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Wir müssen (nicht) reden – über Politik

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Besonders in Anbetracht der aktuellen politischen Entwicklungen hinsichtlich der Flüchtlingspolitik und der deutschen Beziehungen zu den USA und Russland empfinde ich es als heikel bis schwierig, eine eigene politische Meinung zu äußern. Wir fühlen uns zurückversetzt in Zeiten, die wir bzw. die älteren Generationen nicht (wieder) erleben wollen.

Betrachten wir die Kommunikation der Politiker mit uns, dem Volk, einmal näher, so wird allerdings schnell deutlich, dass sie psychologisch betroffen machende Floskeln wählen, damit wir so handeln, wie sie es sich in dem Moment wünschen. Man könnte sogar so weit gehen, dies als Manipulation zu betiteln.

Äußern Bürger Bedenken und Ängste hinsichtlich der sich verändernden Kultur im eigenen Land, wird der Begriff “besorgter Bürger“ mit einem lächerlichen Unterton sofort in die “Nazi-Ecke“ verbannt. Schon ist der Deutsche mundtot, denn ein Nazi, das möchte er wirklich nicht sein.

Zugleich trägt ihn aber auch der Wunsch nach mehr Identifikation mit seiner Nationalität. Ist er als Nationalist dann auch ein Nazi? Lässt sich der Begriff vom Rechtsradikalismus abspalten? Ist das überhaupt wichtig?

Ein Schelm, wer nun Böses dabei denkt, dass die Politik erschüttert auf die Ereignisse in Köln und anderen Städten reagiert.

Wann müssen wir dann also über Politik reden? Im Prinzip gar nicht. Mitlaufen konnte der Deutsche schon immer ganz gut. Wenn wir die Frage außer Acht lassen, was überhaupt deutsch ist, wann man wirklich deutsch oder noch deutscher ist und was das Deutschsein überhaupt ausmacht, dann sollte das Reden über Politik immer dann angebracht sein, wenn sich die Bürger nicht ernst genommen oder übergangen fühlen.

Mit Reden meine ich allerdings nicht die Gewalt oder das Unverständnis für Menschen. Wir alle sind Menschen, die scheinbar ge- oder benutzt werden. Das gilt für den Deutschen als solchen, die Nazis, die Flüchtlinge oder wen auch immer.

Ich selbst bezeichne mich als politisch kritisch und möchte mich nicht auf eine Seite schlagen. Fakt ist, dass auch ich Bedenken oder Ängste habe, hinsichtlich der beschleunigten negativen Entwicklungen in unserem Land, das ja bekanntlich Frau Bundeskanzlerin Merkel gehört.

Genau da sehe ich das Problem. Es handelt sich um hausgemachte politische Probleme, an denen nicht einzelne Gruppen die Schuld tragen – außer den wahlberechtigten Deutschen.

Das Reden über politische Themen war noch vor einiger Zeit besser möglich. Inzwischen wird ausgelotet, welche Einstellung das Gegenüber hat. Ich habe schon tolle Szenen erlebt oder erzählt bekommen. Seit wir unter einer inoffiziellen Zensur zu leiden scheinen, die offiziell nicht bestätigt ist, gefühlt aber beim Bürger ankommt, besprechen die Leute ihre Gedanken ohne Smartphone auf öffentlichen Toiletten oder im privaten Bereich.

Sie glauben, dass das Einzelfälle sind? Das beobachte ich nicht so. Aber wenn doch, dann kann es auch eine Frage der Zeit sein, wie lange noch.

Wir Menschen, ob nun deutsch oder nicht, sollten reden – auch über Politik. Es ist wichtig, dass wir den Mut haben, zu unseren Gedanken, Bedürfnissen und Gefühlen – auch Ängsten – zu stehen, kritisch zu sein und uns nicht manipulieren zu lassen. Das kann ein Volk zusammenschweißen und von selbst die Frage beantworten, ob wir stolz auf uns und unser Land sein dürfen. Wir dürfen dazu stehen, dass es Nichts mit Integrationsunwillen von unserer Seite zu tun hat, wenn wir erleben, dass unsere Sprache, Kultur, Religion und Werte untergraben werden. Das Problem sind dabei nicht allein die Menschen, die uns eine Vielfalt bescheren. Das Problem sind vielmehr wir als Deutsche, die zum Teil von einer regelrechten Integrationswut befallen sind.

Warum sollen wir so weit entgegenkommen, bis wir uns lächerlich machen? Chancengleichheit bedeutet nicht das, was wir täglich erleben.

Wenn nun ein Mensch auf die Idee kommen sollte, mich als Volksverhetzerin zu bezeichnen, so ist dieser leider auf dem Holzweg. Ich achte auf die Menschen und ihr jeweiliges Benehmen. Als Mutter eines Kindes, das deutsch-polnischen Eltern entstammt, als Frau, die bei der Partnerwahl nicht die Nationalität als oberstes Kriterium hat, und als Person, die gern mit ihren muslimischen Nachbarn zusammengelebt hat, erlaube ich mir aber das Differenzieren.

Menschen, die unsere Werte und Kultur nicht kennen oder gar achten können, lassen sich schwer oder nur in Einzelfällen integrieren. Und mir persönlich tut es leid, wenn einzelne Personen durch eine Horde Unwilliger Steine in den Weg gelegt bekommen. Aber sie alle haben ihr Zuhause verlassen. Einige wollen verbesserte Bedingungen für sich und ihre Familie. Andere wollen aber auch Krawall machen.

Dies hier ist aber auch mein Zuhause und ich habe keine Lust, es mir zerstören zu lassen. Die Fehler sehe ich hierbei in einer von mir nicht gewählten Politik. Darüber rede ich und noch haben wir die Meinungsfreiheit. Sollte es Ihnen also auch ein Bedürfnis sein, Ihren Gedanken freien Lauf zu lassen, dann tun Sie dies, denn die Gedanken sind bekanntlich frei. Aber bitte sehen Sie dabei von Gewalt ab.


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