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8.

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Lucas

I try hard to make sure I will succeed. You can also say I never give up, but it sounds much easier than reality proves to be.”

Miami, 13.03.2017

Lucas fand, er machte sich als Oberer bislang sehr gut. Und das ganz ohne, dass er seine neugewonnene Macht ausgenutzt hatte. Obwohl die Aussicht Urlaubsregelungen zu ändern, oder sie wenigstens schriftlich festzuhalten, verlockend waren. Kleiner Scherz. Er war überzeugt, dass Mr. Wescott diese ignorierte, sobald er zurückkam.

Wenn er denn wiederkam.

Blieb er fort, verschollen oder dieser Mann, der nicht James Wescott gewesen war, dann waren Urlaubsregeln ihr letztes Problem. Wer sollte die britischen Talamadre anführen? Er ganz sicher nicht! Ein Schreibtischjob in kurzer Vertretung war okay, aber er konnte sich das nicht für den Rest seines Lebens vorstellen. Wer blieb da noch übrig? Jerry?

Den konnte er sich in der Position zwar vorstellen, aber die Aussicht Jerry als Chef zu haben, war nicht aufbauend. Er verlangte selbst Lucas unglaublich viel Geduld ab. Und Lucas besaß davon überdurchschnittlich viel. Wie andere mit ihm klar kamen? Entweder waren sie vom gleichen Schlag Mensch wie Jerry oder aber sie kamen nicht mit ihm klar. So einfach war das. Jeremy spaltete die Menschen um ihn herum in zwei Lager. Dass ihn das kein bisschen kümmerte, schätzte Lucas an ihm. Das ließ ihn hoffen, dass Jerry in Wahrheit viel umgänglicher war, als er zugab.

„Lucas. Das ging schnell“, begrüßte Jeremy ihn, als Lucas zurück im Ordenshaus war.

„Natürlich ging es schnell. Ich bin zielstrebig, weißt du doch.“

„Und normalerweise unorganisiert.“

„Nein, Jerry. Du denkst, ich sei unorganisiert. In Wahrheit habe ich bloß meine eigene Struktur.“ Lucas hob die Hand. „Vertiefen wir das Thema nicht weiter.“

Dafür hatten sie nun wirklich keine Zeit. „Hast du allen Bescheid gegeben?“

„Ja, sie sind alle im Konferenzraum versammelt. Annabelle und ich haben den Raum vorbereitet.“

„Sehr gut.“ Wenn er wollte, konnte Jeremy ja richtig engagiert sein. Oder Lucas machte als Oberer einen noch besseren Job, als er geglaubt hatte. Vielleicht stand es um die Talamadre doch nicht so schlimm.

Der Gedanke hielt nur zwei Sekunden.

„Bist du dir sicher, dass wir es probieren sollen? Keiner von uns hat das je gemacht? Ich bin immer noch der Auffassung, es wäre besser, zu warten.“

„Damit riskieren wir Rhylees Leben. Wir können nicht länger warten, Jerry.“

„Dann bitte die Amerikaner um Hilfe. Die sind besser aufgestellt. Sie haben nicht nur mehr Mitglieder, sondern auch mehr Erfahrung. Sie könnten uns helfen.“

„Wir brauchen ihre Hilfe nicht.“ Lucas legte allen Optimismus, den er aufbringen konnte, in seine Stimme. Er klang verdammt überzeugt. Aber Wescotts Warnung und seine eigenen Überlegungen waren ihm einfach noch zu gut im Ohr.

„Wenn sie hätten helfen wollen, hätte Dylan Brooks ein solches Ritual schon längst von sich aus vorgeschlagen.“

„Willst du behaupten, sie hat es absichtlich nicht getan? Das ist doch lächerlich, Lucas.“

„Vielleicht. Fakt ist, sie hat ihre Hilfe nicht angeboten und ich glaube daran, dass jeder von uns hier gut genug ist, um das Ritual zu einem Erfolg zu bringen.“

„Und wenn es schief geht?“

„Liegt die Verantwortung bei mir.“

Jerry nickte. Ihm war ja nicht bewusst, wie wahr Lucas‘ Worte waren. Er war der Obere. Die Verantwortung lag tatsächlich bei ihm. Sämtliche Bedenken schob er beiseite, als er an Jerry vorbei in den Raum trat. Der folgte ihm und schloss die Tür, während die Gespräche verstummten. Gerry stand zwischen Daniel und Emily. Aber er war da. Obwohl er im Licht der Nachmittagssonne blass aussah. Er war am Ende seiner Kräfte.

Lucas ging mit einmal ein Licht auf. Es war so klar, wie Wasser in einem Gebirgsbach. Das war der Moment. Sie hatten nur diese eine Chance. Wenn es nicht funktionierte, war es vorbei. Und wenn er Gerrys Gesichtsausdruck richtig deutete, wusste er es auch.

Lucas rieb sich die Hände und lächelte. Entspannt, zuversichtlich. Er war immer noch Lucas Austen. Eine überproportionale Häufung von Optimismus. Der Mann, der das Unmögliche möglich machte. Er war ihr Held und wenn sie einen brauchten, würde er sein Team nicht im Stich lassen. Denn egal zu was Wescott ihn ernannte, dass war, wer er war. Ihr Teamleiter. Und so leicht würde er es Satek nicht machen, eine von ihnen zu töten.

„Sind alle bereit?“ Er sah zu Matt. Er war von ihnen allen hier der Talamadre mit der meisten praktischen Erfahrung in magischen Ritualen. Matty wandte sie sehr häufig an. Sein Spezialgebiet war es, Waffen zu verzaubern und sie damit noch wirksamer gegen Übernatürliches zu machen. Ja so ein verrückter Kerl war er und Lucas hatte ihn genau deswegen in seinem Team. Außerdem bekam er Emily nur mit Matty und sie war so ein Typ Frau, den er unbedingt wollte. Ganz unabhängig davon dass sie vergeben war. Das wollte was heißen. Sie ging eben durch die Hölle, wenn andere sich vor Angst ihn die Hosen machten. Etwas, das jeder Teamleiter zu schätzen wusste. Ohne Frage.

„Gut. Sehr schön. Dann fangen wir an. Jeremy wird den Spruch verlesen.“ Er grinste. „Sein Latein ist das Beste. Wir anderen bilden einen Kreis und konzentrieren uns so gut es geht, auf die Energie in uns. Bündelt sie, setzt sie frei und gebt sie ab.“

„Gott, ich kann so ein Hokuspokus nicht.“ Emily sah ihn an. „Du weißt das, Lucas. Ich bin für so was nicht gemacht.“

„Du kannst es.“ Daniel kam ihm zuvor. Er nickte ihr zu. „Du hast die Chance, Rhylee zu helfen. Du kannst es.“

Sie sah zu Daniel und im Raum herrschte angespanntes Schweigen. Schließlich lächelte sie.

„Du hast Recht. Ich rocke das hier. Ist doch Babykram.“

„Eben.“ Daniel nickte. „Für dich ist das Babykram. Da lachst du doch nur drüber.“

Emily tat es wirklich. Und mit ihr auch alle anderen, was die gedrückte Stimmung verbesserte. Sehr schön. Wenn er wollte, konnte Kent richtig einfühlsam sein. Obwohl Lucas ja wusste, woran das lag. An Emily. Er schwor sich, sich nicht einzumischen. War nicht seine Sache und außerdem war er kaum der richtige für Beziehungstipps. Gerry hatte sich an Kent schon genug die Zähne ausgebissen, wenn es Rhylee besser ging, würde er garantiert wieder damit anfangen. Sei es auch nur, um sich bei seinen Freunden zu entschuldigen. Lucas musste sich also keine Sorgen machen.

„Also gut, wir konzentrieren uns auf die Energieabgabe. Matty, du weißt, was du tun musst?“

Matt nickte. Er wirkte gelassen und entspannt, wie immer. Dass darunter ein Vulkan brodelte, der unter Gewaltausbrüchen litt, würde niemand vermuten. Lucas fiel selbst nach all den Jahren schwer, das zu glauben. Wäre er nicht bei einem von Mattys Ausraster dabei gewesen, hätte er immer noch abgestritten, dass der Probleme hatte und zu Gewalt gegen andere und sich selbst neigte.

„Ich bündle die Energien und versuche so ein Portal zu öffnen. Jeremy hat es mir gut erklärt.“

Hatte er das? Lucas zog eine Augenbraue hoch, unterließ aber einen bissigen Kommentar. Nur weil er Jerry nicht verstand, musste das ja nicht für Matt gelten. Er hakte es ab.

„Los, dann fangen wir an.“

Die Anspannung kehrte zurück. Er hielt sie diesmal für ein positives Zeichen, denn sie bewies, dass alle bei der Sache waren.

Jeremys monotone Stimme eignete sich tatsächlich wunderbar zum Rezitieren, denn Lucas hörte bald schon keines der Worte mehr. Sie verschwammen zu einem angenehmen Gemurmel, das ihm half, sich zu konzentrieren. Es war wichtig, dass er seine Energie heraufbeschwor, ohne sie anzuwenden. Er brauchte nur das Potenzial, das in ihm steckte, zu wecken. Leidenschaft war das, was ihn auszeichnete und die in ihm das Feuer weckte.

An Leidenschaft zu denken, war für ihn nicht schwierig. Anstatt jedoch an eine der vielen Begegnungen zu denken, von denen er genug zur Auswahl gehabt hätte, stellte er sich vor, wie er Schwarzmäntelchen Harold zu einem romantischen Date ausführte. Ja, romantisch musste es sein, das konnte er sich schon denken. Vor allem konnte er sich das gut vorstellen. Sobald er die Wärme und das Prickeln auf seiner Haut spürte, lächelte er selbstzufrieden und öffnete die Augen. Er war im Umgang mit seinen Kräften erfahren genug, um sich nicht vollkommen darauf konzentrieren zu müssen.

Er erkannte mit geschultem Blick, dass den Elementarmagiern in der Gruppe das Ritual ihren Kräften angepasst leicht fiel. Sowohl Gerry und Daniel, als auch William und Elise waren von magischem Licht umgeben. Bei Emily tat sich nicht viel, aber er sah, wie Matt begann die Magie von ihnen allen zu bündeln. Obwohl Lucas diesen Vorgang nicht zum ersten Mal beobachtete, fesselte es ihn so sehr, dass er beinah aufhörte an das romantische Date mit Chris zu denken. Er fing sich jedoch rechtzeitig, bevor er den Zugang zu seiner Kraft verlor.

Matty kanalisierte die gesammelte Energie, indem er mit den Händen immer wieder ein Tor in die Luft zeichnete. Sehr schnell konnte Lucas sehen, wie die Umrisse des Unsichtbaren sichtbar wurden. Ein bläulicher Schimmer zeichnete die Konturen ab, die immer deutlichere Gestalt annahmen. Ein Portal, gewebt aus Magie, entstand. Licht funkelte in allen Farbfacetten. Bis jetzt war es nur Spielerei. Das Unsichtbare, das in der Welt unbemerkt existierte, sichtbar zu machen, gehörte zur Ausbildung eines Talamadre. Sie lernten und schulten diesen Vorgang ihr ganzes Leben lang. Jetzt ging es für Matt darum, das er es schaffte, die Barrieren von Zeit und Raum zu überbrücken und damit die Magie nicht nur sichtbar zu machen, sondern für sich zu nutzen. Andernfalls konnte Ms. Banks nicht zu ihnen teleportieren. Lucas hatte ein Foto von Tamara – via Twitter – benutzt, damit sich Matty die Heilerin vorstellen konnte. Es war wichtig, dass er sich auf sie konzentrierte.

Am liebsten hätte Lucas ihn gefragt, wie er vorankam. Aber er durfte ihn nicht in seiner Konzentration stören. Lucas beobachtete Mattys gleichmäßige Bewegungen, die innehielten, als das Tor gut sichtbar geworden war. Er versuchte nicht die Sekunden zu zählen, aber er ertappte sich dabei bei 46 angekommen zu sein, als Matt plötzlich den geschaffenen Türgriff aufzog.

Es wurde gleißend hell im Raum. Lucas schloss instinktiv die Augen. Blinzelnd versuchte er, sie gleich wieder zu öffnen. Er sah verschwommen und es dauerte einige Sekunden, bis die Schärfe der Umgebung wiederkehrte. Er entnahm den Geräuschen der anderen, dass es ihnen ähnlich ging. Doch das spielte alles keine Rolle, denn das plötzliche Lachen bewies ihm, er bildete sich die Gestalt neben Matt nicht ein.

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht reichte er Ms. Banks die Hand. Sie sah zugegeben verwirrt aus und war jünger als er erwartet hatte. Sehr viel jünger sogar. Er schätzte sie auf Anfang zwanzig.

„Guten Tag Ms. Banks. Darf ich mich vorstellen? Lucas Austen, Teamleiter aus Großbritannien.“

Ihr Händedruck war vorsichtig und sie sah sich verdutzt im Raum um.

„Wie …“

„Ein kleines Ritual. Wir wurden informiert, Sie hatten Schwierigkeiten, herzufinden. Das Wetter?“

„Sie haben mich …“

„Ein Teleportationszauber. Das machen wir öfter. Kein Grund zur Sorge. Wäre es uns gelungen Verbindung zu Ihnen aufzubauen, hätten wir Sie vorher informiert. Ich hoffe Sie nehmen es uns nicht übel.“

Dass er übertrieb verrieten vielleicht die erleichterten Gesichter seiner Teammitglieder, die gerade Matty umringten und ihm begeistert auf die Schulter klopften. Erleichterung waberte beinah wie dicker Londoner Frühnebel durch den Raum.

„Ich verstehe. Ähm sie sind die Gruppe, die diesen Notfall hat, richtig?“

Diese Gruppe … wie süss.

Ihm käme nicht in den Sinn sie zu daten. Das Merkwürdige daran war, dass es ihn weder kümmerte noch wirklich überraschte.

„Das sind wir. Ms. Brooks hat Sie über den Fall informiert?“

„Sie hat mir ein bisschen was erzählt und mir einen Bericht schicken wollen, aber den habe ich nicht erhalten. Die Verbindung zum Internet war miserabel und brach immer wieder ab.“

„Ich verstehe. Jeremy?“

Der reagierte prompt, wenn auch mit skeptisch gehobenen Augenbrauen.

„Mein Kollege Mr. Campbell wird das nachholen. Er weiß so ziemlich alles.“

Er winkte Jerry zu sich. Das dieser verdrießlich dreinsah und ihm damit sagen wollte, er ließe sich nicht herumkommandieren, ignorierte Lucas gekonnt. „Ich sage Lucy und Scott Bescheid, sie kommen zu euch.“ Er sah zu Ms. Banks. “Sie können Ihnen sagen, was zu tun ist.“

Sie nickte hilfsbereit und er sah ihr hinterher, wie sie in Jerrys Gesellschaft den Raum verließ.

Gerry schob sich in sein Sichtfeld und unterbrach Lucas Gedanken zu Schwarzmäntelchen Harold. Er hatte auch nur eine Sekunde an sie gedacht. Ganz sicher nur eine.

„Wie geht es jetzt weiter. Sie ist hier, aber …“

„Jeremy, Lucy und Scott werden alles Wichtige mit ihr besprechen. Ich denke wir sollten es noch heute Abend versuchen.“

Er sah wie in Gerry Freude mit Angst rang, also klopfte er ihm aufmunternd auf die Schulter. „Nur keine Sorge. Es wird alles gut ausgehen. Wir sind nicht umsonst soweit gekommen.“

„Danke Austen.“

Lucas nickte ihm zu, dann ging er hinaus in Richtung seines Zimmers. Hier konnte er ungestört mit Ms. Brooks telefonieren.

Das Gespräch verlief nicht erbaulich, endete aber auch nicht mit einer Katastrophe. Er hatte Dylan versprechen müssen, nicht noch mal ohne ihre Zustimmung eine ihrer Mitarbeiterinnen mit so einem Ritual in Gefahr zu bringen. Er hatte sich von ihr rügen und belehren lassen, danach aber war ihre Munition verschossen und sie gab ihr Einverständnis dazu, dass Ms. Banks ihnen half. Sie mahnte ihn zur Vorsicht, sie wünschte, dass ihrer begabten Heilerin nichts passierte und sie wollte über Fortschritte informiert werden. Lucas versprach, sich an alles zu halten, an alles zu denken und dann legte er zufrieden auf. Erst nach dem Gespräch erlaubte er es sich kurz innezuhalten und durchzuatmen. Er war nicht überrascht, er hatte immer daran geglaubt, dass er es möglich machen würde – das Unmögliche – aber es war bisweilen anstrengender als erwartet. Satek war ein harter Brocken, härter als es Lucas eingeschätzt hätte. Umso mehr würden sie alle den kleinen Sieg feiern, sobald Rhylee gerettet war. Denn Lucas war sich sicher, Satek rechnete nicht damit, dass es ihnen gelänge.

„Lucas?“

Er sah zur Tür, in die braunen Augen von Lucy.

„Lucy, willst du was Bestimmtes von mir?“

Sie lächelte wegen dem Unterton in seiner Stimme, doch schüttelte gleichzeitig den Kopf.

„Ms. Banks möchte es jetzt gleich versuchen. Sie scheint sehr nett. Jedenfalls war sie ehrlich ergriffen von der Sache und hat sich bereit erklärt, es sofort anzugehen. Sie sagt, sie kann nichts versprechen, aber sie wird alles probieren.“

„Na das ist doch toll.“

Lucy sah nicht aus, als teile sie seine Freude.

„Was ist, hast du Bedenken?“

„Sie ist noch so jung, Lucas. Ich bezweifle, dass sie schon weit genug ist, so etwas zu schaffen. Ich bin nicht sicher, ob sie in Anbetracht der Zweifel, die man am Gelingen der Sache haben muss, das Risiko eingehen sollte. Es könnte auch nach hinten losgehen und wir verlieren nicht nur Rhylee.“

„Wenn wir es nicht probieren, dann verlieren wir sie ganz sicher.“

„Du weißt, dass ich das nicht will.“

Sie klang verletzt. Seine Worte hatten sich zu sehr nach einer Anklage angehört. Er nahm sie in den Arm, indem er ihr einen Arm um die Schulter legte und sie zu sich zog.

„Natürlich weiß ich das. Wir alle wissen das. Es gibt keinen, der daran zweifelt, Lucy. Ich weiß, dass du dir um Ms. Banks Sorgen machst, aber es ist ihre Entscheidung. Ihre Gabe. Sie kennt die Risiken und wenn sie sich dafür entscheidet, uns zu helfen, dann weil sie weiß, dass sie nicht anders kann. Sie ist eine von uns.“

Lucy sah ihn an, dann nickte sie ernst. „Sie ist ein Talamadre.“

„Ja, das ist sie. Sie weiß, was das heißt. Wir alle wissen es. Wir wissen dagegen nicht, ob sie nicht Wunder vollbringen kann, diese kleine Ms. Banks. Dylan jedenfalls ist der Meinung, dass sie unsagbar talentiert ist.“

„Dylan?“ Lucy klang nun amüsiert.

„Denk gar nicht dran, sie hat mich abserviert.“

„Du hast es tatsächlich versucht?“ Lucy lächelte dieses Psychologenlächeln. Lucas hatte es so getauft, weil sie trotz dem Lächeln in den Augen so aussah, als könnte sie einem bis in die Teile der Seele sehen, die man gerne versteckt hielt. Vor allen vor Frauen.

„Versuche ich das nicht immer?“, erwiderte er ihr Lächeln selbstbewusst.

„Lernst du je dazu?“

„Muss ich das?“, konterte er. Dieses Spiel konnten sie ewig spielen. Vielleicht mochte sie ihn deswegen, obwohl sie offensichtlich nicht auf ihn stand. Er war so was wie eine geistige Herausforderung. Kein Wunder. Seine Gedanken waren der reinste Irrgarten und bestimmt ein gefundenes Fressen für jeden guten Psychologen. Und Lucy war die Beste. Nicht umsonst arbeitete sie für Wescott. Jetzt ihn. Das erinnerte ihn daran, dass die anderen auf ihn warteten. Er nahm Lucy am Arm.

„Komm lass uns zu den anderen gehen.“

Auf dem Flur kam Ihnen Jeremy entgegen.

Lucy lächelte halbherzig. „Ach ja, Jeremy wollte dich dringend sprechen.“

Sobald sein Kollege vor ihnen stand, hielt er inne. Lucy ging vor und ließ sie beide allein. „ Auf ein Wort, Austen!“

Bevor Lucas etwas sagen konnte, ergriff Jerry erneut das Wort.

„All der Aufwand für den lächerlichen Hauch einer Chance, Rhylee zu retten? Das ist Wahnsinn! Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sie das hinkriegt? Hast du gesehen wie grün sie hinter den Ohren ist?“, zischte er Lucas an. Doch mehr als ein überzeugtes Lächeln bekam er heute nicht. Sorry, Jerry.

„Dann ist das heute Abend ihr großer Moment. So was wird nicht jedem gegeben, diese Chance etwas zu tun, das dich für immer unsterblich macht. In den Archiven der Talamadre wenigstens.“

„Du bist verrückt“, konterte Jerry ablehnend. Er glaubte an das alles hier nicht. Das war sein Problem.

„Und derjenige, der die Verantwortung hat, also danke für deine herzerwärmende Sorge um mich und meinen Kopf, sollte das hier nach hinten los gehen.“

Das nahm Jeremy den Wind aus den Segeln. Stattdessen lächelte er.

„Krieg ich deinen Posten, wenn du versagst?“

Lucas war sich nicht sicher, wie viel Ernst hinter der Frage steckte. Aber er entschied sich, nicht weiter darauf einzugehen. Jeremy verstand nicht, dass eine Niederlage nicht in Lucas‘ Plan vorkam. Er hatte ein verdammtes Wunder versprochen und nicht weniger würde Rhylee nun bekommen.

„Vertrauen, Jeremy. Vertraue einmal in deinem Leben jemandem mehr als dir. Sie wird es schaffen und jeder, der an sie glaubt, wenn sie es versucht, hilft ihr dabei. Selbst wenn du daran zweifelst, springe dieses eine Mal über deinen Schatten und glaube an das hier. Denn Glaube versetzt bekanntlich Berge. Und wir, mein Freund, sind gerade im Begriff den Mount Everest zu besteigen.“

Lucas hatte es nur so gesagt und nicht wirklich geglaubt, dass Jerry sich von seiner pessimistischen Einstellung abbringen ließe. Aber der Talamadre überraschte ihn, als er jetzt zögernd nickte.

„Gut. Besteigen wir den Mount Everest. Ich hoffe nur, uns geht der Sauerstoff beim Aufstieg nicht aus.“

Mit Bergsteigen kannte er sich also auch noch aus? Gab es überhaupt irgendwas, über das Jeremy rein theoretisch nicht alles wusste?

Jeremy klopfte ihm lächelnd auf die Schulter. „Die Antwort lautet nein, Lucas.“

„Die Antwort auf welche Frage?“

„Ich kann nicht bergsteigen, aber ich weiß so ziemlich alles darüber.“

Das war nicht, was Lucas sich gefragt hatte. Aber er war froh, dass Jerry bewies, dass er zumindest keine Gedanken zu lesen vermochte. Also nahm er es sportlich und erwiderte Jerrys Lächeln.

„Ich wusste doch, dass bei unserem Aufstieg nichts schief gehen kann.“

Und wenn er hier von ihrem gemeinsamen Aufstieg sprach, war das ein wirklich denkwürdiger Augenblick in seiner Karriere als heimlicher Oberer.

Talamadre

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