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Wir müssen (nicht) reden – in der Familie

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Nicht ganz einfache und mitunter auch nervige Gespräche erwarten uns oftmals innerhalb der Familie. Sagt ein Familienmitglied zu uns: „Wir müssen reden!“, so zieht sich in uns meist alles zusammen, weil wir dahinter nichts Gutes vermuten. Nicht selten hat uns dies die Erfahrung gezeigt.

Aber es macht doch einen Unterschied, ob wir dies innerhalb der Familie, mit der wir zusammenleben, hören oder ob ein extern lebendes Familienmitglied mit uns sprechen möchte.

In Familien im Allgemeinen lassen sich nicht selten ungelöste Konflikte finden, die das Kommunizieren erschweren. Der Grund sind die gefühlten Emotionen und nicht ausgesprochenen Bedürfnisse, die bei normal ausgesprochenen Sätzen zu Missverständnissen und zur Eskalation führen können.

Möchte Tante Erna nun über den bevorstehenden 80. Geburtstag von Onkel Fritz reden, haben wir vielleicht nicht unbedingt Lust dazu, tun es aber gerne für Tante Erna, damit sie Freude an dem Ereignis hat, ihrem Mann ein tolles Fest bereiten kann und alle glücklich sind – vielleicht steckt die positive Grundstimmung ja an.

Möchte ein Elternteil, mit dem wir nicht im Reinen sind, mit uns reden, suchen wir nach Ausreden, damit wir uns den Tag nicht versauen. Das negative Gefühl in der Magengegend beglückt uns aber noch einige Wochen lang.

Natürlich lassen sich die Beispiele auch umkehren und auf andere Personen übertragen.

Sicher ist, dass wir uns unsere Familie nicht aussuchen können, aber wir stehen alle irgendwie in einer Beziehung zueinander. Aus diesem Grund kann ich auch hier wieder erwähnen, dass es zu jeder Beziehung gehört, dass wir für uns, unsere Wünsche, Träume, Ziele und Hoffnungen einstehen.

Natürlich sollten wir zunächst versuchen, kompromissbereit zu sein, damit die jüngsten Familienmitglieder an Weihnachten keine toten, gebratenen Gänse durch das Zimmer fliegen sehen. Aber wir sollten bei all diesen Kompromissen immer erreichen, dass wir unsere Familienrolle nur bedingt spielen und uns selbst weder vergessen, noch verbiegen.

Ältere Familienmitglieder übergehen jüngere oftmals, weil sie es doch gut meinen. Wir sollten hier liebevoll vorgehen und dennoch unserer Persönlichkeit den nötigen Raum geben. Nicht immer funktioniert das, aber ein Kontaktabbruch innerhalb der Familie sollte immer wohlüberlegt sein.

Ich selbst habe diesen mehrfach vollzogen und revidiert. Aber einige Kontakte sind noch immer angebrochen und manche davon werden es auch bleiben. Ich möchte mein Leben leben und mein Kind großziehen. Somit kann ein Kontaktabbruch auch zum Schutz der eigenen und der kindlichen Entwicklung erfolgen.

Mit einigen Menschen bricht sich der Kontakt nicht so schnell ab – weil es eigentlich keiner möchte. Ich denke hierbei speziell an eine Familie, in der sich die Familienmitglieder anscheinend anlügen und anlügen lassen, weil sie glauben, dass es ihr Leben erleichtert.

So war die Freundin meiner Tochter bei uns zum Kindergeburtstag und erklärte in der Runde, dass Mamas Sonntagsbraten zu trocken sei und nicht gut schmecken würde. Papa würde aber sagen, dass sie dies der Mama nicht verraten wollen, weil sie so viele Stunden in der Küche gestanden hätte.

Niemand weiß sicher, ob der Mama der Braten schmecken würde, aber sie gäbe sich solch eine Mühe, dass sie ihn bestimmt bald mal wieder machen würde.

Ich hatte mich bei dem Kind erkundigt, ob es nicht sinnvoller sei, der Mama zu sagen, dass es toll wäre, dass sie sich so viel Mühe für die Familie gibt, der Braten aber doch arg trocken sei. Das Kind war der Meinung, dass Mama dann traurig sein könnte. Ich habe darauf hingewiesen, dass es sein könnte, dass die Mama den Braten nun häufiger zubereiten könnte. Daraufhin wurde das Kind nachdenklich.

Meine Tochter hat das Gespräch unterbrochen und gesagt, dass sie froh sei, dass sie mir immer ehrlich ihre Meinung sagen könnte. Ich hatte mich zwar gefreut und sie bestätigt, im stillen Kämmerlein aber daran gedacht, dass sich Familienstrukturen und –gespräche im Lauf der Zeit aber verändern können. Ob das so zwischen meiner Tochter und mir bleibt, weiß ich nicht, es ist aber mein oberstes Ziel. Ich möchte erreichen, dass sie sich so wenig wie möglich verstellen muss und erfährt, dass sie trotz und/oder aufgrund ihrer Ehrlichkeit bedingungslos innerhalb der Familie geliebt wird.

Dies als Mutter umzusetzen ist nicht einfach und bedarf vieler ehrlicher Gespräche, in denen auch ich mir so einiges anhören durfte und noch darf. Jedes Reden setzt eben Zuhören voraus. Die besten Ergebnisse sind Verständigung, Einigung und Umsetzung. Für mich persönlich ist diese Vorgehensweise der Schlüssel zum Glück, der sich schon häufig bewährt hat – auch bei meiner eigenen Mutter, der ich aufrichtig für die gemeinsamen Lektionen und Erfolgserlebnisse danke.


Wir müssen (nicht) reden

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