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Kapitel: 2 Wirklich – keine Ahnung

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„Wirklich?“

„Stell dich nicht so an, sag bloß du hast es vergessen?“ Ich gebe vor es noch genau zu wissen, aber ich habe keine Ahnung, von was sie spricht.

Sofort krame ich mein Notizbuch heraus, um das Datum zu sichern. Da werde ich mir was einfallen lassen. Vielleicht werde ich sie einfach besuchen und überraschen. Sie ist schon eine ganz Liebe. Ich muss noch eine Weile über sie nachdenken. Beginne inzwischen mit dem Kofferpacken. Ich lasse mir von der Küche einen Brotzeitteller nach oben schicken. Ich bekomme noch die Nachricht, dass mein Zug um neun Uhr dreißig geht.

Der Zug ist bereits eine gute Stunde unterwegs, als ich mich entscheide in den Speisewagen zu gehen um einen Imbiss einzunehmen. Es ist ziemlich voll, es scheinen alle Geschäftsleute zu sein, die zu einem Kongress fahren.

Inzwischen nähern wir uns bereits Mailand. Vom Schaffner, erfahre ich, dass heute alles Verspätung hat, da in manchen Bahnhöfen gestreikt wird. Wenn es ganz schlimm kommt, nehme ich für den Rest der Reise einen Leihwagen.

Ich mach mich nicht verrückt, notfalls lasse ich mir von Giovanni einen Chauffeur schicken.

Mein Handy läutet, Barbara ist dran. Sie ist in München.

„Alles klar? Schönes Wetter?“ Sie meint, ich fehle ihr. Es wäre ohne mich in München nicht so schön.

„Jetzt gehst du in den Osterwaldgarten und gönnst dir was Gutes. Setz dich in die Sonne und trinke ein Weißbier auf mich. Ist die Wohnung in Ordnung?“

„Wie gewohnt. Sie ist schön aufgeräumt und gewienert.“

„Wenn du nach Berlin fährst, nimm bitte die zwei Umzugskartons mit, damit ich sie los bin.“

„Was soll den Betti damit?“

„Bitte sieh noch in die Garage, ob mit dem SL alles okay ist?“

„Vielleicht nehme ich ihn ja, stelle dafür den anderen hinein.“

„Untersteh dich, rühre ihn ja nicht an.“

„Mal sehen?“, kommt es etwas schnippisch zurück. „Bussi.“ Sie wird doch nicht wirklich auf die Idee kommen und den SL rausholen. Ich vergrabe mich wieder in meine Zeitung. Da kommt ein Getränkewagen vorbei und bietet diesmal auch Cognac und ähnliche Getränke an.

Da klingelt schon wieder das Handy. „Ich bin es noch mal. Ich war jetzt in der Garage, also drinnen steht er ja noch, aber er ist schrecklich verstaubt, soll ich nicht besser in die Waschstraße fahren?“

„Du lässt ihn stehen.“ Ich werde etwas laut, der Nachbar, sieht mich über den Brillenrand prüfend an.

Lächelt und meint, „immer diese Töchter. Sie hätten den Schlüssel mitnehmen sollen.“ Da fällt mir ein, ich habe ihn ja bei mir, sie kann ja gar nicht fahren, sie will mich nur ärgern.

„Du Biest, sei geküsst. Bis auf bald.“ Als sie auflegt, lacht sie noch.

Wieder das Handy, mein Nachtbar lächelt. „Ich bin es noch mal.“

„Was gibt es Liebling?“, frage ich.

„Ich bin gerade an unserem Kleiderschrank, Soll ich für dich ein paar Hemden mitnehmen?“

„Wenn du noch Platz hast. Muss aber nicht sein, ich hab hier genug.“

„Jetzt hab ich gerade unser gemeinsames Tuch in der Hand. Ich werde mir jetzt die Augen verbinden und mich auf das Bett legen. Möchtest du zuhören?“

„Barbara! Ich sitze im Zug.“

„Da wirst du wohl etwas unruhig werden?“

„Na warte, aber trotzdem viel Spaß.“ Ich lege auf.

„Na, hat sie den Wagen rausgeholt?“, fragt mein Nachbar.

„Nein, sie hat etwas anderes zum Spielen gefunden.“

„Ist sie noch sehr jung?“

„Wie ein Kind, könnte man meinen.“ Ich muss lachen. Eigentlich gefällt es mir, wie sie versucht den Kontakt zu halten. Erneut läutet es.

„Was ist denn nun wieder?“

„Anneliese, ach entschuldige. Was kann ich für dich tun.“

„Wir sind gerade an der Böschung, willst du eine Stufe oder ein sanft abfallendes Gelände, mit einem kleinen angedeuteten Hügel.“

„Keine Stufe bitte.“

„Du musst unbedingt in Kürze auftauchen, sonst gibt es die ersten Fehler.“

„Du machst das schon richtig. Es soll ja auch zu deinem Grundstück passen. Entscheide einfach, wie du es machen würdest, ich verlasse mich auf dich.“

„Servus, bis bald.“ Kaum hab ich aufgelegt, wieder das Handy.

Nicole, das ist die junge Dame, die sich um meine Wohnung kümmert. „Wie lieb dass du anrufst.“

Sie will wissen, was in den Kühlschrank muss?

„Du weißt doch, immer das gleiche.“

„Noch einen Wunsch bezüglich des Weines?“

„Wie immer. Kommst du mit Freundin, oder solo?“

„Solo!“

„Du brauchst wohl Ruhe?“

„So sieht es aus.“ Ich schalte das Handy ab. Erneut kommt der Wagen mit der Brotzeit vorbei und ich mache eine Reservierung für den Speisewagen. Nach einer viertel Stunde wird meine Nummer aufgerufen.

Mein Platz ist an einem zweier Tisch. Der Ober meint, „es macht ihnen doch nichts aus, wenn noch eine weitere Person hinzu kommt?“

„Sicher nicht.“

Auf den Tisch bewegt sich eine junge Dame zu.

„Darf ich?“ fragt sie höflich. Ich springe auf und rücke ihren Stuhl zurecht. „Vielen Dank.“ Sie sieht atemberaubend aus. Der Ober steht am Tisch und fragt nach der Bestellung.

„Sie bitte zuerst.“ Sie bestellt sich einen Roten und ein Glas Wasser und dann die Spaghetti.

„Ich nehme auch den Roten und Wasser, aber bitte die Lasagne.“

„Kommt sofort.“ Wir sehen beide aus dem Fenster. Plötzlich meint sie, „Sie müssen Künstler sein, sie haben so schmale Hände.“ Sie hat einen süßen Mund und ihr Augenaufschlag ist überwältigend.

Das Essen wird serviert. Wir stoßen mit dem Rotwein an. „Angelina“, meint sie. Ich bin ganz aus der Fassung, „Manfredo“, erwidere ich.

„Wissen sie, ich bin Modell, habe einen Auftrag und bin ziemlich nervös.“

„Dann trinken wir jetzt auf die innere Ruhe“, schlage ich ihr vor.

„Die kann ich wirklich gebrauchen. Es geht um einen sehr großen Auftrag, wenn alles klappt, gehe ich nach Amerika.“

„Das wäre aber schade, wenn Europa so eine nette Persönlichkeit verlieren würde.“ „Es ist die Chance meines Lebens“, meint Angelina. „Also, dann lassen sie uns darauf anstoßen, dass sie Erfolg haben werden. Wo findet denn die Entscheidung statt?“

„In San Remo!“

„In diesem Ort werden sie Erfolgreich sein!“, erkläre ich.

Am Bahnhof winkt bereits Nicole heftig mit den Armen um auf sich aufmerksam zu machen. Ich sehe mich noch mal um, um vielleicht irgendwo Angelina zu entdecken.

Nicole will wissen, warum ich mich immer wieder umsehe. „Suchst du jemand?“

„Nein, ich dachte ich hätte da einen Bekannten gesehen. Übrigens vielen Dank, dass du mich abholst. Aber ich hätte auch ein Taxi nehmen können.“

„Aber das macht doch nichts. Wir müssen noch schnell frisches Brot kaufen, das hab ich vergessen zu besorgen.“

Ich trete auf meine Terrasse und genieße den Ausblick. Also diese Entscheidung, damals war sicher die richtige. Ich öffne eine Flasche und setze mich hinaus, genieße den lauen Abend. Richte mir noch eine kleine Brotzeit, schade, dass Nicole nicht bleiben konnte.

Das Telefon läutet. Es ist Barbara, „Warum hast du einfach abgeschaltet? Es ist dir wirklich was entgangen.“

„Kann ich mir vorstellen.“

„Ich habe unser Tuch immer noch um.“

„Um die Augen?“

„Nein um den Hals.“

„Da bin ich aber froh.“

„Ich habe mich daran gemacht und in den Kisten gestöbert, ich werde einen großen Teil einfach entsorgen.“

„Finde ich eine kluge Entscheidung“, meine ich.

„Was soll ich denn mit den Geräten machen?“ „Musst du wissen. Ich will dich da nicht beeinflussen. Die Pläne solltest du vielleicht besser aufheben, die wirst du noch brauchen. Auch alte Fotos, vom Gebäude, solltest du noch aufbewahren.“

„Wenn du meinst, tue ich alles was wir noch brauchen können in eine Kiste.“

„Bitte stelle sie aber in die Besenkammer, bevor sie von der Putzfrau besichtigt wird.“ Wir bereden noch den nächsten Tag und wünschen uns eine gute Nacht.

Am nächsten Morgen, scheint die Sonne über San Remo, es ist ein wolkenloser Himmel.

Im Büro ist bereits hektisches Treiben. Als ich eintrete, kommt Giovanni auf mich mit einem lauten „Hallo“ zu. Wir begrüßen uns wie alte Freunde. Der alte Ärger, ist wie weggeblasen.

„Hast du schon was für den Abend vor?“

„Nein, ich bin Solo.“

„Dann musst du mitkommen. Wir werden heute Abend entscheiden, wer uns in Amerika vertreten wird.“

„Was vertreten?“, frage ich vorsichtig.

„Wir haben uns eine Parfum Firma zugelegt.“

„Wieso denn dass?“

„Es ist ein wichtiges und neues Standbein für uns.“

Pünktlich um elf beginnt Giovanni mit seiner Ansprache, erklärt, warum nun die Villa doch umgebaut wird. Danach teilen wir uns in Einzelgruppen auf um ins Detail zu gehen. Zu Mittag wird eine Kleinigkeit gereicht, um die Arbeit nicht zu unterbrechen. Gegen fünf, mahnt Giovanni zum Ende zu kommen, morgen ist auch noch ein Tag.

Er kommt zu mir und gibt mir eine Karte mit der Einladung für den Abend. Zurück im Appartement lege ich mich zuerst mal in die Wanne um zu entspannen.

Einen weißen Sommeranzug, das ist Pflicht in San Remo am Abend, also bürste ich ihn noch mal kurz aus. Ich betrachte mich mit prüfendem Blick im Spiegel, ob ich nun wirklich so gehen kann.

Okay passt, war meine Entscheidung. Ich rufe mir ein Taxi und fahre in den Palazzo der Familie von Giovanni. Seine Söhne sind auch schon da und begrüßen mich zurückhaltend. Sie haben den alten Streit noch nicht vergessen. Schließlich zogen sie damals den Kürzeren und wurden von ihrem Vater getadelt.

Wir haben noch etwas Zeit, diese vertreiben wir uns, indem wir uns einen Drink holen und im Haus auf und ab gehen. Giovanni bittet alle in den Saal zur Repräsentation seiner neuen Kollektion. Zwei Butler öffnen die großen Flügel des Portals. Er hat sich wirklich was einfallen lassen. Diverse Herren der Presse sind ebenfalls anwesend und von der Präsentation begeistert.

Als Giovanni den Raum betritt wird geklatscht. Mit Lichteffekten wird nicht gespart. Dann ertönt ein Gong. Ein Laserstrahler wird auf ein Parfumflakon gerichtet. Er beginnt mit seiner Laudatio. Nicht länger wie eine viertel Stunde nimmt er sich dafür. Dann stellt er die neuen Botschafterinnen vor. Eine für den Europavertrieb, eine andere nur für Amerika und eine für den Rest der Welt.

Eine Dame ist schöner wie die andere. Moment Mal, das ist doch Angelina. Aber für welches Gebiet ist sie denn nun zuständig? Wir werden in einen weiteren Saal gebeten. Hier ist eine lange Tafel gerichtet an der wohl gespeist wird. Ich gehe langsam um die Tafel und suche meinen Namen.

Jemand klopft mir auf die Schulter, „Wir kennen uns doch!“ Es ist Angelina.

Wir sitzen uns am Tisch gegenüber.

„Lassen sie uns auf den Abend anstoßen.“

„Gehen sie nach Amerika?“

„Noch kann ich wählen, aber eigentlich hab ich mich schon für Amerika entschieden.“

„Eine tolle Karriere erwartet sie dort. Ab Heute geht es nur noch aufwärts. Aber kämpfen werden sie müssen.“

„Das weiß ich, aber ich habe einen langen Atem. So eine Chance bekommt man nicht alle Tage. Was machen sie eigentlich hier?“

„Ich renoviere eine Villa für Giovanni.“

„Aha der Baumeister. Geht es um dieses Gebäude oder gibt es noch ein anderes?“

„Es gibt noch ein anderes, aber ganz in der Nähe. Sind sie im Hotel oder sind sie in einem der Gästezimmer im Haus untergebracht?“

„Wir sind hier im Haus. Haben sie schon die Söhne kennen gelernt?“, frage ich.

„Ja, es wurden mir beide vorgestellt. Einer wird unser Chef sein, aber ich weiß noch nicht welcher. Ab morgen wird nur noch gearbeitet, wir werden auf das neue Produkt eingeschult.“ Völlig unerwartet steht Giovanni an meiner Seite. „Na mein Junge, wie geht es, gefällt dir der Abend. Du hast ein hübsches Gegenüber. Schon einmal hast du eine hübsche junge Frau in unserem Betrieb gebracht.“

„Giovanni, wenn hab ich denn bei dir untergebracht?“

„Ich dachte Angelina käme durch dich.“

„Nein, Giovanni, wir haben uns nur gestern im Zug kennen gelernt.“

„Ach so war das, da hab ich dann was missverstanden, Roberto meinte ihr seid befreundet.“

„Keine Spur, zumindest nicht bis heute!“

„Du solltest aber mal wieder nach einer neuen Braut Ausschau halten.“

„Was meint er mit Braut und… schon mal?“, will Angelina wissen.

„Meine erste Frau war Managerin bei Giovanni.“

„Habt ihr euch getrennt?“

„Nein, sie ist verstorben. Durch einen Unfall. Aber lass uns jetzt bitte von erfreulicherem sprechen.“

„Wie lange arbeitest du schon für Giovanni?“

„Ein paar Jahre, mal mehr, mal weniger. Wir hatten auch schon mal einen richtigen Streit, aber der endete in einer ewigen Freundschaft.“

„Ist er denn schwierig?“ Will Angelina wissen.

„Sehe es mal so, wenn du immer einen Schritt weiter bist wie er oder einer seiner Söhne, dann kann dir nichts passieren.“

„Das hört sich ja an, als wären wir hier bei der Mafia.“

„Steckt nicht in jedem Italiener ein kleiner Mafiosi? Ich meine dass jetzt sympathisch und nicht negativ!“

„Es gibt sicher viele nette Mafiosi. Aber wenn bei uns in Deutschland mal einer besonders gewieft ist, ich meine, er weiß wo es langgeht, dann nennt man ihn schnell einen Gauner. Auf den Riecher kommt es an. Wenn bei mir die Nase anfängt zu Gribbeln, dann bedeutet es aufpassen. Ich höre dann besonders konzentriert zu.“

Sie lächelt mich an und meint, „Gribbelt es?“

„Sollte es?“

„Währe schön, meinst du nicht auch. Sie reicht ihr Glas über den Tisch und meint, „lass uns anstoßen.“ Sie ist nun plötzlich auf das „DU“ übergewechselt. Ich mache den Vorschlag und biete ihr das „DU“ an. Sie steht auf und geht um den Tisch.

„Wir können doch nicht einfach über den Tisch hinweg auf das „DU“ trinken.“

Wir stoßen an und dann folgt der obligatorische Kuss.

Sie küsst unwahrscheinlich, ich habe das Gefühl meine Sinne schwinden. Wow, das war heftig.

„Schon im Zug, dachte ich mir, ein netter junger Mann.“, sagt Angelina.

„Das jung kannst du ruhig weglassen.“

Das Casino

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