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Die weiße Frau im Bickenbacher Schloss

Zur Mittagsstunde, pünktlich um zwölf, kann man in den Ruinen des Bickenbacher Schlosses bei Alsbach eine weiße Dame sehen. Ein kecker junger Bauer traf sie einmal und war der Meinung es handele sich um ein vornehmes Fräulein. Sie sprach ihn an und fragte ihn, ob er nicht sein Glück machen wolle. Ganz neugierig fragte der junge Mann nach, wie das denn ginge. Nun, meinte die weiße Frau, es wäre eigentlich keine große Sache. Er solle in der folgenden Nacht wieder an Ort und Stelle erscheinen, sie wäre dann auch zugegen. Wenn er ihr drei Küsse geben würde, dann wären alle Schätze der Burg die seinen. Doch er dürfe keine Furcht zeigen, wenn sie ihm in einer anderen Gestalt erscheinen und die Schlüssel überbringen würde. Der junge Landmann, mutig wie er war, erschien Punkt Mitternacht an besagtem Platz. Ganz wohl war ihm nicht in seiner Haut, denn eine große Schlange, mit den Schlüsseln zwischen den Zähnen, kroch auf ihn zu. Doch er überwand sich, beugte sich vor und wollte eben die Schlange küssen, als plötzlich ein riesiger, abscheulicher Bär auftauchte. Doch das war nicht das schlimmste. Zu seinem Grausen bemerkte er, dass im Pelz des Tieres Gabeln steckten und auch Messer sein Fell zerschnitten. Der Bär brüllte: „Zerstechen und zerschneiden!“ und setzte zum Angriff auf den Burschen an. Das war nun sogar für dessen Mut zu viel und er rannte fort vom Ort des Schreckens. Er hörte aus der Ferne noch das Wehklagen der Schlange, die jammerte, dass sie jetzt nicht mehr erlöst werden könne und warten müsse, bis die Wiege aus dem Bäumchen gefertigt wäre, in dem ihr Erlöser gewiegt werden wird.

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