gaffen. Irgendwie musste sich mein Sitz in eine Liege verwandelt haben. Nur wie? Diesen Gedanken weiterzuverfolgen, erschien noch mühseliger.

„Braver Junge, Freund Jack.“ Gowindi erhob sich. Mit überraschend geübten Handgriffen schälte er mich, der ich reglos dalag, aus dem schneeweißen Schutzanzug. „Keine Angst, ich gehe dir nicht an die Wäsche, auch wenn ich dir jetzt an die Wäsche gehe.“ Wieder dieses alberne Glucksen, das mich wohl belustigen sollte. Erst als ich splitterfasernackt vor ihm lag – was mich überraschend wenig berührte – ließ er von mir ab und nickte zufrieden. „Unter normalen Umständen hättest du es mir wohl etwas schwerer gemacht, hab ich recht? Du guckst wie ein gesättigter Säugling, weißt du das? So, jetzt bring ich dich ins Bettchen.“

Ich bekam alles mit, fühlte mich aber zu keiner Reaktion fähig. Auch als sich die Liege mechanisch ächzend wieder in einen Sitz verwandelte, die von oben herabschwebende Glashülse surrend meinen Körper vom Kopf abwärts bis hinunter zu den Füßen umschloss und mit einem saugenden Geräusch zum Stillstand kam, konnte ich nicht einmal mit den Zehen wackeln. Wollten wir im Sitzen schlafen? Und wieso völlig nackt?

„Ja, wir werden im Sitzen schlafen, Jack. Nackt deswegen, weil jede Art Stoff auf deinem Leib den Defrostprozess nachteilig beeinflusst. Außerdem möchtest du sicherlich nach dem Aufwachen in etwas Warmes, Trockenes schlüpfen.“ Seit wann konnte meine Krötenfresse Gedanken lesen? „Tja, Freund Jack, das war’s dann für die nächste Zeit. Wir sprechen uns in zwei Jahren wieder. Träum was Schönes!“

Meine trägen Augen folgten Gowindis weiteren Aktivitäten nur mühevoll, doch wollte ich unbedingt wissen, wie es weiterging, bevor alle Sinne für die

nächsten zwanzig Monate Urlaub machten. Es sollte nun auch nicht mehr lange dauern. Der kleine Toorag machte sich noch kurze Zeit an der Konsole zu schaffen, legte anschließend ebenfalls den Raumanzug ab und ließ sich von

seiner eigenen Glaskapsel umfassen. Es sah albern aus, wie er so dasaß, noch einmal herübersah und winkte. Einen Lidschlag später hörte ich aggressives Zischen über mir, als fielen Dutzende aufgebrachter Vipern auf meinen Kopf herab. Bevor ich auch nur daran denken konnte, nach oben zu blicken, setzte jegliche Wahrnehmung aus.

Die Lichter waren ausgegangen.

Nicht einen Augenblick war mir kalt geworden.

Leb wohl, Gondwana!

Kalaipa - Die Jack Schilt Saga

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