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Mittwoch, 6.Februar. Nachmittag.

»Gehn wir raus?«, fragt mich Lisa, als sie gerade hereinkommt.

Schönes Wetter, die Herausforderung draußen au­ßerdem größer: » Ja!«

Währenddem Begutachtung der Mitreingekomme­nen: Lisa's Mitstreiterin hat blaue Augen, halblange dunkelblonde Haare, groß (allerdings nicht so wie Lisa, denn Lisa ist größer als ich), Figur gängig, Aus­sehen – na ja, geht so. Ich glaube, sie ist ein Mauer­blümchen, eines, das auf einem Komposthaufen steht. Und in diesen Eindruck passt auch, dass sie total ru­hig zu sein scheint, kein Wässerchen trüben kann.

*

Draußen. Andrea – von Lisa erfuhr ich, dass ihre Mit­streiterin so heißt – links von mir, Lisa auf der ande­ren Seite. Doch ich laufe allein; Andrea und Lisa grei­fen nur zu, wenn's mal für mich eng wird. Und das passiert schon mal ab und zu, nicht immer, aber im­mer weniger. Und das dadurch aufkommende Hoch­gefühl bringt mich auf den Gedanken, die rechte Krü­cke hoch zu strecken, nur mit der linken zu laufen.

»Mike, was soll'n das??«, ruft daraufhin erschreckt Lisa. Und auch Andrea rügt mich.

»Ich fühlmich superin Form, wasch ausnutzn muss! Schließich willich jama mitteener Krücke ouch draußen loufn könn! Un logischerweise muss dafür­madder Anfang gemacht werdn!«

»Aber wir üben das doch drin schon mit dir!«

»Hm, stimm, ja.« – Seit gestern. – »Aberamit schließch niaus, dasoff draußn zu verlagern.«

»Was soll ich dazu sagen?«, ist sich Lisa unschlüs­sig.

Ich grinse sie an, was so viel bedeutet wie: Nichts! Und laufe weiter wie bisher.

*

Wiedermal Post von der Holländerin. Eigentlich habe ich daran völliges Desinteresse mittlerweile und eben­so lang fallen meine Antworten aus. Vom Inhalt her. Ich schreibe halt ein bisschen größer, damit es viel aussieht. Aber ich muss laufend nachgrübeln, was ich ihr schreiben soll. Normalerweise schreibe ich immer aus dem Bauch heraus, sie kann mich aber nicht in­spirieren; nicht mal ihre Briefe kann ich selektieren, weil da immer das gleiche drin steht: Vorhaltungen, dass ich sie vor dem Unfall mal vergnatzt habe; Vor­haltungen, dass ich sie immer noch verspotte (?); Sex­zeitschriften sind dabei und Versprechungen (die ich schon gar nicht mehr glaube), dass sie mal kommen will. Aber die letzten zwei Briefe waren die Krönung: Sie schrieb in Holländisch! Ich kann kein Wort von der Sprache, und das weiß sie auch. Spätestens von dem Zeitpunkt an, als ich es ihr mitteilte. Sollte aber dieser Brief wieder in Holländisch geschrieben sein, raste ich aus.

Ich reiße ihn auf, schaue ihn mir an – holländisch. In mir brodelt's. Ich schnappe mir sofort Stift und Briefpapier, gehe zum Tisch, schreibe nur einen ein­zigen Satz: »Entweder, Du schreibst wieder in Deutsch oder Englisch, oder Du lässt es bleiben!« Und hoffe, dass das deutlich genug ist.

Die darf doch nicht denken, weil ich zum Krüppel gemacht wurde, lechze ich nach derartigen Erniedri­gungen, will ihr den Fußpilz von den Zehen lecken. Die hat doch nicht mehr alle. Ich sehe nach wie vor keine Veranlassung dazu, mir alles gefallen lassen zu müssen.

Ein ganz böser Fehler?

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