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Wir müssen (nicht) reden – mit ihrer/seiner “Neuen“

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Zunächst einmal: Ganz sicher nicht!!! Warum sollten wir das tun? Was für eine Erwartung verbinden wir damit? Was soll passieren oder sich ändern?

Die neue Partei wird sich wohl kaum höflich für die Warnung bedanken und sich freuen, dass wir sie vor einem Unheil bewahrt haben. Ganz im Gegenteil. Es wird hässlich werden, verdammt hässlich.

In diesem Moment geht der oder die “Neue“ davon aus, den Menschen für das Leben gefunden zu haben und malt sich die schöne Zukunft aus – so, wie wir es bereits getan hatten. Wer sollen wir also sein, wenn wir beschließen, dass die andere Person eine Warnung verdient hätte? Können wir uns wirklich anmaßen, das Glück der beiden anzuzweifeln? Dürfen wir das?

Die erste abwehrende Reaktion, die uns begegnen würde, wäre entweder Ignoranz oder der Vorwurf, dass wir neidisch und noch nicht über das Beziehungsende hinweg wären. Diese Unterstellung würde uns sicherlich zusätzlich und vor allem unnötig aufregen.

Natürlich gibt es einige Momente, in denen wir denken, dass eine Warnung vor der/dem Ex angebracht wäre. Aber es steht uns nicht zu. Hinzu kommt, dass wir wahnsinnig viel Energie in eine Beziehung von zwei anderen Menschen investieren würden. Diese Kraftreserven fehlen uns dann dafür, unsere Wünsche in die Tat umzusetzen und unsere eigenen Lebenslektionen zu lernen.

Klar gibt es Ausnahmen. Einmal in meinem Leben bin ich froh gewesen, dass ich ein Gespräch mit der Ex-Freundin eines Ex-Partners hatte. Ein Test hat schnell gezeigt, dass ich nicht mit einer schweren Krankheit angesteckt worden bin. Aber diese Info erhielt ich mehr oder weniger zufällig. Ich war sauer auf alle anderen Personen, die uns gemeinsam kannten, weil ich keine Ahnung hatte. Letzten Endes ist es aber so, dass niemand das Recht hatte, in unsere Beziehung einzugreifen. Es wäre seine Aufgabe gewesen, mir dies mitzuteilen. Er wiederum hatte Angst, dass ich ihn abgelehnt hätte. (In diesem Fall war zum Beispiel ein Gespräch mit dem Ex fällig.)

Ansonsten ist es egal, ob es sich um eine/n Fremdgeher/in, notorische/n Lügner/in, flüchtige/n Mutter/Vater oder sonstiges handelt. Erfolgt eine Warnung von Ex-Partnern, wird diese kaum die erwünschte Wirkung erzielen, sondern eher Unmut und Stress als Resultat hervorrufen. Auch die Kontaktsuche von einer abgelegten Partei zu uns, wenn wir in einer neuen Beziehung sind, ruft immer Skepsis hervor.

Handelt es sich nicht um einen der seltenen Fälle, in denen alle tatsächlich befreundet sind, sollten wir davon Abstand nehmen.

Stellen wir uns einmal vor, wir haben unsere “bessere Hälfte“ gefunden, alles ist neu und frisch und wir sehen noch keine Probleme. Auf einmal kommt ein/e abgelegte/r Partner/in um die Ecke und möchte uns “nur warnen“. Unsere Reaktion wird skeptisch, ablehnend oder ignorant ausfallen. Erst dann, wenn der Himmel nicht mehr voller Geigen hängt oder die Beziehung beendet ist, werden wir erkennen, dass diese Warnung uns durchaus hätte helfen können.

Aber es ist ein Spiel mit dem Feuer. Beschließen wir nun pauschal, auf jede Warnung zu hören, so könnten wir auch auf einen Menschen treffen, der das Beziehungsende noch nicht überwunden hat und uns Steine in den Weg legen möchte. Schenken wir dieser Person Glauben, ist unsere Beziehung so oder so zum Scheitern verurteilt.

Aus diesem Grund ist es sinnvoll, immer eigene Erfahrungen zu machen, auch mit Menschen. Wir wollen immer aus unseren Fehlern lernen und schießen Warnungen immer dann in den Wind, wenn wir überzeugt von etwas oder jemandem sind. Wir haben bereits erkannt, dass am Anfang immer alles schön ist und wir eben diese Überzeugung haben. Somit bringt es gar nichts, wenn der oder die “Ex“ uns warnt. Umgekehrt wird nun auch ein Schuh draus und der Kreis schließt sich. Es macht absolut keinen Sinn, wenn wir das Gespräch zu der/dem “Neuen“ suchen – vor allem, wenn die Beziehung beendet ist und es keinen freundschaftlichen Kontakt gibt.


Wir müssen (nicht) reden

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