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Kapitel: 1 Riva am Gardasee

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Warum sollte ich woanders sitzen als in meinem Lieblingscafe, direkt an der See-Promenade von Riva am Gardasee? Barbara ist nur mal schnell über die Straße um in ein Geschäft zu gehen. Sie braucht dringend neue Schuhe. Ich sehe ihr nach und bin in meine Gedanken versunken. Heiraten? Vielleicht ist sie die Richtige fürs Leben. Nachdem was wir gemeinsam durchgemacht haben. Endlich in den Hafen der Ehe? Bin ich wirklich schon wieder reif dafür? Eine gescheiterte Ehe hab ich ja bereits hinter mir.

Alles Fragen, auf die ich noch keine Antwort habe.

Eine junge Dame kommt an den Tisch und fragt, ob es noch einen freien Platz gäbe. Das Café ist inzwischen bis auf den letzten Platz besetzt. „Ja klar, nehmen Sie doch Platz.“

„Mein Freund wird aber auch noch kommen, ich hoffe wir stören Sie nicht.“

„Kein Problem, meine Freundin ist gerade Schuhe kaufen, sie wird auch gleich zurück sein.“

Ein Hüne von Mensch kommt auf unseren Tisch zu. Bestimmt gute zwei Meter groß.

„Da ist er ja, mein Schatz“, meint die junge Dame schmunzelnd.

Barbara winkt von der anderen Straßenseite herüber und gibt mir zu verstehen, dass es wohl der falsche Laden war, sie geht noch zu einem anderen um die Ecke.

Wir kommen schnell ins Gespräch, sprechen über die verschiedenen Bootstypen und wie sich die Zeit verändert hat. Er ist Bootsbauer, nutzt die Gelegenheit, seinen neuen Typ hier am Gardasee vorzustellen.

„Eine reine Rennmaschine, eher unbequem, aber sehr schnell.“ Er würde sie mir gerne zeigen. Wir kommen auch auf das gestrige Unwetter zu sprechen. Er hätte es nur auf der Autobahn erlebt, sein Bootstrailer sei heftig im Wind geschaukelt. Teilweise konnte er nur in Schrittgeschwindigkeit fahren.

Barbara kommt an den Tisch, ich stelle sie vor und ihr Blick bleibt an Jochen hängen. Ich spüre, wie sie ihre innere Erregung zu verbergen versucht.

Ein Traummann, wow! Sie erzählt gleich, dass sie auch aus dem Norden kommt. Der Freundin wird das Gespräch etwas zu persönlich. Sie meint nur, „Sie kommen wohl aus den neuen Bundesländern.“

Jetzt war eine klare Linie gezogen. Ich kann förmlich Barbaras Gedanken lesen. Um die Situation zu retten, meine ich, „Es wird Zeit aufzubrechen.“

Barbaras Blick, verrät, dass sie jetzt noch eine kleine Ewigkeit hier sitzen könnte. Ich ergreife aber die Gelegenheit und stehe kurzerhand auf. Ich verabschiede mich und wünsche noch einen großen Erfolg bei der anstehen Regatter.

Barbara erhebt sich nur langsam von ihrem Sitz. „Du kannst ja nachkommen, ich gehe schon mal zum Boot.“

„Nein, ich komme auch gleich, bitte warte, vielleicht nimmst du ja die Tasche mit den Schuhen.“

„Aber sicher, gib mir die Tasche.“

„Der junge Mann hat dir aber besonders gut gefallen.“

„Ich gebe zu, so was bekommt man nicht alle Tage zu sehen“, meint Barbara.

Unser Boot wurde bereits von einem Angestellten des Hotels geputzt und war nun startklar. „Nur tanken müssen wir noch, das war so vereinbart.“

„Wir werden uns die Regatter vom See aus ansehen und vielleicht zum Mittagessen irgendwo an einem schönen Strand anlegen.“

„Gute Idee“, meint Barbara. Sie setzt sich noch einen Strohhut auf und dann legen wir ab. Wir tuckern so gemütlich vor uns hin und beobachten die Vorbereitungen für die Wettfahrt. Eine kaum überschaubare Menge toller Boote sind zum Wettkampf angetreten. Durch das Fernglas haben wir einen super Überblick. In einer halben Stunde ist Start, einige können es kaum noch erwarten und kreisen schon um die Startlinie um eine gute Position einzunehmen. Andere wiederum trainieren noch das Handling mit ihrem Boot.

„Wir sollten auch mal mit einem Segelboot eine Ausfahrt machen, hier gibt es wirklich schöne Boote zu mieten.“ Barbara kann sich dafür nicht begeistern. Sie meint: „Da liege ich lieber in der Sonne und genieße das Leben. Mit einem Glas Champus in der Hand.“

„Ich lasse dich jetzt mal ein Stückchen hinterher schwimmen.“

„Viel zu kalt“, meint Barbara. „Das ist nichts für das Kind.“

„Du willst wohl jetzt unbedingt ein Kind?“

„Warum nicht?“

„Aber ich will keinen Kinderstress, wenn es kommt gut, aber wenn es nicht kommt auch gut.“

„Ach, so siehst du dass?“ Barbara erregt sich heftig und schimpft gleich weiter:

„Wo hast Du eigentlich gedacht, dass wir mal wohnen werden? Hier steht eine dringende Frage im Raum. Wie sollen unsere Kinder mal erzogen werden? Italienisch, Deutsch, was glaubst Du denn?“

„Jetzt sprichst Du schon von Kindern. Wie viele willst Du denn?“ Meine ich.

„Auf jeden Fall einen Buben und anschließend noch ein Mädchen.“

„Hast Du schon ein Rezept, wie man das anstellt?“

„Nein dass nicht, ich hörte nur, dass man viel üben soll.“ Nun muss Barbara lachen. Dann unterbrechen wir unsere Diskussion um den Start der Boote zu beobachten. Ein Kanonenschlag, wurde zum Start gezündet. Das Feld rauscht zügig ab, schon bald haben wir sie aus den Augen verloren.

Wir tuckern noch eine Stunde in der Bucht umher. Barbara war das zu langweilig und bat mich umzukehren. Ich gab das Boot beim Vermieter zurück und schlendere nun mit Barbara gemütlich in Richtung unseres Hotels.

„Was machen wir nun eigentlich mit dem angebrochenen Tag?“, frage ich so nebenbei.

„So richtig faulenzen“, meint Barbara.

Wir beschlossen einige Läden nach einem Anzug zu durchforsten. Ich wollte einen leichten Sommeranzug. Barbara sollte ein leichtes Kostüm bekommen. Wir wollen in Brixen doch ordentlich erscheinen. Anneliese hatte uns zur gemeinsamen Besprechung wegen des Neubaus gebeten.

„Muss ich bei Anneliese eigentlich Eifersüchtig sein?“ Fragt Barbara.

„Nein, auf keinen Fall, sie ist eine echte Kameradin, du wirst mal froh um sie sein, wenn du Hilfe mit den Kindern brauchst.“

„Du Ekel, Du wirst mich doch nicht alleine mit den Kindern in Brixen sitzen lassen?“

„Aber in Italien hab ich meine Arbeit und meine Brötchengeber. Entschuldigung, mein Handy klingelt.“

„Kannst Du nicht einmal dein Handy im Hotel lassen? Niemals haben wir Ruhe davon.“

Es ist Giovanni, ich bin erstaunt und frage: „Wie geht es Dir altes Haus?“

„Wir wollen nun doch die Villa in San Remo in Angriff nehmen, da dachten wir an Dich, wehr kennt sie besser als Du?“

„Was wollt ihr denn daraus machen? Vielleicht ein Edel-Puff?“

„Aber ich bitte Dich. Es wird eine hoch herrschaftliche Villa, wir haben schon einen Käufer dafür.“

„Das hört sich gut an.“ Meine ich entspannt.

„Wann kannst Du dort sein?“

„Geht es übermorgen?“

„Ja das ginge, gegen elf an der Baustelle.“

„Abgemacht!“ Meint Giovanni.

„Wo geht es jetzt wieder hin?“, fragt Barbara genervt. - „Du willst also mit dem alten Gauner zusammen arbeiten?“ „Warum nicht, ich kenne seine Trix, davon abgesehen, er hat mich nie wirklich betrogen. Alle seine kleinen Gaunereien, hab ich schnell durchschaut. Außerdem kommen wir endlich wieder in die Wohnung, du kennst sie ja kaum noch.“

„Wir werden noch der Zugehfrau Nachricht geben, damit alles sauber ist.“

„Also das heißt wieder mal packen.“ Bei Barbara fällt die Laune in den Keller.

„Ich bin nun mal ein Zigeuner, es treibt mich immer wieder an einen anderen Platz.“

„Ich will aber endlich mal wo bleiben.“, meint Barbara.

„Wenn wir mit der Baustelle in San Remo beginnen, sind wir mindestens für ein Jahr dort.“

„Na, hoffentlich, wird es nicht länger“, entgegnet Barbara gereizt.

„Du kannst dann mit dem Mercedes deine Ausflüge machen und die Gegend kennen lernen. Oder willst Du mal wieder deine Schwester besuchen, dann bring ich dich nach München. Du kannst dann den Wagen mitnehmen und später nach San Remo nachkommen?“

„Die Idee ist nicht schlecht.“ Barbara beginnt zu lachen.

„Wie kommst Du dann weiter?“, fragt Barbara.

„Das wird sich ergeben, notfalls nehme ich einen Leihwagen.“


„Wir müssen unbedingt einen Laptop mitnehmen, damit wir immer erreichbar sind.“ „Das fehlt ja gerade noch, dass du dann am Abend vor diesem blöden Ding sitzt und E-Mail sendest.“

„Warum bist Du denn so böse, sei doch froh, wenn sich etwas tut.“


Als wir in das Hotel kommen, liegt schon Post für uns bereit. „Die zwei Briefe sind für mich“, und schon hat Barbara sie gegrapscht.

„Erwartest Du denn Liebesbriefe?“ Fragt sie mit einem Hintergedanken.

„Nein aber diese zwei sind von Betti und deshalb für mich.“

„Glaubst du etwa, es hat sich für Betti die Welt verändert?“

„Nein, sicher nicht, aber vielleicht hat sie endlich einen richtigen Freund gefunden.“ „Komm lass uns in die Lounge gehen, ich bestell uns noch einen Cognac.“

„Nein, mir lieber einen Gin Tonic. Okay?“

Wir suchen uns eine ruhige Ecke und vertiefen uns in die Post. Ein Steuerbescheid aus München, da hab ich schon lange drauf gewartet. „Sie langen ja ganz schön hin“, grummle ich vor mich hin. „Könntest du dich bitte leise mit deiner Post befassen, ich möchte nämlich lesen.“ „Vielleicht doch besser einen Cognac?“

„Lass mich jetzt endlich in Ruhe.“ Eigentlich bin ich gerade in der Stimmung sie ein wenig zu ärgern. Entschließe mich aber doch besser die Ruhe zu bewahren. Ein dickes Kuvert aus Brixen, unendlich viele Fragebogen und Verwaltungsbögen. Das hab ich nun davon, dass ich unbedingt dort bauen will.

„Betti will ihren Anteil am Objekt in Bar ausgezahlt haben.“, kommt es von Barbara.

„Ich dachte, wir wollen schweigen“, erwidere ich.

„Entschuldige, aber ich musste es sagen.“

„Will sie sich besaufen, oder was will sie damit anfangen?“

„Sie will sich eine Wohnung kaufen. Sie zieht mit einer Freundin zusammen, da die Mieten in Berlin so hoch sind, will sie lieber kaufen, statt mieten.“

„Das ist das erste Mal, dass ich sie verstehen kann. Wie geht es ihr denn sonst? Schreibst sie was von Arbeit, die sie vielleicht gefunden hat?“

„Ja sie arbeitet am Schauspielhaus, ist dort mit der Deco beschäftigt.“

„Sie wird doch nicht erwachsen werden. Lauter so ernste Sachen, dass kennt man ja eigentlich gar nicht von ihr.“

„Ja, es geschehen noch Dinge, die kann man kaum glauben. Wie willst du das regeln, ich meine das Ding mit dem Objekt?“

„Zuerst muss ich mal nachrechnen, wie viel sie bekommt.“ „Wir müssen es schätzen lassen. Verkaufen wirst du es nicht können, da müsste schon ein ganz toller Hecht vorbei kommen, mit einer ganz großen Feder am Hut.“ „Ich will es eigentlich nicht verkaufen, aber wenn es mir alleine gehört, dann bin ich frei in meiner Entscheidung. Im Moment ist es ja gut Vermietet.“

„Wie hoch schätzt du denn den Wert ein?“

„Irgendwann, waren es mal fünfzigtausend.“

„Reichsmark oder schon echtes Geld?“ Ich frotzle so dahin. Aber es gefällt ihr nicht. Sie ist sehr ernst. „Bitte verstehe, es ist mir nicht nach scherzen.“, meint sie.

„Wir werden das mit deinem Anwalt besprechen, du kannst dass selbstverständlich auch alleine machen.“

„Nein, ich will schon, dass du dabei bist. Dein Anwalt in München wird sowieso der richtige sein. Er kennt sich gut aus und ist recht geschickt, wie er durch die Verhandlungen mit der Filmproduktion bewiesen hat.“

„Du kannst dich ja mit ihm mal zusammensetzen wenn du in München bist. Was schreibt denn Betti noch so?“

„Sie hat sich wohl endgültig entschlossen mit ihrer Freundin beisammen zu bleiben. Von den Männern hat sie die Nase gestrichen voll, betont sie.“

„Aber sie war doch so glücklich mit...“

„Nein, da irrst du. Sie hat deinen Freund nur ausgenützt, sie wollte einfach nur umsorgt sein.“

„Ich versteh das schon, sie ist eben auf der Suche.“

„Aber so ist es doch immer, plötzlich findest du Plätze schön, die du vorher nicht beachtet hast.“

„Also ich mach das nun so, ich werde morgen deinen Wagen nehmen und fahre erstmal nach München, spreche mit dem Anwalt und fahre anschließend weiter nach Berlin zu Betti.

„Gut, dann nehme ich übermorgen den Zug nach San Remo. Wir sehen uns dann demnächst dort, oder nicht?“

„Doch ich komme gerne, ich kenne es ja kaum. Auch das Wetter wird dort viel besser sein.“ „Aber eine Bitte habe ich, du bringst deine Schwester nicht mit.“ „Ich verspreche es.“ Wir beschließen den Abend in einem sehr gemütlichen Restaurant zu verbringen, so mit Kerzenlicht und leiser Musik.

Schon um sechs des nächsten Morgens, spüre ich wie unruhig Barbara ist. Sie steht immer wieder auf und meint dann ganz plötzlich, ich fahre jetzt. Sie geht in das Bad und macht sich frisch und wir bestellen das Frühstück auf unser Zimmer.

Irgendwie sind wir uns die letzten Tage auf den Geist gegangen, vielleicht wurde mir auch alles zu eng. Erklären kann ich es eigentlich nicht, aber ich bin schon recht froh, mal wieder alleine zu sein.

Nach dem Frühstück, lässt Barbara den Pagen kommen, er bringt die Koffer zum Wagen. Eine Stunde später bummle ich alleine über den Marktplatz. Hier treffe ich den Bürgermeister und wir beschließen ein Café aufzusuchen.

Wir bestellen einen Capuccino mit Cognac. „Ich habe Probleme mit den Grünen im Amt.“, meint er plötzlich. – „Der Bau wird zu groß, sagen sie.“

„Dann machen wir den Anbau einfach um ein Etage niedriger, dass kommt allen entgegen. Dadurch wird das Projekt auch leichter und billiger.“ Erkläre ich ihm.

„Gute Idee, ich hätte schon viel früher mit dir reden sollen. Morgen ist Sitzung, du kommst doch?“

„Dann werde ich meine Reise verschieben müssen, aber das ist nicht einfach.

Giovanni hat alle an einen Tisch bestellt, verschieben, nein völlig unmöglich.“ Diesmal muss der Bürgermeister sich nach meinen Plänen richten und sie alleine erklären.

Das Telefon läutet. „Ja, da hab ich richtig Glück gehabt, dass ich gleich durchkomme.“ Anneliese ist am Telefon.

„Komm, mach mir nichts vor, ich weiß doch, dass du mich einfach vergessen hast. Weißt du, ich kenne dich jetzt schon so lange, dass ich bereits fühle, wenn bei dir etwas nicht stimmt. Habe ich Recht?“

„Ja, du hast ja Recht, Barbara und ich sind uns auf den Wecker gegangen.“

„Du wirst es niemals länger wie sechs Wochen mit einer Frau aushalten. Deshalb verstehen wir uns ja so gut. Wie du weißt geht es mir mit meinem Mann genauso, nur wir haben eine Abmachung, er muss dann auf den Berg.“

„Hab ich leider im Moment keinen hier. Erzähl was gibt es neues?“

„Du musst unbedingt kommen, es ist schon so weit, wir machen gerade das Fundament.“

„Wow, so wie es aussieht, komme ich erst, wenn der Rohbau steht. Ich muss morgen unbedingt nach San Remo, sie wollen die Villa nun doch umbauen.“

„Da gratuliere ich dir aber, auf dieses Projekt hast du dich doch so gefreut.“

„Ich gebe ja zu, dass ich schon enttäuscht war, als es damals abgesagt wurde. Es wird jetzt eine Luxusvilla mit vier Wohnungen, die verkauft werden sollen.

„Wieviel Kommission wirst du bekommen?“

„Ich werde es dir mal bei einer guten Flasche Wein verraten.“

„Ich werde dich beim Wort nehmen.“, meint Anneliese.

„Ich vertraue Dir, da du ja weißt auf was es mir ankommt. Wie habt ihr das mit dem Grundwasser geregelt? Es hat sich doch im Garten als Problem herausgestellt.“

„Wir machen eine Dränage. Zuerst hatten wir vor ein Biotop anzulegen, aber der Baumeister hatte mit den zu erwartenden Mücken bedenken.“

„Habt ihr gut gemacht, dass ihr dass gelassen habt.“

„Was treibst du heute Abend? Ich nähe an meinem Abendkleid, du weißt ja wir haben bald unseren Hochzeitstag.“

„Wann?“

„In vier Wochen.“

„Sag mal, welches Datum?“ „Der dreiundzwanzigste.“ Ich schreibe mir das sofort auf, aber sage natürlich nichts. „Ihr seid ja schon ewig zusammen.“

„Das müsstest du eigentlich genau wissen.“

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