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Kapitel: 7 Hast du den Schlüssel?

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„Hast du den Schlüssel?“

„Nein warum? Ich finde es ganz praktisch. Wenn du morgen nach San Remo fährst, kommst du nicht auf dumme Gedanken.“

„Du Biest.“

Ich gehe in das Bad zum Duschen, immer wieder versuche ich mich von diesem Ding zu befreien, aber keine Chance. Angelina witzelt, „du musst halt darauf achten, dass es nicht rostet, sonst quietscht es.“

„Du bist gemein.“

Inzwischen hab ich die Hose darüber gezogen. Angelina meint, „Da sieht man aber ziemlich deutlich einen Metalring. Weißt du, ich bin ziemlich eifersüchtig, ich würde es nicht dulden, wenn ich wüsste, dass du vielleicht eine andere hast.“

„Gib zu, du hast ihn gar nicht hier gefunden, sondern schon mitgebracht.“ „Zugegeben, ich hab das Ding in Amerika gekauft. Ich hab doch mitbekommen, dass du nebenbei mit einer anderen was am laufen hast.“

„Stimmt doch gar nicht, du weißt von Barbara, ich hab also keine Geheimnisse vor dir. Lass uns jetzt gehen. Ich will dir den Club von Giovanni zeigen.“

Sie ist erstaunt, als wir an die große Pforte kommen. Ich muss meine Clubkarte zeigen. An der Gardarobe legen wir unsere Sachen ab. „Mein Schatz wie geht es dir?“ Angelina trägt immer noch den Dildo im Schritt, den ich ihr umgelegt habe.

„Schrecklich, ich muss gestehen, ich bin ständig unter Strom. Das ist Dauerschärfe ohne Ende. Ich habe das Gefühl, ich tropfe ohne unterlass.“ „Soll ich mal nachsehen?“ Wir werden in eine sehr private Suite geführt. Die Bedienung hat mich sofort wieder erkannt. „Darf ich dem Herren etwas aus unserem Sortiment zeigen?“

Angelina fragt sofort. „Du bist hier wohl Stammgast? Welches Sortiment?“

„Das sind Spielsachen.“

„Wo sind wir hier gelandet?“

„Das ist ein sehr privater Club von Giovanni.“

„Sag mal, ist das der Club, den du umbauen sollst?“

„Nicht umbauen, erweitern. Dann bist du also hier für die nächsten Wochen beschäftigt?“

„Mal sehen.“

„Na, Gott sei Dank, hab ich den Ring für dich gekauft. Den machen wir nie wieder ab, gewöhn dich gleich mal daran.“

Sie rutscht auf dem Polster ein wenig hin und her, beginnt zu stöhnen. Die Bedienung kommt von hinten und beginnt Angelina zu streicheln. Angelina fließt dahin. Sie verbindet ihr die Augen und legt ihr ein sehr weiches Tuch um den Hals. „Willst du mit mir kommen?“

„Geh ruhig, wenn du willst, dass gehört alles zum Service.“ Angelina steht auf, die Bedienung nimmt sie am Tuch und führt sie hinaus. Kaum draußen, da sitzt auch schon ein sehr hübsches Mädchen an meiner Seite. Sie streichelt meine Oberschenkel und kommt so auch an den Metalring.

„Was haben wir denn da?“

„Eine Sicherheitsbremse.“

„Deine Freundin ist aber clever. Meinem Freund hab ich auch so was verpasst. Er ist der Mann hinter der Bar. Es ist schon über ein halbes Jahr her, als ich es montierte.“ „Was macht ihr, wenn ihr mal miteinander schlafen wollt?“

„Dann mach ich es ab.“

„Aber wenn er sich weigert es wieder anzulegen?“

„Er hat keine Chance, ich mach es erst ab, wenn ich anderweitig gesichert hab. Da ist ihm der Ring lieber.“ „Was machst du?“ „Sag ich lieber nicht.“ Da kommt gerade Angelina herein. Sie trägt nun eine Maske, die ihren Kopf komplett einbezieht. Die Maske besteht aus Federn und Paietten. Der Mund ist verschlossen. Es sieht einfach umwerfend aus. Eine Schnürung am Hinterkopf verhindert das abnehmen. Ein kleines Schloss ist ebenfalls angebracht.

Das Mädchen, welches sie führt, meint zu ihrer Kollegin. „Die ist ja abgesperrt.“

„Er übrigens auch. Warum kommen die beiden in unseren Club?“

Da es sehr dunkel im Raum ist, merke ich erst jetzt, das Angelina einen Ball im Mund hat und die Hände auf dem Rücken trägt.

Das Mädchen führt sie an den Tisch und hilft ihr sich zu setzen. Sie drückt mir etwas in die Hand. „Es sind Schlüssel.“

„Ich glaube für heute hasst du genug, ich werde mal um unseren Wagen bitten.“

So wie Angelina an den Tisch kam, habe ich sie dann mit nach Hause genommen.

„Soll ich dich von allem befreien?“ Angelina schüttelt den Kopf, sie geht in das Badezimmer.

Nach zehn Minuten höre ich die Dusche. Ihr Zimmer ist verschlossen. Als sie heraus kommt, ist sie in ein großes Chiffontuch gehüllt. „Wie hast du das geschafft?“

„Ein Geheimnis“, meint sie.

Sie hat sich sogar von dem Gürtel befreit. Du kannst auftreten, als Entfesselungskünstlerin. Das hab ich alles von meinem Brüderchen gelernt.

„Am liebsten würde ich dir jetzt mal den Gürtel umschnallen“ meint sie.

„Eigentlich will ich jetzt nur noch in das Bett.“

„Lass uns doch noch ein bisschen kuscheln, mehr geht sowieso nicht.“

„Leider, da wirst du noch warten müssen.“ Ich erzähl ihr, dass die Bedienung ihrem Freund auch so was verpasst hat. „Kann ich verstehen, der sieht ja auch umwerfend aus, der hat sicher an jedem Finger eine. Da muss sie sich doch absichern.“

Sie geht nochmals in das Badezimmer. Auch ich gehe zum Duschen. Ich merke kaum noch, dass ich den Ring trage. So schnell gewöhnt man sich daran. Ich ziehe mir einen leichten Bademantel über und hole noch etwas zu trinken aus der Küche. Gut, dass wir morgen ausschlafen können. Mittlerweile ist es fast vier Uhr. Angelina hat sich inzwischen in das Bett verzogen. Ich lege mich neben sie und nehme sie in den Arm.

„Wie findest du den Club?“

„Wenn du arbeiten wirst, werde ich dich absichern, da kannst du sicher sein. Aber eines muss ich zugeben, scharf war es schon. Die Mädchen verstehen ihr Geschäft.“

„Was hat sie mit dir gemacht?“

„Ich war völlig fertig.“

„Das Geschirr um den Kopf, wie war das?“

„Ich lege es dir gerne um, wenn du willst. Gemein ist, dass es abgesperrt wird.“ „Hattest du denn einen Schlüssel?“

„Nein, da kenne ich einen Trick. Du würdest es nie schaffen.“

„Also für heute hab ich genug, lass uns schlafen.“

„Ich könnt schon wieder.“, meint Angelina am nächsten Morgen.

Angelina richtet gerade auf der Terrasse die Sonnenliegen. Eine Pause haben wir uns verdient. Die Sonne scheint inzwischen mit voller Kraft auf die Terrasse. Wir liegen nun völlig nackt draußen und lassen uns verwöhnen. Ich muss eingeschlafen sein, denn als ich wieder aufwache, ist Angelina damit beschäftigt einen kleinen Mittagstisch zurichten. Ich verspüre einen leichten Sonnenbrand.

„Du musst mich eincremen.“

Ich stelle zwischen die beiden Liegen ein Tischchen und mache die Markise heraus. Ich ziehe meinen leichten Bademantel über und mach schon mal den Sekt auf.

Ich stelle fest, wir werden uns in dieser Wohnung sehr wohl fühlen. Wir haben kein wirkliches Gegenüber, einen fantastischen Blick, und Südseite.

„Du bist zum Arbeiten in Mailand… vergiss das nicht!“

„Ja schon, aber ein bisschen Freizeit wird es schon geben.“ Wir vertrödeln den gesamten Nachmittag. „Ich könnte schon wieder“, meint Angelina.

„Darf ich mich auf dich setzen?“

„Wenn du dir davon was versprichst?“

Sie kommt von hinten an den Liegestuhl heran. Wirft einige Tücher und Schals auf meinen nackten Körper. „Damit bekommen wir das schon hin, meinst du nicht auch? Sieh mal, er rührt sich ja schon.“ Sie setzt sich auf meine Oberschenkel, „damit du mir nicht davon läufst.“

Sie nimmt eines der Tücher ganz langsam und genussvoll in die Hand, lässt es durch ihre Finger gleiten. Beginnt es zu rollen. „Bitte dein rechtes Handgelenk.“

Sie macht eine Schlaufe und bindet es an die Liege, so, dass ein langes Ende übrig bleibt. Genauso verfährt sie mit dem anderen Handgelenk.

Direkt auf meinem Bauch bindet sie die Enden zusammen. „Damit du nicht daran kommst, du verstehst.“

Sehr vorsichtig, führt sie mein Glied in ihre Höhle ein. Bis es vollends in ihr verschwindet.

„Ein wunderbares Gefühl, dass kann ich dir versprechen. Ich werde mir jetzt die Augen verbinden. Dann schwirren wir beide ab.“

Mit langsamen Bewegungen und gleichzeitigem Stöhnen kommt Rhythmus in die Sache. Ich muss eine Explosion stark unterdrücken und versuche dies so lange wie möglich hinauszuziehen. Dann aber kommt Angelina mit einem lauten Schrei zum Höhepunkt, jetzt kann auch ich alle Schleusen öffnen. „Wow, dass war toll.“ Angelina bleibt noch eine ganze Weile auf mir sitzen. Versucht wieder Luft zu bekommen. Jetzt wissen alle Nachbarn, wie wir unseren Nachmittag verbringen.

Es war mir so, als hörte ich jemand Beifallklatschen.

Angelina entschuldigt sich, sie müsse sich jetzt erstmal kalt duschen. Ein leichter Wind kommt auf und ist nun wirklich angenehm, er streicht über meinen erhitzten Körper. Ich versuche mich etwas zu bewegen, aber sie hat mich perfekt fixiert.

Sie wird gleich kommen und mich befreien. Ich spüre ein feuchtes Handtuch über meinen Bauch streichen. Damit du dich etwas erholen kannst. Mit dem leichten Wind ein sehr angenehmes Gefühl.

Sie lässt mich doch tatsächlich einfach liegen. Ich spiele noch mit dem Tuch Ende, als es sich plötzlich öffnen lässt.

„Siehst du, du hast es geschafft.“ Ich kuschle mich neben sie auf die Couch.

Angelina kommt nochmals auf den Casinobesuch zu sprechen. Ich spüre, da ist noch etwas, was sie wissen will. Sie beginnt mit der Frage, wie lange sie eigentlich vom Tisch weg war. „Ich schätze mal, es war eine gute Stunde, aber warum willst du dass wissen?“

„Für mich waren es höchstens zehn Minuten.“

„Du hast mir nie erzählt was eigentlich passiert ist. Lass mich doch an deinem erotischen Abenteuer teilnehmen.“, meine ich.

„Ich weiß nur noch, dass das Mädchen kam und mich am Tisch abholte.“

„Ja und, was ist dann passiert?“ Man hat mir die Augen verbunden und einen langen Gang entlang geführt.“

„Ja, dass weiß ich, ich habe dir noch nachgesehen und du verschwandest hinter einer Holztüre.“

„Da hat wohl der Gang begonnen. Ich weiß noch, dass mir plötzlich schwindlig wurde. Ich muss das Bewusstsein verloren haben.“

„Was war denn, als du wieder zu dir kamst?“

„Ich lag auf einem Tisch, war fixiert. Zuerst dachte ich, jetzt haben sie dich vergewaltigt. Aber dann hörte ich die Stimme einer älteren Frau.“

„Woher willst du denn wissen, dass eine Frau älter war?“

„Sie sprach mit einer etwas zittrigen Stimme, so wie halt ältere Leute reden.“

„Was geschah dann?“

„Als man merkte, dass ich zu Bewusstsein kam, setzte man mir eine Haube auf, du erinnerst dich doch noch an die Haube mit Federn?“

„Ja, damit kamst du an den Tisch. Sie liegt übrigens noch im Nebenzimmer.“ „

Ach und an eines kann ich mich auch noch erinnern, ich spürte ein Stechen hinter dem Ohr.“

„Hinter dem Ohr?“

„Ich kann mir darauf keinen Reim machen. Aber ich wollte es dir wenigstens erzählt haben.“

„Bei meinem nächsten Besuch werde ich mal Hetti fragen, was da geschieht. Aber für heute wollen wir die Sache mal vergessen.“

„Vergiss nicht, dich zu stärken, sonst fällst du mir noch vom Fleisch. Wann musst du denn morgen aufbrechen?“

„Ich werde so gegen sechs in der Früh losfahren.“

Angelina steht auf und geht in das Nebenzimmer. Als sie zurückkommt, hat sie die Maske in der Hand. „Lass mich die Maske mal anschauen.“ Lange betrachte ich mir die Machart der Maske. Auf den ersten Blick sieht sie wie eine Faschingmaske aus. Aber sie hat es in sich. Im Augenbereich, ist sie absolut dicht. Im Bereich des Mundes ist ein Knebel eingearbeitet. Die Rückseite, kann man mit einer Verschnürung verschließen. Zusätzlich sind drei Riemen angebracht, die man jeweils mit einem Schloss sichern kann. „Du bekommst es als Geschenk, wenn du den Club verlässt.“, meint Angelina. Sie verpacken sie in einem eleganten Karton. Angelina bittet mich, die Maske mal aufzusetzen. „Da musst du mir schon helfen.“ Angelina zieht mir die Maske über den Kopf. „Vorsicht, der Knebel muss noch in den Mund.“

Dann beginnt Angelina mit dem festzurren des Bandes. „Noch die Schnallen und dann die Schlösser“, meint sie. Das Material ist sehr weich und schmiegt sich dem Gesicht angenehm an. Mit meinen Händen greife ich die Maske ab. Fest verschnürt, stelle ich fest. Angelina drückt noch die Ohrenstöpsel hinein und zieht auch diesen Riemen fest. Das Gefühl ist seltsam. Nichts sehen, nichts hören und nichts sagen können.“ Angelina macht keine Anstallten mir das Ding wieder abzunehmen.

Dann aber öffnet sie die Maske und will von mir wissen, wie es war. „Eigentlich angenehm, sie ist ja sehr weich vom Material her.“

„So erging es mir auch. Ich fand es nicht als unangenehm. Das sie mich an deinen Tisch führten, hab ich natürlich nicht mitbekommen, da ich ja nichts hören konnte.“

„Okay, dann legen wir die Maske mal in das Regal zu den anderen Spielsachen, sie ist ja recht interessant und dekorativ.“

Der Montag beginnt mit einem Stau, kurz nach Genova geht nichts mehr. Es muss ein Unfall passiert sein. Ich bereite alles über mein Handy vor. Der Vorarbeiter, ist nun Gold wert, er ruft fast viertelstündlich an. Nach einer guten Stunde, geht es dann endlich weiter. Um ein Uhr bin ich dann auf der Baustelle. In Zukunft werde ich vielleicht doch besser den Zug nehmen. In der Kantine steht ein Berg von Pizza auf dem Tisch. Ich sehe schon, es wird wieder mal durchgearbeitet.

„Sie sehen ja richtig fertig aus, was haben sie denn am Wochenende getrieben?“ Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, will dies Toni wissen. Toni ist eigentlich aus Deutschland, arbeitet aber auch schon seit einigen Jahren für Giovanni. Er restauriert, die verschiedenen Hölzer. Hat eine eigene Schreinerei, die er schon mal auf einen LKW lädt und vor Ort wieder aufbaut. Wir sind so in unsere Arbeit vertieft, dass wir gar nicht merken, wie die Zeit vergeht. Es muss wohl schon gegen halb zehn sein, als Giovanni plötzlich im Raum steht. Er findet es toll, dass wir uns so für ihn angagieren. „Wenn es Freude macht, vergisst man einfach die Zeit.“, meine ich. Giovanni verspricht für den nächsten Tag mal etwas anderes wie die ewige Pizza.

„Ich werde Mario den Auftrag geben, für mein Team etwas Besonderes zu arrangieren.“ Er verlässt die Arbeitstelle mit einem fröhlichen „Tschau“.

Als ich dann in mein Appartement komme ist alles wunderschön aufgeräumt. Also um die Zugehfrau bin ich schon sehr froh. Ich hole mir noch ein Bier aus dem Kühlschrank und lasse mich vor dem Fernseher nieder.

Angelina ruft noch durch und meint, für den ersten Tag war es schon etwas heftig. „Ich umarme dich, ich freue mich schon auf das nächste Wochenende.“ Sie hat als Firmenwagen einen kleinen Fiat bekommen. Vorläufig, um wenigstens beweglich zu sein. Im Schlafzimmer finde ich noch die Tücher von unserem letzten Spiel. Die Zugehfrau hat sie ordentlich zusammengelegt. Ich lasse die Balkontüre offen, um die wunderbare Luft herein zulassen.

Geweckt werde ich durch recht lautes Maunzen. Es hat sich ein kleines Kätzchen verirrt. Sie muss wohl über die Dächer hierher gekommen zu sein. Ich richte ihr ein wenig Milch mit Wasser vermischt. Ein paar Schinken Stückchen verschlingt sie so, als hätte sie seit Tagen nichts mehr bekommen. Anschließend rollt sie sich auf die Wohnzimmercouch. Ich werde ihr einfach die Balkontüre offen lassen, so dass sie auch wieder gehen kann. Ich werde wohl etwas Trockenfutter kaufen müssen. In der Mittagspause gehe ich extra Heim, um nachzusehen, ob sie noch da ist. Als ich das Futter in eine Schale schütte, springt sie schon herbei. Sie hat sich irgendwo im Schlafzimmer einquartiert.

Auf dem Balkon sehe ich, dass sie sich auch schon ein Plätzchen für ihre Geschäftchen ausgesucht hat. Ein großer Blumenbottich schein ihr genehm zu sein. Ob das die Pflanzen so mögen, bezweifle ich. Im Hausgang treffe ich noch die Zugehfrau. Ich erzähle ihr von dem Kätzchen. Sie hat sie natürlich schon gesehen.

„Wie machen sie denn dass am Wochenende?“

„Da hab ich noch gar nicht daran gedacht. Sie werden wohl am Samstag mal vorbei schauen müssen. Wir brauchen aber noch ein Sandkästchen.“

„Ich werde es für sie besorgen. Machen sie es doch bitte auch immer sauber. Es kann natürlich auch sein, dass sie wieder weiter zieht.“

„Das glaube ich kaum“, sie spaziert durch die Wohnung, als hätte sie noch nie wo anderes gewohnt. „Rausschmeißen werde ich sie natürlich nicht.“

Als ich am Abend nach Hause komme, steht sie schon an der Türe und begrüßt mich. Ich nehme sie hoch und sie beginnt sofort zu schnurren. Sie läuft schon mal voraus und rollt sich auf der Couch. Ich sehe mal nach, ob es ein Kater ist. Nein, es ist ein Kätzchen. Wie alt wird es wohl sein? Halbes Jahr, oder älter. Keine Ahnung. Auf jeden Fall, hat sie es gut, sie schmust ohne Ende. Sie legt sich an den Hals und trappelt mit den Pfoten.

Als Angelina anruft berichte ich ihr gleich von unserem Zugang. Sie ist nicht so begeistert, da sie eine Katzenallergie hat. „Wir müssen sie wo anderes unterbringen“, meint sie.

Angelina ist im Stress, sie muss noch auf einen Empfang. Ich hab noch gar keinen Namen für meinen kleinen Neuzugang. „Wie willst du denn heißen?“ Sie sieht mich mit großen Augen an, als hätte sie mich verstanden. Also hergeben werde ich dich sicher nicht. So was Süßes hatte ich ja noch nie. Es ist ein kleines Tigerchen. Ich will gerade in das Bett gehen, da ruft noch Barbara durch. Ich berichte ihr von dem kleinen Kätzchen. Sie ist begeistert. Aber ich spüre sofort, dass etwas nicht stimmt. „Was ist denn los? Ist was mit dem Anwesen?“

„Nein ich muss operiert werden. Nächste Woche gehe ich in die Klinik.“

„Was fehlt dir denn?“

„Das sagen sie nicht, ich muss erstmal zur Beobachtung hin.“

„Möchtest du, dass ich komme?“

„Ich würde mich schon freuen.“

„Gut, ich werde es versuchen. Ich werde Giovanni klarmachen, dass ich verschiedene Dinge dort besichtigen und raussuchen muss.“

„Sag mal was ist den mit dir los? Du musst dich doch nicht rechtfertigen. Du hast immer dass gemacht, was du gerade wolltest.“

Als ich auflege, merke ich, dass Barbara ja völlig Recht hat. Ich habe mich in eine Lage gebracht, dass ich beginne, mich zu entschuldigen. Was ist geschehen? Ich habe plötzlich Stress ohne Ende. Ist es Angelina? Die mich mit ihrer Power mitreißt? Oder will ich ihr beweisen, dass ich es kann. Was kann? Zuviel Arbeiten? Sex? Vielleicht will ich es mir selbst beweisen? So geht es nicht weiter. Die zwei Wohnungen. Die Arbeit hier in San Remo.

Ich muss unbedingt nach Barbara sehen. Sie ist ein Teil von mir. Ich kann sie unmöglich alleine lassen, wenn sie Hilfe braucht. Ich werde nächste Woche nach Berlin fliegen. Ich sehe gleich mal in meinem Computer nach, welche Möglichkeiten es gibt. Ich spüre plötzlich, dass mir an Barbara mehr liegt, als ich zugeben will.

Es wird doch hoffentlich nichts Ernstes sein. Ich buche gleich über meinen Computer einen Flug für den nächsten Mittwoch. Zwei Tage werde ich schon bleiben müssen, wenigstens bis ich weiß, was ihr fehlt. Ich nehme mein Tigerchen in den Arm und erzähle ihr, was los ist. „Du musst ganz brav sein, wenn ich nicht da bin, versprichst du mir dass?“ Sie tupft mich mit ihrer Pfote am Kinn, als würde sie meinen, „Mach dir keine Sorgen, ich bin ja da.“

Mit einem Glas Wein und meinem Kätzchen lasse ich mich vor dem Fernseher nieder. Ich beginne über die letzten Wochen nachzudenken.

Ich treffe Angelina im Zug, sie macht mir schon nach zehn Minuten Avancen. Ich finde sie symphatisch und gehe darauf ein. Gut, es war vielleicht mein Fehler darauf einzugehen, aber sie gefiel mir. Gerade mal vier Wochen später, entscheidet sie mein Leben. Muss ich dass haben? Ich glaube, ich mach mich jetzt einfach mal etwas rar. Da wird Berlin die richtige Pause sein. Ich werde ihr für das nächste Wochenende absagen. Sie nimmt Besitz von der Wohnung in Mailand, ohne zu fragen, ob mir das überhaupt recht ist. Vielleicht hat ja auch Giovanni etwas nachgeholfen. Ehevermittler ist er immer schon recht gerne gewesen. Umso mehr ich darüber nachdenke, umso mehr Panik beschleicht mich. Ich will nicht noch mal die gleiche Situation haben, dass sich meine Freundin in einen Mitarbeiter verliebt und ich der blöde dritte im Bunde bin.

Bei Angelina könnte genau dieses nämlich wieder passieren. Am nächsten Vormittag bekomme ich einen Anruf von der Vorzimmerdame von Angelina, sie ließe sich entschuldigen, sie müsse am nächsten Wochenende nach Rom. Es ist eine Besprechung angesagt, für weitere Werbe Maßnahmen. So hat es auch mit Irmi begonnen.

Gegen Abend ruft Angelina dann persönlich an, „Hast du meine Nachricht bekommen.“

„Ja habe ich.“

„Dann weißt du ja Bescheid. Hast du das Kätzchen abgegeben?“

„Nein, das liegt gerade in meinen Armen und lässt es sich gut gehen.“

„Du weißt, es muss weg, ich vertrage auf keinen Fall Katzen. Außerdem, machen die ja überall hin. Bitte, bis ich wieder komme, muss sie weg sein.“

„Ich werde sie fragen, was sie davon hält?“

„Wenn ich nach Mailand muss, wird sie einfach dabei sein, dass musst du doch verstehen. Sie würde ja verhungern, wenn ich sie so alleine lasse.“

„Du wirst dich entscheiden müssen, wen du von uns beiden bevorzugst.“

„Ich werde darüber nachdenken.“

„Da gibt es nichts zum nachdenken. Ich oder die Katze. Da musst du mich schon verstehen.“

„Ich verstehe.“

„Wenn du nächstes Wochenende kommst bin ich ja leider nicht da. Ich habe eine Liste mit Dingen aufgeschrieben, die du bitte besorgen musst.“

„Was ist es denn, vielleicht bringe ich es einfach aus San Remo mit.“

„Ich habe hier in Mailand einen Inneneinrichter beauftragt, verschiedene Dinge zu entfernen und zu verändern, du musst ihm unbedingt dafür eine Anzahlung geben.“ „Ich verstehe.“

„Gib mir bitte seine Telefonnummer.“

„Rafael, er ist sehr nett.“

„Ich werde mit ihm telefonieren.“

Am nächsten Morgen rufe ich Rafael an. Er spricht sehr gewandt. „Also wir haben uns entschlossen, das Wohnzimmer völlig neu zu gestalten. Das Schlafzimmer kommt ebenfalls raus. Die Küche bauen wir anschließend um.“

„An welche Summe haben sie denn so gedacht?“

Rafael überlegt kurz und meint, „ich brauche eine A-Konto Zahlung von dreihunderttausend.“

„Wie hoch wird denn die Endsumme sein?“

„So genau wissen wir dass nicht, da ja noch die Gardinen alle rauskommen.“

„Wer hat ihnen denn den Auftrag gegeben?“ „Ja ihre Frau hat alles abgezeichnet.“

„Also jetzt hören sie mal gut zu. Der Eigentümer bin ich, es ist nicht meine Frau. Wie haben sie sich das denn vorgestellt?“

„Ich brauche nur das Geld.“, meint Rafael.

„Ich verbiete ihnen auch nur einen Socken aus der Wohnung zu entfernen. Ohne meine Unterschrift geht hier gar nichts.“

„Rafael legt ohne ein Wort auf.“

Sekunden später ist Angelina am Telefon, ziemlich aufgewühlt, Ich lasse sie erstmal Dampf ablassen.

„Wie kommst du dazu, ohne mich zu fragen, die halbe Wohnung zu entsorgen? Ich bin mit der Wohnung sehr zufrieden, um sie zu vermieten, ist sie genau richtig eingerichtet. Was wir beide entscheiden, bedarf doch vorher einige Unterhaltungen. Ich lass mich doch von dir nicht einfach überrennen.“

Angelina legt auf, ohne einen weiteren Kommentar abzugeben. Eine Stunde später ruft die Putzfrau an. „Sind sie es gnädiger Herr?“

„Ja so ist es.“

„Ihre Bekannte, hat mir ihren Schlüssel gegeben. Ich werde morgen die Wohnung reinigen, soll ich die Betten abziehen?“

„Ja, machen sie dass. Ich komme erst in vierzehn Tagen.“

„Ich werde alles für sie vorbereiten.“

Von Angelina bekomme ich keine weiteren Nachrichten. Sie stellt sich beleidigt. Auch ich gebe keine weiteren Lebenszeichen von mir. Mal abwarten, wie es sich fügt. Wahrscheinlich hat sie bereits im Konzern einen jüngeren Mann kennen gelernt.

Am Mittwoch mach ich mich auf den Weg nach Berlin.

Als ich im Krankenhaus eintreffe, begegne ich Betti. „Was ist den los?“, frage ich.

„Ach die ist doch nur hysterisch, es fehlt ihr sicher gar nichts.“

„So klang das aber am Telefon nicht.“ Als ich das Zimmer komme, erkenne ich Barbara erst gar nicht. Sie liegt da, wie ein Häufchen Elend. Sie trägt die Haare ziemlich kurz. Hängt an diversen Schläuchen. „Das ist nur zur Überprüfung, meint der Arzt.“

Kurz darauf kommt schon der Arzt. „Können sie schon etwas Näheres sagen?“

„Wir sagen gar nichts, bevor wir nicht hinein gesehen haben.“

„Ja, entschuldigen sie, welchen Verdacht haben sie denn?“

„Sie erfahren es früh genug.“ Sie holen Barbara ab.

„Ich warte bis du zurück bist.“

„Betti meint, wir gehen inzwischen in die Kantine.“ Auch Betti trägt die Haare extrem kurz. „Ist das Mode in Berlin, das man sich so abrasiert?“

„Nein, es war eine Wette. Ich hatte gar keine Haare auf dem Kopf.“

„Ah, dann sind sie ja inzwischen schon wieder extrem lang.“

„Das kann man auch so sehen.“ Wir gehen in die Kantine. Kantine ist eigentlich das falsche Wort. Es ist ein richtiges Restaurant. Nur mit dem Unterschied, dass einige in den Bademänteln hier sitzen. Betti erzählt, dass Barbara ziemliche Schmerzen in der Bauchgegend hatte. So haben sie sie lieber in das Krankenhaus gebracht.

„Aber es ist nicht zufällig der Blinddarm?“

„Keine Ahnung, wo ist der denn?“

„Der Notarzt sprach etwas von sehr beunruhigend.“ Nach etwa einer Stunde gehen wir wieder auf das Zimmer. Barbara wird gerade zurück gebracht. „Na, was ist los?“ Der Arzt lächelt, „Das haben wir spätestens morgen Früh erledigt.“

„Was ist es denn?“

„Es ist eine Blinddarmreizung. Morgen Früh werden wir ihre Bekannte am Blinddarm operieren.“

„Aha, sehr beängstigend. Was habt ihr denn hier für Notärzte? Das sind doch nicht die, die in ihrer Freizeit Taxi fahren?“

„Sei nicht so bös.“ Barbara ist nun ganz erlöst und kann sogar schon wieder lachen. Sie hat eine Spritze bekommen, hat nun auch keine Schmerzen mehr. Nur zu essen bekommt sie bis morgen Früh nichts mehr. „Ein Kilo könnte ich sowieso abgeben.“

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