Читать книгу Du gehörst zu mir - Michaela Santowski - Страница 7
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ОглавлениеRob hat eine private Security Firma. Er hat Leute, die auf dich aufpassen werden, während ich im Ausland bin. Die Stimme ihres Bruders hallte noch immer in ihrem Kopf wieder. Sie lag auf dem Bett und dachte an die Zeit von vor zehn Jahren. Sie war damals fünfzehn gewesen und ein altkluger, pickeliger Teenager, der sich fürchterlich in den besten Freund ihres Bruders verliebt hatte. Nun, die Pickel war sie inzwischen definitiv losgeworden. Aus ihr war eine schlanke, junge Frau geworden, die zwar immer noch klug, aber nicht mehr altklug war. Die Schwärmerei für Rob allerdings war nicht vergangen. Ganz im Gegenteil. Im Laufe der letzten zehn Jahre hatte sie ständig an ihn gedacht und sich gefragt, was aus ihm geworden war. Unwillkürlich hatte sie jeden ihrer Freunde mit ihm verglichen. Sie alle hatten schlecht abgeschnitten. Ihr war bewusst, dass sie Rob nicht mehr kannte. Aber sie fand auch nichts Schlimmes daran, von ihm zu phantasieren. Die Gedanken an ihn hatten ihr bei so manchem Liebeskummer geholfen. Sie hatte sich immer vorgestellt, dass er sie trösten würde, ihr sagen würde, wie toll sie sei und dass der Typ, der sie gerade verlassen hatte, nicht alle Tassen im Schrank haben konnte. Dann hatte Rob sie geküsst, und ihr Herz hatte wie wild geschlagen. War das merkwürdig? Wahrscheinlich. War es krank? Absolut nicht. Sie war realistisch. Ihr war klar, dass Rob diese Anforderungen, die sie ihm im Laufe der Jahre zugeschrieben hatte, niemals würde erfüllen können. Aber sie war sich auch sicher gewesen, ihn nie wiederzusehen. Oder wenn, dann in ferner Zukunft, wenn sie selber mit einem umwerfenden Mann verheiratet wäre. Klar, Rob war der beste Freund ihres Bruders und die Gefahr, ihm doch mal über den Weg zu laufen, war durchaus gegeben, aber auch Pierre und Rob sahen sich selten. Wenn, dann immer im Ausland. Oder sie gingen gemeinsam Skilaufen in der Schweiz. Die Chance, ihn hier zu treffen, war gering. Und doch würde er morgen kommen.
Suzie stand auf und stellte sich vor den Spiegel. Sie betrachtete sich kritisch. Ihr Körper war der einer Frau, die Rundungen genau an den richtigen Stellen. An der Uni war sie im Hockey-Team. Dreimal die Woche Training und an den Wochenenden Spiele. Sie joggte jeden Morgen, wenn es ihre Zeit zuließ. Und sie ernährte sich bewusst gesund. Sie hatte glänzendes dunkles Haar, das ihr in wilden Locken bis auf den Rücken fiel. Eine vorwitzige Haarsträhne hing ihr vor den Augen. Energisch schob sie sie zurück. Ihre Augen waren dunkel, fast schwarz. Sie trug kaum Make-up. Trotzdem waren ihre Wangen rosig. Ob das an dem bevorstehenden Treffen lag? Von ihrer Mutter hatte sie die hohen Wangenknochen und den olivfarbenen Teint geerbt, von ihrem Vater die vollen Lippen und die langen Wimpern. Sie wusste, dass sie gut aussah. Trotzdem war sie nervös. Zulange hatte sie von ihm geträumt und fantasiert. Auf ein Treffen war sie definitiv nicht vorbereitet.
„Nützt nichts“, murmelt sie ihrem Spiegelbild zu. „Er wird kommen, ob es dir passt oder nicht.“
Sie legte sich wieder ins Bett, fand aber lange keinen Schlaf.