Читать книгу Lehrberuf: Vorbereitung, Berufseinstieg, Perspektiven (E-Book) - Dilan Aksoy, Mirjam Kocher - Страница 28
4.5Implikationen
ОглавлениеBezüglich der Berufswahlmotive sind BW keine grundsätzlich andere Zielgruppe als Studierende, die direkt nach dem Gymnasium in die Lehrerinnen- und Lehrerbildung eintreten: BW sind ebenso motiviert für den Lehrberuf wie andere Studierende auch, und der Lehrberuf ist für sie ebenso selten eine Verlegenheitslösung. Dies ist für die Bildungspolitik und Schulpraxis ein positiver Bescheid. Die zunehmende Öffnung der pädagogischen Hochschulen für heterogene Zielgruppen ist also grundsätzlich positiv zu bewerten und trägt nicht dazu bei, dass mehr Personen in den Lehrberuf eintreten, die diesen aus vornehmlich extrinsischen Gründen wählen.
Gleichzeitig positionieren sich Personen, die erst auf dem zweiten oder dritten Karriereweg in die Lehrerinnen- und Lehrerbildung eintreten, hinsichtlich ihrer Berufsziele als spezielle Zielgruppe. BW zeichnen sich als angehende Lehrpersonen dadurch aus, dass sie stärker über den Beruf als Volksschullehrperson hinausdenken und sich eher etwa als Schulleitende oder Mitarbeitende in der Bildungsadministration sehen als andere Studierende. Unter dieser Prämisse muss das Thema Berufsausstieg neu evaluiert werden: Wenn mit der Zahl der BW auch die Zahl der Lehrpersonen zunimmt, die Interesse an einer beruflichen Weiterentwicklung im Rahmen des Bildungssystems haben, ist dies, bildungspolitisch gesehen, durchaus wünschenswert. In den Statistiken werden diese Personen dereinst allerdings unter dem negativ konnotierten Stichwort «vorzeitiger Berufsaustritt» geführt. Für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung heißt dies: Nach wie vor muss als Maxime gelten, qualifizierte Lehrkräfte auszubilden und im Beruf zu halten. Diese Maxime muss aber erweitert werden: In dem Maße, wie sich Berufsbilder und Erwerbsbiografien verändern und flexibilisieren, werden mehr und mehr Lehrpersonen ausgebildet werden, die den Lehrberuf nicht als Endstation einer Karriere sehen, sondern als Zwischenschritt. Dies ist nicht grundsätzlich negativ zu bewerten, sondern kann als Anregung verstanden werden, Karrieren und Perspektiven innerhalb des Bildungssystems neu zu denken.
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