Читать книгу Das Anden-Artefakt. Eine historisch-phantastische Erzählung - Michael Wächter - Страница 4
Vorwort
ОглавлениеMein Name ist Jens. Ich habe etwas herausgefunden, was die Weltgeschichte ändern kann. Aber ich traue mich noch nicht, Ihnen zu sagen, was ich da entdeckt habe. Sonst würden Sie meinen Bericht in die Altpapier-Tonne schmeißen.
Jeder normale Mensch würde das tun. Jeder der vernünftig denkt. Und jeder, der weiß, was wissenschaftlich bewiesen ist und was nicht. Ich dachte am Anfang auch so. Ich hätte einen solchen Bericht auch als bloße Erfindung angesehen und weggeschmissen, wenn ich schon am Anfang gelesen hätte, um was es geht. Es ist ja auch unglaublich!
Doch inzwischen denke ich ganz anders darüber. Eigentlich begann mein Umdenken, als ich von jener Prophezeiung in unserer Familienchronik erfuhr und von meinen inzwischen verstorbenen Großeltern das geheimnisvolle, kleine Spielzeug erhielt.
Ich war noch ein Kind. Ich saß im Wohnzimmer meiner Großmutter, unter diesem seltsamen, runden Tisch. Der Kohleofen brannte. In der Küche pfiff der Teekessel auf dem Gasherd und Oma schnitt auf ihrer Marmor-Arbeitsplatte ein Stück Marmorkuchen für mich ab. Ich befühlte die leicht elektrisierende Stange der Stehlampe neben mir. Ich genoss das Kribbeln in den Fingern. Es war jedes Mal bei der Berührung der Stange fühlbar, immer wenn das Licht an war. Wenn ich an der Kordel zog und es ausschaltete, dann war es wieder weg. Der runde Tisch daneben war mit Messing beschlagen. Unter ihm war ein Schränkchen mit Glasfenstern. Darin stand Opas Lieblingskugel. Man konnte sie aufklappen und sah einen Bakelit-oder Resopal-Ring mit Löchern darin, der Schnapsgläschen beinhaltete. In der Mittel war ein größeres Loch. In ihm stand ein kleines Fläschchen mit einer Flüssigkeit, das ich nicht öffnen durfte. Neben Opas Kugel stand ein hölzernes Kästchen. Darin waren die Gegenstände, die ich manchmal zum Spielen bekam: Die Replik eines westfälischen Friedensthalers von 1648, ein altes Notgeldstück von 1923 mit Freiherr vom Stein und ein magnetisches Metallstück aus Russland. Es sah wie eine Schraube aus. Ich spielte damit, als Oma wieder aus der Teeküche zurückkam. Und während ich ihren Marmorkuchen kosten durfte, erzählte sie mir eine Geschichte dazu, aus der Familienchronik.
Ich wusste damals noch nicht, dass sie eine Prophezeiung enthielt, die sich an unserer Familie erfüllen sollte – in Form dieser Schraube, die in dem Kästchen lag. Jetzt, Ende 1985, weiß ich es. Und dass meine Entdeckung die Geschichte der Menschheit von Grund auf ändern wird – wenn nicht sogar beenden.
Warum hat eigentlich niemand außer mir die Anzeichen bemerkt? Ich glaube, dass es mehrere Gründe hatte. Es liegt daran, dass wir – die drei überlebenden Zeugen Professor Haber, Ewald und ich – es nicht wagen konnten, einfach so davon zu berichten. Und es lag wohl auch daran, dass damals Viele vor uns, wie ich bei meinen Recherchen herausfand, die ersten Anzeichen der kommenden, großen Invasion nicht erkannten. Aber ich bin mir jetzt sicher. Ich habe alles gründlich recherchiert. Mehrmals. Es gab sie wirklich, diese Anzeichen, doch sie wurden einfach noch nicht bemerkt. Deshalb dieser Bericht: Etwas ganz, ganz Anderes greift nach unserer Erde, etwas völlig Fremdes dringt nach unserer Welt. Sein Zeitalter bricht an, das Xenozän.
Und das geht alle an, jeden Menschen.