Читать книгу Following You - Bis in die Ewigkeit - Mika D. Mon - Страница 7
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Kiki
Das Wissen, dass ich schwanger bin, frisst mich auf. Es sitzt wie ein Druck in meinem Kopf und in meinem Herzen, und wenn ich ihn nicht bald loswerde, glaube ich, einfach zu explodieren. Ich kann dieses Geheimnis nicht für mich behalten. Ich muss mit jemandem reden! Dringend!
Also schreibe ich meiner besten Freundin eine Nachricht.
Ich:
»Können wir uns treffen?«
Vermutlich sitzt sie gerade in einer Vorlesung. Es ist Mittwochmorgen und seitdem sie Jura in Frankfurt studiert, verbringt sie viel Zeit in der Uni. Dennoch kommt ihre Antwort schnell.
Leo:
»Natürlich, Süße! Wo und wann treffen wir uns?«
Ich:
»Heute Abend in der Stadt?«
Bis zum Abend verkrieche ich mich mit einer Wärmflasche im Bett, wälze mich hin und her und lese im Internet quasi alles, was es zum Thema »Schwangerschaft« zu erfahren gibt. Zuletzt lösche ich meinen Browserverlauf. Seth geht zwar für gewöhnlich nicht an mein Handy, aber manchmal nimmt er es, um etwas nachzuschlagen, wenn er zu faul ist, sein eigenes zu holen. Better safe than sorry. Hätte ich nur mal so gedacht, als ich ohne Verhütung mit ihm schlief. Ich bin erwachsen und hatte wissentlich kein Kondom benutzt. An meiner Misere bin ich also selbst schuld. Langsam lasse ich meine Hand auf meinen unteren Bauch sinken und schließe meine Augen. Ich war naiv gewesen. Leichtsinnig. Ein Baby ist kein Malheur, das mal passieren kann, wie eine falsch rum angezogene Socke.
Als ich am Abend das heruntergekommene Mehrfamilienhaus verlasse, in dem ich mit Seth und seiner Schwester lebe, fühle ich mich unwohl. Die Los Caídos, die es vor wenigen Tagen noch auf mein Leben abgesehen hatten, sind ausradiert. Es gibts nichts mehr, dass ich befürchten muss, und dennoch sehe ich mich genau zu allen Seiten um. Jede Person auf der Straße wird von mir gemustert, als ob sie mich im nächsten Moment anfallen könnte. Ist diese Paranoia nach solchen Erlebnissen normal, oder habe ich sie von meinem Vater geerbt?
»Wo willst du hin, Prinzessin?«, höre ich plötzlich eine tiefe Stimme hinter mir raunen.
Ich erschrecke und fahre herum.
Seth steht in der Haustür hinter mir und blickt aus seinen dunklen Augen zu mir herab.
»Ich … Ich treffe mich mit Leo in der Stadt«, antworte ich eilig. Obwohl es die Wahrheit ist, komme ich mir vor, als würde ich etwas verbergen.
Etwas Wichtiges. So etwas wie eine Schwangerschaft vielleicht?
Seths Augen verengen sich leicht. »Ich komme mit«, bestimmt er.
»Was? Nein!« Er darf nicht mitkommen. Ich muss mir alles von der Seele reden und das kann ich nicht, wenn er dabeisitzt.
»Wieso denn nicht?«
»Es wird ein Mädelsabend! Da haben Kerle nichts zu suchen.«
»Ich will aber nicht, dass du alleine draußen herumläufst.« Er kommt zu mir, schließt die Tür und zieht eine Zigarettenpackung aus seiner Hosentasche.
»Wieso denn? Die Los Caídos sind doch keine Gefahr mehr.«
Während er sich eine Zigarette zwischen die Lippen klemmt und anzündet, sieht er aus dem Augenwinkel zu mir herüber und hebt abfällig eine Braue.
»Mag sein. Frankfurt ist dennoch kein Pflaster, auf dem kleine Prinzessinnen wie du nachts draußen rumlaufen sollten. Es gibt genügend Kerle hier, die dir an die Wäsche wollen.«
»Kerle wie du?«
»Kerle wie ich«, bestätigt er und bläst mir den Rauch der Zigarette ins Gesicht, um mich zu ärgern. Nicht, dass das normalerweise schon ekelhaft genug wäre, mache ich mir sofort Sorgen um das Baby, wedele den Rauch fort und blaffe Seth an.
»Lass das! Das macht man nicht!«
»Man macht so einiges nicht. Leute töten zum Beispiel«, kontert er. »Also, wo gehen wir hin?«
»Wir gehen nirgendwo hin. Ich gehe jetzt in die Stadt.«
»Du musst mich schon anbinden, wenn du willst, dass ich hierbleibe.«
»Seth! Bitte! Ich brauche auch meinen Freiraum. Leonie und ich wollen Mädchengespräche führen!« Ich sehe ihn so lange verzweifelt an, bis er resigniert seufzt.
»Also gut. Ich bringe dich hin und hole dich ab. Aber ich lasse euch in Ruhe, okay?«
»Okay. Danke«, murmle ich, fasse an seine Lederjacke und ziehe ihn zu mir herab, um ihn zu küssen.
Seth umfasst mein Gesicht mit seinen Händen. In ihnen fühlt es sich klein und zierlich an. Mein Körper wird von einer kribbelnden Wärme erfasst. Ich dränge mich ihm entgegen und möchte mich an seiner Brust vergraben. Einfach verstecken vor den Problemen und der Zukunft. Aber Seth löst sich von mir, nimmt meine Hand und wir gehen zusammen los.