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Rob parkte das Auto in der Tiefgarage. Er stieg aus und öffnete dann Suzie die Tür. Galant reichte er ihr die Hand, die sie ignorierte, wie sie ihn schon die ganze Fahrt über ignoriert hatte. Er schmunzelte. Das würde anstrengend, aber auch interessant werden. Seine Augen suchten systematisch die Parkgarage ab, während sie zum Fahrstuhl gingen. Dort angekommen, drückte Suzie auf den obersten Knopf. Penthouse.

Rob legte ihr die Hand auf den Arm, als sie oben angekommen waren und Suzie Anstalten machte, die Schlüssel in die Wohnungstür zu stecken. „Lass mich bitte aufschließen. Ich gehe zuerst rein. Wenn alles okay ist, rufe ich dich.“

Suzie reichte ihm schweigend ihre Schlüssel. Langsam wurde ihr bewusst, dass sie wirklich in Gefahr schwebte. Insofern war es vielleicht tatsächlich keine schlechte Idee, dass Rob bei ihr wohnte. Aber für ihren Seelenfrieden war es definitiv keine gute Idee.

„Du kannst kommen“, hörte sie ihn wenig später rufen.

Suzie betrat ihre Wohnung. Rob stand mitten in der Wohnküche und sah sich um.

„Du hast wirklich ein schickes Appartement.“

„Danke. Ich gehe lernen.“ Mit diesen Worten ließ sie Rob stehen und verschwand in ihrem Büro.

Rob blickte ihr verdutzt hinterher.

Suzie lehnte sich erschöpft gegen die geschlossene Tür. Das würde eine verdammt harte Zeit werden.

Rob beschloss, Suzie eine Weile allein zu lassen und schlenderte durch die Wohnung. Jetzt nahm er sich die Zeit, alles genau zu betrachten. Sobald man das Penthouse betreten hatte, stand man direkt in der offenen Wohnküche mit anschließendem Wohnzimmer. Die Küche war modern eingerichtet und penible sauber. Es gab sogar einen Kaffeevollautomaten. Das Wohnzimmer wurde beherrscht von einer riesigen Fensterfront, die sich über die komplette Seite zog. Er hatte einen Wahnsinnsausblick auf Wiesbaden. Leider musste er die Vorhänge zuziehen, da die große Glasfront für jeden eventuell vorhandenen Scharfschützen einen perfekten Einblick auf die Zielperson gab. Die Einrichtung des Appartement war ganz in creme gehalten. Es gab eine Ledercouch, zwei Sessel und eine passende Polsterbank. Der Boden bestand aus hellen, massiven Holzbohlen. Unter der Couch lag ein cremefarbener Teppich, Ton in Ton mit der Ledercouch. Rechts von der Küche führte ein Flur in den hinteren Teil der Wohnung, von dem vier Türen abgingen. Die eine Tür führte in das Badezimmer. Dieses wurde von einer altmodischen Badewanne, die mitten im Raum auf vier Klumpfüßen stand, beherrscht. Auch das Bad war wie das Wohnzimmer komplett in Creme gehalten. Es gab zusätzlich zur Badewanne noch eine Dusche. Rob trat an das Waschbecken und öffnete neugierig den Spiegelschrank. Wie erwartet fand er diverse Cremes, Tuben und Make-up. Allerdings nicht soviel, wie er angenommen hatte.

Die andere Tür, hinter der Suzie verschwunden war, ging in ein kleines Büro, das Rob beim ersten Betreten der Wohnung bereits gesehen hatte. Der hintere Raum war Suzies Schlafzimmer, das Rob aus Respekt vor ihr von seinen genaueren Erkundungen ausließ. Hinter der vierten Tür befand sich ein Gästezimmer. Vorherrschend war ein großes Doppelbett, das sehr gemütlich aussah. Rob seufzte und schloss die Tür. Obwohl er nichts lieber täte, als sich einen Moment auszuruhen, widerstand er der Versuchung und ging stattdessen wieder in die Küche zurück. „Suzie!“, rief er der geschlossenen Tür zu.

„Hm?“, kam es müde zurück.

„Möchtest du auch einen Kaffee?“

„Klingt gut.“

Na bitte, dachte Rob. Dann konnten sie sich gemütlich an den Küchentresen setzen und endlich reden. Doch er hatte sich geirrt. Suzie kam kurze Zeit später aus dem Büro, griff sich ihren Kaffee, gab ein Stück Zucker rein und erklärte Rob, dass es spät werden würde, da sie noch viel zu lernen habe. Er könne das Gästezimmer benutzen. Essen sei im Kühlschrank.

„Ich werde auf der Couch schlafen. Da habe ich die Tür besser im Auge.“

Suzie zuckte mit den Schultern und ließ ihn stehen.

Suzie streckte sich und warf einen Blick auf ihre Uhr. Es war schon nach Mitternacht. Sie hatte es tatsächlich geschafft, Robs Anwesenheit in ihrem Appartement zu verdrängen. Sie griff nach ihrer Kaffeetasse und öffnete leise die Tür, um ihn nicht zu stören. Da der Fernseher, den sie vorher als Hintergrundgeräusch dunkel wahrgenommen hatte, aus war, nahm sie an, dass er bereits schlief. Tatsächlich lag er auf der Couch und atmete ruhig und gleichmäßig. Er hatte sich das Bettzeug aus dem Gästezimmer geholt und es sich auf dem Sofa bequem gemacht. Suzie betrachtete ihn. Seine markanten Gesichtszüge wirkten entspannt. Sie widerstand nur schwer der Versuchung, ihm durchs Haar zu streichen oder mit dem Finger seine vollen Lippen nachzuzeichnen. Sie stellte sich vor, wie es wäre, diese Lippen zu küssen, sie auf ihrer Haut zu fühlen. Wie es wäre, ihn zu berühren, an seinen Armen entlang zu streichen, die Muskeln unter ihren Fingern zu spüren. Ob seine Haut weich war?

„Ich weiß, dass du mich ansiehst.“

Vor Schreck hätte Suzie fast ihre Kaffeetasse fallen lassen. Rob setzte sich auf. Zu ihrem Entsetzen musste sie feststellen, dass er obenherum nichts anhatte. Ihr Blick glitt unwillkürlich über seinen unbehaarten Brustkorb und seine ausgeprägten Bauchmuskeln. Schnell wandte sie sich ab und räumte ihre Tasse in den Geschirrspüler.

„Es ist mein Job zu wissen, wenn jemand hereinschleicht.“

„Ich bin nicht geschlichen“, entgegnete sie empört. „Und wenn, dann nur, um dich nicht zu wecken.“

„Warum hast du mich angestarrt?“

„Ich habe dich nicht angestarrt. Ich habe lediglich überlegt, ob ich dir noch eine Decke bringen soll, falls es kalt wird. Die Heizung ist über Nacht ausgeschaltet.“

„Dann danke ich dir für deine Fürsorge.“ Die Ironie in seiner Stimme war schwer zu überhören.

„Du kannst mich mal“, murmelte Suzie und wollte das Wohnzimmer verlassen. Doch Rob hielt sie zurück. „Warte!“

„Was?“, fauchte sie.

Er warf die Decke zurück und stand auf. Jetzt stand er in Boxershorts vor ihr, in schwarzen Boxershorts. Suzie drehte sich schnell weg.

Rob schmunzelte. „Ich wusste nicht, dass du prüde bist.“

Ärgerlich fuhr sie rum. „Ich beweise nur Anstand. Schließlich stehst du halb nackt vor mir.“

„Interessant. Du drehst dich also auch im Schwimmbad bei jedem Mann, der dir in Badehose entgegenkommt, weg?“

Suzie zwang sich, Rob in die Augen zu schauen, obwohl sie viel lieber in aller Ruhe seinen Körper betrachtet hätte. „Was willst du? Es ist mitten in der Nacht, und ich möchte gerne noch ein wenig schlafen. Und nur zu deiner Info: ins Schwimmbad gehe ich nicht. Dafür habe ich keine Zeit.“

„Sehr schade. Du würdest bestimmt klasse im Bikini aussehen.“

Suzie befahl ihrem wild pochenden Herz, sich zu beruhigen und verschränkte die Arme.

„Sieh mich nicht so böse an.“

„Dann sag endlich, was du willst.“

Sie hasste es, dass sie sein Anblick nervös machte. Er war nicht der erste attraktive Mann, der in Unterhosen vor ihr stand. Aber er war der Mann, den sie mehr als alles andere wollte, den sie begehrte.

„Ich brauche eine Liste. Eine Liste mit Namen, denen du zutraust, dir solche Briefe zu schreiben. Und eine weitere Liste mit Leuten, die du verärgert hast. Angefangen bei dem Briefträger, über den du dich eventuell mal beschwert hast.“

„Erstens habe ich mich noch nie im Leben über einen Briefträger beschwert, zweitens traue ich das niemandem zu und drittens müssen wir das sicherlich nicht jetzt besprechen. Schon gar nicht in Unterhosen.“

„Wenn sie dich so sehr stört, kann ich sie auch ausziehen.“

„Untersteh dich!“

Rob griff grinsend nach seinem T-Shirt und zog es über. „Besser?“

Suzie stöhnte innerlich auf. Das T-Shirt straffte sich über seiner Brust und betonte seine breiten, muskulösen Schultern. Es zeigte mehr als es verbarg. Sie schluckte. „Besser“, stieß sie gepresst hervor.

Er ging an ihr vorbei. „Möchtest du auch einen Kaffee?“

„Ich möchte ins Bett.“

„Daraus wird nichts. Ich brauche diese Liste.“

„Spinnst du? Um die Uhrzeit fällt mir garantiert gar nichts mehr ein.“

„Deswegen werde ich dir helfen.“

„Warum hast du nicht früher was gesagt?“

„Weil du mich den ganzen Tag ignoriert hast.“

Dagegen konnte sie kaum etwas sagen. Ergeben setzte sie sich an den Tisch. „Dann lass uns anfangen.“

Rob setzte sich neben sie und reichte ihr Stift und Block. Dann rückte er näher an sie heran und erklärte ihr, wie sie die Liste gliedern sollte. Doch das einzige, auf das sie sich konzentrieren konnte, war sein Duft: herb, mit einer leicht zitronigen Noten. Das trieb sie noch in den Wahnsinn. Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. Was, wenn sie ihn verführen würde? Nur, damit dieser Druck von ihr abfiel. Vielleicht war er nicht mehr so interessant, wenn sie erstmal das Bett mit ihm geteilt hatte. Da machst du dir wohl selber etwas vor.

„Suzie! Du hörst mir nicht zu.“

„Du hast mir die falsche Tasse hingestellt.“

Verwirrt starrte Rob sie an.

„Ich trinke aus der anderen Tasse.“ Suzie stand auf, stellte die eine Tasse in die Küche und griff sich die andere. Die Tasse war ihr völlig egal. Aber jetzt konnte sie sich ihm gegenüber setzen. Das war viel besser. Jetzt war sie auch in der Lage, ihm zuzuhören. Eine Stunde später hatten sie eine beachtliche Liste zusammengestellt. Erstaunt blickte Suzie auf die Fülle von Namen. „Das hätte ich nie gedacht.“

„So reagiert jeder. Niemand kann sich vorstellen, dass es so viele Menschen gibt, die etwas gegen ihn haben könnten. Jetzt haben wir etwas, mit dem wir arbeiten können. Ich werde die Liste gleich morgen an meine Leute mailen. Jetzt darfst du in Bett.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Gute Nacht.“

Suzie fühlte immer noch seine Lippen auf ihrer Wange, als sie kurz darauf im Bett lag. An Schlaf war nicht zu denken.

Du gehörst zu mir

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