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Wir müssen (nicht) reden – mit der/dem “Ex“

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Das Gespräch mit Ex-Partnern ist grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen. Es gibt Fälle, in denen ein freundschaftlicher Umgang möglich ist. Sie sind allerdings nicht die Regel, bedürfen einer ehrlichen Pflege und sind meist auch mit harter Arbeit verbunden.

Gründe, um mit Partnern aus der Vergangenheit zu sprechen, gibt es einige. Aber es gibt auch genügend Gründe, warum man nicht mehr miteinander reden sollte.

Zunächst einmal spielt das Ende der Beziehung eine wesentliche Rolle. War es eine gemeinschaftliche Entscheidung oder sogar Feststellung, dass es gemeinsam nicht mehr funktioniert, man sich vielleicht auch nicht mehr gut tut?

Ist eine der beiden Parteien von dem Ende überrollt worden, so fällt es in der Regel zunächst einmal schwer, ein freundschaftliches Ende zu finden. Und selbst wenn es klappt, wird der freundschaftliche Charakter erst dann wirklich deutlich, wenn einer oder beide neue Partner haben. Hierbei geht es weniger darum, wie die neuen Partner mit den Ex-Partnern zurechtkommen. Vielmehr ist dann die Gefühlslage interessant, die sich bei beiden Ex-Partnern auftut.

Aber selbst dann, wenn das Verhältnis zueinander erst einmal etwas oder sehr leidet, ist es auch nach Jahren möglich, dass sich ein angenehmes Verhältnis entwickelt.

Sinnvoll empfinde ich persönlich ein freundschaftliches Verhältnis zu Ex-Partnern meist dann, wenn Kinder aus der Beziehung hervorgegangen sind. Alles andere könnte das Leben mit einem neuen Partner nur kompliziert machen. Ich meine dann aber nicht, dass andere Ex-Partner ignoriert und gehasst werden sollen. Hier halte ich es so, dass ich dem Ganzen neutral gegenüberstehe – wenn ich den Ex-Partner nicht unerträglich finde.

Bei unschönen Trennungen ist es schwierig, ein neutrales oder sogar freundschaftliches Verhältnis aufzubauen. Wenn miteinander geredet werden will/soll/muss, kommt aufgrund der Emotionen in den wenigsten Fällen etwas Sinnvolles dabei heraus.

Handelt es sich um eine Trennung zwischen zwei Erwachsenen, die frei von beteiligten Kinderseelen ist, kann man im Stillen hassen oder Gleichgültigkeit empfinden. Sind dann aber Kinder im Spiel, benötigen die Erwachsenen sehr viel Selbstbeherrschung und sollten sich auf einen konstruktiven Gesprächsrahmen einigen.

Auch wenn wir es nicht wollen, müssen wir in unserer verantwortungsvollen Rolle als Eltern hart an uns arbeiten und immer wieder einen Schritt auf den anderen Elternteil zugehen und Zugeständnisse machen. Allerdings sollten wir unbedingt Grenzen ziehen. Waren wir immer zu nett und haben dem Ex-Partner die Freiheit gegeben, uns herablassend zu behandeln, so wird er dieses Verhalten mit der Trennung nicht plötzlich abgelegt haben. Im Gegenteil, er rutscht da einfach so wieder hinein und kann es sich möglicherweise selbst nicht einmal erklären. Somit müssen wir zwar bestimmt auftreten, um uns (endlich) abzugrenzen. Hierbei sollten wir, im Interesse der Kinder, aber nicht zu aggressiv vorgehen – aber uns selbst eben nicht deshalb hinten anstellen.

Zu intensive Gespräche über das Beziehungsende sind in den meisten Fällen ohnehin überflüssig, denn es ist eine Entscheidung für das Ende der Beziehung entstanden – nicht für eine Paartherapie mit dem Ziel, die Bindung zu retten.

Deswegen vermeide ich den Kontakt zur Vergangenheit und den damit verbundenen Beziehungen gerne. Der Vater meiner Tochter ist mit mir zwangsläufig in Kontakt. Sonst wären wir es wohl nicht mehr – obwohl wir uns ruhig und einigermaßen freundschaftlich getrennt hatten und es neue Partner/innen gibt oder gab. Das sind alles keine Probleme. Wir haben schlichtweg keinen Grund zum Kommunizieren, weil wir getrennt sind und jeder seine Wege geht.

Ich habe den Eindruck, dass er schon versucht, dass alles harmonisch läuft. Allerdings sehe ich seine Fehler noch immer und mache ihn darauf aufmerksam. Am schlimmsten finde ich, dass er meine Fehler sieht oder mir welche unterschieben möchte, zumindest denke ich das. Vielleicht stimmt es in einigen Punkten, vielleicht auch nicht. Wir kennen uns mit unserem momentanen Alltag ja kaum. Mein Versuch ist es, möglichst sachlich zu bleiben, ihn hin und wieder in die Schranken zu weisen und ab und an Verständnis für die Lebenssituation des Kindes zu schaffen. Aber das kann nur funktionieren, wenn ich ihn möglichst häufig respektvoll behandle und mich zurücknehme. Klappt nicht immer, aber ich glaube, wir überhören uns mittlerweile auch ganz gut.

Für die Zukunft hoffe ich, dass wir es weiterhin schaffen werden, das Kind mit zwei Elternteilen aufwachsen zu lassen, die die Belange des Kindes sachlich miteinander besprechen können. Wir haben keine starren Regelungen. Es gab eine lange Kontaktpause zwischen Vater und Kind. Aufgrund der neuen Begegnungen haben wir eine grobe Richtung bezüglich der Besuchszeiten. Hierin ist eine Regelmäßigkeit zu erkennen, aber wir tauschen eben bei Krankheit, wichtigen Ereignissen oder beruflichen Terminen. Dafür bin ich dankbar. Es gibt mir sogar etwas Freiraum und Unterstützung – wenn sie auch selbstverständlich sein sollten – das sind sie aber eben nicht.

Mit Ex-Partnern aus anderen Beziehungen komme ich nach dem Ende nicht mehr zurecht. Ich möchte es auch gar nicht. „Wir können ja Freunde bleiben.“ – das ist ein schrecklicher Spruch. Wir waren doch keine Freunde, sondern ein Paar. Wie soll das plötzlich gehen? Für mich entstehen Freundschaften, gehen unglaublich tief und lassen sich nicht mit jedem Beliebigen herstellen.

Nahezu alle oder alle (ich weiß es nicht) Ex-Partner kamen mit meinen Freunden nur oberflächlich zurecht. Da mache ich sehr große Unterschiede.

Und wieder: Wenn ich mich für ein Beziehungsende entscheide, dann möchte ich an der Bindung nicht mehr arbeiten. Ich trenne mich von diesem Menschen. Das gilt natürlich auch anders herum. Es gibt also keinen logischen Grund, sich weiterhin mit dem anderen Menschen zu beschäftigen. Hierzu bedarf es tatsächlich eines ehrlichen Interesses auf beiden Seiten. Dann liegt aber eben ein langer Weg mit regelmäßiger Pflege und harter Arbeit vor beiden. Gehen sie diesen gern zusammen, dann kann tatsächlich ein Irrtum zwischen Freundschaft und Liebe bestanden haben, der sich in seltenen Fällen revidieren lässt. Dann haben zwei Menschen vielseitige Lektionen gelernt, die damit enden, dass sie sich wichtig sind. Das sollten sie dann genießen.


Wir müssen (nicht) reden

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