Читать книгу Following You - Bis in die Ewigkeit - Mika D. Mon - Страница 15

Ace

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Ich liebe Bad Homburg. Hier hatte ich mir auch einige Häuser und Wohnungen angesehen, die ich mir zu meinem kleinen Asiapalast umwandeln wollte. Es ist ruhiger als Frankfurt und die schönen alten Villen versprühen einen extravaganten Charme. So, wie ich es liebe. Doch die wahnsinnige Aussicht aus meiner Penthousewohnung ließ die Entscheidung auf die Bankenmetropole fallen. Außerdem glaube ich, dass ein paar Gehminuten zu wenig Entfernung zur Spielbank für mich gewesen wären. Ich bin zwar im wahrsten Sinne des Wortes ein Ass im Poker und auch beim Roulette verteile ich meine Chips gewinnbringend, doch ich weiß, dass man viel zu schnell die Kontrolle darüber verlieren kann. Besonders, wenn man so ein Sonntagskind ist wie ich, läuft man Gefahr, das Glück einmal zu viel herauszufordern. Und so gerne ich auch spiele: Ich hasse es, zu verlieren.

Gabriel verdient dafür meinen Respekt. Er hat die nötige Selbstbeherrschung, seine unzähligen Nullen auf dem Konto nicht zu verspielen, obwohl er so nahe an der Versuchung lebt. Und der Anwalt spielt nicht weniger gern als ich, er verliert auch genauso ungern. Das ist einer der Gründe, warum ich, was Geschäftliches angeht, gerne auf seiner Seite bin. Egal, was Gabriel für einen tun soll, wenn die Bezahlung stimmt, kann man sich zu 100% sicher sein, dass es so wird, wie man es möchte. Egal, ob es darum geht, jemanden finanziell zu vernichten, oder ihn aus diversen Geschäften oder sogar von der Bildfläche verschwinden zu lassen, Gabriel bekommt es hin. Er ist der mit Abstand beste Anwalt Frankfurts und ich weiß, dass sein Erfolg nicht nur auf seinem fantastischen Abschluss in Rechtswissenschaften zurückzuführen ist. Nein, so wie ich es der kleinen Prinzessin schon gesagt habe: So viel Macht und Geld erwächst meist nur aus Blut und wenn man sich die Größe an Macht und Reichtum ansieht, die Gabriel besitzt, handelt es sich um verdammt viel Blut.

Ich fahre zu dem Tor an der Einfahrt, die zu Gabriels pompöser Villa führt, lasse das Fenster herunter und betätige die Klingel. Mit einem breiten Lächeln schaue ich in die Kamera und schon ertönt das Brummen und Surren der Verriegelung am Tor, ehe es sich vor mir öffnet.

Mit meinem blauen Porsche Panamera fahre ich die lange Einfahrt hinauf, an deren Seite schön gepflegte Büsche und Bäumchen gepflanzt sind. Ein bisschen fühlt man sich schon, als würde man nach Spießerhausen fahren, und wenn man Gabriel dann kennenlernt, weiß man, dass man vor dem König der Spießer steht. Ich habe nichts dagegen. Vielen gefällt sicher auch mein extrovertierter Lebensstil nicht. Was ich nicht verstehen kann. Ich kenne niemanden, der so nett und sympathisch ist wie ich. Ich könnte mich selbst sicher sehr gut leiden, würde ich mir gegenüberstehen. Ganz im Gegensatz zu Emokönig-Seth und Gruselgrimm. Dass wir drei uns so prächtig verstehen, liegt nur an meinem Talent, die merkwürdigsten Gestalten zusammenzuführen und zu einer perfekt harmonierenden Gruppe zu vereinen.

Auch wenn aktuell etwas Ärger im Paradies herrscht.

Dennoch über mich selbst zufrieden grinsend parke ich vor den Stufen, die zur Haustür hinaufführen und schalte den Wagen aus. Ich nehme meine Tasche vom Beifahrersitz, schnalle mich los und steige aus. Die Bewegungsmelder leuchten mir den Weg die Stufen hinauf, ehe ich auf den runden Messingknopf drücke und die Klingel betätige. Das Licht der Kamera leuchtet kurz auf, dann dauert es einen Augenblick, ehe mir der Hausherr persönlich die Tür öffnet. Er trägt ein weißes Hemd, keine Krawatte und eine …

»Jogginghose?«, platzt es aus mir heraus. Ich kenne Gabriel seit zig Jahren und ich war schon zu weitaus späteren Uhrzeiten bei ihm zuhause, doch in einer Jogginghose habe ich ihn noch nie gesehen. Ich bin mir sicher, dass er selbst zum Joggen eine Anzugshose trägt.

»Dir auch einen guten Abend, Valenti«, begrüßt er mich mit meinem Nachnamen und macht einen Schritt zur Seite, damit ich eintreten kann.

Ich gehe an ihm vorbei in die Villa McIntire und nachdem er hinter mir die Tür geschlossen hat, schreiten wir gemeinsam die große Treppe hinauf in den zweiten Stock, um dort in sein Arbeitszimmer zu gehen. Es ist der Raum in dem gesamten Haus, in dem Gabriel die meiste Zeit verbringt. Noch vor seinem Schlafzimmer. Schlafen tut er nämlich nicht sonderlich viel und für Sex bevorzugt er Hotelzimmer.

Trotz der schrecklichen goldenen Fessel an seinem Ringfinger haben wir nach gemeinsamen Pokerabenden beide ein oder zwei Mädchen mit auf unsere Hotelzimmer genommen. Das verdient meinen Respekt. Wir Männer sind nicht dafür gemacht, monogam zu leben. Ich will nicht sagen, dass meine Eltern sich nicht geliebt hätten, aber auch mein Vater hatte einige Seitensprünge. Ich weiß sogar von einer Affäre mit einer Frau, die das glatte Gegenteil von meiner Mutter ist. Einer Hure mit weißblondem, langem Haar, die von ihm regelrecht besessen gewesen ist. Ob sie wohl noch lebt? Würde mich nicht wundern, wenn sie sich aus Verzweiflung umgebracht hat, nachdem mein Vater in den Knast kam.

»Was führt dich zu mir?«, kommt er sogleich zur Sache und lässt sich auf seinen Schreibtischsessel fallen. Er überschlägt die Beine und faltet die Hände auf dem Schoß. Ich setze mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und ziehe eine Mappe aus meiner Tasche.

»Das sind Kontaktdaten von Personen, die entweder komplett von der Bildfläche verschwinden müssen, deren Geldhahn zugedreht oder umgeleitet werden muss. Es wird dir sicher viel Freude bereiten, es sind ein paar harte Knochen dabei, die nur ein Gabriel McIntire brechen kann«, sage ich verschwörerisch und schiebe ihm die Mappe über den Tisch entgegen. Gabriels Hände zucken kurz, doch es tut sich nichts. Er sieht sich die Mappe nicht an.

»Du packst das, das weiß ich. Die Bezahlung wird fantastisch sein. Ich bezahle in zwei Etappen. Eine enorme Anzahlung und du weißt, ich kenne deine Preise. Wenn ich von enorm spreche, dann meine ich enorm. Und die zweite Zahlung kommt nach Abschluss des Geschäftes und wird nochmal doppelt so viel sein, denn dann habe ich den Zugriff auf die Gelder vom Valenti-Clan, mein Lieber.«

Stolz durchflutet meinen Körper und ich bin mir sicher, dass mein Lächeln wölfische Ausmaße angenommen hat. Zu lange, nein, viel zu lange warte ich jetzt schon darauf, mein Erbe antreten zu können.

»Du willst Deimos also endlich stürzen? Was ist mit seiner Leibgarde? Das sind die Besten«, behauptet er und ich schüttele bestimmend den Kopf.

»Nein, die Besten sind auf meiner Seite.«

Deimos Männer arbeiten für Geld und aus Angst für ihn. Meine zwei Jungs hingegen tun es aus viel tieferen Gefühlen heraus. Grimm, weil er das Töten mehr liebt als alles andere auf der Welt und ich einer seiner beiden einzigen Freunde bin, die er hat. Er will mich nicht verlieren. Seth tut es, weil ich ihm die Freiheit versprochen habe und dafür wird er alles geben. Noch viel mehr, seit er weiß, was wirklich mit seinem Vater passiert ist. Gut, dass er nicht die ganze Wahrheit kennt, denn sonst würde alles wohl etwas anders aussehen. Schlimm genug, dass er jetzt wie eine betrogene Ehefrau pissig auf mich ist, weil ich ihm die Wahrheit verheimlicht habe.

»Es tut mir leid, Valenti«, mit diesen Worten schiebt er mir die Mappe wieder entgegen, »aber ich kann dir nicht helfen.« Es dauert einen Augenblick, bis diese Worte, diese absolut unglaubwürdigen Worte bis zu meinem Verstand durchdringen. Ich öffne meinen Mund, um etwas zu sagen, aber abgesehen davon, dass ich ein paar Mal unglaubwürdig blinzele, bringe ich keine Silbe hervor.

»Du musst dir einen anderen suchen, ich werde das nicht tun.«

»Aber warum?« Fassungslos starre ich ihn an und frage mich, warum der Topanwalt hier den Schwanz einzieht. Das hat er noch nie getan. Nie! Vor allem nicht, wenn ihm dabei so viel Geld winkt. »Ist es dem großen Gabriel McIntire zu schwer? Sind es dir zu viele Namen auf der Liste? Oder hast du kein Vertrauen darin, dass meine Jungs sich um Deimos Kettenhunde kümmern? Seit wann hast DU Angst vor irgendwem?« Eine andere Erklärung finde ich nicht. Am liebsten würde ich aufstehen, ihn an seinem Kragen packen und kräftig schütteln.

»Ich sagte doch, dass es mir leidtut. Ich habe mich aus dem Geschäft zurückgezogen. Ich mach keine krummen Dinger mehr, aber ich habe andere Kontakte, die dir helfen können.«

»Aber, Gabriel … Warum?«

»Der Grund ist doch egal. Akzeptiere, dass es so ist. Ich habe dir und deinem Vater oft genug den Arsch gerettet, jetzt musst du dir einen anderen suchen.«

Während ich ihn in einer Mischung aus Zorn und Unglauben ansehe, höre ich schnelle Schritte, die durch den Flur eilen.

»Wer ist noch hier?«, frage ich misstrauisch und Gabriel richtet sich von seinem Stuhl auf. Irgendwas stimmt hier nicht.

»Unwichtig. Du solltest jetzt gehen. Ich schicke dir eine Mail mit Kontaktdaten von Männern, die dir helfen können. Sie sind nicht so gut wie ich, aber wenn sie zusammenarbeiten, könnten sie es hinbekommen. Also … «, er bedeutet mir, ebenfalls aufzustehen. Irgendwas stimmt hier nicht. Vielleicht ist Deimos mir zuvorgekommen und Gabriel wird bedroht. Eine andere Erklärung finde ich nicht. Mein Puls beschleunigt sich, als ich eine Tür zufallen höre und sich die Schritte auf unsere zubewegen. Ich lasse meine Finger unter mein Jackett wandern und berühre den Griff meiner Waffe. Gabriel starrt zur Tür und ich sehe, dass er nervös ist. So habe ich diesen Mann noch nie gesehen. Wer auch immer vor dieser Tür steht, er hat Gabriel in der Hand, da bin ich mir sicher. Ich drehe mich zur Tür, bereit meine Waffe sofort zu ziehen, aber auch dazu bereit, um mein Leben zu verhandeln.

Die Klinke bewegt sich nach unten und die Tür wird aufgedrückt. Was ich dann sehe, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren.

»Guten Abend. Es tut mir leid, dass ich stören muss, aber nach drei gescheiterten Versuchen, den Kleinen ins Bett zu bringen, ist jetzt der Papa dran.«

Eine hübsche Frau mit langem, schwarzem Haar, weißer Haut und roten vollen Lippen betritt das Büro. Sie läuft auf den Anwalt zu und übergibt ihm den Säugling, den sie in den Armen hält. Gabriel nimmt ihn, ohne zu zögern, entgegen, hält ihn gleich wie ein Profi und wiegt ihn in seinen Armen, sodass der kleine Junge sofort gähnt.

»Viel Erfolg, Daddy. Ich geh runter, trink ein paar Gläser Traubensaft und stell mir vor, es wäre Wein!«, säuselt sie, haucht ihm einen Kuss auf die Wange und verlässt das Büro wieder. Als sich unsere Blicke treffen, zwinkert sie mir teuflisch zu.

»Gabriel … erklär mir das?! Das ist nicht deins, oder? Das hast du dir irgendwo ausgeliehen und die Mutter ist auch nur bezahlt. Oder?«

Der Angesprochene sieht lächelnd auf das Baby in seinen Armen, welches mit seinen kleinen Fingern seinen Daumen umfasst und die Augen kaum mehr aufhalten kann.

»Scheiße. Es IST deins. Wie ist das passiert? War es ein Unfall? Ist DAS der Grund, warum du aufgehört hast?«

Ein tiefes Einatmen folgt, als er seinen schrecklich verliebten Blick von dem Baby abwendet und wieder zu mir sieht. Er schweigt, aber das ist Antwort genug für mich.

»Sei ehrlich zu mir, hast du mit allem aufgehört?«

Ein Schatten zieht über Gabriels Gesicht und er neigt den Kopf leicht zur Seite. Es ist einer dieser Momente, in denen seine braunen Augen beinahe völlig schwarz wirken, weil sich seine Pupillen stark vergrößern. Dieser Mann ist der Teufel, das weiß ich. Das wissen alle in unseren Kreisen, darum legt sich auch niemand mit ihm an. Er hat von uns allen die größte Macht, das meiste Geld und definitiv die blutigsten Hände.

»Mit allem, von dem sie weiß. Und alles andere wird sie niemals erfahren. Diesen Fehler habe ich einmal gemacht. Und ich begehe einen Fehler ganz sicher nicht zweimal.«

Ich strecke meinen Rücken durch, um mich aufrechter hinzustellen. Gabriel soll nicht den Eindruck haben, mich einzuschüchtern, und so nicke ich stolz und wende mich zum Gehen.

»Dann schick mir die Daten von deinen Kontaktmännern, Daddy. Ich hoffe, sie sind so gut, wie du mir sagst.«

Gabriel nickt, dann scheint ihm etwas einzufallen, denn er bedeutet mit einer Hand, dass ich warten soll.

»Apropos, hier. Lies dir das in Ruhe durch«, sagt er zu mir, ehe er aus einem Ablagekästchen einen Briefumschlag hervorzieht, auf dem mein Name geschrieben steht. Ich nehme ihn an mich und stecke ihn in die Innentasche meines Jacketts.

Ohne ein weiteres Wort zu meinem ehemaligen seelenverwandten Playboy zu verlieren, verlasse ich sein Büro. Ich eile durch den Flur, die Treppe hinab und verlasse das Haus. Immer wieder schüttele ich fassungslos den Kopf darüber, dass Gabriel eine Frau und ein Baby hat. Furchtbar, diese Vorstellung. Ich werde Grimm sagen, dass er mich töten soll, falls ich jemals auf die Idee kommen sollte, zu heiraten. Denn dann stimmt was nicht mit mir. Vielleicht bin ich von Aliens entführt worden oder von einem Dämon besessen. Ich setze mich wieder in meinen Porsche, schalte das Licht im Innenraum an und ziehe den Brief aus meiner Jackentasche.

Ich öffne ihn und lese.

Eiseskälte durchfährt meinen Körper und ich spüre, wie meine Hände schweißnass werden, bei dem, was ich lese. Mit schmerzhaft schnellem Puls lasse ich den Brief sinken und starre einfach geradeaus.

»Nein. Nein, das darf nicht sein. Es ist noch viel zu früh.«

Following You - Bis in die Ewigkeit

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