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Inflation trifft die (kleinen) Verbraucher besonders hart8

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Wider alle Erfahrung gilt Inflation manchen Menschen immer noch als probates Mittel, der Staatsverschuldung Herr zu werden und einen Ausweg aus der selbst gestellten Schuldenfalle zu beschreiten. „Mich trifft es ja nicht“, lautet die Parole. Leider beruht diese Vorstellung auf Unwissen. Inflationsapologeten sei zugerufen: „Schießt nicht ins eigene Knie und schon gar nicht in das Eurer Nachbarn!“

Inflation ist die Ausweitung der Geldmenge. Dieses monetäre Phänomen wird heute vielfach mit der Teuerung (auch Preisinflation) verwechselt, also mit Preissteigerungen auf breiter Front, die aber erst Folge einer notwendigerweise vorangegangenen Geldmengenerhöhung sein können. Im Fall einer festen Geldmenge können Preise nur dann steigen, wenn andere fallen.

Von herausragender Bedeutung sind die nach einer Geldmengenausweitung ablaufenden Prozesse: Wird die Geldmenge ausgeweitet, steigen die Güterpreise nämlich nicht auf einen Schlag. Nach einer Verdoppelung der Geldmenge über Nacht wachen wir am Morgen nicht auf und haben alle am doppelt so viel Geld wie am Abend zuvor im Portemonnaie und auf unserem Konto. Und auch die Güterpreise verdoppeln sich nicht gleichmäßig. Zunächst steigen nämlich die Preise in den Branchen, in denen das zusätzliche Geld zuerst ankommt und zum Kaufen verwendet wird.

Bereits der irische Bankier Richard Cantillon (1680 – 1734) erkannte die bedeutsame Wirkung der Geldmengenausweitung. Das Ausweiten der Geldmenge trifft tatsächlich verschiedene Menschen in sehr unterschiedlichem Maße (Cantillon-Effekt).

Demnach können Finanzinstitute und alle anderen, die das neu geschaffene Geld zuerst in die Hände bekommen, mit dem frischen Geld arbeiten und zu unveränderten Preisen kaufen. Sie sind die Gewinner. Als Profiteure des Systems werden sie sich für ein inflationäres Zentralbanksystem einsetzen. Diejenigen, die das frische Geld etwas später erhalten, können die Güter und Dienstleistungen nur noch zu bereits gestiegenen Preisen kaufen.

Demgegenüber erreicht der Geldstrom die Konsumenten ohne Kapitalreserven erst dann, wenn die Preise bereits gestiegen sind.

Am Härtesten trifft Inflation die armen Teile der Bevölkerung, weil bei Ihnen das zusätzliche Geld zuletzt ankommt und die Preise längst gestiegen sind. Sie sind die Verlierer. Wäre das anders, könnten wir uns reich drucken. Typischerweise gehören Rentner, Geringverdiener und Arbeitslose zu dieser Gruppe. Friedrich August von Hayek hat den Vorgang mit dem Ausgießen von dickflüssigem Honig verglichen, der sich ungleichmäßig verteilt und an der Stelle des Auftreffens eine kleine Erhebung bildet, die symbolisch für steigende Löhne und Preise steht. Nun wird auch klar, warum in Finanzmetropolen Gehälter, Preise und Mieten überdurchschnittlich ansteigen.

Die staatlich betriebene Inflation bewirkt letztlich eine Umverteilung von den armen, kapitallosen Schichten zu den wohlhabenden Schichten. Tauschtransaktionen, bei denen Geld verwendet wird, sind durch eine Geldmengenausweitung nicht mehr für alle Beteiligten gleichermaßen vorteilhaft. Im politisch korrekten Mainstreamjargon bedeutet das, Inflation ist sozial ungerecht.

Die meisten Politiker mögen indes Inflation. Steigende Löhne suggerieren steigenden Wohlstand. Zugleich entwertet Inflation die Staatsschulden. Allerdings sorgt Inflation für soziale Konflikte und höhlt allmählich die Wohlstandsentwicklung aus. Zudem schwindet das Bewusstsein dafür, dass man nicht dauerhaft mehr Geld ausgeben kann, als man einnimmt. Ludwig von Mises wies darauf hin, dass Inflation eine Politik ist, die nicht dauerhaft durchgeführt werden kann, weil sonst die Währung ruiniert wird. Da es sich um Politik handelt, kann man sie immerhin ändern.

Leseüberraschung I: Inflation ist schädlich

Der geniale amerikanische Publizist Henry Hazlitt hat fast alles, was man zur Inflation für den Alltag wissen muss, in nur einem Absatz zusammengefasst: Inflation ist der Anstieg der Geldmenge und Bankkredite im Verhältnis zur Gütermenge. Inflation ist schädlich, weil sie den Wert einer Geldeinheit vermindert, die Lebenskosten für alle erhöht, den Ärmsten eine Steuer in derselben Höhe wie den Reichen auferlegt, den Wert von Ersparnissen schmälert, Sparen entmutigt, Wohlstand umverteilt, Spekulation und Spielereien ermutigt statt Sparsamkeit und Arbeit und schließlich das Vertrauen in die Gerechtigkeit einer freien Marktwirtschaft untergräbt und zugleich öffentliche und private Moral untergräbt.

Mehr dazu in: Henry Hazlitt: What you should know about Inflation, Erstauflage 1960, Neuauflage Auburn 2007.

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8 Erstmals erschienen am 11. 5. 2010.

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