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Inflationskosten werden drastisch unterschätzt7

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Die Auffassung, Inflation habe zumindest eine positive Seite, ist immer noch verbreitet. Inflation schmiert angeblich das Wirtschaftswachstum oder sei immer noch besser als Arbeitslosigkeit. Beides ist ökonomischer Unfug. Tatsächlich hat Inflation keine positiven, sondern nur negative Folgen. Ungeachtet dessen tendiert auch die herkömmliche Wissenschaftssicht zur Unterschätzung der Inflationskosten. Steven Horwitz, VWL-Professor an der St. Lawrence University in New York, kommt der Verdienst zu, in seinem Beitrag „The Cost of Inflation Revisited“ auf die gravierenden – teilweise versteckten – Kosten von Inflation systematisch hingewiesen zu haben.

Die neoklassische Standardbetrachtung hebt hervor, dass Inflation den Wert des Geldes mindert und wie eine Steuer wirkt. Hinzu kommen sogenannte „Schuhlederkosten“, bedingt durch die Notwendigkeit, häufiger zur Bank gehen zu müssen, um Geld abzuheben. Inflation verteilt anerkanntermaßen zudem den Wohlstand von Gläubigern zu Schuldnern um, was eine Verringerung oder gar Verweigerung der Kreditvergabe zur Folge haben kann. Schließlich bindet Inflation zusätzliche Ressourcen durch häufige Preiswechsel (sogenannte „Menükartenkosten“).

Während diese Kosten allesamt auf Änderungen des Preisniveaus insgesamt beschränkt sind, verweist Horwitz auf die inflationsbedingten, mit relativen Preisänderungen einhergehenden Kosten. Im Mittelpunkt stehen die Fehlallokation von Ressourcen und damit ein beträchtlicher Wohlfahrtsverlust. Inflation verzerrt das Preisgefüge im Verhältnis zu den Wünschen und Bedürfnissen der Marktteilnehmer und führt zu Fehlinterpretationen, zumal zunächst unklar ist, ob die Preisänderungen permanenter oder kurzfristiger Natur sind und welcher Anteil der Änderung inflationsbedingt ist. Hinzu kommt, dass Inflation nicht über Nacht alle Preise steigen lässt – als hätte man Geld über das ganze Land mit dem Helikopter verstreut.

Tatsächlich trennt Inflation Preise von den ihnen zugrunde liegenden Einflussfaktoren wie Geschmack, Technologie und Ressourcen. Inflation stört die ex-ante-, ex-post- und Entdeckungsfunktion der Preise. Sie werden weniger verlässlich, gerade als Indikatoren für vergangene und zukünftige Handlungen. Damit zersetzt Inflation die monetäre Kalkulation – das Herzstück der Marktwirtschaft – als Voraussetzung unternehmerischer Aktivitäten und Entdeckungen.

Damit sind aber immer noch nicht alle Kosten benannt. Hinzu kommt ein anderer Gütereinsatz von End- und Vorprodukten als ohne Inflation. Unternehmer werden zu Aktivitäten verleitet, die nur durch Inflation rentabel erscheinen, sprich: zur (risikoreichen) Spekulation, etwa im Immobilienmarkt. Kapital und Arbeit können aber nicht einfach über Nacht in neue Verwendungen transferiert werden, da beide verwendungsspezifische Merkmale besitzen. Kapital ist nicht einfach „K“ wie in keynesianischen Modellen, sondern branchen- und projektgebundenes, spezifisches Kapital. Hinzu kommen Kosten für Schutzmaßnahmen gegen Inflation, darunter Ausgaben für Berater und die Sicherung des Vermögens.

Schließlich wird es zunehmend attraktiver, anstelle des steinigen Weges auf dem Markt, den billigeren politischen Weg zu Erreichung persönlicher Ziele zu benutzen. Das aber führt zu einem kumulativen Interventionismus mit immer mehr Eingriffen in den Markt und extremen Konjunkturzyklen wie der aktuellen Weltwirtschaftskrise.

Die Ursache von Inflation ist die Ausweitung der Geld- und Kreditmenge. Die Heilung besteht darin, die Ausweitung der Geld- und Kreditmenge zu stoppen. Auch wenn es so einfach ist, werden wir sogar an den offiziellen Konsumentenpreisindices sehen, wie schwer es Politikern und Zentralbanken fällt, dieser Erkenntnis auch die notwendigen Taten folgen zu lassen.

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7 Erstmals erschienen am 4. 3. 2010.

Die Euro-Misere

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